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Rezensionen zu
Der Araber von morgen, Band 2

Riad Sattouf

Eine Kindheit zwischen arabischer und westlicher Welt (2)

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€ 22,00 [D] inkl. MwSt. | € 22,70 [A] | CHF 30,50* (* empf. VK-Preis)

Es gibt immer mal wieder einzelne Werke im Bereich Graphic Novel, die es schaffen von der breiten Öffentlichkeit beachtet zu werden. Dazu gehört unter anderem der Klassiker »Die vollständige Maus« von Art Spiegelmann oder auch die Werke von Mawil (bspw. »Kinderland«). Im letzten Jahr kam dann der erste Teil von Riad Sattoufs angelegter Biografie »Der Araber von morgen« hinzu, welche in diesem Jahr endlich fortgesetzt wurde. Im ersten Teil erzählte Sattouf die Geschichte, wie sich seiner Eltern kennen lernten, wie er seine eigenen ersten sechs Jahre verbrachte und wie er den ständigen Kulturwechsel erlebte - die Familie zog von Frankreich über Libyen nach Syrien. An diesem Punkt knüpft der zweite Teil direkt an. Die Familie lebt jetzt fest in Syrien und Riad ist inzwischen schulpflichtig geworden. Es müssen ein Schulranzen und eine -uniform besorgt werden und dann muss nur noch die Angst vor den Mitschülern und vor allem der Klassenlehrerin überwunden werden. Mit seinen Cousins streift er durch die Dörfer, entdeckt und erforscht. Und auch die Sprache fällt von Monat zu Monat leichter, nichtsdestotrotz wundert sich Riad immer noch über das Heimatland seines Vater. Dieser ist trotz Mangelwirtschaft, und dem Personenkult um Hafiz al-Assad immer noch vom Aufbau des Landes überzeugt und dabei unfassbar positiv, fast genauso naiv wie sein Sohn. Derweilen sitzt seine Mutter im unfertigen Haus mit der kleinen Schwester und langweilt sich. Wie im ersten Teil sind die unterschiedlichen Länder mit verschiedenen Farben unterlegt - Frankreich blau und Syrien rot. Dies spielt in diesem Teil eine untergeordnete Rolle, da die Geschichte die meiste Zeit in Syrien spielt. An einigen Stellen scheint diese Idee dennoch durch, wenn Assad beispielsweise im Fernsehen spricht, sind seine Aussagen grün unterlegt. Ich mag die Idee immer noch sehr gerne und hoffe, dass sie in den weiteren Teilen wieder häufiger verwendet wird - umziehen wird die Familie bestimmt noch einige Male. Die Bilder und die dazugehörigen Texte sind relativ klassisch angeordnet, zwischen den einzelnen Bildern sind klare Abgrenzungen und generell ist es sehr strukturiert. Der Zeichenstil und das Lettering sind aufeinander abgestimmt und passen zur kindlichen Sichtweise. Die ungewöhnliche, naive Sicht, die mich im ersten Teil noch störte, weil ich nicht glauben konnte, dass man sich an so viele Details aus seinem sehr frühen Leben erinnern konnte, fand ich jetzt ganz wunderbar. Im Mittelpunkt der Geschichte steht so der Alltag der Familie und das Heranwachsen des Protagonisten. Nur an einigen Punkten, ganz versteckt, erfährt man etwas über die politischen Situation, die Lebensumstände und den gesellschaftlichen Wandel. Mit diesem Coup gelingt es Sattouf einen neuen Blick auf die Geschichte Syrien zu werfen, in dem die Menschen und nicht die Politik im Mittelpunkt stehen. Die Geschichte ist dabei so herzlich, witzig und man kann so gut mit dem heranwachsenden Riad nachfühlen - denn erwachsen werden ist immer schwer. Sattouf zeigt uns, was es heißt in verschiedenen Kulturen zu leben, Unterschiede lustig zu finden und zu akzeptieren, dabei aber trotzdem freundlich bzw. respektvoll miteinander umzugehen. Auch diesen Teil braucht die Welt ganz dringend, um andere Kulturen zu verstehen und über den Tellerrand zu schauen. Mir hat der zweite Teil deutlich besser gefallen, weil er zum einen nicht durch die Jahre hetzt und zum anderen persönlicher und viel mehr beobachtender ist. Und wie beim ersten Teil stand auf der letzten Seite: »Fortsetzung folgt...«.

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Wie bereits der erste Band von "Der Araber von morgen" hat mich auch der zweite nun voll überzeugt. Die liebevolle und detailreiche Gestaltung wird hier fortgeführt und ist somit ein absolutes Highlight in diesem Monat für mich gewesen. Riad Sattouf erzählt seine Geschichte bzw. die Geschichte seiner Kindheit, welche er in Frankreich, Libyen und Syrien verlebt hat. Er geht dabei sehr auf die Kultur, Land und Leute aber auch auf politische Situationen und herrschende Diktatoren ein. All das zeigt er auf eine sehr humorvolle und unterhaltsame Art. Außerdem erzählt er die Geschichte aus einer sehr naiven und kindlichen Sicht, was dem Ganzen sehr viel Charme verleiht und die Erlebnisse authentisch wirken lässt. Der zweite Band spielt sich überwiegend in Syrien ab und Riad erzählt wie er in die Schule kam und was er dort alles gelernt und erlebt hat. Aber auch das restliche Umfeld und das alltägliche Leben in Syrien kommen nicht zu kurz. Wie auch schon im ersten Band werden die Ideale und Vorstellungen seines Vaters aufgegriffen. Allerdings werden im zweiten Band die unterschiedlichen Vorstellungen von Vater und Mutter (also von Syrien und Frankreich) und auch deren Erziehung besser herausgearbeitet. Die Gestaltung an sich gefiel mir von Anfang an sehr gut. Besonders die Verwendung von unterschiedlichen Farben für die verschiedenen Aufenthaltsorte und Situationen fand ich super. Auch die kleinen handschriftlichen Anmerkungen zu Personen, Gebäuden, etc. waren wieder eingebaut, was auch wieder zeigt, dass hier mit viel Liebe zum Detail gearbeitet wurde. Über einen dritten Teil von "Der Araber von morgen" würde ich mich sehr freuen. Diese Comics sind in meinen Augen etwas ganz Besonderes und definitiv empfehlenswert.

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Der Zweite Teil der Autobiographie von Riad Sattouf ist kompakter als der erste Teil, geschuldet sicher dem besseren Erinnern der Zeit, als der kleine Riad nun in die Schule kommt. Noch mehr spielt Sattouf mit den Farben, dem blaßen Rosa in der Geschichte, dem feurigen Rot bei Gefahr, dem Blaßblau in den Szenen in Frankreich. Wie schon beim ersten Teil fasziniert die naive Sicht des Jungen auf die Gegebenheiten im patriachalischen Islam, das Nichtverstehen des Judenhasses und der Diktatur, die Schilderungen des seltsamen Essens und der Lebenskultur. Man fürchtet die “Lebensphilospophie” zu spüren, die Menschen zu Islamisten machen. Sattouf hat später sein Vaterland verlassen, und ist in seinem Mutterland zu einem berühmten Zeichner gereift (der auch in “Charlie Hebdo” veröffentlichte). — Ganz gespannt auf den nächsten Teil.

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knüpft inhaltlich und aktuell an Band 1 an

Von: Eva-Maria Obermann

17.02.2016

Endlich ist der zweite Teil von Riad Sattoufs als graphic novel erschiene Autobiografie erschienen. Der erste Teil hat mich im letzten Sommer begeistert und das eindrucksvolle Bild eines Kindes gezeichnet, das zwischen dem Nahen Osten und Europa hin und her gerissen wird. Der zweite Band umfasst nun Sattoufs Leben von 1984 – 1985 in Syrien und ist frisch bei Knaus erschienen mit 158 Seiten. In Syrien ist es für Riad nun Zeit, zur Schule zu gehen. In einer Welt, in der Mädchen keinen Zugang zu Bildung haben und Prügelstrafe Alltag ist, wird Riad mit gesellschaftlichen Normen konfrontiert, die er nicht versteht und lernt gleichzeitig, dass das Leben in Syrien nicht so einfach ist, wie sein Vater es allen glauben machen will. Gleichzeitig knüpft der Junge erste Freundschaften und wird mit dem Konfrontiert, was wir Ehrenmord nennen. Der zweite Band knüpft nicht nur inhaltlich an den ersten an, sondern führt die Mischung aus kindlichen Eindrücken und realistischen Zeichnungen weiter. Dieser Blick ist faszinierend und brandaktuell, denn hier werden gleichzeitig Aussagen des Vaters und anderer Mitmenschen von Riad als glaubhaft und positiv vom Kind selbst bewertet, in den Zeichnungen aber zeigt sich die eigentliche Tragweite. Es wird keinerlei Wertung vorgenommen, was ich wirklich positiv finde. Gleichzeitig aber zeigt Sattouf in einer kleinen Episode vom Winterurlaub für das Kind wichtige Unterschiede auf und geht außerdem auf die Differenzen zwischen dem ländlichen Leben in Syrien und dem in der Großstadt auf. Beeindruckt hat mich vor allem die Stelle, an der Riad es mit einem in Frankreich gelernten Trick schafft, in Syrien Bewunderung zu ergattern. Ein kleiner Ausblick hin zu einer gemeinsamen Zukunft für Nahen Osten und Europa wird hier schon gegeben. Daneben aber finde ich gerade das, was in der graphic novel ungesagt bleibt, wichtig für das Verständnis der Geschichte und auch für die aktuelle Situation. So berichtet er von den Wahlen 1985, an denen der Präsident Syriens mit 100 Prozent der Stimmen wiedergewählt wurde. Diese Information steht ohne Mutmaßungen oder Wahrscheinlichkeiten zu Wahlbetrug und gewinnt gerade dadurch an Bedeutung. Grandios finde ich auch die Zeichnungen, die realistisch sind, ohne an den passenden Stellen die Möglichkeiten einer grafischen Darstellung zu vergessen. So wird die Angst, die Riad vor den Prügelstrafen in der Schule hat, passend zeichnerisch unterstützt und auch die farbliche Markierung dieser Stellen zeigt die emotionale Belastung. Wie bereits im ersten Teil ist die Zeit, die Riad in Frankreich verbring in einem kühlen Blau belassen, während die Bilder, die in Syrien spielen eine rötliche Färbung haben und das Haus der Familie durch den schwarzen Boden weiterhin wenig heimisch wirkt. Die Mutter als schützende Instanz fällt im zweiten Teil langsam weg und fokussiert sich eher auf den jüngeren Bruder, dessen eigenen Problemen in seinen Albträumen angedeutet werden. Die Abgeschiedenheit und Ausgrenzung macht der Mutter zu schaffen und langsam beginnt auch der Junge zu verstehen, dass seine Mutter nicht in das Bild der syrischen Gesellschaft passt. Große Selbstzweifel treten aber nicht auf, viel mehr versucht Riad sich möglichst anzupassen und erfährt dabei widersprüchliche Signale von Vater und Mutter, Frankreich und Syrien, Außen- und Innensicht. Dramatisch in diesem Band ist natürlich der Ehrenmord in Riads Familie, der ihn nicht nur auf gewisse Weise belastet, sondern auch den Vater als Ausgegrenzten brandmarkt, der sich dem familiären Gruppenzwang beugen muss, als es darum geht, die Täter zu bestrafen. Da gerade das Ende des zweiten Bandes darauf referiert zeigt sich hier eine bisher noch nicht derart durchgekommene Verzweiflung des Vaters, seine Heimat nicht zu verlieren und gleichzeitig mit dem in Verbindung zu bringen, was er gelernt hat, was er glaubt und was seine Frau und Kinder von ihm fordern.

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