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Rezensionen zu
Herzland

Simon Winder

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Lotharingien

Von: C. Widmann

09.04.2021

Lieber Leser, die Fans von ernsthafter Geschichtsschreibung mögen ihn nicht. Simon Winder erlaubt sich, abzuschweifen und sein liebstes Museum zu beschreiben oder das Schicksal einer einzelnen Statue. Ganze Kriege wischt er als unwichtig beiseite, wenn sie keine Grenze verschoben haben. Er nennt Luxemburg einen Quastenflosser und vergleicht Ölporträts mit Fußballsammelbildchen. Respektlos, sagen die Leser ernster Geschichtswerke. Herrlich respektlos! Verführt Winder doch gerade die Leser, die vor ernsthafter Geschichte zurückschrecken. Mit Karl dem Großen geht es los. Der erobert sich ein Riesenreich zusammen, und wie es Riesenreichen zu gehen pflegt, fällt es bald nach seinem Tod auseinander. Seine drei Enkel teilen es auf: Links ein Reich und rechts ein Land, die zu Frankreich und Deutschland werden sollen. In der Mitte ein Streifen, genannt Lotharingien, den sich die eine und die andere Seite laufend aufteilen und einverleiben wollen. Mal schlucken sie es ganz, mal kann ein kleines Land die großen gegeneinander ausspielen. Zwischendurch ersteht Lotharingien als Burgunderreich auf, geht wieder unter. Winder fliegt mit uns durch die Jahrhunderte und versucht gar nicht erst, in jedem Krieg einen Sinn zu finden oder die jeweiligen Könige und Kaiserchen ernst zu nehmen. Zusammenhänge sind ihm lieber als die Einzelheiten. Zum Beispiel erklärt er mir endlich den deutschen Flickenteppich: Wie es gegangen ist, dass Frankreich von Anfang als zentraler Staat bestand, während rechts des Rheins lauter kleine und große Fürstentümer vor sich hin wurstelten. Schuld waren, sagt Winder, die Feinde: Links haben wir das Dreieck aus Frankreich, Spanien und England. Jahrhundertelang konnte sich Frankreich mal mit dem einen, mal mit dem anderen verbünden und Krieg führen gegen den jeweils dritten, aber Berge und Meer waren zu stabile Grenzen, als dass sie wirklich in Gefahr gewesen wären. Das deutschsprachige Gebiet dagegen, das Heilige Römische Reich deutscher Nation, hatte ständig mit Wikingern und Slawen und Türken zu kämpfen, oft gleichzeitig. Links lag Frankreich, ein starker Gegner, der jederzeit hätte einmarschieren können. Gefahr auf allen Seiten. Der Kaiser konnte nur an einer Front auf einmal kämpfen und musste sich darauf verlassen, dass schlagkräftige Landesfürsten ihm den Rücken freihielten. Er musste seinen Adligen erlauben, ja, sie dazu anspornen, jeder eine Armee bereitzuhalten. Und dann verhindern, dass sie untereinander Krieg führten statt gegen die Gegner von außen. Jeder Fürst hatte Macht und gab dem Kaiser nur so viel ab wie unvermeidlich. Deshalb das Puzzle, das erst Bismarck zu einem Land zusammensetzen konnte. Winder schreibt wunderschön merkwürdig, bildhaft, anschaulich. Nathalie Lemmens hat ihn übersetzt in ein wunderschön natürliches Deutsch. Von diesem Buch bleibt mehr hängen als von zehn Jahren Geschichtsunterricht: Ein zusammenhängender Überblick über die europäische Geschichte seit Karl dem Großen. Die wichtigsten Kriege und ihre teils idiotischen Gründe. Und das Endergebnis: Europa, wie es heute aussieht. Ich wünschte, es hätte "Herzland" schon gegeben, als ich zur Schule ging. Hochachtungsvoll Christina Widmann de Fran

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Wer Europa verstehen will, muss die Geschichte dieser Region kennen. In seinem Buch Herzland erzählt Simon Winder locker und von allerlei Anekdoten beseelt, was sich bisher so zwischen Frankreich und Deutschland ereignet hat, bis ins 21. Jahrhundert. Das Buch ist rein äußerlich schon gewaltig, vermutet man bei dem Covermotiv doch zunächst eine Taschenbuchausgabe. Dann hält man ein Buch, ein knappes Kilo schwer, 16 x 23 cm groß, in Händen, gefüllt mit 558 Seiten. Erst einmal angefangen, mag man es nicht wieder aus der Hand legen. Geschichte kann ja so unterhaltsam sein und eine Prise britischen Humors steckt auch drin. Man kann auch willkürlich die Inhaltsangaben der 14 Kapitel nach ewas für sich selbst interessantem durchforsten und wird fündig. So traf ich beim durchblättern beispielsweise auf die Feststellung:“Die Schweiz hat den Tourismus praktisch erfunden…“ So bunt wie die Geschichen des Simon Winder, so passend kommt das Titelmotiv daher.

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