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Rezensionen zu
Ein Ire in Paris

Jo Baker

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Ein in Worte gegossenes Warten: Jo Baker erzählt in „Ein Ire in Paris“ die Geschichte von Samuel Beckett und seiner Zeit im zweiten Weltkrieg. Samuel Beckett gehört zu den bekanntesten Autoren der Nachkriegszeit, ein introvertierter, ruhiger Ire mit dem Blick für die zähe, langsam dahin sickernde Zeit des Wartens. Wie kam er dazu, diesem Thema ganze Bücher zu widmen? Während bekannt war, dass der 1906 geborene Beckett im ersten Weltkrieg gekämpft hatte, wusste man lange nicht, wie er den zweiten Weltkrieg verbracht hatte. Bereits 1937 hatte sich der Literat – der zu dem Zeitpunkt nur ein paar wenig erfolgreiche Veröffentlichungen vorweisen konnte – dauerhaft in Frankreich niedergelassen, nicht zuletzt aufgrund seiner Beziehung zu einer Frau namens Suzanne. Nur hier, zwischen anderen Künstlern und Schriftstellern, fand er seine Inspiration. Als er bei einem Besuch bei seiner Mutter in Irland vom Kriegsausbruch überrascht wird, reist er sofort zurück nach Frankreich – eine folgenschwere Entscheidung. Paris wird besetzt und die Möglichkeiten, auch für ihn als Ire, werden nach und nach ebenso gering wie die Essensrationen. Er beschließt, sich der Resistance anzuschließen und wird zum Sammeln und Decodieren verschlüsselter Nachrichten eingesetzt. Doch die Gruppe fliegt auf und Suzanne und er schaffen nur mit viel Kraft und Entbehrungen die Flucht in die „freie Zone“ in Südfrankreich. Dort stagniert alles – doch letztendlich findet auch dieser barbarische Krieg ein Ende. „’In Roussilon können wir warten, bis alles vorbei ist.‘ Er nickt. Wenn das möglich ist. Wenn warten etwas ist, das man lange genug tun kann; wenn die Umstände es erlauben.“ Während des Lesens von Ein Ire in Paris ist nicht klar, ob dieses zähe, scheinbar endlose Warten auf der Interpretation von Jo Baker beruht, oder ob diese Bewegungslosigkeit, dieses Unwissen, wie und ob es weitergehen wird, tatsächlich die Inspiration für das 1948 erschienene und mittlerweile zum Kanon gehörende Theaterstück Warten auf Godot war. Doch letztendlich spielt das für diesen Roman, in dem reale Fakten mit einer gehörigen Portion literarischer Phantasie vermischt sind, keine Rolle. Der Autorin gelingt es – sei es mit kurzen Sätzen, knappen Kommentaren, reduzierten Dialogen – dieses stumpfe Ausharren, welchem Suzanne und Samuel unterworfen sind, in dickflüssige Sätze zu gießen, die wie klebriger Honig über die Seiten fließen und den Leser in eine angenehme, aber auch bedrückende Lethargie ziehen. Manchmal liest sich das recht sperrig, droht die offensichtlich einkalkulierte Langeweile sogar die Lektüre zum Ende zu bringen. Doch wer Samuel Beckett und sein literarisches Werk verstehen möchte, kann hier tatsächlich tief eintauchen in seine Beweggründe. Und wer hat sich zu Schulzeiten denn nie gefragt, warum um in Warten auf Godot diese beiden Landstreicher stundenlang auf jemanden warten, der niemals erscheint? Dieser Roman gibt eine mögliche Antwort.

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