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Rezensionen zu
Der Schnee, das Feuer, die Schuld und der Tod

Gerhard Jäger

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Winter. Kälte, Eis und Schnee. Viel Schnee. Eine Menge, die rasend schnell von den Hängen des Berges den Weg ins Tal sucht, auf ihrem Weg alles und jeden unter sich begräbt und auslöscht, der Mensch trotz seiner vermeintlichen Stärke hilflos wirkt. So wird es gewesen sein, in jenem Januar 1951 in einem Tiroler Dorf. Zeit und Ort mit realem Hintergrund – der sogenannte Lawinenwinter in den Alpen hat damals vor mehr als 65 Jahren für Schlagzeilen gesorgt – setzt der Österreicher Gerhard Jäger in den Mittelpunkt seines Debüts, dessen langer Titel „Der Schnee, das Feuer, die Schuld und der Tod“ schon vieles verrät, aber eben noch nicht alles. Die vier Worte fassen nicht nur die markantesten Ereignisse rund um den Aufenthalt des 25-jährigen Historikers Max Schreiber zusammen, der im Herbst 1950 in ein Tiroler Bergdorf kommt, um für ein Buch mehr über die historische Geschichte der Katharina Schwarzmann, einer vermeintlichen Hexe, die in ihrem Haus bei lebendigem Leib verbrannt war, zu erfahren. Diese vier Worte benennen auch die Gemeinsamkeiten zwischen jenen Geschehnissen in der Mitte des vorigen Jahrhunderts sowie der Rahmenhandlung, die einen zweiten Erzählstrang des Romans bildet. Darin wird von dem Amerikaner John Miller berichtet, der sich 2006, wenige Jahre nach dem tragischen Tod seiner geliebten Frau Rosalind, auf die lange Reise nach Europa begibt, um im Landesarchiv Innsbruck die Geschichte seines Cousins, eben jenes Max Schreibers, nachzurecherchieren, vor allem dessen Schuld zu widerlegen. Worin diese Schuld liegt, wird erst am Ende des Romans erzählt; wenn auch diese Wendung nicht so überraschend wirkt. Intensiv beschäftigt sich der 80-jährige Amerikaner mit den Niederschriften Schreibers und besucht gar jenen Ort, an dem die Lawinenkatastrophe sowie zeitgleich eine verzwickte Dreiecks-Geschichte zwischen Max, der jungen und stummen Frau Maria und dem alteingesessenen Georg Kühbauer für angespannte Stimmung unter den Einwohnern sorgen. Dabei trat nach den ersten Wochen, in denen sich der Wiener promovierte Historiker an dem abgeschiedenen Ort hoch oben in den Bergen und vor allem an die oft merkwürdigen Verhaltensweisen der kauzigen Einwohner gewöhnt hatte, eine spürbare Harmonie ein – trotz der Skepsis und der Feindseligkeit, die Schreiber als Großstadtmensch und Gebildeter zu Beginn entgegengeschlagen waren. Nachdem er in den ersten Wintertagen und nach dem ersten Schnee den Einwohnern unter die Arme greift, so auch Georg Kühbauer und dessen Bruder Hans unterstützt, wird der Fremde, der zuvor von seiner Freundin verlassen wurde, in die Gemeinschaft aufgenommen. Doch das Blatt wendet sich wieder, als sowohl Georg als auch Max erfahren, dass der jeweils andere für die stumme Maria nicht unwesentliche Gefühle hegt und sich die Bewohner zudem auf die Seite Georgs stellen. Dann kommen die Lawinen und bringen den Tod. Das ganze Dorf ist in Gefahr. Nach den ersten Opfern werden die Einwohner des Oberdorfs in das Unterdorf gebracht. In der Kirche und im Pfarrhaus treffen auf engstem Raum die Lebenden auf die Toten, wird der Rosenkranz gebetet. Hilfsaktionen, um die Tiere zu versorgen oder weitere Menschen in Sicherheit zu bringen, werden unternommen. Das sonst so idyllische Dorf wird zu einem beklemmenden und gefährlichen Ort, in dem jeder, ob Kind, Erwachsener oder Greis, um sein Leben bangt. Diese Szenen sind die stärksten des Buches, denn Jäger gelingt es, trotz des Verharrens an jenem Ort, der wie erstarrt unter einer Glocke zu liegen scheint, eine atemlose Spannung aufzubauen und zu halten. Vor allem auch deswegen, weil er das Innenleben der Protagonisten, ihre Gefühle, ihre Zweifel, ihre Ängste mit seiner eigenwilligen Sprache ausleuchtet. Die stetigen Wortwiederholungen, Mantras gleich, sind in diesem Buch nicht Ausdruck der Überambitioniertheit des Autors. Sie erschaffen erst jene eindrücklichen Bilder, jene markanten Personen und ihre Geschichten und Schicksale, die Jäger strategisch klug nach und nach als kostbare Trümpfe ausspielt. Sei es eben die Geschichte jener Hexe, die Herkunft des alten Seilers, der viele Geschichten zu erzählen weiß, oder die Vorliebe von Millers Frau Rosalind für die Indianer. Mythische Geschichten, so Sagen oder das merkwürdige Orakel der alten Gertraudi, spielen eine nicht unwesentliche Rolle. Auch die Landschaftsbeschreibungen beeindrucken. „Der Schnee, das Feuer, die Schuld und der Tod“ ist das Buch schlechthin für den Winter, das ein intensives, ja magisches Leseerlebnis bietet. Nur ein Wunsch bleibt unerfüllt: Dass die Geschehnisse, in dem Miller den Ort nach vielen Jahren wieder aufsucht, mehr Seiten und Raum bekämen. Denn in diesen Szenen zeigt sich der starke, jedoch auch faszinierende Kontrast zwischen einem Tiroler Ort damals und heute. Der Tourismus hat vieles verändert. Als Schreiber einst mit dem Bus die einzige und enge Straße zwischen Tal und Dorf hinauffuhr, war er der einzige Fahrgast, später der einzige Gast, der sich in das noch leere Gästebuch des Gasthauses einschreibt. Aber auch ohne dieses Mehr an Umfang bleibt der Roman ein großer Wurf, ein wunderbares Werk, das Respekt verlangt, vor allem wenn man weiß, dass dieses Buch ein Debüt ist.

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Der junge Historiker Max Schreiber aus Wien, kommt 1950 in ein kleines Tiroler Alpendorf um für ein Buch zu recherchieren. Er sammelt Informationen über die „Hexe“ Katharina Schwarzmann, die vor 100 Jahren in ihrem Haus verbrannte. Die Dorfbewohner sind eine eingeschworene Gemeinschaft und begegnen Schreiber mit Misstrauen und sind sehr wortkarg. Über Katharina Schwarzmann will keiner sprechen. Schreiber fühlt sich sehr einsam und fremd. Doch nach und nach gelingt es ihm etwas Kontakt zu den Einheimischen zu bekommen, aber dann verliebt er sich in die stumme Maria, um die sich jedoch schon ein junger Bauer bemüht. Als kurz danach der Winter mit voller Macht und mit ihm die Lawinen kommen, eskaliert die Situation… Das Buch/Hörbuch beginnt in der Gegenwart. Der 80 jährige Amerikaner John Miller fliegt nach Innsbruck um im dortigen Landesarchiv Recherchen über seinen im Jahr 1951 verschollenen Cousin Max Schreiber anzustellen. Diese Kapitel, die von John Miller handeln, sind wunderbar stimmungsvoll geschrieben und werden von Peter Matić (der deutschen Synchronstimme von Ben Kingsley) gelesen. Dieser Anfang und vor allem diese tolle und passende Stimme haben mich sofort gepackt. Dann beginnt die Geschichte von Max Schreiber. Gerhard Jäger schreibt hier sehr sprachgewaltig und poetisch, aber auch sehr ausführlich. Beim Hörbuch haben mich die Ausführlichkeit, die Um- und Beschreibungen nicht gestört, beim Lesen ist das aber vielleicht anders. Die Atmosphäre ist durchgehend düster und manchmal bedrohlich. Beim Hören habe ich genau die Abneigung der Dorfbewohner gespürt, die Einsamkeit Schreibers, sowie seine Liebe zu Anna und seine Eifersucht. Genauso wie ich die bedrohlichen Bergmassive und den vielen Schnee vor mir sehen konnte und die Kälte gespürt habe. Die Krimihandlung spielt bei diesem Roman eine untergeordnete Rolle, es ist eher eine stimmungsvolle Erzählung über einen Fremden in einem kleinen Alpendorf in der Mitte des letzten Jahrhunderts. Mich hat dieses Buch nachhaltig berührt.

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Nach Lesen eines Buches versuche ich für mich selbst oftmals, das Buch in drei Worten zusammenzufassen. Nach „Der Schnee, das Feuer, die Schuld und der Tod“ konnte ich aber nur noch an eines denken und das war die bildgewaltige, malerische Sprache, der sich Gerhard Jäger in seinem Debüt(!) bedient hat. Ich war ehrlich gesagt schon länger um das Buch herumgeschlichen, wusste aber nie, ob mich die Geschichte eines Historikers in einem kleinen österreichischen Bergdorf um 1950 wirklich packen könnte. Letztendlich war ich – wieder einmal – doch zu neugierig und musste feststellen: Ja, eine solche Geschichte kann fesselnd sein und mich sogar überraschen. Die Geschichte beginnt in der Gegenwart mit John Miller, einem 80jährigen amerikanischen Mann, der das Schicksal seines Cousins, der 1951 in einem Tiroler Bergdorf umgekommen sein soll, nachverfolgen und wissen will, was damals eigentlich wirklich passiert ist. Bei seiner Suche im Landesarchiv findet er ein Manuskript seines Cousins, dem Historiker Max Schreiber, das dessen eigene Geschichte erzählt. In das Dorf gekommen, um eigentlich einen Roman über die Verbrennung einer vermeintlichen Hexe vor über 100 Jahren zu schreiben, stößt er bei den Bewohnern nur auf Misstrauen und Ablehnung, sodass sich seine Pläne in Bezug auf sein Buch schnell ändern und er beschließt, stattdessen über sich selbst zu schreiben. Das Misstrauen der Dorfbewohner wächst jedoch weiter, als es zu einem Todesfall im Dorf kommt und Schreiber sich darüber hinaus auch noch in die stumme Maria verliebt, die die Nachfahrin der verbrannten Hexe ist. Als das Tal von Lawinen heimgesucht wird, nimmt das Unglück dann endgültig seinen Lauf. Auch wenn der Roman Themen anspricht, die mich auf dem ersten Blick eigentlich gar nicht wirklich interessieren, hat Gerhard Jäger es geschafft, dass das Buch mich mitgerissen hat und ich unbedingt wissen musste, wie es weitergeht. Mir gefiel dabei insbesondere die eigene Dynamik des Dorfes, seine eigentümlichen Bewohner und wie Schreiber verzweifelt versucht, sich irgendwie einzugliedern und anerkannt zu werden, statt stets nur missfallende Blicke und Worte zu ernten. Gerade, als ihm das gelungen ist, passiert jedoch ein Unglück nach dem anderen und Schreiber muss sich der Kraft der Liebe, der Lawinen und des Zusammenhalts der Dorfbewohner geschlagen geben. Für mich sticht „Der Schnee, das Feuer, die Schuld und der Tod“ besonders wegen seiner dichten und wortgewaltigen Sprache hervor. Ich hatte zwar, gerade gegen Ende des Buches, das Gefühl, dass durch die fast schon poetische Sprache die Situation Schreibers völlig (über)dramatisiert wurde, gleichzeitig passte es aber irgendwie auch zu dem Gefühl der Ausweglosigkeit, welches der Protagonist fühlen musste. Auch wenn viele Dinge sich absehen ließen, war das Buch für mich bis zur letzten Seite spannungsgeladen und überraschend. Dennoch gab es auch einige Passagen, bei denen ich das Gefühl hatte, die Handlung tritt ein wenig auf der Stelle und kommt nicht wirklich voran. Dafür mochte ich die Kapitel, in denen es um die Dorfbewohner und ihre Vergangenheit ging mit am meisten, weil viele Verhaltensweisen sich so besser erklären ließen und man somit ein nahezu vollständiges Bild dieser isolierten Dorfgemeinschaft bekommen konnte. Für kalte Wintertage ist „Der Schnee, das Feuer, die Schuld und der Tod“ genau das richtige, denn dieser ätmosphärische Roman bietet die perfekte Mischung aus historischen Elementen, Liebesgeschichte und auch Drama. Gerhard Jäger beschreibt die Winterwelt und die Bewohner des kleinen Dorfes mit unfassbar viel Bildgewalt und Präzision und schafft es auch auf den letzten Seiten noch, den Leser zu überraschen. 4/5

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„Und jetzt fährt dieser Winter mit seiner eisigen Hand in diesen Teil des Dorfes hinein, der doch so weit weg ist von den steilen Hängen.“ S. 324 John Miller ist ein alter Mann um die 80, der vor vielen Jahren von Österreich aus in die USA emigriert ist und dort ein zufriedenes Leben mit seiner Frau Rosalind hatte. 12 Jahre ist es inzwischen her, seit sie starb. Nun entschließt Miller sich, eine letzte Reise in die alte Heimat zu unternehmen. Eine Woche wird er in Tirol verbringen, wo in den 50er Jahren sein Cousin Max Schreiber unter mysteriösen Umständen ums Leben kam. Schreiber war Historiker, lebte zuvor in Wien und kam in ein kleines Tiroler Bergdorf, um dort eine alte Geschichte aus dem 19. Jahrhundert zu recherchieren, als eine Frau unter mysteriösen Umständen starb. Es ist sein Schreibers Manuskript, das Miller liest. Schreiber wird zunächst misstrauisch beäugt. Als Akademiker, der noch dazu in den alten Geschichten des Dorfs wühlen will, ist er den Einwohnern ein Dorn im Auge. Es dauert seine Zeit, bis es ihm dann doch gelingt, Zugang zu finden, Bekanntschaften zu schließen, die vielleicht auch im ein oder anderen Fall zu einer Freundschaft hätten werden können. Doch die Dinge ändern sich, als eine junge, stumme Frau ins Spiel kommt, von der Schreiber fasziniert ist. Schließlich bricht der Winter mit voller Wucht über das Dorf herein und keiner weiß, wie gefährlich die Lage wirklich ist. In Gerhard Jägers Roman „Der Schnee, das Feuer, die Schuld und der Tod“ sind die Kapitel, die Schreibers Manuskript umfasst, mit eben diesen Worten überschrieben. Das ist schlüssig und passend. Der Titel verspricht Dramatik, und die hat die Geschichte auch zu bieten. Zwischen den einzelnen Kapiteln des Manuskripts, das der Leser mit dem alten John Miller mitliest, finden sich die Schilderungen des Alten, sowohl zu seiner Recherchereise, auf der er sich gerade befindet, als auch zu Erinnerungen an seine verstorbene Frau. Vor allem in den Romanpassagen des Manuskripts ist die Sprache sehr bildreich und ausschmückend, sind die Sätze lang und verschachtelt, dabei ist Jägers Stil aber auch sehr pointiert und durchdacht – jedes Wort sitzt an der richtigen Stelle. Im Laufe der Geschichte aber, vor allem in der zweiten Hälfte des Romans, geraten diese Ausschmückungen oftmals ein wenig zu lang. Um etwas zu betonen, wird es hier gern in anderen Worten wiederholt. Das kann bekräftigend wirken, den Leser aber auch ungeduldig machen, der doch gerade, wenn die Geschichte an Fahrt aufnimmt, wissen möchte, wie es weitergeht. Was Jäger sehr gut gelingt, ist die Abbildung des Dorfes in den 50er Jahren: Die Atmosphäre dort, die einfachen Menschen, die mit den Händen arbeiten, die Gemeinschaft, in der es ungeschriebene Regeln und Gesetze gibt, die Schreiber, der Außenseiter, erst lernen muss. Schreiber, der ein „Studierter“ ist, was den Menschen im Dorf erst einmal höchst suspekt ist. Und über den natürlich viel geredet wird, ab dem Moment, in dem sich herumspricht, dass er da ist. Insgesamt lässt Jäger uns in eine archaische Welt hineinblicken. Vor allem ist der Roman eine Charakterstudie des jungen Schreibers, die dieser in seinem Manuskript selbst abgibt. Einerseits ist diese Selbstreflexion und die scharfsinnige Analyse seiner selbst fesselnd zu lesen, andererseits ist es auch hier so, dass der junge Mann sich oftmals wiederholt. Der Lesefluss gerät so immer wieder ins Stocken. „Der Schnee, das Feuer, die Schuld und der Tod“ ist ein Roman, auf dessen Tempo man sich einlassen muss. Wer mit einem ausufernden, durchaus auch poetischen Stil Probleme hat, wird an der Geschichte wohl keine Freude finden. Ich war bei der Lektüre hin- und hergerissen. Einerseits hat mir der Stil Jägers sehr gefallen, andererseits empfand ich gerade in der zweiten Hälfte des Romans deutliche Redundanzen. Zudem gelingt ihm nicht jede Wendung schlüssig und glaubwürdig. Gerhard Jägers Roman ist eine Reise in eine andere Zeit und eine andere Welt. Über die Suche eines Mannes gegen Ende seines Lebens nach einer alten Wahrheit. Ein eindringlicher Blick in eine archaische Welt und eine gut geschriebene, atmosphärische Geschichte mit kleinen Mängeln.

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John Miller, der als junger Mann nach USA ausgewandert ist, kehrt im Alter in seine Heimat zurück. Allzu lange wird er nicht mehr zu leben haben, umso wichtiger wird es für ihn, sich endlich Gewissheit darüber zu verschaffen, was damals wirklich geschehen ist … Man schreibt das Jahr 1950, als der junge Max Schreiber in einem Tiroler Bergdorf aus dem Bus steigt. Schon von Anfang an begegnet man ihm dort mit Mißtrauen. Ein Fremder im Dorf und ein Studierter obendrein, das kann nicht gut gehen. Trotzdem gelingt es ihm sich nach und nach Achtung bei den Einwohnern zu verschaffen. Doch die kurze Phase der Entspannung ist schnell vorbei, nachdem er erneut die ungeschriebenen Grenzen überschreitet und wenig später überschlagen sich die Ereignisse. Während sich der Winter, in einem bisher noch nie erlebten Maß, austobt und keiner mehr weiß, wie er auf die katastrophalen Verhältnisse reagieren soll, kommt es zu einem Mord. Und Schreiber, der danach wie vom Erdboden verschluckt ist, wird zum Mörder erklärt und die Akten geschlossen. Fazit Ein sehr beeindruckender und stimmungsvoller Roman, der die eigentümliche Atmosphäre eines abgelegenen Bergdorfs aus Sicht eines Gasts schildert, der ungewollt in die Dorfgeschichte hineingezogen wird.

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Wer sich auf die kalte Jahreszeit einstimmen möchte, liegt mit diesem Hörbuch genau richtig. Am besten macht man es sich mit einem heißen Kakao und warmer Decke bequem und lauscht den Sprechern Peter Matić und Manuel Rubey, die uns in die winterliche Bergwelt entführen. Die Geschichte handelt von dem Wiener Historiker Max Schreiber, der im Herbst 1950 in ein abgeschnittenes Tiroler Bergdorf reist, um einem 100 Jahre zurückliegenden mysteriösen Todesfall auf den Grund zu gehen. Eine Hexe soll damals verbrannt worden sein. Mit seinen Recherchen kommt Schreiber jedoch nicht weit, denn überall stößt er auf Ablehnung. Die Dorfbewohnter behandeln ihn wie einen Störenfried und weigern sich stur, über die Vergangenheit zu sprechen. So ist Schreiber gezwungen, im Alleingang Fakten zu sammeln und sich die fremde Welt zu erschließen. Als er sich in die stumme Maria verliebt und kurz darauf ein Bauer tödlich verunglückt, wächst das Misstrauen der Dorfgemeinschaft nur noch mehr. Das Unglück nimmt weiter seinen Lauf, bis plötzlich tödliche Lawinen das Dorf verschütten. Eingebettet ist dieses Geschehen in eine Rahmenhandlung, in der sich ein 80-jähriger Amerikaner 50 Jahre später ebenfalls auf die Suche nach der Wahrheit begibt. Er hofft, im Tiroler Landesarchiv mehr über den verheerenden Lawinenwinter herauszufinden und stößt auf das Manuskript von Max Schreiber. Berge hatten für mich schon immer zwei Gesichter: friedlich und kraftvoll einerseits, bedrohlich und unberechenbar andererseits, besonders wenn die Witterung ins Spiel kommt. Durch seine bildhafte Sprache gelingt es Gerhard Jäger, uns in diese archaische Bergwelt hineinzuziehen und sie sinnlich zu erleben. Immer wieder schafft er scharfe Kontraste: zwischen der winterlichen Kälte und der lodernden Leidenschaft Schreibers zu Maria, zwischen der Schneelandschaft und der Verbrennung, die im Roman eine zweifache Rolle spielt. Einzelne Wörter und Sätze werden überdeutlich artikuliert, wiederholt und die Wirkung bekräftigt, was in starkem Gegensatz zur Stummheit von Maria steht. Man hat fast das Gefühl, dass Natur und Sprache miteinander verschmelzen. Manchmal geschieht dies sehr plakativ, was schon der Titel andeutet oder am Anfang der Geschichte, als eine tote Frau im Schnee beschrieben wird, „die Haare schwarz, die Kleidung grau, der Schnee weiß“. Der Autor lädt die Szenen gern pathetisch auf, was vielleicht nicht jedermanns Sache ist, die bedrohlich anmutende Melange aus Mistrauen und Aberglaube, auf die Max Schreiber trifft, und seine aus den Fugen geratenden Emotionen, jedoch gut einfängt. Der melancholisch-düsteren Stimmung und der zunehmenden Spannung und Dramatik kann man sich bis zum überraschenden Ende kaum entziehen.

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Interessante Ansätze, sprachlich auf hohem Niveau

Von: Andy aus Potsdam

23.10.2016

Das Buch nimmt uns auf eine viel versprechende Reise mit, die in der Gegenwart beginnt und uns durch Schreibers Manuskript in die Vergangenheit führt, in eine Welt voller Schnee, Lawinen und Schreibers Gefühlen. Sprachlich gesehen ist das Buch sehr anspruchsvoll und hat durchaus einige interessante Momente und spannende Wendungen. Allerdings hat man gerade innerhalb von Schreibers Manuskript oft das Gefühl, dass die Handlung mehr oder weniger auf der Stelle tritt, ohne voranzukommen oder eine Entwicklung der Figuren zuzulassen. Das Buch ist dennoch durchaus lesenswert und überraschend am Ende.

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Buchhandlung Henning Korth

Von: Inken Kirchhoff aus Kronshagen

07.07.2016

Großartig, wie in schöner Sprache die archaische Bergwelt der 50er Jahre beschrieben wird. Spannend, emotional, rührend. Einfach brillant!

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