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Rezensionen zu
Tage mit Sam

Keith Stuart

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„Sicherheit ist eine Illusion. Man kann alles haarklein durchplanen, aber letztendlich ist das Leben unberechenbar. Und dann muss man das Beste draus machen. Man muss herausfinden, was wirklich wichtig ist, um sich dann darauf konzentrieren“. (Seite 400) Alex wurde vor die Türe gesetzt – seine Frau Jody kann einfach nicht mehr und die Aufmerksamkeit liegt die meiste Zeit bei dem gemeinsamen Sohn Sam der Autist ist. Doch Alex kann sich einfach nicht fallen lassen, er hat Mühe sich auf seinen Sohn einzulassen, einen Zugang zu ihm zu finden, gemeinsam die Zeit auch genießen zu können. Alex zieht bei seinem Freund Dan ein und merkt sehr schnell wie sehr er Sam und seine Frau Jody vermisst und hat vor sich nun endlich zu ändern.... Der Autor schreibt in seinem Nachwort dass dies die Geschichte von seinem Sohn Zac und ihm ist. Und wenn man diese paar Zeilen liest dann gibt es sehr viele Gemeinsamkeiten zwischen den Protagonisten im Buch und zu ihm und seinem Sohn. Das macht dieses Buch, in meinen Augen, noch gefühlsvoller aber vor allem authentischer und regt selbst zum nachdenken an. Als Leser wird man gleich vor vollendete Tatsachen gestellt als Alex von Zuhause auszieht weil Jody eine Auszeit benötigt und so nicht mehr weitermachen kann und möchte. Alex hingegen ist zwar traurig und möchte nicht ohne seine Frau sein, aber auf der anderen Seite setzt ihm die Situation daheim mit Sam und seinen autistischen Zügen zu sehr zu, ihm fehlt der Zugang zu seinem Sohn. Jody und Alex sind so unterschiedlich, beide kämpfen mit sich, gegen sich, wollen einen gemeinsamen Weg finden und doch stehen ihnen die Vergangenheit, die Unzufriedenheit und ja, natürlich die Belastung durch Sam sein Autismus im Weg. Das hat der Autor sehr belastend auch für den Leser gemacht, man merkt diese Müdigkeit, diesen Kampf für Sam, dass man einen Zugang zu ihm findet, dass es leichter für alle wird und doch weiß dass die Zukunft gerade für Sam ungewiss bleiben wird. Alex selbst hat mit Dingen aus seiner Vergangenheit zu kämpfen und nun, wo er bei seinem besten Freund Dan unterkommt merkt er erstmals, was in seinem Leben so schief läuft, wie sehr er sich verändert hat und komplett mit allem unzufrieden ist. Dass Änderungen und sich aufraffen für einen selbst schon schwer genug ist und viel Überwindung, Zuversicht und Unterstützung durch andere Menschen benötigt. Was Autismus bedeutet, auch wenn man in seinem direkten Umfeld mit diesen Menschen zu tun hat, das beschreibt der Autor durch die Protagonisten Alex und Jody in seinem Buch „Tage mit Sam“. Gefühl – und hoffnungsvoll, aber auch mit Ängsten, Rückschlägen und sehr kleinen Schritten nach vorne, vielen Schritten zurück und wieder auf Anfang. Ich persönlich fand es im Allgemeinen sehr gut umgesetzt und der Autor hat hier seine Realität einfliessen lassen denn immer wenn ich dachte – jetzt hat Alex den Bogen raus und findet Zugang zu Sam, dann wurde eine neue Türe geschlossen, regelrecht zugehauen, Sam verkroch sich wieder in seine Welt und alles hieß wieder auf Anfang zurück. Autismus hat viele Formen und Gesichter und man kann die Menschen, vor allem, man sollte sie nicht in eine Schublade stopfen. Genau dies passiert aber in der Gesellschaft und auch vom Gesundheitssystem her. Wenn man schon bei „normalen“ Kindern ständig Ratschläge erhält und was denn das Beste sei, was man alles probieren sollte, denn bei dem eigenen Kind hat es ja auch super geklappt – dann ist bei Kindern mit Autismus noch nerviger, noch nervenaufreibender, noch belastender. Die Eltern, hier durch Jody und Alex dargestellt, versuchen das Bestmögliche für ihren Sohn Sam und stoßen nicht nur an die eigenen Grenzen sondern eben auch an Vorurteile und Mauern in der Gesellschaft, der Schule, dem ganzen System. Ich war oft schockiert wie sich Einrichtungen, die für Kinder angeblich das Beste wollen, verhalten, gegenüber Kindern wie Sam, in ihnen das schwarze Schaf gefunden haben und froh sind hier keine große Aufklärung betreiben zu müssen. Wie dadurch Kinder wie Sam sich noch mehr in ihre eigene Welt zurückziehen und gar nicht mehr aus sich herauskommen wollen. Zugang findet Alex zu Sam durch das Spiel „Minecraft“ und das fand ich einfach nur zauberhaft in seiner ganzen Geschichte und Umsetzung, auch weil es die Wahrheit ist. Denn mein Sohn spielt dieses Spiel ebenso gerne, ich habe davon kaum Ahnung, aber ich sitze immer gerne dabei und sehe zu weil es nicht nur so ruhig ist im Aufbau und der Musik sondern eben weil Kinder hier keine Grenzen an Fantasie und Regeln haben, sie können bauen und sich austoben wie und wo sie möchten und einfach sie selbst sein. Man sollte also in diesem Punkt nicht alle PC oder Konsolenspiele automatisch verurteilen und verteufeln sondern mal dieses Buch dazu lesen! Für mich selbst spielten hier noch eigene Gefühle eine große Rolle, auch ein Grund warum ich dieses Buch lesen wollte und in vielen Dingen habe ich mit mit gewissen Situationen wiedergefunden und wiedererkannt, einfach weil mein Mann und ich auch schon einiges im nahen Umfeld miterlebt haben. Für ein besseres Verständnis und vor allem für mehr Toleranz und Miteinander möchte ich dieses Buch sehr gerne jedem ans Herz legen. Klare Leseempfehlung!

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Mit seinem Kind Hand in Hand durch die Stadt bummeln. Spontan entscheiden, was es denn heute zum Mittag gibt. Freunde einladen und einen unbeschwerten Geburtstag feiern. Oder auch einfach nur früh morgens schnell das Pausenbrot aus der Küche schnappen und zur Bushaltestelle eilen, weil der Wecker doch zu spät geklingelt hat. Das alles sind die scheinbar normalsten Dinge und Situationen im Leben einer Familie. Doch für Alex, Jody und Sam sind sie unvorstellbar. Denn Sam ist Autist und stellt seine Eltern in dem Buch "Tage mit Sam" von Keith Stuart mehr als einmal auf die Probe. Schauen wir zunächst auf den Klappentext: " Alex ist Anfang dreißig, verheiratet und Vater des kleinen Sam. Er liebt seine Frau Jody, aber hat vergessen, wie man das zeigt. Er liebt seinen Sohn Sam, aber er versteht ihn nicht. Es muss sich etwas ändern. Angefangen bei Alex selbst. Sam ist acht Jahre, clever, liebenswert, aber auch unberechenbar. Denn Sam ist Autist. Die Welt ist für ihn ein Rätsel, das er allein nicht lösen kann. Als Sam das Computerspiel Minecraft entdeckt, findet er darin eine Umgebung, die kontrollierbar ist und zugleich seine Fantasie aufblühen lässt. Das Spiel wird zu einem Ort, an dem Sam und Alex endlich zueinander finden könnten- und zu sich selbst. " Das Buch ist die Geschichte von Sam. Genauergenommen ist es die Geschichte von so vielen tausenden Familien auf der ganzen Welt. Man kann als Außenstehender schwierig einschätzen, wie es sich mit einem autistischen Kind lebt und wie sich der Alltag gestaltet. Keith Stuart gewährt uns mit diesem Werk einen kleinen Einblick, auch in seine Welt. Denn das Buch ist auf Grundlage einer wahren Begebenheit entstanden, sein Sohn ist ebenfalls Autist. Vielleicht ist das der Grund, warum ich das Buch einmal angefangen nicht mehr weglegen konnte. Ich hab zugegeben anfangs etwas gezögert, als ich meine nächste Lektüre ausgewählt habe. Irgendwie war mir nach einem Happy End Buch. Nach leichter Lektüre, die einem ein Lächeln ins Gesicht zaubert. "Tage mit Sam" hat vielleicht nicht das klassische, kitschige Happy End, aber dennoch brachte es mich oft zum Schmunzeln. Alex kommt mit seinem Sohn nicht so wirklich zurecht und tut sich schwer, einen Bezug zu ihm zu finden. Sam ist schon durch seinen Autismus kein "einfaches" Kind und gepaart mit Alex´ Ungeduld und seiner manchmal sehr aufbrausender Art, ergibt das oft eine explosive Mischung. Die drei Hauptfiguren im Buch waren mir von Anfang an sympathisch, auch wenn ich zugeben muss, dass Alex es mir manchmal ein wenig schwer gemacht hat. Ich konnte seine Wutausbrüche oft nicht nachvollziehen und manchmal hat mich seine schnelle Resignation gegenüber schwierigen Situationen ziemlich genervt. Als die Situation Zuhause immer mehr eskaliert und seine Frau Jody mit ihrer Geduld am Ende ist, packt Alex schließlich seine Koffer und kommt bei seinem alten Kumpel Dan unter. Er sieht Sam also nur noch unregelmäßig und der seltene Kontakt ist für die Vater- Kind- Beziehung nicht gerade förderlich. Schnell stellt er fest, dass es nur einen Ausweg gibt, um seine Ehe und seine Familie zu retten- er muss sich der Situation stellen und irgendwie den Zugang zu seinem Sohn Sam wiederfinden. Doch das ist leichter gesagt, als getan, gibt es doch da diesen neuen Mann in Jodys Leben. Aber aufgeben kommt für Alex nicht infrage. Was hat er schon großartig zu verlieren? Durch Zufall entdeckt er, dass Sam wie verwandelt ist, wenn er sich in dem Konsolenspiel Minecraft komplett einer anderen Welt hingibt. Einer sicheren Welt, Sams Welt, in der nicht der komische Junge ist, der aus dem Raster fällt und Wutanfälle bekommt, wenn sein Sandwich nicht exakt nach Vorgaben belegt ist, sondern einfach nur ein ganz normaler achtjähriger Junge, der ein Spiel spielt. Behutsam erarbeitet sich Alex das Vertrauen seines Sohnes zurück. Zu Beginn nur als Zuschauer, schließlich muss er feststellen, dass Sam absoluter Experte bei Minecraft ist und dieser will natürlich nicht, dass ein Amateur seine mühsam aufgebaute Welt zunichte macht. Doch Alex Ehrgeiz ist geweckt. Er kauft sich Minecraft Bücher und spielt bei Dan bis in die Nacht, um zu üben. Irgendwann spielt er mit Sam zusammen und Papa und Sohn verbringen wieder mehr Zeit und gehen zum Beispiel oft in Sams Lieblingscafé- einem Ort, wo alles in Ordnung zu sein scheint. Doch das Verhältnis zu seiner Frau gleicht immernoch einem Minenfeld. Werden Alex und Jody wieder zusammenfinden? Welche Rolle spielt seine Mutter und seine Schwester dabei und welches Geheimnis trägt sein bester Kumpel Dan schon seit Jahren mit sich herum? All das gilt es herauszufinden und dann wäre da immernoch der große Mindcraftwettbewerb in London, an dem Sam unbedingt teilnehmen will. Aber ist er wirklich schon soweit? Kann er den vielen fremden Geräuschen und unbekannten Menschen schon trotzen und allen zeigen, was er kann? Und kann Alex endlich mit einer düsteren Geschichte in seiner Vergangenheit abschließen und was ist eigentlich mit Sams Lieblingscafé, das einen neuen Besitzer sucht? Bleibt es sein heiler Ort? Alles Fragen über Fragen. Ihr seid neugierig auf Sams Geschichte geworden? Dann bestellt euch das Werk mit der ISBN 978- 3- 442- 54780- 7 für 16,99€ unter anderem auf der Website vom Manhattan Verlag. Meine Leseempfehlung habt ihr auf jeden Fall.

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ch lese sehr gerne Bücher die Abseits vom Mainstream liegen. Hier werden die unterschiedlichsten Themen behandelt, in diesem Fall der Autismus. Jody und Alex sind recht jung ineinander verliebt. Sie studieren beide, heiraten und freuen sich, als sich ein Baby ankündigt. Als der kleine Sam dann geboren wird sind sie beide überglücklich. Jedoch merken beide sehr schnell, dass etwas mit Sam nicht stimmt. Sam ist anders als die anderen Kinder, in seiner Entwicklung um einiges hinterher. Er schreit viel, hat Angst und bekommt oft eine unkontollierbare Wut. Irgendwann, nach vielen Arzttermin steht die Diagnose fest. Sam ist Autist. Für Jody und Alex kommt eine sehr schwierige Zeit. Vor allem Alex kann mit seinem Sohn und seinem Anderssein überhaupt nicht umgehen. Er flüchtet sich immer mehr in Arbeit, macht Überstunden und läuft vor den Problemen einfach weg. Mit Jody gerät er immer öfters in Streitsituationen und wird prompt von ihr an einem Sonntag gebeten auszuziehen. Für Alex bricht eine Welt zusammen. Doch er muss endlich lernen, sich den Schatten seiner Vergangenheit zu stellen und endlich Verantwortung übernehmen. Vor allem aber muss Alex endlich einen Zugang zu seinem Sohn finden und ihn so aktzeptieren wie er ist. „Tage mit Sam“ ist eine unheimlich berührende Geschichte. Der Autor verarbeitet darin seine eigenen Erlebnisse mit seinem Sohn, welcher ebenfalls Autist ist. Er zeigt uns viele Eigenarten mit welchen Autisten zu kämpfen haben bzw. die Aussenstehenden. So erfährt man als Leser wie wichtig es ist, dass Autisten einen klaren und strukturierten Tagesablauf brauchen. Die kleinste unvorhergesehene Änderung kann sie komplett aus der Bahn werfen und nicht selten fangen sie an zu toben und Gegenstände durch die Gegend zu werfen. Ich habe die Gefühle der Eltern erlebt, welche oftmals schon im Vorfeld Ängste über bestimmte Situationen haben. Die Unsicherheit, ob auch alles gut geht und wie man am besten in so einer Stresssituation reagiert. Vor allem aber habe ich gelernt wie wichtig es ist einen Menschen so zu nehmen wie er ist. Sich auf ihn einzulassen, egal welches Andersein ihn begleitet. Denn erst wenn ich mich auf eine Situation oder ein Gefühl einlasse, kann ich es verstehen. Dann kann ich die Welt auch mal aus dem Blickwinkel meines Gegenübers sehen. ""Sam ist ein Mensch – und wie jeder Mensch hat er eigene Wünsche und versucht, seinen Platz in der Welt zu finden. Und meine Aufgabe besteht darin, ihm zu helfen."" Die Protagonisten haben mir alle sehr gut gefallen. Da hätten wir natürlich Sam, der 8-jährige Autist welcher in seiner ganz eigenen Welt lebt. Seine Welt ist struckturiert und sollte wenn möglichst immer gleich ablaufen. Leider ist das Leben kein Spaziergang sondern ein Abenteuer und Sam hat seine Probleme, wenn es zu plötzlichen Veränderungen kommt. Körper- und Augenkontakt sind so gut wie nicht möglich. Alex lebt eigentlich überwiegend in der Vergangenheit. Schon früh hat er seinen Bruder bei einem Unfall verloren und er gibt sich bis heute die Schuld an diesem Drama. Sam ist für ihn ein Klotz am Bein und er kann mit ihm gar nichts anfangen. Er kann einfach keine Verantwortung übernehmen. Als er dann auch noch sein Zuhause und später seine Arbeit verliert ist er ganz unten angekommen. Irgendwann macht es klick und er weiß, dass er unbedingt einen Zugang zu Sam finden muss. Auch um seiner Ehe willen. Das Spiel „Minecraft“ hilft ihm und plötzlich ist er mit seinem Sohn auf einer Ebene. Mir hat die Entwicklung von Alex so gut gefallen. Es hat so Spaß gemacht dabei zu sein wie ein erwachsener Mann endlich mal aufwacht, nach vorne schaut und begreift, dass sein Sohn ein Mensch mit all seinen Bedürfnissen ist. Kein Klotz am Bein, kein lästiges Anhängsel sondern ein Mensch mit all seinen Gefühlen, Fähigkeiten und Bedürfnissen. Am Ende war er sogar mehr als stolz auf seinen Sam. Auch alle anderen Protagonisten waren authentisch, ihre Gefühle und Handlungen echt. ""Darum ist es manchmal so schwer – weil das Leben etwas Außergewöhnliches ist, weil es bedeutet und weil es verlangt, dass man sich darauf einlässt. Und dafür braucht man viel Geduld und Kraft."" Der Schreibstil des Autors und flüssig und sehr gut zu lesen. Die Seiten flogen nur so dahin und gegen Ende konnte ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Die Geschichte war einfach so berührend und hat mich mitten ins Herz getroffen. Unglaublich, dass dies ein Debütroman ist. Fazit Wer gerne mal Einblick in die Welt eines Autisten erhalten möchte ist mit diesem berührenden Roman gut aufgehoben. Die Geschichte regt zum Nachdenken an und nimmt uns mit auf eine spannende Reise. Durch das Wissen, dass der Autor selbst einen autistischen Sohn hat, wird das Ganze noch viel authentischer. Die wichtigste Botschaft ist jedoch, dass jeder Mensch, egal wie anders er ist, ein Mensch ist mit allem was dazu gehört. Und dies gilt es zu respektieren. Wenn man dann noch mutig genug ist, sich auf diesen Menschen einzulassen, eröffnen sich neue Perspektiven und man darf die Welt auch mal mit anderen Augen sehen.

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"Tage mit Sam" von Keith Stuart ist 2016 im Manhattan Verlag erschienen. Zum Inhalt: Keith Stuart, selber Vater zweier Kinder, von denen eines Autist ist, verarbeitet in diesem Roman seine eigenen Erlebnisse. Alex liebt seine Frau Jody und seinen achtjährigen Sohn Sam, allerdings verkriecht er sich in Arbeit und Überstunden. Zum einen, um sich nicht mit dem Autismus seines Sohnes auseinander zu setzen, zum anderen fühlt er sich immer noch schuldig an dem Tod seines älteren Bruders, der als Kind durch einen Unfall ums Leben kam. Als Jody ihn allerdings vor die Tür setzt, ist Alex gezwungen, sich einigen Dingen zu stellen. Und als er mit Sam zusammen das Spiel Minecraft auskundschaftet, entdecken die zwei einen Ort, an dem sie zueinander finden können…. Zunächst muss ich sagen: Das, was in diesem Buch beschrieben ist – nämlich die Annäherung zu seinem autistischen Kind über ein Videospiel – funktioniert bestimmt nicht bei jedem Autisten. Und diese Aussage fehlt mir zumindest schon mal (Allerdings kenne ich auch keine autistischen Menschen – es mag also sein, dass ich mich auch irre). Ansonsten habe ich dieses Buch verschlungen. Es ist ein berührender Roman über einen Mann, der verzweifelt versucht, mit sich selbst ins Reine zu kommen und seine Familie nicht zu verlieren. Es ist authentisch und gewährt einen Einblick in eine Familie, in der eben nicht alles rund läuft. Hier gibt es keine Bilderbuch-Vorzeige-Familie, sondern es wird schonungslos ehrlich über das kräftezehrende Miteinander erzählt, wobei Stuart seinen ganz eigenen Humor in die Geschichte webt. Über das Spiel Minecraft findet Alex endlich Zugang zu seinem Sohn, den er zwar liebt, aber weder versteht noch mit ihm umzugehen weiß. „Und während wir so voll und ganz in Minecraft versunken sind, wird mir auf einmal etwas klar. Wenn wir uns mit anderen Spielen beschäftigen, fühlt es sich in den kostbaren Momenten, wo er überhaupt bereit ist, sich zu konzentrieren, immer so an, als wären wir gemeinsam einsam: ich sehe ihm dann zu, sage ihm, was er tun soll, und mache mir dauernd Sorgen. …. Aber bei diesem Spiel fühlt es sich ein paar Stunden lang so an, als würden wir tatsächlich etwas zusammen machen …“ Auf einmal entsteht ein Miteinander, ein Verständnis auf gleicher Ebene. „Plötzlich muss ich an The King´s Speech denken, diesen Kinofilm über George VI., der sein Stottern dadurch überwand, dass er beim Sprechen Musik hörte. Vielleicht lenkt dieses seltsame Blockspiel Sam auf ganz ähnliche Weise ab. Vielleicht ist Minecraft ja seine Musik.“ Und über diese Einsichten und das zögerliche Annähern von Vater und Sohn, nähert Alex sich selbst auch wieder an, akzeptiert vergangenes und vor allem das, was gerade ist. Das ist wie ein leiser Befreiungsschlag. Und schließlich begreift Alex: „Und auf einmal trifft mich die seltsame und auch schockierende Erkenntnis, dass Sam ein Mensch ist – ein selbstständiges Individuum, unabhängig von mir und auch von Jody. Er ist kein Problem, das gelöst werden muss, kein lästiger Punkt auf meiner täglichen To-Do-Liste, den ich abhaken muss. … Ich kann nicht fassen, wie leicht es mir gefallen ist, das so lange zu übersehen und stattdessen jeden Tag als Schlacht zu begreifen, als Kampf mit dem Autismus …. Sam ist nicht bloß etwas, das mir zugestoßen ist.“ Und über diese Erkenntnis beginnt die Heilung…. Ein wunderbares Buch und ein sehr intensives Leseerlebnis!

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