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Rezensionen zu
Schwarze Liebe, schwarzes Meer

Zülfü Livaneli

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€ 9,99 [D] inkl. MwSt. | € 10,30 [A] | CHF 14,50* (* empf. VK-Preis)

In Podima, einem kleinen Dorf an der türkischen Schwarzmeerküste, kommt es zu einem bestialischen Mord nach einer privaten Feier: die hübsche Arzu Kahrman wird in ihrem eigenen Haus brutal zugerichtet. Der Ehemann kann schnell als Täter ausgeschlossen werden, die Aufregung im Dorf ist groß und der Fall zieht sogar die Presse aus Istanbul an. So kommt eine junge Journalistin auch zu Ahmet Arslan, einem ehemaligen Bauingenieur, der sich an der Küste zur Ruhe gesetzt hat. Er war mit Arzu befreundet und könnte sicherlich etwas über das Opfer berichten. Allerdings verläuft die Begegnung nicht so wie von der Redakteurin gedacht. Mehr und mehr zieht der ältere Herr sie mit seinen Geschichten in den Bann und aus dem kurzen Interview wird plötzlich ein mehrtägiger Aufenthalt. Wird sich in den Erzählungen auch der Schlüssel zur Aufklärung des Mordes finden? Zülfü Livaneli spielt mit seinen Lesern und das macht er meisterlich. Das Buch beginnt mit einem interessanten Mord und dem Versuch, diesen aufzuklären. Schon in der ersten Begegnung der beiden Protagonisten wird dem aufmerksamen Leser klar, dass er sich in Acht nehmen muss vor dem Ich-Erzähler Ahmet Arslan, der sich zu gerne seiner Bücher bedient und aus einzelnen Fakten eine Geschichte strickt, die die Wahrheit sein könnte – oder aber auch etwas ganz Anderes. So wie er der Journalistin eine Geschichte nach der anderen auftischt, führt er auch uns an der Nase herum. Völlig im Einklang mit allen Details wird uns ein Leben präsentiert, das in sich stimmig und glaubwürdig erscheint. Doch der Schein trügt, das gemeine Spiel mit dem Leser hat längst begonnen, ohne dass dieser sich dessen bewusst gewesen wäre. Auf der Handlungsebene kann der Roman allerdings auch überzeugen. Es werden zwar weder der ältere Herr noch die junge Frau über die Begegnungen hinaus charakterisiert; von ihr erfährt man ohnehin kaum etwas, selbst ihr Name wird uns erst auf einer der letzten Seiten genannt, denn sie dient nur als Anlass zum Geschichtenerzählen, als Zuhörerin einer phantastischen Erzählung, die noch ganz zu Unrecht vom Protagonisten selbst mit den Märchen aus Tausend und einer Nacht verglichen werden. Von dem anfänglich im Zentrum stehenden Mord entfernt sich das Geschehen jedoch zunehmen, es rückt eine zweite Geschichte in den Fokus, eine Liebe über die Kulturen hinweg, die trotz der Sprachbarrieren entstehen kann und letztlich für ein furchtbares Unglück verantwortlich ist. Ein langsamer Wandel, der völlig fließend verläuft, ohne dass einem bewusst ist, dass man sich gerade mehr und mehr von der ursprünglichen Handlung fortbewegt. Besonders interessant fand ich die Ausführungen des Erzählers Ahmet Arslan zur Rolle der Literatur und wie sich in dieser nicht nur Parallelen, sondern Hilfen für das reale Leben finden lassen. Letztlich ist alles eine Geschichte, wir schreiben unser Leben selbst und bestimmen, welchen Weg die Handlung nehmen soll. Wie exzellent es ihm gelingt, diesen Ansatz in seinem Roman umzusetzen, erkennt man jedoch erst in dem Moment, indem die Geschichte fertig erzählt ist.

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