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Rezensionen zu
Die rote Frau

Alex Beer

Die Kriminalinspektor-Emmerich-Reihe (2)

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Bewertung: 4 1/2 Sterne Nachdem mich der erste Band rund um Rayonsinspektor August Emmerich sehr gut gefallen hat, war es selbstverständlich, dass ich auch den neuen Fall lesen werde. Und ich kann euch gleich zu Beginn verraten: Auch "Die rote Frau" ist wieder richtig gut! August Emmerich und sein junger Assistent Ferdinand Winter haben es nach der erfolgreichen Auflösung des Kriminalfalles aus Band 1 tatsächlich geschafft und sind in die Abteilung "Leib und Leben" aufgestiegen. Allerdings gestaltet sich das Berufsleben am neuen Arbeitsplatz nicht so, wie es sich Emmerich vorgestellt hat. Anstatt endlich durch die Straßen von Wien auf Verbrecherjagd zu gehen, sitzen er und Winter gemeinsam neben Bürofräuleins und "dürfen" Protokolle tippen. Von den Kollegen werden sie als "Krüppelbrigade" beschimpft, nachdem Winter wegen eines Dienstunfalles noch seinen Arm in der Schlinge trägt und Emmerich wegen eines Granatsplitters im Bein hinkt. Vom Heroin, das ihm im ersten Teil Linderung verschaffte, ist er losgekommen, aber seine Wohnung bei Luise hat er trotzdem verloren als ihr Mann aus dem Krieg zurückkehrte. Nun lebt er in einem Männerwohnheim für Kriegsverletze. Als Stadtrat Richard Fürst, der sich für die Belange der sozial Schwachen einsetzt, ermordet wird, hofft Emmerich den Fall zu übernehmen, doch Polizeichef Gonka zieht ihn gar nicht erst in Betracht. Bald darauf geschieht ein weiterer Mord. Die Tote ist ebenfalls gut situiert und eine Wohltäterin, wie Stadtrat Fürst. Wer bringt schon Menschen um, die sich für Andere einsetzen? Welches Motiv hat der Täter? Kollege Brühl fasst kurz darauf einen Verdächtigen: Es ist Peppi, der im selben Männerlogierheim, wie Emmerich wohnt. Dieser ist fassungslos und beginnt auf eigene Faust zu ermitteln. Seine Wege führen ihn und Winter wieder in den Wiener Untergrund: Illegale Wettlokale, Bordelle und Bäder, aber auch ein Sanatorien und die Welt des Theaters und des Films sind ihre Ziele. Doch Emmerich und Winter bleiben nur 72 Stunden, die Gonka der "Krüppelbrigade" gibt, um die Mordefälle zu lösen.... Noch immer ist das Leben der Menschen gekennzeichnet von bitterer Armut, Wohnungsnot, unzureichender medizinischer Versorgung, Hunger und hoher Arbeitslosigkeit. Die junge Republik ist instabil. Während Monarchisten die Rückkehr des Kaisers wünschen, bilden sich bereits neue politische braune Herde, die aus München nach Wien überschwappen. Zur selben Zeit befindet sich die Filmindustrie auf ihrem Höhenpunkt. Die Menschen flüchten in eine Scheinwelt. Emmerich, der mittlerweile seine Meinung über seinen Assistenen Winter geändert hat, bleibt seiner unkonventionellen Arbeitsweise treu. Die Auslegung der Gesetze dreht und wendet er, wie er sie gerade braucht und Winter kommt durch Emmerichs Eskapaden nicht nur in eine brenzlige Situationen. Trotzdem unterscheidet er sehr wohl zwischen Gut und Böse und hat immer das Herz am rechten Fleck. Die Sorge um seine Geliebte Luise und die Kinder lassen ihn kaum schlafen, denn Luises Mann kehrt als anderer - als grausamer Mensch - aus dem Krieg zurück. Während sich die Ermittlungen etwas im Kreis drehen, die Motive völlig unklar sind und Emmerich sich auch in eine Sackgasse manövriert, begleiten wir die beiden ungleichen Ermittler durch die Straßen Wiens. Manche Auflösungen erschienen mir dabei ein bisschen weit hergeholt, jedoch löst sich alles logisch auf, während sich das Ende diesmal zu einem richtigen Showdown entwickelt. Alex Beer gelingt es wieder hervorragend das Lokalkolorit der Stadt Wien einzufangen. Der historische Krimi lebt neben den beiden eigenwilligen Ermittlern vorallem von der besonderen Atmosphäre, die die Nachwehen des Krieges brutal aufzeigen. Die atmosphärische Beschreibung der Nachkriegszeit habe ich noch bei keinem Autor/Autorin so perfekt umgesetzt gefunden, wie bei Alex Beer. Dazu gibt es, wie bereits im ersten Teil, interessante Details über bedeutende Bauwerke und Lokale, die heute noch existieren. Schreibstil: Wie schon im ersten Teil gelingt es der Autorin wieder fabelhaft, sich beim Lesen mitten im Wien der Zwanziger Jahre zu fühlen. Sie erzählt sehr intensiv und detailliert, aber genau in der richtigen Dosierung. Auch die Wiener Mundart darf nicht fehlen und bringt wieder das typische Lokalkolorit mit sich. Alex Beer alias Daniela Larcher hat hervorragend recherchiert und erzählt von einem Wien der gar nicht so goldenen Zwanziger Jahre. Die Charaktere sind einzigartig und facettenreich. So wird das Wien der 1920iger Jahre wieder lebendig! Fazit: Auch der zweite Band rund um den charismatischen Inspektor August Emmerich und seinen Assistenten Winter ist wirklich gelungen. Der historische Krimi lebt vorallem wieder von der tollen Atmosphäre der Nachkriegszeit, dem typischen Wiener Flair und dem verzwickten Kriminalfall. Von mir gibt es eine Empfehlung für diese tolle Reihe!

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August Emmerich hat es geschafft: Endlich wird er in die „Leib und Leben“ versetzt, wie die Mordkommission im Jahre 1920 in Wien genannt wird. Allerdings ist seine erste Aufgabe nicht sonderlich spektakulär. Emmerich und sein Assistent Winter sollen die Schauspielerin Rita Haidrich beschützen. Die Dame wähnt ihr Leben in Gefahr und glaubt an einen Fluch. Schon bald erkennen Emmerich und Winter jedoch eine seltsame Verbindung zum Mord an einem Stadtrat, mit dem sich die Kollegen gerade beschäftigen. Offenbar ist Emmerich einem Mordkomplott auf der Spur … Schon im insgesamt noch etwas sperrigen ersten Band um den Wiener Kommissar Emmerich, Der zweite Reiter, konnte Alex Beer mit ihrem Protagonisten weitestgehend überzeugen. „Die rote Frau“ festigt das Bild und fügt neue Elemente hinzu. Emmerich ist endlich an seinem Wunsch-Arbeitsplatz angekommen. Doch Neulinge wie er und Winter, dürfen erst einmal Kaffee kochen, Protokolle abtippen und sich den Spott der Kollegen anhören. Weil beide unter gewissen Handicaps leiden, werden sie von den Kollegen als „Krüppel-Brigade“ bezeichnet. Man kann also nicht gerade behaupten, dass Emmerichs Leben nun wirklich so viel besser geworden ist. Aber er lässt sich nicht unterkriegen. Emmerich wittert seine Chance, als die Schauspielerin Rita Haidrich die Polizei um Hilfe bittet. Eine Frau habe die Dreharbeiten verflucht, erzählt sie, und nun passieren Unglücke. Emmerichs neuer Abteilungsleiter ist mit einem Deal einverstanden: Können er und Winter diesen Fall lösen, dürfen sie mitarbeiten an der Mordaufklärung, die das Dezernat gerade beschäftigt. Leider hat der sehr von sich überzeugte Inspektor Brühl schnell einen Mörder im Falle des Stadtrates zur Hand. Doch Emmerich kennt den Mann. Er kann es nicht sein. Die Nebenschauplätze in „Die rote Frau“ sind, wie schon im ersten Fall von August Emmerich, erneut faszinierend. Emmerich hat sich aus der Not heraus im Obdachlosenasyl einquartiert. Die dort herrschenden Zustände sind ein grausamer Kontrast zur schillernden Scheinwelt der Filmbranche. Dies und der Umgang mit Kriegsversehrten nach dem Ersten Weltkrieg, das Leben überhaupt in einer Stadt, die noch immer unter den Folgen des Krieges leidet, sind spannende Details, die Alex Beer sehr plastisch und überzeugend schildert. Doch während in „Der zweite Reiter“ das Gewicht noch etwas zu stark auf diesen historischen Einzelheiten lag, schafft „Die rote Frau“ die Balance zwischen Kriminalroman und Geschichtsstunde. Gut ist auch, dass die Autorin kleine Rückblenden auf den ersten Band einfließen lässt. So kann man zur Not auch quer einsteigen und den Roman ohne Vorkenntnisse lesen. Und auch die Sprache hat sich gegenüber dem ersten Teil der Emmerich-Serie gebessert. Noch immer streut Alex Beer viel Wiener Dialekt ein, was auch gut funktioniert angesichts der Zeit und des Settings. Aber insgesamt ist der Roman leichter und wesentlich flüssiger lesbar – auch für jene, die sich mit dieser Art von Sprache für gewöhnlich eher schwer tun. Mein Fazit: „Die rote Frau“ ist ein sehr unterhaltsamer Krimi mit spannenden historischen Hintergründen und einem spröden, aber sympathischen Protagonisten. Viel-Leser dürfte das vorhersehbare Finale kaum überraschen, es erscheint auch etwas zu konstruiert, um vollends zu überzeugen. Insgesamt aber hat mir „Die rote Frau“ sehr gut gefallen und macht Lust auf weitere Bände mit Emmerich und Winter.

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Die rote Frau...

Von: clary999

08.07.2018

»Wien war eine Weltstadt – schon immer hatte es hier unzählige Delikte gegeben, doch seit dem Krieg war ihre Zahl sprunghaft gestiegen. Die Bevölkerung war verroht, Hunger und Not forderten ihren Tribut.« Zitat aus dem Buch, Seite 139 Zum Inhalt: Wien, im März 1920. Rayonsinspektor August Emmerich und sein junger Assistent Ferdinand Winter sind jetzt in der Abteilung »Leib und Leben«. Ihre Freude darüber ist allerdings schnell gesunken. Die anderen Kollegen der Mordkommission missachten die beiden neuen Polizisten. Nennen sie verächtlich »Krüppelbrigade«. Der allseits beliebte Stadtrat Richard Fürst wurde ermordet. Emmerich und Winter werden von den Ermittlungen ausgeschlossen. Sie müssen sich mit der sonderbaren Anzeige einer berühmten Schauspielerin befassen. Schon bald wird ein Verdächtiger im Mordfall Fürst verhaftet, aber Emmerich glaubt nicht an seine Schuld und ermittelt mit Winter im Hintergrund. Von seinem Vorgesetzten bekommt er dafür, wenn auch widerwillig, 72 Stunden…. »Der Krieg hatte sich tief in das Stadtbild eingebrannt. Schrecklich zugerichtete Invaliden, Witwen in Trauerkleidung, rachitische und tuberkulöse Kinder. Stadtrat Fürst hatte stets versucht die Not dieser Menschen einfach und unbürokratisch zu lindern. Wer würde jemand wie ihn ermorden? Und vor allem: Aus welchen Grund? « Zitat aus dem Buch, Seite 138 Meine Meinung: Der Schreibstil der Autorin Alex Beer ist fließend und mitziehend. Man fühlt sich in diese Zeit hineinversetzt. Es ist ein kalter März und überall herrschen Not, Hunger, Armut und Krankheiten. Die Arbeitslosigkeit ist extrem hoch. Die reiche Oberschicht vergnügt sich in Tanzlokalen und Theater. Die Filmindustrie hat einen Höhepunkt in den Zwanzigern. August Emmerich und Ferdinand Winter sind mir schon aus dem ersten Band vertraut und sympathisch. Emmerich ist ein Kriegsversehrter. Der Granatsplitter in seinem Bein bereitet ihm oft Schmerzen. Winter ist erst seit kurzem der Assistent von Emmerich. Nach anfänglichen Misstrauen und ihrem ersten gemeinsamen Kriminalfall haben sich die beiden mittlerweile zu einem guten Team entwickelt. Emmerich ist erfahren und stur. Seine Vergangenheit hat ihn geprägt. Er bedient sich hin und wieder unkonventionellen Methoden. Winter ist zwar noch unerfahren, aber wissbegierig und zuverlässig. Bei der Suche nach dem Mörder des Politiker Fürst verfolgen Emmerich und Winter verschiedene Spuren, die mitunter im Sande verlaufen, aber die Erkenntnis daraus, sind manchmal dennoch hilfreich. Das Mordmotiv? Persönlich oder politisch? Ein weiterer Mord geschieht. Gibt es eine Verbindung? Was Emmerich und Winter herausfinden ist schockierend! … Der Handlungsverlauf ist spannend und abwechslungsreich! Gleichzeitig bekommt man einen beeindruckenden Einblick in die Lebensumstände der armen und reichen Bevölkerung, sowie über politische, wirtschaftliche und kulturelle Verhältnisse. Die einzelnen Personen sind authentisch und überzeugend dargestellt. Waisenkinder, Zigeuner, Kriegsveteranen, Politiker, Polizisten, Kleinkriminelle u.v.m.. Der trockene Humor, Sarkasmus und einige Gespräche im Wiener Dialekt (auch für deutsche Leser verständlich ;)), die zwischendurch auftauchen, haben mich ebenfalls sehr gut unterhalten. Faszinierend und wissenswert sind historische Fakten über die Nachkriegszeit in die Geschichte eingebunden! Manche Details waren mir noch nicht bekannt! Ich bin schon gespannt auf den nächsten Band! Das Buch kann allerdings auch einzeln gelesen werden, weil der Kriminalfall in sich abgeschlossen ist. Ein spannender historischer Krimi mit viel Interessantem aus den frühen Zwanzigern in Wien! Sehr lesenswert! 5 Sterne »Nur die Toten haben das Ende des Krieges gesehen. - Platon« Zitat aus dem Buch, Seite 5 (Empfehlenswert finde ich auch den ersten Band! »Der zweite Reiter« von Alex Beer)

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Auf dieses Buch habe ich mich riesig gefreut, denn ich habe auch das erste Buch mit großer Begeisterung gelesen. Auch diesmal wurde ich absolut nicht enttäuscht und bin sofort in der Story versunken. Eindrucksvoll beschreibt die Autorin die Lage nach dem Krieg und es war mitunter so realistisch, das ich glaubte mittendrin zu sein. Man konnte die Armut und Probleme der Menschen quasi spüren, aber auch die Hoffnung und neuen Ideen waren allgegenwärtig. Der Fall selbst war natürlich auch extrem spannend. Muss sich Emmerich erst "nur" um eine beliebte Schauspielerin und deren Angst vor einem Fluch kümmern, während die anderen Ermittler sich dem Mord an Stadtrat Fürst annehmen. An diesem Fall hätte Emmerich natürlich viel lieber von Anfang an mit ermittelt....also versucht es es auch eigene Faust. Viel mehr will ich jetzt dazu auch gar nicht schreiben, denn sonst würde ich zuviel verraten. Auf jeden Fall nimmt die Sache wieder einige unerwartete Wendungen und die Spannung bleibt durchgehend erhalten. Obwohl ich fand, dass es in dem Buch relativ viele Protagonisten gibt, so kommt man trotzdem nicht durcheinander und es ist auch keiner überflüssig, jeder trägt seinen Teil zu dieser gelungenen Geschichte bei. Ich selbst habe am liebsten über Emmerich und Winter gelesen, denn ich finde, die beiden sind das perfekte Team und ergänzen sich ganz toll. Zum Ende hin steigert sich das Tempo noch einmal rasant und obwohl einige kleine Ansätze in eine Sackgasse geführt haben, fügen sich am Ende immer mehr Fäden zusammen und ich wurde so manches Mal noch total überrascht und bin mit einem für mich absolut fesselnden und überraschendem Ende begeistert worden. Der Epilog macht sofort Lust auf einen dritten Teil, hoffentlich müssen wir Leser darauf nicht zu lange warten. Ein absolut spannendes und lesenswertes Buch, mit vielen historischen Fakten, welches die unterschiedlichen Facetten von Wien nach dem Krieg eindrucksvoll präsentiert

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72 Stunden

Von: hasirasi2

27.06.2018

„Er konnte nicht fassen, dass er sich hier um diesen Scheißdreck kümmern musste.“ Rayonsinspektor August Emmerich und sein Assistent Ferdinand Winter haben es geschafft. Nach der erfolgreichen Lösung ihres ersten Falls „Der zweite Reiter“ gehören sie endlich zur Abteilung „Leib und Leben“. Allerdings nehmen ihre Kollegen sie nicht für voll. Emmerich hat immer noch Probleme mit dem Granatsplitter im Knie und Winter kann seinen Arm noch nicht wieder benutzen, seit er im Dienst verletzt wurde. Die Vorurteile gegen Behinderte sind groß in der Vorzeigeabteilung. Ihre Kollegen verachten sie und teilen ihnen nur Schreibarbeiten zu. Doch Emmerich lässt sich davon nicht unterkriegen. Als er in kürzester Zeit den Fall um den neuen „verhexten“ Film der berühmten Schauspielerin Rita Heidrich lösen kann, ringt er dem Leiter der Abteilung eine Chance ab. Er bekommt 72 Stunden, um parallel zu seinem direkten Vorgesetzten Brühl im Mordfall des beliebten Stadtrates Richard Fürst zu ermitteln. Brühl hat nämlich den schwerstverwundeten Kriegsheimkehrer Beppi als dringend tatverdächtig verhaften lassen. Aber Emmerich kennt Beppi. Dieser hatte Richard Fürst viel zu verdanken. Fürst wollte ein Heim für die Kriegsversehrten bauen. Hat er dafür wirklich Gelder veruntreut und musste darum sterben, wie seine Konkurrenten behaupten? Die Versorgungslage 1920 in Wien ist schlimmer als im Krieg, das öffentliche Leben stark eingeschränkt, die Stadt kaum wieder aufgebaut. Dementsprechend wächst auch die Unzufriedenheit der Bevölkerung. Zudem flackert die Angst vor dem nächsten Krieg immer wieder auf. Wer wird das Land dann verteidigen? Die meisten Soldaten sind auf den Schlachtfeldern geblieben. Emmerich und Winter ermitteln in den verschiedensten Bevölkerungsschichten und ihre Zeit wird immer knapper. Nicht nur ihre Vorgesetzten sitzen ihnen im Nacken, auch ein Mann im braunen Anzug verfolgt sie angeblich – trachtet er ihnen nach dem Leben? Die Uhr tickt, 72 Stunden sind schnell vorbei. Eine atemlose Jagd durch das zerstörte Wien und vor allem wieder die Unterwelt bringt Emmerich und Winter in Gefahr: „Wenn es darum geht, uns in richtig schlimme Situation zu bringen, sind sie wirklich ein Weltmeister!“ Emmerich ist sehr geradlinig und nutzt wieder illegale Mittel und Methoden, um den Fall zu lösen. Er ist nicht nur intelligenter als sein Vorgesetzter, sondern auch weniger voreingenommen. Außerdem treibt ihn nach wie vor die Sorge um seine große Liebe Luise und deren Kinder um – kann er sie vor ihrem Mann bzw. Vater retten? Winter verehrt die Schauspielerin Rita Heidrich und genießt es, ihren Personenschützer zu spielen. Außerdem nutzt er seine Verletzung, um mit den Sekretärinnen des Kommissariats zu schäkern und sich die Arbeit zu erleichtern. Seine gute Bildung und Erziehung helfen Emmerich auch dieses Mal beim Umgang mit der oberen Gesellschaft. Die beiden Ermittler ergänzen sich hervorragend. Es sind die Schilderungen der Katakomben und unterirdischen Schlachthäuser, der Gegensätze zwischen den Armen und Reichen, der Filmwelt und den Logierhäusern, welche das Wien der 20er in meinem Kopf lebendig werden lassen und die damaligen Stimmungen vermitteln. Alex Beer versteht es meisterlich, den Leser nach und nach mit Informationen zu füttern und die extreme Spannung trotzdem bis zur letzten Sekunde zu halten. Das i-Tüpfelchen ist der tolle Sprecher Cornelius Obonya, der dem Hörbuch mit seinem Wiener Dialekt und der Interpretation der Texte Leben einhaucht.

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Wiener Dialekt wurde, wie beim ersten Band, als Würze hinzugefügt. Das Wien der 1920-er Jahre verlottert, das gilt für Gebäude, verrohte Sitten und die Politik. So nehmen die beiden versehrten Ermittler wieder Spuren auf, folgen ihren Nasen anstatt auf ihren Chef zu hören, machen sich unbeliebt und schleichen sich weiter ins Leserherz ein. Denn so skurril sie beschrieben werden, so sehr ist ihre Handlungsweise nachzuvollziehen. Alex Beer beschreibt sowohl das Leben in jener Zeit als auch das Leben verschiedener Gesellschaftsschichten. Dieser Rahmen tut dem Krimi gut. Er hebt sich damit von anderen historischen Krimis angenehm ab, suchte sich eine Zeit aus, die selten derart beschrieben wurde: Durch einen Berufsstand, der es in Wien damals offenbar eher schwer hatte sich durchzusetzen. Die zwei Hauptfiguren wurden im ersten Band bereits hervorragend charakterisiert. Darauf baut Beer auf. Man erfährt mehr über Emmerich als über seinen Assistenten Winter, vor allem eher Dinge, die ihn privat beschäftigen. Der Fall selbst scheint zu Beginn eher unscheinbar, schnell gelöst, aber gewinnt später an Brisanz und Schärfe gewaltig hinzu. Das Ende ist hochspannend und ungeahnt. Bin gespannt auf den dritten Band :-)

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Alex Beer hat mit „Der zweite Reiter“ den Erfolg bekommen, den sie unter ihrem bürgerlichen Namen und einer zeitgenössischeren Serie vergeblich gesucht hat. Das Feuilleton hat das erste Buch um August Emmerich gefeiert, Beer hat einen der wichtigsten Literaturpreise Österreichs gewonnen und auch mich hat sie begeistert. Nicht nur, weil es in meiner Heimatstadt spielt, sondern auch zu einer absolut interessanten Zeit – einer völlig vernachlässigten Zeit, wie Beer dem Krimisofa in einem Interview verriet. Jetzt kam der Zweite Teil heraus, der mich allerdings nicht mehr so euphorisch zurückließ. August Emmerich und sein Assistent Ferdinand Winter haben es in die „Leib und Leben“-Abteilung geschafft – jene Abteilung, in die Emmerich schon vor seinem letzten Fall wollte. Winter ist noch von seinen schweren Verletzungen gezeichnet, die er im „zweiten Reiter“ erlitten hatte und kann nur einen Arm nutzen. Aber mehr als Protokolle abzutippen, haben die zwei, die vom Rest der Abteilung geschnitten und hinter ihren Rücken „Krüppelbrigade“ genannt werden, ohnehin nicht zu tun. Emmerich hingegen ist vom Heroin, das er im ersten Teil gegen seine Knieschmerzen genommen hat, losgekommen. Da er von seiner Luise ausziehen musste, weil ihr Mann es wider Erwarten aus der russischen Kriegsgefangenschaft heim geschafft hat, wohnt Emmerich jetzt in einem der neuen und von der Presse gefeierten Männerlogierhäusern. Anstatt einen Mordfall zu untersuchen, müssen die zwei sich den Fall der angeblich verfluchten Schauspielerin Rita Haidrich ansehen – eine weitere Schikane ihrer Vorgesetzten. Doch über diesen Fall stoßen die zwei auf den Fall des ermordeten Wiener Stadtrats Fürst, den die restliche Abteilung bearbeitet und die auch schnell einen Täter verhaftet. Aber Emmerich ist sicher, das es der falsche ist. Manchmal frage ich mich, ob man ein Buch nicht so gut findet, weil man in der falschen Stimmung ist, einen harten Tag hatte und deshalb nicht richtig in die Geschichte reinkommt – genau so erging es mir bei „Die rote Frau“, das ich erst gegen Ende richtig gut fand. Auch fragte ich mich, was die Sache mit dem Fluch am Anfang sollte, die so gar nicht in die Geschichte passen will – am Ende war ich dann aber schlauer, denn beim hervorragenden und historisch interessanten Showdown löst sich alles auf. Die Charaktere von Emmerich und Winter haben sich weiterentwickelt und die zwei sind sich gegenseitig wesentlich loyaler als zu Beginn von „Der zweite Reiter“, obwohl „Die rote Frau“ nicht mal ein halbes Jahr danach spielt. Obwohl es ein völlig anderes und wesentlich politischeres Buch ist als „Der zweite Reiter“, gibt es einige ähnliche Abläufe. Zum Beispiel hat Emmerich im ersten Teil der Serie sein lädiertes Knie verheimlicht – diesmal verheimlicht er, dass er in einem Männerlogierhaus in einer drei Quadratmeter Kabine haust. Oder dass die zwei Protagonisten über einen Fall zu einen Mordfall kommen – das gab es im ersten Teil schon. Dort war es der Schleichhändler, den sie dingfest machen solltest und über den sie dann zu einem Mordfall kamen. Aber das ist wohl der Preis, den man zahlt, wenn man eine Serie schreibt. Teilweise macht Beer es sich beim Plot zu einfach: da findet Emmerich, der kein Latein kann, ein Heft, das in  reinstem Latein geschrieben ist – „Na kloa, do kenn i wen, der mir des übersetzt" (überspitzt zitiert). Oder Emmerich wird schwer verletzt, kann sich aber keine ärztlich Behandlung leisten – Winter schickt ihn zum Hausarzt seiner Oma, der macht's gratis. Und was mir leider sauer aufstößt, ist die Vermischung von Deutschem und Wiener Dialekt. Da findet ein regelrechtes Meet & Greet zwischen „die Faxen dicke“ und „Heast Oida“ statt und das geht leider auf Kosten der sonst so hohen und abermals herausragend recherchierten Authentizität. Denn ich glaube nicht, dass es in Wien 1920 gängig war, „die Faxen dicke" oder „klauen" zu sagen. Und falls doch – mea culpa.

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Wien 1920

Von: Myriade

23.06.2018

Alex Beer „Die rote Frau“ Limes: 2018 Das ist schon mein zweiter Wien 1920-Krimi von Alex Beer. Hier der erste. In beiden sind die harten Lebensbedingungen in Wien, kurz nach dem 1.Weltkrieg sehr eindringlich und wohl realistisch geschildert. Auch der Protagonist August Emmerich – „August“ weil er in diesem Monat gefunden und ins Waisenhaus gebracht wurde – hat eine Kriegsverletzung, einen Granatsplitter im Knie, der ihm starke Schmerzen und eine beträchtliche Gehbehinderung einbringt. Auch dieser Roman hat eine gut konstruierte Handlung. Die Spannung wird durch ein paar unerwartete Wendungen aufrecht erhalten, die Charaktere sind gekonnt herausgearbeitet. Die Handlung führt durch verschiedene soziale Milieus, die ich sehr überzeugend geschildert finde: vom Rotlicht bis zum verarmten Adel. Auch das Lokalkolorit ist einwandfrei – man muss sich als Ortskundige nicht fragen, wie um alles in der Welt man von A nach B in 10 Minuten kommen soll, wenn doch da die ganze Stadt dazwischen liegt. Kein Wunder, die Autorin lebt – laut Klappentext – selbst in Wien. Das einzige Problem, das ich mit diesem und auch dem anderen Text habe, ist stellenweise die Sprache. Es ist mir schon klar, dass es schwierig ist, in einem der zahllosen Dialekte des Deutschen zu schreiben und den Text trotzdem auch für Menschen, die diesen Dialekt nicht kennen lesbar zu machen. Die Lösung finde ich geschickt: diverse Einheimische sprechen Wiener Dialekt, der Ermittler spricht Hochdeutsch. Soweit so gut, aber an vielen Stellen werden Wörter verwendet, die es im Wien des Jahres 1920 garantiert gar nicht und auch im Wien des Jahres 2018 nicht wirklich gibt. Im österreichischen Deutsch wird nicht „gelaufen“ sondern gegangen; es erzeugt ein sehr seltsames Bild, wenn der gehbehinderte Ermittler durch die Gegend „läuft“, was für Wiener ein Synonym für „rennt“ ist. Es gibt keine „Jungs“ und es wird nicht „geklaut“. „Mit ´ner Puff´n bedroht“ als Mischung von zwei verschiedenen Umgangssprachen klingt ebenso seltsam wie „Da bin ich doch restlos überfordert mit“. Um nur ein paar Beispiele zu nennen. Es mag kleinlich klingen, aber mich hat jeder dieser sprachlichen Missgriffe aus dem Lesefluss herausgeschleudert. Insgesamt ein guter Krimi. Mein Kritikpunkt ist ja auch für nicht österreichisch Sprechende völlig irrelevant.

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