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Rezensionen zu
Junktown

Matthias Oden

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In Junktown nimmt uns Matthias Oden in eine ganz eigene Welt mit. In einer faschistischen Gesellschaft, regiert durch die Konsumistische Partei, ist Drogenkonsum Pflicht. Jeder Bürger muss durch regelmäßige Tests nachweisen, dass er seinen Drogenlevel hoch genug hält. Menschen werden von mechanischen Brutmüttern geboren und in Humanklassen eingeteilt, die den Status und den Nutzen des Menschen in der Gesellschaft angeben. Wer durch exzessiven Drogenkonsum keinen Nutzen für die Gesellschaft mehr hat, wird herabgestuft und "recycled", so dass wenigstens seine Biomasse noch von Nutzen sein kann - um einen neunen Konsumenten zu erschaffen. In diese dystopische, totalitäre Gesellschaft schickt Oden, seinen Ermittler Solomon Cain der Gemapo (die Geheime Maschinenpolizei) um den Mord an einer Brutmutter aufzuklären. Klingt nach einer wenig freundlichen Umgebung? Korrekt - und Matthias Oden hält dieses Bild einer dunklen Gesellschaft voller Kontrolle auch durch seinen harten, dreckigen Sprachstil aufrecht. Auch kurze Momente der Freunde und sich anzeichnende "Feel Good" Momente werden im Keim erstickt. Also definitiv kein Buch für jemanden, der gerne schöne, rosa Welten voller Freude und Herzlichkeit sieht. Man könnte Junktown fast als Noir-Krimi in einem Sci-Fi-Setting bezeichnen - wenig Hoffnung, kaputte Charaktere und kein Happy End. Wer sich auf eine solche Welt und Geschichte einlassen kann und möchte, wird an Junktown seine Freude haben! Matthias Oden verwebt einige bekannte Dinge sehr geschickt in eine eigene stimmige Welt. Bezeichnungen wie Gemapo, Rauschparteitagsgelände oder das "recyclen" von Menschen, die für die Gesellschaft keinen Nutzen mehr haben, erinnern frappierend an die Zeit des Nationalsozialismus und geben dem ganzen so eine noch dunklere Aussage. Manches übernimmt er auch ganz einfach mal, wie z.B. die Stimmungsorgel zur Beeinflussung von Gefühlen, die der Sci-Fi Leser bereits aus Philip Dicks "Blade Runner" kennt. Was ich etwas schade fand: Es wird zwar eine ganz eigene Gesellschaft des Drogenkonsums generiert, aber das wieso und warum wird nicht wirklich erklärt. Der Leser wird einfach ohne größere Erklärungen in diese Welt hineingeworfen, und bekommt auch bis zum Ende hin nur wenig Einblick in das System an sich und die Beweggründe - schade, hier hätte ich mir definitiv mehr gewünscht. Alles in allem aber ein Lesetipp für all jene, die sich nicht an dunklen Welten mit wenig freudigen Momenten stören.

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In einer Stadt in der Zukunft, ‚Junktown‘, in der Drogenkonsum rechtlich vorgeschrieben wird und Maschinen fast genauso zur Gesellschaft gehören wie Menschen, lebt Solomon Cain. Er ist Inspektor bei der Geheimen Maschinenpolizei. Der Leser begleitet Cain in den Ermittlungen eines Mordfalls, bei welcher es zu vielen Ungereimtheiten kommt. Das Buch fand ich bei der gezielten Suche nach einem Science-Fiction(-artigem) Buch. Das Cover setzte sich am besten von den anderen - in Blau/Grau/Grün-Tönen gehaltenen - Covers ab und der Klappentext hat mich dann endgültig überzeugt. Meiner Meinung nach hat der Roman ein sehr gutes Verhältnis zwischen SciFi-/ausgedachten Elementen und der Realität. Man ist nicht vollkommen verloren in einer Welt aus ausgedachten Rassen und Gruppen, da bekannte Grundstrukturen (eine Partei stellt die Regierung, Menschen und Maschinen, Drogenkonsum etc.) verwendet werden und mit neuen Gedanken verknüpft sind. Oder es werden komplett neue Elemente sinnvoll in die vorhandenen Strukturen eingefügt. Daher finde ich es auch nicht tragisch, dass die Vorgeschichte kaum thematisiert wird - die Meisten werden beispielsweise eine (grobe) Idee einer Revolution im Kopf haben und diese kann man dann einfach auf die gegebenen Umstände im Roman anwenden. Neue Begriffe werden meistens unmittelbar im Fließtext erklärt, zum Nachschlagen gibt es aber auch zwei Anhänge, die noch einmal alles übersichtlich gegliedert aufführen. Bei Erklärungen im Fließtext könnte man teilweise auf mehr Informationen hoffen, muss aber auch bedenken, wie langatmig das Buch dann geworden wäre. Daher sehe ich es wie es ist als perfekte Balance zwischen Neuem und Bekannten, sowie Erklärtem und Dingen, die man sich selber dazu denken kann/muss. Die Figuren an sich sind gut ausgearbeitet und man versteht ihr Handeln, da es nachvollziehbar dargestellt oder erklärt wird. Die Dialoge sind lebhaft und -wo es angebracht ist- in einer natürlichen Umgangssprache gehalten. Ein Minuspunkt für mich ist der Mangel an weiblichen Charakteren, welcher zwar mit einer Aussage im Buch erklärt werden kann, mich aber dennoch stört, da diese einen dermaßen geringen Anteil an Frauen meiner Meinung nach nicht rechtfertigt. Im Roman wird mehr oder weniger kontinuierlich Spannung aufgebaut. Dies geschieht mit vielen kleinen ‚Plottwists‘ im Werdegang der Handlung. Stellen, die nicht zum Spannungsaufbau dienen werden mit Erläuterungen der ‚neuen Welt‘ ausgefüllt und sind somit - für jemanden, der sich für die Thematik interessiert - durchaus interessant. Wenn man mit dem Gedanken einer ausgedachten Dystopie mit Parallelen zur heutigen Zeit nichts anfangen kann und man eher auf der Suche nach einem Krimi ist, ist einem das Buch eher nicht zu empfehlen. Beim Lesen merkte ich an vielen Stellen, dass Oden eine intensive Hintergrundrecherche betrieben und/oder über ein breit gefächertes Vorwissen verfügt, denn von den Gerüchen der einzelnen Drogen beim Konsum, über Fakten die menschliche Psyche betreffend, bis hin zu Kommunikationswissenschaft wird alles passend in den Roman eingebaut. Der Autor neigt nicht zu seitenlangen Sätzen, bei denen man schnell den Faden verliert, sondern einem guten Mix aus einfachen und komplexen Konstruktionen, die den Lesefluss unterstützen. Anstrengend sind zu Beginn die vielen Abkürzungen, wenn man sich daran gewöhnt hat (/gewöhnen kann) stören diese aber nicht mehr. Die Kapitelenden erregen oft den Wunsch, weiterzulesen, da es an den spannendsten Punkten zu einem Bruch kommt. Durch den gesamten Roman zieht sich eine düstere Stimmung. Zusammen mit Anspielungen auf die heutige Zeit macht dies das Buch zu alles anderem als einen ‚Happen für Zwischendurch‘, da es einem zum Nachdenken bringt, auch über die Lesezeit hinaus. Generell sind die Herleitungen in der Ermittlung immer schlüssig und zeitlich passend - nicht ‚aus dem Nichts hervorgeholt‘ und alle offenen Fragen werden am Ende geklärt. Fazit: 4/5 für einen (indirekt) gesellschaftskritischen Roman über eine Mordermittlung in einem spannenden dargestelltem Fall in einer dystopischen Welt. Nicht zu empfehlen, wenn man auf der Suche nach etwas mit einer leichten, freundlichen Atmosphäre ist.

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Leider hat mir das Buch nicht zugesagt

Von: Nenis Welt

15.06.2018

Vorab möchte ich sagen, dass ich das Buch auf Seite 60/400 abgebrochen habe, ich es aber dennoch rezensieren werde, da ich es vom Verlag zur Verfügung gestellt bekommen habe. Ich weiß nicht, wie das Buch endet oder wie der weitere Verlauf ist. Das Cover sowie der Klappentext haben mich unglaublich angesprochen! Wie cool ist es bitte, das du konsumieren musst. Was wäre das für eine krasse Welt? Abstinenz ist Hochverrat? Hört sich vielversprechend an! Ich dachte es ginge um das Konsumieren von Drogen, von Kaufräuschen und ähnlichem. Du musst einfach konsumieren, egal was. Aber irgendwie wurde es mir zu “robotermäßig” und darauf war ich nicht vorbereitet. Der Schreibstil ist sehr hart und grob, was mir leider nicht gefallen hat. Ich habe mich dabei richtig merkwürdig gefühlt und fand es stellenweise echt ekelig. Für mich war das wirklich überhaupt nichts. Auch die vielen Abkürzungen waren mir einfach zu anstregend. Das Lesen hat mir überhaupt keinen Spaß gemacht, da ich immer wieder hinten im Buch schauen musste, was irgendwelche Abkürzungen bedeuten. Hätte er sich nicht die Zäpfchen reingedrückt, hätte er den Schlaglöchern ausweichen können, würde sein Steiß nicht schmerzen, würde sein Schließmuskel nicht im körpereigenen Kondenswasser schwimmen. Leider konnte ich weder zum Protagonisten, noch zu einem anderen Charaktere irgendeine Bindung herstellen und war total abgeschreckt vom Verhalten dieser. Es gibt diese Geschichten, die dich schocken und dadurch begeistern, aber von dieser Geschichte und den Charakteren bin ich leider nur geschockt. Ohne Begeisterung. Natürlich kann man nicht nach 60 Seiten einen Protagonisten beurteilen, aber aufgrund der ganzen technischen Details in der Geschichte wollte ich einfach nicht weiterlesen. Sich Zäpfchen (Drogen?) in den “Mastdarm” zu schieben – und das auf der ersten Seite, hat mich nicht begeistern können, sondern irgendwie – vielleicht aufgrund des Schreibstiles – hat es mich nur geekelt. Ich weiß nicht, ob es noch besser geworden wäre und ich möchte das Buch auch nicht schlecht machen, aber es hat mir (leider!) einfach nicht zugesagt. Fazit Durch die ganzen technischen Details und der ekeligen Beschreibung des Drogenkonsums war ich etwas abgeschreckt. Da mich aber die Handlung nicht fesseln konnte und ich mich auch in den Charakteren nicht wiederfand, habe ich das Buch abgebrochen. Ich denke aber, dass es für Dystopie- oder Science-Fiction-Liebhaber durchaus eine aufregende Geschichte sein kann. Der Schreibstil an sich war mir leider nur zu grob. Vielen lieben Dank an den Heyne Verlag für das Rezensionsexemplar! Erhältlich im Buchhandel eures Vertrauens oder direkt beim Verlag. Eure Neni ♥

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Worum geht’s? In Junktown ist es erste Bürgerpflicht, von morgens bis abends zugedröhnt zu sein. Heroin, Kokain, jede Menge Designerdrogen – alles vorhanden, vom Staat zwangsverordnet, nur Zigaretten und Alkohol gelten als oppositionell. Bei all den Zauberpillen kann man manchen anderen Sachen nicht mehr richtig nachkommen, und so wird auch die Fortpflanzung gänzlich aus der Hand gegeben. Zeugung, Austragen und Gebären übernehmen sogenannte Brutmütter, hoch technologisierte, riesige Maschinen, die aber auch Persönlichkeit haben. Eine dieser Brutmütter wird umgebracht, und Solomon Cain wird auf den Fall angesetzt. Wer hatte ein Motiv, die Brutmutter umzubringen? Wieso hatte sie so viele verschiedene Typen Embryonen? Und was hat das Rauschsicherheitshauptamt mit der ganzen Sache zu tun? Cain fängt an zu wühlen und findet mehr Dreck als ihm lieb ist. Wie war’s? Lange Zeit war ich mir nicht sicher, was ich von Junktown halten sollte. Es gibt offensichtliche Anspielungen auf die Zeit des 3. Reiches, die DDR und die RAF, und ich meine eine kleine Hommage an 1984 zu erkennen, aber ich war mir nicht sicher, ob es funktionierte. Doch wie die Drogen wirkt auch Junktown nach. Die ganzen offensichtlichen und weniger offensichtlichen Anspielungen auf die deutsche Geschichte fügen sich letztlich völlig natürlich in diese totalitäre Welt ein, sie bilden eine logische Konsequenz der Vergangenheit. Und, Himmel, es ist endlich wieder eine „echte“ Dystopie, in der das Schicksal der Gesellschaft nicht in der Hand eines „ganz besonderen“ Teenagers liegt, und die so ausweglos scheint wie Orwells 1984. Der eigentliche Plot, die Mordermittlungen, bekommen vor diesem Hintergrund noch einen ganz anderen Spannungslevel, denn Cain muss nicht nur den Mord erfolgreich aufklären, sondern dabei auch systemkonform bleiben. Nicht so einfach, wenn man Solomon Cain ist. Und ohne zu viel zu verraten: Ich liebe, wie das Buch ausgegangen ist! Neben den historischen Anspielungen gibt es noch eine weitere Besonderheit: alle Charaktere haben biblische Vornamen. Das war für mich natürlich ungemein spannend, und ich habe sofort, als ich fertig war, nochmal genau recherchiert. Nicht, dass ich mich vertue. In meinem Kopf spielte ich verschiedene Möglichkeiten durch, warum die Menschen dieser technologisierten Welt nur biblische Vornamen hatten. War das ein intendierter Kontrast zwischen Religion/Mensch und Maschine? Oder war es, wie so vieles andere, ein Rückgriff auf deutsche Geschichte, nur mit einem anderen Kniff? Immerhin mussten die Juden im 3. Reich den Namen Sara bzw. Israel tragen. Netterweise stellte Heyne den Kontakt zwischen mir und Matthias Oden her, und ich durfte ihn mit meinen Fragen zu den Namen bombardieren. Und ich lag weit daneben. Der Hintergrund für diese Namen war pragmatischer: „Ich braucht[e] Namen für meine Welt. Namen, die nicht so alltäglich klingen wie Sebastian oder Klaus-Oliver und nicht so fantasymäßig wie Legolas…“ Ja, ich bin mir sicher, dass ich einen Klaus-Oliver Cain nicht ganz so ernst genommen hätte wie einen Solomon Cain, und bei Legolas Cain wäre ich endgültig in Lachtränen ausgebrochen. Kleine Hausaufgabe für nach dem Lesen: Schlagt mal die Namen der einzelnen Charaktere nach und schreibt mir, was ihr gefunden habt. Für mich war das Sinnieren über die Namen quasi ein Extrastück Schokolade, es hat mir wahnsinnig Spaß gemacht.

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Wieder einer dieser Romane, in die man sich erst hineinlesen muss, aber dann auf einen interessanten Krimi stößt, der man mitunter nicht als leichte Kost betiteln kann. Ich zumindest tat mich an Anfang sehr schwer, denn man wird in die Story hinein geworfen und erhält nicht gerade die Fülle an Informationen die man sich vielleicht in einer Dystopischen / Science Fiction Welt erhofft und benötigt. In Junktown steht die Politik und die Revolution und Abschottung der alten Welt im Vordergrund. Drogen sind legal und stehen jedem zur Verfügung, ja sie werden schon mindestens genauso eingenommen wie das tägliche Essen und müssen sogar konsumiert werden, denn wer nicht die vorgegebenen Dosis erreicht, wird fast schon als Staatsfeind angesehen. Ebenso leben intelligente Maschinen neben den Menschen und werden in den Alltag integriert und gelten als Mitglied der Gesellschaft, so kann es auch vorkommen, das Menschen und Maschinen Beziehungen eingehen die in dieser Welt als vollkommen Normal angesehen werden. Zugegeben, für mich war es eher seltsam und gewöhnungsbedürftig, wenn man dennoch die ersten Seiten hinter sich hat wird es interessanter und man bekommt einen guten Krimi vorgesetzt, der eine komplexe Handlung und ebenso ein interessantes Setting zeigt. Allerlei Fremdbegriffe machen das Lesen etwas schwierig. Obwohl mir Junktown gefallen, konnte ich mich nicht wirklich in die vorhandene Charakter hineinversetzen. Ich war so gesehen nur ein stummer Zuschauer der das ganze Treiben distanziert beobachtet hat. Ich weiß selbst nicht woran es lag, aber trotz der Tatsache dass ich es faszinierend fand, Inspektor Solomon Cain zu folgen und den Mordfall an einer Brutmutter aufzuklären, macht es dieses Buch mir nicht gerade leicht. Zum einen fand ich es an vielen Stellen packend und die Atmosphäre gut, an einigen wiederum uninteressant und ausschweifend. Es ist originell, der Plot spannungsreich, trotzdem geben politische Intrigen und Machtspielchen den Takt an und das ist nichts für mich. Kann sein, dass es einige mögen, aber ich gehöre nicht dazu. Man sieht, es gibt sowohl negative als auch positive Aspekte. Dennoch ein großes Manko ist in diesem Buch das fehlende Hintergrundwissen, wieso es zu diesem und jenem kam und weshalb plötzlich Drogen als legal gelten (Das hab ich bisher immer noch nicht so ganz herausgefunden und werde es auch dabei belassen). Ein guter Kriminalroman mit einen außergewöhnlichen Setting, ein verwinkelter und verzwickter Fall der Aufgelöst werden will und ein Ende, dass man fast schon erahnen kann.

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Eine Welt, die nur noch die Persiflage der unsrigen ist. Drogen sind staalich verordnet und sollen konsumiert werden. Wer es nicht tut, ist verdächtig. Als Zeichen von Wohlstand und Funktionalität verteilen Menschn Müll vor den Iglus, in denen sie wohnen. Alles scheitn verkehr tund falschrum, nichts mehr echt. Menschen werden nicht mehr natürlich gezeugt, sondern von "Brutmuttern", Gebärrobottern je nach gewünschten Fähgikeiten zusammengemixt und wie am Fließband hergestellt. Ein Cop, der noch die Welt so kannte, wie sie vorher war, muss den Mord an eben so einer Brutmutter aufklären. Für mich ist das Werk visionär und großartig, vielleicht seiner Zeit vorraus. Die Stimmung ist dystper, beängstigend und beklemmend, die Sprache nütern und analytisch - ein Roman, von einem Autor, der seine eigenen dystopischen ideen hat und nicht den 10sten Aufguss von Altbekanntem abgeliefert hat.

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Solomon Cain ist ein in die Jahre gekommener Inspektor der Geheimen Maschinenpolizei in Junktown. Seit der Revolution, bei der er einen entscheidenen Beitrag leistete, sind Jahrzehnte vergangen. Seither gibt es in Junktown nur noch ein Motto, nach dem alle Bewohner leben müssen: Konsum ist König und Drogen sind das neue In-Mittel, das jeder regierungstreue Bürger nutzen muss. Die Menschen werden schon seit langem nicht mehr geboren, sondern produziert, in riesigen Maschinen, den sogenannten Brutmüttern. Eine dieser Brutmütter wird ermordet und Solomon Cain stellt schnell fest, dass dies kein einfacher Mord war, sondern dass hinter dem Fall eine riesige Verschwörung steckt. Weitere damit zusammenhängende Morde ereignen sich in Junktown und Solomon Cain gerät ins Fadenkreuz der Drahtzieher … Junktown – ein Hort aus Müll, Drogen und Kontrolle Überall in Junktown häuft sich der Müll in den Gärten der Häuser, denn Müll ist zu Statussymbol erhoben worden. Nur wer genügend Müll produziert, wird nicht verdächtigt. Viel Müll bedeutet viel Konsum und dies ist in der Konsumgesellschaft von Junktown oberste Priorität. Der Handel und Verkauf von Müll – denn mancher Müll ist hochwertiger als anderer – boomt. Doch auf den Straßen von Junktown sind nur wenige Menschen unterwegs, denn die meisten sind von den Drogen, die sie regelmäßig einnehmen müssen zu benebelt. Monatlich muss sich jeder Bewohner einem Drogentest unterziehen, sodass festgestellt werden kann, ob er oder sie auch immer noch dem konsumgetrieben und drogenerhabenen Doktrin der Regierung folgen. Alkohol und Zigaretten sind verbotene Drogen, da sie an die Zeit vor der Konsumrevolution erinnern und regimekritisches Gedankengut symbolisieren. Heroin und andere harte Drogen dagegen sind überall erhältlich. Das Gesundheitswesen ist das wichtigste Werkzeug der politischen Kontrolle gegen das sich die Bürger nicht wehren können. Junktown – zu zahlst mit deinem Leben Solomon Cain ist es Leid. Sein Leben hat schon seit langem keinen wirklichen Sinn mehr und er stürzt sich ein ums andere Mal in die Arbeit, um die Trostlosigkeit seines Daseins zu verdrängen. Vor einigen Jahren hat sich seine Ehefrau den goldenen Schuss gesetzt, hat damit ein Denkmal erhalten und Solomon Cain als direkter Verwandter erhält Sonderprivilegien. Doch die Regierung hat sein Treiben schon länger im Auge. Sie hat bemerkt, dass er – der einstige Revolutionär – nicht mehr der drogen- und konsumgetriebenen Regierung hörig ist. Bisher wurde dieser Unmut geduldet, doch damit ist es vorbei, als Solomon Cain den Fall der getöteten Brutmutter übernimmt. Willkommen in der schönen neuen Welt à la Aldous Huxley Die Welt hat sich gewandelt. Die Menschen sind in Humanklassen eingeteilt und werden auch demnach produziert. Die einen haben mehr Verstand, die anderen mehr Muskelkraft oder ein bestimmtes Talent. Jeder kann nur in diesem Rahmen seiner Entstehung existieren oder manchmal – in Ausnahmefällen – ein Upgrade erfahren, eine technische Operation. Solomon gehört zum Humanmaterial der Klasse Triple-A, was zwar nicht die höchste Klasse ist, aber gemeinsam mit seinem Revolutionsstatus und dem Hinterbliebenenstatus eines Goldenen Schützen kann er ganz gut leben. Wenn da nicht sein innerer Unmut gegen das System wäre. Jeder, der sich etwas zu Schulden kommen lässt (abweichende Äußerungen oder zu wenig Drogenkonsum) wird in seiner Klasse im jährlichen Rating herabgestuft. Klasse D bedeutet Recyclinhof. Die organische Masse landet dann wiederum in den Brutmüttern, die auf bestimmte Zuchtprogramme programmiert werden. Brutmütter und andere KI-Maschinen sind höhere Maschinenwesen. Deshalb verfolgt Cain auch den Mord der Brutmutter BM17. Junktown: ein dystopischer Krimi „Junktown“ hat mir auf mehreren Ebenen ausgesprochen gut gefallen. Zum einen selbstverständlich, weil es ein dystopischer Krimi ist und man mich inzwischen außerhalb des dystopischen Jugendroman mit allem kriegt, was Zukunftsvisionen enthält – sei es Sci-Fi oder eben auch ein Krimi. Matthias Oden hat eine wirklich faszinierende Welt (oder Stadt) aufgebaut, in welcher sich die moralische Ordnung vollkommen verdreht hat. Aus einer freiheitlich orientierten Revolution ist ein totalitäres System geworden. Die Menschen leben neben höheren Maschinenwesen und werden selbst mittels Genpool-Manipulation in Klassen eingeordnet, noch bevor sie geboren bzw. produziert werden. Zwischen Mensch und Maschine In Matthais Odens Krimi „Junktown“ gibt es auch eine tragische Dreiecksbeziehung zwischen zwei Männern und der verstorbenen Brutmutter. Für mich ein ganz faszinierendes Konstrukt, denn eine Brutmutter ist eine riesige Maschine, die zur Produktion von Menschen hergestellt wird. Sie ist zugleich Produktionsmaschine und ebenfalls mit einer KI ausgestattet, die Gefühle hat. Matthias Odens Erzählstil und die Geschichte selbst lässt Maschinen zu etwas Lebendigem werden. Der Tod (!) der Brutmutter wird durch eine höhere Polizeistelle untersucht und nicht von der BePo, der Bedarfspolizei, die niederen Delikten nachgehen und dementsprechend auch von niederen Humanklassen belegt ist. Junktowns skurrile Figuren Solomon Cain ist ein eher abgefuckter Held. Er muss ständig Drogen nehmen, um nicht aufzufallen und eigentlich hat er das Leben, das er führt so richtig satt. Doch sein detektivischer Instinkt, die Wahrheit herausfinden zu wollen, steckt immer noch in ihm. Er leidet hin und wieder an Selbstüberschätzung und nimmt sich vor seinen Kollegen zu viel raus. Er wird immer unvorsichtiger, was regimekritische Äußerungen anbelangt. Solomon Cain ist vom System niedergedrückt, am Rande der Selbstaufgabe, die auch mit seiner Vergangenheit und dem Freitod seiner Ehefrau zu tun hat. Insgesamt wird „Junktown“ von skurrilen Figuren bevölkert, die nicht alle menschlich sind. Jeder könnte ein regimetreuer Spitzel sein und hinter manchen Figuren steckt weit mehr, als man am Anfang vermutet. Gekonnt lässt Autor Matthias Oden in seinem Debütroman den Schein und das Sein miteinander spielen. Eine rasante Verfolgungsjagd durch die düsteren Straßen Junktowns Noch einmal besonders hervorheben muss ich Matthias Oden gelungen konstruierte dystopische Welt. Vor meinem inneren Auge konnte ich die heruntergekommen und düsteren Straßen Junktowns miterleben, die hohen Gedenksäulen der Goldenen Schützen, die Verzweiflung der Menschen und das sich selbst Aufgeben im permanenten Drogenkonsum. Skurril, chaotisch und – ja – auch merkwürdig ist diese Stadt, die funktioniert und den Mächtigen zuspielt, alle anderen aber in ihrem Drogenrausch in den Abgrund treibt. Wer nicht mehr funktioniert, wird aussortiert, recycelt und neue Arbeiter werden mit den notwendigen Fähigkeiten produziert. Auch das Ende von „Junktown“ passt ganz in das erschaffene Weltbild von Oden. Es ist radikal und schonungslos. Aber „Psst!“, mehr verrate ich selbstverständlich nicht. „Junktown“ ist ein gelungenes Debüt, das verschlungen werden will, denn versteht man erst einmal die Grundlagen, welche die Stadt ausmachen – was nicht schwer ist – so hält auch Junktown für den Leser einen Sog bereit, beinahe so wie eine Droge, die man nicht mehr aufhören kann zu nehmen.

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»Junktown« von Matthias Oden ist ein Buch, dass ich gleich zum Erscheinen im Mai gelesen habe und das mich in den letzten Monaten immer wieder beschäftigt hat, bevor ich endlich die Rezension schreiben konnte. Matthias Oden zeichnet das Bild einer dystopischen Zukunft der Faschisten in einem Stadtstaat zeigt. Für das passende Setting sorgt der Autor nicht nur mit seinem harten, aber detaillierten Schreibstil und Inspektor Solomon Cain. Auch die Nutzung vom Bezeichnungen wie „Gemapo“, „Humanklassen“ sowie „Ausfall“ und „Recycling“ im Zusammenhang mit Menschen, verdichtet die Atmosphäre, die an die nationalsozialistische Vergangenheit Deutschlands erinnert. Die historischen Anspielungen finden zu einem dichten, totalitären Stadtstaat zusammen, der nicht nur seine Bewohner gefangen hält. Auch der Leser ist schnell gefangen von den strengen Vorschriften und Kontrollen, regelmäßige Drogentest sorgen hier dafür, dass die Bürger nie zu nüchtern oder entsorgt werden, falls die Konzentration der Drogen im Blut zu niedrig ist. In diese Welt hat Matthias Oden seinen Protagonisten Solomon Cain gesetzt, Mitte 50, Witwer hat der ehemalige Kämpfer für die Konsumistische Partei so langsam seine Zweifel an dem System, dem er an die Macht geholfen hat. Dabei ist er mürrisch, etwas selbstherrlich und trotzdem sympathisch. Und er ist ein Ermittler, der nicht aufhört, wenn der Befehl von oben dazu kommt, sondern gerne seine Fälle löst. Ungelöste Rätsel sind ihm ein Greuel. Genauso wie systemtreue Speichellecker. Kurz: Wer sich durch den Anfang von »Junktown« beißt und bereit sich mit dem direkten Einstieg ohne große Erklärungen zu Beginn zurechtzufinden, liest hier ein Buch voll skurriler Momente, Tempo, überzeugender Charaktere und wenig hoffnungsvoller Momente. Die Lektüre hat eine dichte Atmosphäre, die den Leser in den Bann zieht und die Dystopie lebendig macht. »Junktown« ist eine Leseempfehlung für Leser von Büchern, die sich gerne unterhalten lassen, aber auch versteckten Tiefgang und Hintergründe zu schätzen wissen.

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