Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezensionen zu
Oh, William!

Elizabeth Strout

Die Lucy-Barton-Romane (3)

(29)
(23)
(12)
(1)
(1)
€ 20,00 [D] inkl. MwSt. | € 20,60 [A] | CHF 27,90* (* empf. VK-Preis)

Elizabeth Strout kann so wunderbar den Alltag „gewöhnlicher“ Menschen portraitieren und dabei hoch komplexe, tiefgründige Figuren erschaffen, dass man beinahe glaubt, diese persönlich zu kennen. „Oh, William“ ist ein relativ kurzes Buch, doch der Einblick in das Beziehungsgeflecht rund um die Protagonistin Lucy Barton (die auch schon in anderen Romanen von Strout Auftritte hatte) umfasst beinahe eine richtige kleine Welt. Der titelgebende Mann – Lucys Exmann – spielt dabei zwar eine wichtige Rolle, aber Lucy steht im Mittelpunkt (auch wenn sie es selbst so wahrscheinlich nie beschreiben würde) und ist häufig das verbindende Element – einerseits zwischen den Figuren, andererseits ist sie die Verbindung zu ihrer eignen, aber irgendwie auch zu Williams Vergangenheit; sie ist diejenige, die viele der Beziehungen zusammenhält. Es passiert eigentlich nicht sehr viel, dennoch möchte man unbedingt wissen, wie es weitergeht. Was erfährt man als Leser:in als nächstes, während Lucy nach und nach ihre Gedanken und Gefühle sortiert. Dabei springt sie immer wieder in die Vergangenheit, in ihre, aber auch in Williams Kindheit, die beide von Traumata geprägt sind, die beide ihr Leben lang mit sich tragen und die auch ihre Beziehung(en) beeinflussen. Der geniale Titel ist ein Seufzer, oft ausgesprochen, noch öfter gedacht (auch von mir als Leserin), denn während Lucy alles anpackt und angeht, sich mit ihrer Vergangenheit und ihrer Gegenwart auseinandersetzt, ist William da ein sehr stereotypischer Mann seiner Generation: er verlässt sich auf die Frauen in seinem Leben, denen oft nicht mehr als ein „Oh, William!“ dazu einfällt. Ein kleines Buch großes Erzählkunst von Elizabeth Strout.

Lesen Sie weiter

Gescheitert, aber nicht zersprungen. Rezension zu Elizabeth Strouts »Oh William!« »Es gab Zeiten in unserer Ehe, da habe ich ihn verabscheut. Ich spürte mit einem Grauen, das sich wie ein dumpfer Ring um meine Brust legte, dass da hinter seiner liebenswürdigen Distanz, hinter seiner sanften Art eine Mauer war.« (S. 28) Alte Liebe. Verheiratet sind Lucy und William schon seit einer Ewigkeit nicht mehr. Und doch, wann immer sie Hilfe benötigen, sich in einem emotionalen Tief befinden, sind sie der erste Gedanke des jeweils anderen. Daran kann keine weitere Beziehung, keine erneute Ehe mit anderen Männern oder Frauen etwas ändern. Die tiefe Bindung, die sie bei ihrer Hochzeit eingingen, ließ sich nie abschütteln. Wenn man diesen Begriff in ihrem Alter noch benutzen möchte, kann man sie getrost als »beste Freunde« bezeichnen. Denn zusammen erlebten die beiden die wohl schönsten Tage ihres Lebens. Der Anfang und das Ende? Lucys Leben begann in Illinois, in einer kleinen Siedlung, geprägt und geplagt von Armut, von Mangel und vom Vergessen. Vergessen von den einstigen wirtschaftlichen Aufschwüngen, von dem Wohlstand der Vereinigten Staaten. Sie war das Kind einer von vielen armen Familien. Sie wusste früh, was es bedeutet hungrig in den unruhigen Schlaf zu sinken und am nächsten Tag hungrig zu bleiben. Sie kennt die Tage, an denen sie nicht in die Schule durfte, weil sie ihren Eltern helfen musste. Sie ist kein Beweis dafür, dass man auch aus solchen Verhältnissen ausbrechen könne, dass der soziale Aufstieg nur eine Sache von Fleiß und Wollen sei. Sie ist das Trotz in der Statistik. Sie kämpfte sich durch, schaffte es in der Schule aufzuholen und am Ende aus der Armut auszubrechen. Auf diesem langen, schweren Weg traf sie einen Mann, der mit ihr bis an das Ende und zurück gehen würde, selbst wenn er sich nicht an ihrer Seite befand: William. Sie lernten sich kennen und lieben, heirateten und bekamen zwei Töchter. Diese beiden Töchter waren seit jeher eine Stütze ihrer Beziehung, wenn auch nicht die einzige. Sie lebten zusammen, bis ihr Gerüst in sich zusammenbrach, sie sich selbst nicht mehr ertrugen und getrennte Wege gehen mussten. Doch selbst nach ihrer Scheidung blieben die beiden eng verbunden, suchten bei einander Trost in dunklen Tagen und teilten die Freude die der Sonnenschein bringt. Sie konnten sich nicht ganz gehen lassen, so blieben sie eben in der Nähe, lokal und emotional. Immer wieder verliebten sie sich neu, doch keine der Beziehungen und Ehen wollte halten. Nach jedem Bruch suchten sie Trost und wussten genau, wo dieser zu finden war. William und Lucy, das Paar, das die Liebe hinter sich ließ und in einer ganz besonderen Freundschaft ihr Leben teilte. Vielleicht konnten die neuen Beziehungen nicht halten, weil sie zu sehr an sich hielten. Vielleicht mussten ihre Leben so verlaufen wie sie es taten, weil sie sich nie loslassen konnten. So blieben sie verflochten und verbunden. Über das Buch. »Oh William!« ist ein Buch über die Liebe des Lebens, die auch nach der Trennung bestehen bleibt, sich nie abschütteln lässt. Es ist die Aufarbeitung des enormen Verlustes nach einem gemeinsam verbrachten Leben, ist ein Rückblick auf die Gründe, weshalb manche Beziehungen scheitern und doch nicht zerspringen. Denn genau das ist die Liebe zwischen Lucy und William: gescheitert, aber nicht zersprungen. In einem beruhigendem Tempo begleitet Strout durch die innere Welt Lucys, lässt sie immer wieder zu ihrer großen Liebe William blicken und zeigt dabei auf, wie ein eigenständiges Leben sich doch um eine einzige Person drehen kann. Lucy braucht keinen Mann, tat sie noch nie. Aus jeder schwierigen Situation konnte sie sich selbst herausholen. Und doch genoss sie stets die Nähe Williams, wusste, dass er sie nicht auffing und rettete weil sie es alleine nicht hätte schaffen können, sondern weil er sie in ihren Kämpfen unterstützen wollte, ihr Stabilität und Zuneigung geben und ihre Hand halten mochte, als sie sich schlaff und besiegt fühlte. William und Lucy sind ein besonderes Paar darin, dass sie keines sind. Mit einer Selbstverständlichkeit schreitet Strout Seite für Seite voran, sodass sich das Erzählte nur richtig, nur gut anfühlen kann. Darin liegt bemerkenswertes schriftstellerisches Können. Fazit. Elizabeth Strout schreibt in einer besonderen Leichtigkeit, die die Trauer und den Verlust nahezu in Vergessenheit begräbt. Dieses Gefühl wurde von Sabine Roth in der deutschen Übersetzung hervorragend beibehalten. Das Alltägliche in Literatur zu verwandeln ist eine Kunst für sich. Strout meistert diese Kunst auf beeindruckende Art und Weise und hinterlässt einen bleibenden Eindruck, verstärkt durch die gute Ausarbeitung der Charaktere. Die Bilder die erzeugt werden, gehen Hand in Hand mit der Sprache der Autorin. Obwohl die Handlung nur sehr unterschwellig stattfindet, kaum merklich, minimalistisch schon fast, berührt sie doch. Streckenweise fehlt es an Feinschliff, aber das Gesamtwerk bleibt doch schön und schnörkellos in Erinnerung. Strout führt mit Worten durch Erinnerungen einer besonderen, gleichzeitig aber alltäglichen Liebe. Sie erhebt den Alltag auf einen fast schon poetischen Rang. Ohne Zweifel steht fest, dass »Oh William!« zwar mein erster, aber nicht mein letzter Strout gewesen sein wird. Übersetzt wurde das Buch aus dem amerikanischen Englisch von Sabine Roth. Bei diesem Buch handelt es sich um ein vom Luchterhand in Kooperation mit dem Bloggerportal zur Verfügung gestelltes Rezensionsexemplar. Das Buch erschien im November 2021 im Luchterhand Verlag.

Lesen Sie weiter

Herzerwärmende Geschichte

Von: josiii

23.02.2022

„Oh, William!" ist der dritte Teil einer Buchreihe, die das Leben der Schriftstellerin Lucy Barton portraitiert. Ich habe die Vorgängerbände nicht gelesen und obwohl in "Oh, William!" immer wieder Andeutungen auf diese Vorgänger-Romane gemacht werden und hier einiges aus Lucys Vergangenheit im Dunkeln bleibt, hat das meiner Lesefreude keinen Abbruch getan. Während also in "Die Unvollkommenheit der Liebe" und "Alles ist möglich" Lucy einen Weg aus ihrem durch bittere Armut geprägten Leben findet, widmet sich dieser dritte Band ihrem späteren Leben. Sie ist nun schon über sechzig und seit kurzem Witwe. Ihr zweiter Ehemann verstarb vor einem Jahr und sie erinnert sich im Laufe der Handlung immer mal wieder liebevoll an ihre gemeinsame Zeit. Doch das Hauptthema ist die Beziehung zu ihrem ersten Ehemann William, der sich mit schwierigen Familienthemen konfrontiert sieht. Da Lucy und William sich über die Jahre hinweg ein freundschaftliches Verhältnis bewahrt haben, bittet er sie um Hilfe. Und so verfolgen wir diese beiden unterschiedlichen Menschen auf ihrem aktuellen Weg und bei ihren Erinnerungen an die gemeinsame Zeit, die nicht immer einfach war. Dank der scharfsinnigen Beobachtungsgabe Elizabeth Strouts war die Lektüre wieder eine wahre Freude. Man bekommt einen tiefen Einblick in das Seelenleben der Menschen, die sie portraitiert und mag sich gar nicht von ihnen trennen, da sie einem auf diesen wenigen Seiten so nahe kommen. Mit „Oh, William!" ist Elizabeth Strout also endgültig in die Ränge der großen Autor*innen aufgestiegen. Es ist so ein wundervolles Buch voll von Wärme und einer beeindruckend melancholischen, aber gleichzeitig hoffnungsvollen Stimmung. Ich freue mich sehr, dass ich nun noch zwei Romane vor mir habe, in denen ich Lucy Barton erneut begleiten darf.

Lesen Sie weiter

Nach "Blick auf das Meer" und "Alles ist möglich" war dies das 3. Buch, das ich von E.Strout gelesen habt und erneut wurde ich nicht enttäuscht. E. Strouts Protagonisten aller Bücher stammen aus einem unscheinbaren, nichtssagenden Ort im Mittleren Westen. Er dient als Klammer um die jeweiligen Geschichten. Jeder ihrer Figuren findet einen Weg aus der beklemmenden Enge ihrer Herkunft, die für sie prägend war. Auch in "Oh, William" stammt die Hauptfigur aus diesem Ort und aus vorangegangenen Büchern wissen wir, welches Schicksal sie als Kind erlitten hat. Sie nun als erwachsene, geschiedene Frau kennenzulernen, die mit ihrem Ex-Mann auf einen Road-Trip geht, liest sich tiefsinnig, traurig, anrührend und ermutigend zugleich. Es ist die Geschichte einer Ablösung vom Elternhaus, einem Emanzipationsprozess im Alter und vor allem einer großen Liebe, die auf körperlichen Ebene schon lange erloschen ist, aber tiefer geht als alles andere. Keiner kann ohne den anderen und begleiten sich dabei, endlich zu sich selbst zu finden. Toll! Ich freue mich auf weitere Bücher dieser hervorragenden Autorin, die ich leider viel zu spät für mich entdeckt habe.

Lesen Sie weiter

Wer arbeitet seine Vergangenheit auf?

Von: Margarete

22.12.2021

Ich kenne die beiden vorherigen, dazugehörigen Bände nicht! Dennoch war es kein Problem, den Roman zu verstehen, die Personen wahrzunehmen und ihnen in ihren Handlungen zu folgen. Eine eigenartige Verbindung besteht zwischen Lucy und ihrem von ihr geschiedenen Mann William. In seinen schwierigsten Zeiten wendet er sich an Lucy, und Lucy ist für ihn da so weit es ihr nur möglich ist. Lucy ist eine Schriftstellerin, die sich immer wieder Gedanken über das Leben macht, verstärkt über ihr eigenes Leben. Manches, was sie kritisch hinterfragt, finde ich sehr berührend und es bringt auch mich zum Nachdenken. Am Ende des Romans habe ich mich jedoch gefragt, wer war in diesem Buch wirklich die Protagonistin. War es William oder war es doch Lucy? Eine interessante Frage, die auf die enge Verbindung zwischen den beiden hinweist!

Lesen Sie weiter

OH William von Elizabeth Strout

Von: Sandy55

21.12.2021

Ich bin Lucy Barton in diesem Buch zum ersten Mal begegnet. Sie ist schon viele Jahre von ihrem Ex-Mann William, mit dem sie zwei erwachsene Töchter hat, geschieden. Ihr zweiter Ehemann David, ihr Seelenverwandter, den sie sehr liebte, ist bereits verstorben. William und Lucy verbindet eine Freundschaft, die über Jahre angehalten hat. Als William von seiner dritten Frau verlassen wird und den Zugang zu seiner Tochter verliert, stehen sie sich in dieser schwierigen Zeiten zur Seite. William macht sich auf, seine Wurzeln kennenzulernen. Er bittet Lucy ihn auf dieser Reise zu begleiten. Beide machen sich auf den Weg nach Maine. Die Autorin Elizabeth Strout nimmt uns mit auf diese Reise. In ihrem wunderbaren Schreibstil beschreibt die Autorin leicht und hintergründig die Charaktere, deren Kindheit und Schwierigkeiten, die sie miteinander hatten, aber auch die innigen Momente in ihrer Ehe.Und nie lässt sie Traurigkeit oder Bitterkeit aufkommen. Man hat das Gefühl als würde man mit einer guten Freundin plaudernd bei einer Tasse Kaffee zusammen sitzen. Gerne würde man mit ihr so manches Mal in ihren Seufzer "Oh William" mit einstimmen. Dies ist ein Buch über tiefe Freundschaft, Verständnis für einander im Laufe des Lebens und einer erfolgreichen Suche nach sich selbst. Dieses Buch ist als sehr lesenswert zu empfehlen.

Lesen Sie weiter

Abwechslungsreich

Von: Peter

19.12.2021

Obwohl ich erst in der Mitte des Buches angelangt bin, kann ich, denke ich, schon einen ersten Eindruck geben. Das Buch ist abwechslungsreich, da nicht auf eine herkömmliche Art und Weise geschrieben. Weder Stil und Inhalt sind herkömmlich. Es werden immer wieder kurze Passagen aus dem Leben des Protagonisten William geschildert, die, setzt man sie zusammen, eine Erzählung ergeben. Inhaltlich wird die Geschichte einer Ehe wiedergegeben - mit all ihren Höhen und Tiefen, Abgründen und Intimitäten. Die Ehe ist seit Jahren beendet - die Beziehung zwischen Elisabeth und William, die durch ihre gemeinsamen Kinder verbunden bleiben, bleibt erhalten. Ich freue mich auf den zweiten Teil des Buches!

Lesen Sie weiter

Entspannt, tiefgründig und sanft

Von: Claudia Grothus

10.12.2021

Elizabeth Strout erzählt - in aller Ruhe. Man weiß eigentlich gar nicht so genau, warum man immer weiterliest. Da ist kein so viel zitierter Spannungsbogen. Aber dennoch möchte man ihr weiter zuhören. Denn genau dieses Gefühl entsteht beim Lesen: Ihr zuzuhören, wie sie erzählt. Aus ihrem Leben. Von ihrem Exmann William. Liebevoll und mit so viel Behutsamkeit und Respekt. Sie bewegt sich mit Leichtigkeit von Thema zu Thema, ergänzt etwas, schiebt eine bestimmte Erinnerung dazwischen, oder es kommt ihr ein Gedanke, der unbedingt auch noch erwähnt werden muss. Man hat das Gefühl, ihren Gedanken zu folgen, die nicht linear sind. Trotzdem baut sich die Geschichte im Zusammenhang auf, gewinnt an Tiefe und zieht in den Bann. Wir erfahren von kleinen, alltäglichen Geheimnissen, die es in jedem Leben, jedem Alltag und jeder Ehe gibt. Wir erleben tiefe Vertrautheit und auch dieses Augenverdrehen, weil man die Schwächen des anderen so gut kennt und sich nie etwas daran geändert hat. Auch bei Lucy und William scheint es, als hätte sich nichts geändert. Als würden sie ihre Ehe nach dem Verlust ihrer beiden neuen Partner einfach fortführen. Manchmal hat man das Gefühl, die beiden kennen sich zu gut. Dann wieder wird eine Verlorenheit fühlbar, aus der sie fast nicht wieder zusammenfinden. Hinter allem die vordergründig geliebte Mutter von William, die hintergründig sein Leben dominiert hat und auf deren Spuren sich beide in einer Art Roadtrip bewegen. Ein Buch zu dem man jederzeit zurückkehren und das man jederzeit verlassen kann, denn es erzählt in leicht aneinandergereihten Erinnerungs-Episoden. Es fühlt sich an, wie ein nachdenkliches Gespräch zwischen guten Freunden, das hier und da davon unterbrochen wird, dass man sich noch ein Glas Wein oder eine Schale Oliven holt. Ein Buch voller schnörkelloser Menschlichkeit.

Lesen Sie weiter

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.