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Rezensionen zu
Jagdtrip

Jack Ketchum

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Lee Moravian ist Kriegsveteran. Der Vietam-Krieg hat ein Trauma in ihm hinterlassen, sodass er nunmehr die Einsamkeit tief im Wald der Gesellschaft der Menschen vorzieht. Nur dort findet er die Ruhe, die er braucht. Diese Ruhe wird jetzt von Campern gestört und als würde ein Schalter umgelegt, fühlt er sich wieder in den Krieg zurück versetzt. Er muss sich gegen die Fremden, die er als Bedrohung sieht, zur Wehr setzen. Vergleichbar mit Rambo hat Jack Ketchum eine menschliche Waffe erschaffen, wie sie kaltblütiger nicht sein kann. Kaltblütig aus Angst vor der Vergangenheit ist Lee, der seinen Wald verteidigen muss… Ketchumfans werden sich wundern, wie unblutig und trotzdem brutal und nahe an der Wirklichkeit sich der Autor mit diesem Roman bewegt. Gequält von seinem im Krieg entstandenen Verfolgungswahn bewegt sich Lee in „seinem“ Revier. Schnell ist man als Leser mitten im Geschehen und kann sich nur sehr schwer davon lösen, um eine Lesepause einzulegen. Obwohl die Story vorhersehbar ist, so ist sie doch spannungsgeladen und hetzt den Leser von Seite zu Seite. Immer wieder schweifte ich in Gedanken ab, wie schrecklich dieser sinnlose Krieg gewesen ist und was er aus den Beteiligten machte. Ehemalige Soldaten kämpfen mit Erinnerungen, mit denen sich schon jemand, der nur davon liest, schwer fertig wird. Wie ungern möchte man in der Haut des Hauptprotagonisten stecken, der in harmlosen Campern Vietnamesen sieht, die ihm nach dem Leben trachten. Wie von ihm gewohnt schrieb Jack Ketchum in einer leicht verständlichen Ausdrucksweise, packte mich von Anfang an und vergaß nie, dass es seinen Lesern auf Spannung und Thrill ankommt und nicht auf seichtes Geplänkel. Er kritisiert den Vietnamkrieg und in gewisser Weise die Gesellschaft im Allgemeinen, was ihm sehr gut gelungen ist. Das Cover dieses Buches ist nüchtern und kühl, aber im Hinblick auf den Inhalt sehr gelungen gewählt. Mein Fazit: Ein Ketchum, der einmal mehr relativ unblutig daher kommt, aber nichts an Spannung im Vergleich zu seinen anderen Büchern verloren hat. Daher erhält „Jagdtrip“ meine uneingeschränkte Leseempfehlung.

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Seit seiner Zeit in Vietnam ist Lee nicht mehr derselbe. Seine Frau Alma empfindet zunehmend Angst um sich und ihren gemeinsamen fünfjährigen Sohn Lee Jr., weil Lee unter Verfolgungswahn leidet und immer wieder zu plötzlichen Gewaltausbrüchen neigt. Um sich und seine Familie nicht weiter zu gefährden, zieht er sich mit seinem Hund in den Wald zurück, schützt die dort angelegten Marihuana-Pflanzen mit tödlichen Fallen, wie er sie in Vietnam gesehen hat. Seine Ruhe wird durch einen Trupp Camper gestört, dem der erfolgreiche Schriftsteller Kelsey ebenso angehört wie seine Frau Caroline, seine Geliebte Michelle, sein Agent Alan Walker, sein Freund und weit weniger erfolgreiche Schriftsteller-Kollege Charles Ross und der Fotograf Walter Graham. Mit Zelten, Verpflegung und Gewehren bewaffnet, gehen sie auf die Jagd und werden selbst zu Gejagten, als sie zufällig auf Lees Rauschmittelfeld stoßen. „Während Lee die Männer beobachtete – durch das Gestrüpp, durch Eschen, die ihm die Sicht nahmen, und durch das Flimmern der Hitze -, verharrte sein Hund mit aufgerichtetem Nackenfell in wachsamer Lauerstellung. Das Sonnenlicht, das durch die Bäume drang, zeichnete Tarnflecken auf ihre Gestalten. Sie waren und sie waren nicht … Cops, Zivilisten, Soldaten, Vietcong. Aber wer immer sie waren, sie hatten ihn aufgespürt. Einer von ihnen schoss Fotos. Ein anderer riss einen Zweig ab. Am Ende des Zweiges wuchsen Blätter und Blütenkapseln. Sein Zweig. Seine Blätter. Seine Blütenkapseln. Und damit mischte sich in seine Angst nun auch Ärger.“ (S. 151f.) In seinem Vorwort („Was hast du während des Krieges getan, Daddy?“) zu dem ursprünglich 1987 unter dem Titel „Cover“ veröffentlichten Roman „Jagdtrip“, den der Heyne Verlag in seinem Heyne-Hardcore-Programm nun als deutsche Erstveröffentlichung herausgebracht hat, beschreibt Jack Ketchum ausführlich, wie schwierig es für ihn als Autor, der nicht am Vietnam-Krieg teilgenommen hat, gewesen ist, Erfahrungen von Veteranen glaubwürdig zu schildern, weshalb er viele Bücher zum Thema gelesen, vor allem aber viele Gespräche mit ungewöhnlich erzählfreudigen Veteranen geführt hat. Dadurch ist Ketchum mit „Jagdtrip“ mehr als nur ein konventioneller Horrorroman gelungen, in dem Camper von degenerierten kannibalistischen Waldbewohnern zerstückelt werden, sondern auch eine überraschend tiefgründige Auseinandersetzung mit den Traumata, die viele Soldaten nach ihrer Rückkehr aus Vietnam mit nach Hause brachten. Vor allem bei Lee hat der Krieg deutliche Spuren hinterlassen, wie seine Erinnerungen an erschütternde Begebenheiten deutlich machen, aber auch sein Kamerad McCann, der den Krieg besser verdaut zu haben scheint und den irgendwann das schlechte Gewissen packt, schildert seine Erlebnisse ebenso wie Kelsey, der seine Erfahrungen auch in seinem Roman „Zweifacher Veteran“ verarbeitet hat. Besonders einfühlsam ist die wenn auch nur kurz angerissene Beziehung zwischen Lee und seiner Frau beschrieben, die Liebe, aber auch die Angst, die beide miteinander verbindet. Auf der anderen Seite fasziniert die außergewöhnliche Beziehung, die Kelsey zu seiner Frau und seiner Geliebten unterhält. Ketchum, der bereits so kompromisslose Werke wie „Evil“, „Blutrot“ und „Beutejagd“ abgeliefert hat, lässt sich in „Jadgtrip“ viel Zeit mit der Einführung seiner Figuren, ihren oft traumatischen Erinnerungen und ihren Problemen, und selbst der Jagdausflug beginnt als das Abenteuer, als das es geplant gewesen ist, bevor der Zusammenstoß mit Lee die tragischen Ereignisse erst richtig ins Rollen bringt. Für Horror-Fans, die auch mit Ketchums Werk vertraut sind, mag „Jagdtrip“ vielleicht eine Enttäuschung sein, weil der Roman nicht die billigen Klischees und Mechanismen bedient, die das Genre oft so vorhersehbar machen, aber als psychologisch tiefsinniges Drama überzeugt dieses Frühwerk auf ganzer Linie.

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