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Rezensionen zu
Warum wir Putin stoppen müssen

Garri Kasparow

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Auch wenn es der Titel des Buches und weite Strecken inhaltlich nahelegen, Kasparows intelligente Analyse und seine Folgerungen aus dieser betreffen auf keinen Fall nur die Person Putins oder die konkreten Zustände nur in Russland oder nur die Gefahr für die westlichen Demokratien, die von Person und politischen Zielen Putins ausgehen mögen. Im Kern sind auch dies alles nur Symptome, wie Kasparow gerade im letzten Kapitel des Buches und als roten Faden durch das gesamte Werk offen legt. Durch den Verzicht auf eine „moralische Außenpolitik“, die sich strikt an den Werten einer „freien Welt“ orientiert und an den Schnittstellen eben nicht ihre Werte und ihre politischen Ziele aufweicht, sondern konsequent darauf beharrt, hat sich der Westen nach dem Ende des kalten Krieges eine instabile, rein auf den Profit der Wirtschaft hin orientierte Welt geschaffen, die nun „aus den Fugen gerät“. Auch wenn Kasparow sehr zugespitzt und mit erkennbaren persönlichen Ressentiments argumentiert, auch wenn er sich ins beste Licht zu rücken versteht und seine Argumente einseitig, teils stark polemisch setzt, so falsch liegt er dennoch nicht mit seinem Blick auf die Ursachen und Folgen der „Appeasement Politik“ Ein „aus den Fugen geraten“, ist vielfach zu beobachten, eine Bedrängung der alten Demokratien westlicher Prägung durch rüden Kapitalismus und ebenso rüde Politik mancher Despoten. Den Leitgedanken des „Appeasement“ benennt Kasparow dabei als die Wurzel des Übels, die falsche Haltung und die große Schwäche westlicher Politik. Im Rahmen derer eben nicht mehr wie bei Reagan und Gorbatschow Werte standhaft behauptet werden (und damit ein ganzes diktatorisches System zu Stürzen gebracht wurde), sondern im Rahmen derer mit Diktatoren und demokratiefeindlichen politischen Kräften „emanzipiert“, verhandelt und sich verzahnt wird. Im Sinne einer Konfliktvermeidung und möglichst guter Geschäfte als oberste Ziele der Politik der freien Welt. „Diese Generation westlicher Politiker will nicht wahrhaben, dass es das Böse in der Welt gibt und dass man es entschieden bekämpfen muss, anstatt mit ihm zu verhandeln“. Und spricht daher von Putin als einem „lupenreinen Demokraten“ zunächst, während inzwischen die Demokratie gar keine große Rolle bei der Bewertung und der Sicherung einer eigenen Haltung Putin gegenüber eine Rolle zu spielen scheint. Wie klar Putin seine Linie nach Außen und Innen verfolgt (von Ermordungen Oppositioneller (auch im Ausland) bis hin zu Chordorkowski, von Korruption bis hin zur massiven Drangsalierung bis hin zum Einmarsch in die Krim und anderen „Einmischungen“ militärischer Natur), legt Kasparow Seite für Seite vor und verweist dabei immer auf die grundsätzlichen antidemokratischen Haltungen und Kräfte weltweit. Es ist ein diktatorischer Polizeistaat, der in Russland entstanden ist und den der Westen noch in weiten Teilen gewähren lässt und damit seine eigenen Werte hintenanstellt. Beruhend auf der persönlichen Bereicherung einer überschaubaren Clique von Putin Vertrauten, die zu Oligarchen wurden. Wie in jeder anderen Diktatur auf der Welt auch. Und getragen von engen wirtschaftlichen und politischen Beziehungen „in der freien Welt“, was zu alten Sowjetzeiten eben keineswegs im Raum stand und daher das System letztlich zu Fall gebracht wurde. Energisch dagegenhalten. Die Werte der freien Gesellschaft wiederentdecken und zur Basis politischen Handelns machen. Entschieden dagegenhalten, wo Völkerrecht und Menschenrecht verletzt werden. Und das an jedem Ort, wo es nötig ist. Das ist, was Kasparow fordert, intensiv (aber einseitig) am Beispiel Putins durchdekliniert und als Programm zusammenfasst. Auch wenn Kasparow einseitig schreibt, auch wenn das ein oder andere (wie der Verweis auf Reagan) kritisch diskutiert werden sollte, im Kern der Betrachtungen spiegelt sich dennoch ein gutes Stück sichtbarer Wirklichkeit wieder (von der Krim bis nach Syrien bis zu den faktisch ermordeten kritischen Journalisten, Oppositionsführern oder auch der Hetze gegen Homosexuelle). Ein kritisch lesenswertes Buch, gerade in der aktuellen und tiefen Diskussion über die Zukunft der Welt und der westlichen Werte an so vielen Ecken und Enden. Das den Lohn ebenso plastisch zu beschreiben versteht, wie den Preis, den es jetzt schon kostet (und kosten wird), weiterhin dem „Appeasement“ die Priorität einzuräumen.

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