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Rezensionen zu
Laufen lernt man nur durch Hinfallen

Brené Brown

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€ 22,00 [D] inkl. MwSt. | € 22,70 [A] | CHF 30,50* (* empf. VK-Preis)

Scham – ein Wort, das man selten tatsächlich verwendet, ein Gefühl, das jeder von uns kennt. Es prickelt im Gesicht, in den Fingerspitzen, in der Magengrube. Manchmal merkt man sofort, wie einem die Wangen rot anlaufen, es wird einem heiß und kalt, manchmal auch gleichzeitig. Ein äußerst unangenehmes Gefühl, weil es uns häufig kalt erwischt. Und wenn eine Emotion so aus dem Nichts kommt, dann schlägt man meist um sich, um sein Gesicht zu wahren. Angegriffen, verletzt, sich nicht genug fühlend sucht man die vermeintliche Schuld bei anderen, gesteht sich eigene Fehler nicht ein, tritt nicht kurz beiseite, um sich über das, was da eben passiert ist, klar zu werden und angemessen zu reagieren. Brené Brown ist Wissenschaftlerin und lehrt in Houston, Texas. Sie forscht seit Jahren über Scham und deren Ursprünge und Auswirkungen. Das erste Buch, das ich von ihr las, hat mich begeistert. Es hat mir Dinge aufgezeigt, die ich lange geahnt, aber nicht richtig benennen konnte. Als ich sah, dass nun ein neues Buch von ihr auf Deutsch erschienen ist, musste ich es haben. Bereits mit dem Anfang hatte sie mich wieder. Ihr Art zu schreiben ist die, die sie leben möchte: aus vollem Herzen. Und damit ehrlich, offen, mutig, nicht bewertend und vor allem empathisch. Der Spiegel, den sie ihren Lesern zur Identifizierung vorhält, sind Beispiele von Situationen, in denen sie selbst ihre Gefühle und damit ihre Geschichte auf den Prüfstand stellt. Das ist ungemein tröstlich und triggert gleichzeitig sehr viel an. Prinzipiell war oder bin ich der Meinung, mit meiner Familie Glück gehabt zu haben. Meine Eltern haben mich immer unterstützt, mir aber nicht alles aus dem Weg geräumt. Ich konnte also auf ein gewisses Maß an Selbstvertrauen zurückgreifen, wenn ich ein neues Projekt angegriffen habe und kam ich nicht so voran, wie geplant oder scheiterte gar, konnte ich meine Wunden jederzeit lecken, ohne mir anhören zu müssen, man hätte mir ja gleich gesagt, dass das so nicht funktionierte. Dennoch gibt es, wie ich im Laufe meines Lebens herausfinden musste, genügend blinde Flecken auf meiner emotionalen Landkarte. Ich bin jemand, der sich gerne korrekt verhält, Spielräume jedoch erkennt und zulässt. Bei mir selbst und anderen. Doch gewisse Dinge sind einfach ein NoGo. Sie haben allesamt mit Unehrlichkeit zu tun, damit dass jemand vorsätzlich hintergangen wird. Ungerechtigkeiten ertrage ich nicht, da gehe ich regelrecht in die Luft und das manchmal ungebremst. Da ich ansonsten eher besonnen bin, überrascht das nicht nur mich, sondern auch die Menschen, mit denen ich häufig zu tun habe. Scheitern ist eine Sache, die mir nicht so sehr Probleme macht. Klappt etwas nicht gleich, versuche ich es noch mal, vielleicht auf anderem Weg. Auch das lernt man, wie ich jetzt bestätigt bekam, am besten bereits als Kind. Durch Unterstützung und Aufforderung nicht gleich aufzugeben. Doch manchmal ist die Lösung eines Problems auch darin zu sehen, quasi aufzugeben, einen Schlussstrich unter eine Sache zu setzen. Zunächst konnte ich vieles, was Brené Brown in Laufen lernt man nur durch Hinfallen aufzeigt einfach abnicken. Es tat gut, es kam meiner Einstellung sehr nah. Viel Information im Buch und äußere Umstände im wahren Leben zwangen mich allerdings dazu, das Buch zur Seite zu legen. Einen durch Eigenbedarf der Vermieter bedingten und vollzogenen Umzug später, auf der Suche nach geeignetem Lesestoff, der sich zwar stapelt, aber trotzdem nicht anbot, griff ich wieder zu Browns Buch. Nahtlos schloss die Lektüre dort an, wo ich mein Lesezeichen hinterlassen hatte. Aber nicht nur von Scham und deren Auslösern spricht Brown, sondern auch davon, wie man diese Auslöser erkennt und den Emotionen, die sie in uns wecken, begegnen kann.Wichtig dabei ist, immer zu wissen: Es ist meine Geschichte, meine Emotion, die berechtigt ist. Wenn ich mich ihr aber vollkommen hingebe, dann tut mir das nicht gut. Doch genau für solche Situationen weiß Brown Rat. Durch viele Umfragen, auch durch Interviews und Gespräche mit Führungskräften, beleuchtet sie nicht nur das private Umfeld in Bezug auf Emotionen, sondern auch die zwischenmenschliche Komponente im beruflichen Bereich. Dabei ist ganz klar: Zwischenmenschlich wird es immer dann schwierig, wenn etwas nicht wie geplant durchzuführen ist. Dieses Scheitern doch noch in einen Erfolg umzuwandeln ist möglich, dazu muss man aber ehrlich mit sich und allen anderen Beteiligten umgehen. Und das heißt: Es geht nicht um Schuldzuweisungen. Hat man das einmal verinnerlicht, wird das Zusammenspiel deutlich einfacher, angenehmer und produktiver.Dabei hilft es laut Brown, davon auszugehen, dass alle Menschen immer im Rahmen ihrer Möglichkeiten ihr Bestes geben. Ja, alle und immer. Auch wenn das Beste gefährlich sein kann. Auf dieses Beste zu reagieren – dafür gibt es immer verschiedene Möglichkeiten. Denkt mal drüber nach. Denn wenn man davon ausgeht, erleichtert man sich das Leben, indem man Groll und Ärger möglichst nicht mehr Überhand gewinnen lässt und empathisch und neugierig ist. Und trotzdem muss man seine Grenzen setzen, denn was für mich okay ist, mag es für andere nicht sein. Sprachlich sehr flüssig und mit lebensnahen Praxisbeispielen versehen, liest sich Laufen lernt man nur durch Hinfallen (im Original Rising Strong) trotzdem anders als die gängigen Bücher aus der Lebensberatungsecke. Es verzichtet auf Plattitüden und zeigt eine Autorin, die sich nicht scheut, auch ihre inneren Kämpfe zum Besten zu geben, ohne sich selbst in eine Opferrolle zu bringen. Lösungsorientiert wird ein Schema angeboten, dass sich auf jedwede Situation unseres Lebens anwenden lässt, die uns stolpern lässt. Das Aufstehen, wenn wir tatsächlich gefallen sind, wird so von Mal zu Mal einfacher. An das Ende des Buches hat Brown, neben einer Zusammenfassung der Schlüsselerkenntnisse und einer kurzen Theorie eines Lebens aus vollem Herzen, ein wunderschön verfasstes Manifest gestellt, das folgendermaßen beginnt: Es gibt keine größere Bedrohung für die Kritiker, Zyniker und Angstmacher als jene unter uns, die riskieren zu fallen, weil sie gelernt haben, wieder aufzustehen. und so endet: Uns zu zeigen ist unsere Macht. Geschichten sind unser Weg nach Hause. Die Wahrheit ist unser Lied. wir sind die Mutigen mit dem gebrochenen Herzen. Wir entwickeln uns zu innerer Stärke und stehen unerschrocken wieder auf. Laufen lernt man nur durch Hinfallen hat mich verändert. Im Bezug auf mich selbst, die ich auch Unangenehmes über mich entdeckt habe, im Bezug auf andere und im Bezug auf meine Reaktion auf das Verhalten anderer mir gegenüber. Ich bin noch lange nicht fertig, ich muss mich immer wieder verorten, aber dank dieses Buches, das einen festen Platz in meinem Regal hat, wird das nicht mehr so schwierig sein. Auch weil es okay und richtig ist, dass wir alle immer auf dem Weg sind, zu werden, wer wir sind. Vielleicht ist auch das die Frage nach dem Sinn unseres Lebens. Wer weiß? Wer ein authentisches, ehrliches Leben aus vollem Herzen führen möchte, dem sei dieses wohltuende Buch wärmstens empfohlen – es erspart einem keine unangenehmen Gefühle oder Situationen, aber es hilft, mutig seine Emotionen zu zeigen und damit bei der Fortsetzung unserer Heldenreise, auf der wir alle sind und die wir auch einfach Leben nennen können. Denn egal, was wir tun, wichtig ist nicht, was irgendwer von uns denkt. Denn Krtiik wird es von irgendeiner Seite immer geben. Also zeigen wir uns doch lieber, tun wir das, wohinter wir stehen, denn Fallen ist nicht schlimm, wir können ja wieder aufstehen..

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Eigentlich liegt es offen vor aller Augen und ist vom Prinzip her ganz einfach. Wenn man sich Kindern betrachtet, die Laufen lernen, dann ist dies ein Prozess des immer wieder Angehens und Versuchens, des „Stützen“ suchen und, eben, des ständigen Hinfallens, bis das Kind die Balance auf zwei Beinen gefunden hat. Übertragen gesehen, und auch das entspricht der allgemeinen Lebenserfahrung, ist jedes Herangehen an Neues, Unbekanntes, noch nicht Antrainiertes oder Eingeübtes ein ähnlicher Vorgang. Behaftet mit Aneignen, Erproben, vielfachem Scheitern und dann sicherer werden in dem, was man da Neues lernt. Das allgemeine Bild der Gesellschaft aber sucht, offenkundig, wenn man die Medien verfolgt, den dynamischen, erfolgreichen, belastbaren, kompetenten, souveränen, schlanken, fitten und attraktiven Menschen. Als „fertiges Produkt“ zudem noch. Hier aus der Reihe Fallen, sich Blößen geben, hochkant Scheitern und „Hinfallen“, das löst Sorge aus, das möchte niemand so richtig, der ins Erwachsenenleben eingetreten ist. Beides zusammen nun aber geht nicht, Neues wagen und den Lernweg betreten (der zunächst mit Scheitern und Fehlern und Hinfallen gepflastert ist) und zugleich bereits kompetent und souverän zumindest erscheinen können. So mag es sein, dass sich eine Vielzahl von Menschen im Lauf des Lebens immer weniger Risiken aussetzen und immer mehr nur in dem Verbleiben, was sie meinen, zu können, in dem sie sich sicher fühlen. Echte innere Stärke, so wie Brown sie nachvollziehbar im Buch vor Augen führt, besteht aber nun gar nicht in jenem „Image“, das aktuell so hoch im Kurs steht, sondern eben aus der Kraft, Neues anzugehen, unbekanntes Gebiet zu betreten und das Hinfallen als Lernprozess und nicht als Blamage zu betrachten. Auch wenn das Buch natürlich für den je individuellen Leser geschrieben ist, hier fast Brown spürbar ein allgemeines, gesellschaftsbestimmendes Thema an. Die Frage nach individueller, innerer Stärke und der Sicherheit seiner selbst im Gegensatz zum „sich eingliedern“ in die allgemein vorgegebene Rahmenbedingungen und „auf Nummer sicher“ gehen im Rahmen der umgebenden Kulturgruppe. Hemdsärmelig, mit vielen praktischen Beispielen aus dem Leben zur Illustration versehen, hautnah in der Sprache, führt Brown dabei mit spürbarer Begeisterung auf diesen Weg zum „Erlernen des Ertragens von Niederlagen und des Weitermachens nach einem solchen Hinfallen“. „Ich glaube mittlerweile, dass wir alle uns in unserem Leben zeigen und gesehen werden willen. Das heißt, dass wir kämpfen und Niederlagen erleiden werden“. Was, recht verstanden, zur Kerneinsicht führt, die Brown dem ausgeprägten Individualismus unserer Tage entgegensetzt: „Wir begleiten uns alle gegenseitig nach Hause“. Der praktische Kern (der einfach klingt aber tatsächliche hohe Überwindung kostet und ins Risiko führt) dabei ist eben jene „Verletzlichkeit“, die Brown definiert als „die Bereitwilligkeit, sich zu zeigen und gesehen zu werden ohne das Ergebnis zu kennen“. Der einzige Weg zu mehr Freude und Liebe. Mit dem Nachteil, das Stolpern und Fallen unabtrennbar zu diesem Weg gehören werden (ebenso, wie wunderbare Ergebnisse und Erlebnisse, was man aber erst hinterher wissen wird). Mutig zu sein und sich nach draußen zu zeigen. Wie man wirklich ist und fühlt. Mit gewisser Bangigkeit, aber auch mit der Erkenntnis, dass nur das zu Beziehungen und Ereignissen führt, die wirklich der eigenen Person, wie sie ist, gelten, den Weg dazu legt Brown in diesem Buch humorvoll und sehr, sehr verständlich vor die Augen des Lesers. Und motiviert ungemein, dass „das Wagnis sich lohnt“.

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