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Rezensionen zu
Das Ende der Demokratie

Yvonne Hofstetter

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Das Ende der Demokratie?

Von: Beccs.buechertraum

07.02.2023

Die Welt wird immer schneller, digitaler. Was kann man nicht alles schon digital machen? Die künstliche Intelligenz nimmt immer mehr Bereiche unseres Lebens ein und es ist nicht immer nur Segen. Fluch und Segen stehen häufig eng beieinander. Kein Bereich wird hierbei verschont. Auch die Politik nicht. Doch bedroht es unsere Freiheit und Demokratie? • Yvonne Hofstetter ist eine Spezialistin für Datenanalysen und konkretisiert in ihrem Buch „Das Ende der Demokratie - Wie die künstliche Intelligenz die Politik übernimmt und uns entmündigt“ die Auswirkungen auf die Politik und Demokratie. Sie verbindet die sachlichen Aspekte mit einer fiktiven Geschichte einer künstlichen Intelligenz Al. Dies hatte eine doppelte Wirkung auf mich. Zum einen wurde das komplexe Thema greifbarer, aber zum anderen musste ich mich erst an den Schreibstil gewöhnen. Wann war es fiktiv und wann nicht? Insgesamt ist die Thematik höchst spannend. Es hat mir Facetten aufgezeigt, worüber ich von alleine nicht nachgedacht hätte. Hofstetter vermittelt ein gutes Hintergrundwissen und ihre Ausführungen sind erschreckend und beruhigend zu gleich. Kurz gesagt: es regt zum Nachdenken an. • Für jeden eine Empfehlung, welcher sich gerne in die Thematik einlesen möchte, ohne bereits ein großes Vorwissen zur Verfügung hat.

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Es ist das Grundthema Yvonne Hofstsetters. Das Fortschreiten der Digitalisierung der Welt und die „Übernahme“ demnächst vielleicht auch zentraler Schnittstellen der politischen Entscheidungen durch die exponentiell wachsende künstliche Intelligenz. Noch nicht einmal „demnächst“ ist da der passende Begriff, denn wie man am Börsenhandel bereits sieht, wie in weiten Teilen der Industrie bereits fortgeschritten und unter dem Stichwort „Industrie 4.0“ noch klarer am Horizont übernehmen mehr und mehr Algorithmen auch entscheidende Funktionsstellen, kaufen und verkaufen in Sekundenbruchteilen Milliardenschwere Vermögenswerte. Und das Ganze verlegt Hofstetter nun auf die politische Ebene. Einerseits als „Geschichte in der Geschichte“, in der sie im Buch plastisch „AI“ nachgeht. Eine künstliche Intelligenz, die aufgrund ihrer Berechnungen die europäische Demokratie bestmöglich „nach vorne“ denken soll und damit auch Entscheidungen zu fällen hat. Ein kleiner Roman, eingewoben in das Sachbuch, der sich auf realistische Grundlagen stützt und nur das plastisch und konkret dem Leser vor Augen führt, was eigentlich technisch bereits durchaus auch in Bezug auf politische Digitalisierung möglich wäre. Dies aber ist im Gesamten des Buches betrachtet nur ein Puzzlestein, ein Thema unterhalb des Grundthemas des Werkes. Denn im eigentlich geht es Hofstetter darum, dass „Wenn der Computer Geld verdient“ klassische, demokratische Regulations- und Kontrollmechanismen außer Kraft gesetzt werden. Gerade was die gedankliche „Freiheit“ des Handels mit Nutzer-Daten in einem radikal liberalen Wirtschaftsverständnis angeht. Einerseits also spielt „der Kunde (User)“ das Spiel bis zur Grenze mit (wie die langen Schlangen vor Apple Stores zeigen, wenn ein neues Gerät auf den Markt kommt), andererseits unterminieren Internetgiganten und die digitale Industrie als Ganzes die Bereiche der persönlichen Freiheiten und des Schutzes der Privatsphäre in solch hohem Maße, dass tatsächlich die demokratischen Institutionen in Gefahr geraten, nur mehr „berechenbare Vorgänge“ im Dienst der Industrie. „Letztlich geht es um den Schutz des Verbrauchers vor der Macht spärlich regulierter Märkte“ Märkte, die nur mehr eine „Illusion der Freiheit“ vorgaukeln, Die „Freiheit des Konsumenten“ aber ist eine ganz andere Form als die „Freiheit des mündigen Bürgers“. Wenn nun aber der alte Satz noch stimmt das „Wissen Macht ist“, dann ist es höchste Zeit, die Macht der demokratischen Institutionen zu stärken und das „erworbene Wissen“ von Generationen über das „generierte Wissen“ der digitalen Welt zu stellen. Sich zu wehren, um es mit einem Satz zu sagen. Das nötige Grundwissen vermittelt Hofstetter sehr verständlich. Denn nicht nur ein Fanal ist dieses Buch, sondern vor allem bietet Hofstetter Erläuterungen, wie das funktioniert und beschreibt plastisch, wie das, im schlechtesten oder im besten Falle, sich weiter entwickeln könnte. Dass die Welt zum Computer wird, wie weit die politischen Technologien (Nudger) bereits fortgeschritten ist, wieweit eine Demokratie, ein Staat bereits „digital gesteuert“ werden kann. Ganz hervorragend dann, auf der Basis des vermittelnden Wissens, bringt Hofstetter die genauen Abläufe in Form von „Simulationen“ vor die Augen, die über ein „Wegbrechen Frankreichs“ aus der Eurozone den weiteren Verlauf einer möglichen europäischen Geschichte bis ins Jahr 2025 (unter Mitaufnahme der Veränderungen der Arbeitswelt) drastisch vor Augen führt. Grundlegende Informationen, praktische „Simulationen“, präzise, konkret, fundiert und aufrüttelnd, so verbleibt Hofstetter am Ende mit eigentlich alten, traditionellen, teuer erkauften Werten und Grundlagen der Demokratie, die drohen, verloren zu gehen und daher immer wieder benannt werden müssen: Dass die Politik den Primat vor der Wirtschaft haben muss (ein Verhältnis, dass immer bereits unter Reibung und Revierkämpfen stand und steht). Dass die Grundrechte der Person geschützt werden müssen, auch auf ganz neuen Wegen, denn ansonsten erleidet die Demokratie unabwendbaren Schaden. Und wie das Zusammengehen könnte? Damit endet Hofstetter und bietet vielfache Anregungen zur weiteren Diskussion und, vor allem, zu Taten und Regulierungen, die jetzt bereits schon länger überfällig sind. „Denn was wir nicht selbst entscheiden, entscheidet der Computer“. Das ist die reale Alternative, die in keiner Weise ignoriert oder gar verniedlicht werden sollte. Denn je mehr dies voranschreitet, desto geringer werden die echten persönlichen Freiheiten (auch wenn man das gar nicht merkt zunächst). Eine hervorragende Lektüre.

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