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Rezensionen zu
Plötzlich Rabenmutter?

Lisa Frieda Cossham

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Anders, als Titel und Cover vermuten lassen

Von: Tanja Hammer aus Leimersheim

15.07.2017

Plötzlich Rabenmutter erinnert vom Cover her mit der reduzierten schwarzen und roten Schrift auf weißem Grund sehr an Bübs Streitschrift Lob der Disziplin. Dann gibt es diesen langen, erklärenden Untertitel, der sich wunderbar in die Reihe der vergnüglichen Unterhaltungsliteratur im Sinne von 100 Jährigen, die aus dem Fenster steigen und verschwinden, einreiht. Sehr provokativ, fast schon radikal kommt der Titel daher. Eine plötzliche Rabenmutter also. Das müsste demnach jemand sein, der zuvor ganz und gar nicht Mutter oder eben keine Rabenmutter war. Lisa Frieda Cossham war Mutter, im Korridor des Normalen könnte man sogar sagen. Wie sie genau das Muttersein gelebt hat, wie sie Mutter zweier Töchter wurde, von welchem Mann und wie sie diesen kennengelernt hat, wird bis auf Seite 42 von 213 ausgebreitet. Dann kommt das, was sie immer und immer wieder verlassen nennt. Wobei verlassen eigentlich ein weg-sein impliziert. Beim Lesen des Titels ging ich davon aus, dass eine Frau ihre Familie alleine gelassen, also verlassen, hat und dann im Nachhinein überlegte, ob sie das dürfe. So ist es nicht. Die Ich-Erzählerin kreist gewaltig um sich selber, um ihre Ausbildung, ihre Freiberuflichkeit, ihre Träume und Wünsche, ihre Töchter, ihre Liebe, ihre Freiheit, ihr Bedürfnis, immer bei ihren Töchtern zu sein. Sie zieht aus, da sie eine neue Liebe, einen Schauspieler, 7 Jahre jünger als sie selber, gefunden hat. Aber sie ist für ihre Kinder da. Immer. Mit ihrem Mann Jan teilt sie sich fortan die Erziehung der Töchter gleichberechtigt (ein sehr häufig gebrauchtes Wort in diesem Buch) und hälftig. Die Mädchen sind eine Woche bei Mama in der WG und schlafen bei ihr in einem Etagenbett, das im WG Zimmer untergebracht ist. Die andere Woche sind die Mädchen beim Vater in der alten Wohnung, in der jedes Kind sein Zimmer hat. Elternabende besucht sie, Telefonkontakt wird auch gehalten. Nach ein paar Monaten geht der Vater, der schrecklich trauert und die Emanzipationsbestrebungen seiner Frau überhaupt nicht akzeptieren kann, eine neue Beziehung mit einer alleinerziehenden Frau ein. Fortan empfindet die Mutter die Beziehung zu den Mädchen wieder enger und leichter. Das ganz große Manko des Buches ist neben den falschen geweckten Vorstellungen, dass die Geschichte mal eine Kolumne war. Es finden sich sehr viele Redundanzen, die natürlich in einer wöchentlichen Kolumne ihren Platz haben, weil man natürlich nicht davon ausgehen kann, das jede Leserin die vorherige Episode gelesen hat. Bei einem Buch ist das anders. Als nicht hochvergesslich fand ich es ausgesprochen langatmig und langweilig, immer und immer wieder das Gleiche zu lesen. Sprachlich befindet sich das Ganze auf leider sehr flachem Gebiet. (Mit Bewerbungsmappen und der richtigen Gesprächstaktik. [S. 34] Fehlen hier nicht Satzglieder?) Es wird berichtet. Mit indirekter Rede erfährt die Leserin, was die Kinder gesagt haben und die Mitbewohnerin gedacht hat. Spannung geht anders. Manche Sätze kann ich nicht wirklich sinnentnehmend lesen, etwa: „Also versinke ich in Büchern, Notizen, den Tagen mit kurzen Pausen um zwölf und um drei, zum Abendbrot kehre ich heim.“ (S. 31). Fazit: Es bleibt so ein fahler Beigeschmack des Bemitleidens. Die arme Frau ist an ihren eigenen Vorstellungen gescheitert und nun denkt sie, die anderen (wer immer das genau sein mag) denken, sie habe versagt (wobei auch immer). Handwerklich ist noch Luft nach oben. Im Grunde ist ihr einfach echtes Leben passiert. Aber das ist natürlich nicht so spektakulär wie Plötzlich Rabenmutter? Wie ich meine Familie verließ und mich fragte, ob ich das darf.

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"Plötzlich Rabenmutter" von Lisa Frieda Cossham ist 2017 bei Blanvalet erschienen. Zum Inhalt: Lisa Frieda Cossham wird mit 22 Jahren, während ihres Studiums, schwanger. Auch das zweite Kind kommt, während sie noch studiert. Beide Kinder sind gewollt und geplant. Sie führt mit Jan eine glückliche und gleichberechtigte Ehe, bis sie sich eines Tages in jemand anderen verliebt und ihre Familie verlässt. Fortan sieht sie ihre Töchter nur noch jede zweite Woche und muss sich mit einem veralteten Mutterbild auseinander setzen. Zunächst schreibt sie über ihr Erleben in einer Kolumne, später dann in diesem vorliegenden Buch. Zunächst muss ich sagen, dass ich persönlich den Titel irreführend finde. Hatte ich doch damit gerechnet, dass Cossham tatsächlich ihre Familie verlässt und ihre Kinder fortan evtl. nur noch einmal im Monat oder in den Ferien sieht. Dem ist aber nicht so. Die Autorin und ihr Exmann sind so emanzipiert und verstehen sich nach einer gewissen Zeit auch so gut, dass die beiden sich tatsächlich die Kinder teilen. Dies sieht in der Praxis so aus, dass die Töchter jeweils im Wechsel eine Woche beim Vater und die nächste Woche bei der Mutter leben. Bis es soweit kommt, sieht sich die Autorin vielen Fragen und Zweifeln, teilweise auch Anfeindungen ausgesetzt. Cossman fühlt sich schuldig, alleine und versucht den Kontakt zu ihren Kindern nicht zu verlieren. Wie kann sie den Ansprüchen ihrer Kinder und denen sich selbst gegenüber gerecht werden? Als Lösung versucht sie immer wieder sich selbst und ihre Bedürfnisse zu reflektieren, aber gleichzeitig auch die ihrer Kinder nicht außer Acht zu lassen.. Ehrlich gesagt hatte ich einige Schwierigkeiten mit dem Buch. Zum einen bin ich der Meinung, dass sich Cossham immer wiederholt mit ihrem Reflektieren, ihren Fragen an sich und wie sie sich selbst in ihrer neuen Mutterrolle gerecht werden kann. Das wird auf Dauer etwas langatmig. Für mich hat sich die Frage nach dieser „neuen“ Mutterrolle irgendwie auch gar nicht gestellt (nun bin ich allerdings auch in der glücklichen Lage, verheiratet zu sein und mir gewisse Fragen nicht stellen zu müssen. Dafür stelle ich mir wahrscheinlich andere Fragen, was mein Mutter-Dasein betrifft – und tun wir Mütter das nicht sowieso immer auf irgendeine Art und Weise? Und ich versuche mich und meine Bedürfnisse und die meiner Kinder doch auch immer wieder zu reflektiern …. ). Cossman „verlässt“ ihre Familie und ist nunmehr nur noch jede zweite Woche Mutter. Aber ist sie das denn wirklich „nur“? Auch wenn sie ihre Kinder nicht sieht, ist sie jederzeit erreichbar – auch physisch, da sie in der unmittelbaren Nähe wohnt. Und auch wenn sie sie nicht sieht, sind die Kinder doch immer gedanklich und gefühlt präsent. Warum sollten Männer nicht genauso befähigt sein wie Frauen, sich liebevoll und fürsorglich um ihre Kinder zu kümmern? Irgendwie stellt sich für mich auch diese Frage nicht – insofern ist das ganze Buch wahrscheinlich für mich irgendwie auch unnötig (wobei ich leider auch sagen muss, dass ich öfter das Gefühl hatte, dass Frau Cossman versucht, sich zu rechtfertigen – was sie in meinen Augen überhaupt nicht nötig hat). Aufgezeigt werden Vor- und Nachteile des „Wechsel-Modells“, sowohl für die Eltern als auch für die Kinder. Unterlegt ist das Buch mit verschiedenen Untersuchungen, von denen ich die meisten quer gelesen habe. Für mich persönlich überwiegen eindeutig die Vorteile für alle Beteiligten. Allerdings glaube ich auch, dass so ein Modell nur funktionieren kann, wenn sich die Eltern immer wieder im Guten abstimmen und kommunizieren. Mein Fazit: Alles zusammen fand ich das Buch recht interessant, aber auch erschreckend, wie präsent ein gewisses Mutterbild in vielen Köpfen noch vorhanden ist. Es war jedoch auch langatmig und von Wiederholungen geprägt.

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