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Rezensionen zu
Unsterblich

Jens Lubbadeh

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Darum geht’s: Die Welt im Jahr 2044. Selbst nach dem Tod kann man noch für seine Lieben da sein. Denn die Firma Immortal erschafft täuschend echte virtuelle Nachbildungen von allen, die es sich leisten können. Als aber der Klon von Marlene Dietrich spurlos verschwindet, soll der Versicherungsagent Benjamin Kari den Vorfall untersuchen. Denn schließlich hat er selbst die Übereinstimmung des Klons mit dem verstorbenen Original bestätigt und es sollte nicht möglich sein, dass Immortal nicht feststellen kann, wo Marlene Dietrichs Klon sich aufhält. Das könnte ein riesiges Problem werden. So fand ich’s: Die Grundidee dieses Romans ist sehr verlockend. Ein virtuelles Abbild von einem selbst kann ewig leben und der Tod verliert seinen Schrecken. Niemand muss mehr die Liebe seines Lebens verlieren und trauern, es gibt keine Waisenkinder mehr, die ohne Eltern auskommen müssen und so weiter. Aber natürlich ist Immortal, die einzige Firma, die diese Technologie beherrscht, auch eine große Angriffsfläche für Fälscher und Manipulationen. Und, was für mich ein noch viel größerer Haken an der Sache war: Die Umsetzung dieser Idee wird zwar millionenfach weltweit praktiziert, aber ausgereift ist die Sache nicht. Man kann die Ewigen, wie die Klone genannt werden, nicht berühren. Man kann sie nur sehen, wenn man ein bestimmtes Implantat im Gehirn hat, was von der Regierung zwangsverordnet und von der überwältigenden Mehrheit der Menschen willig akzeptiert wird. Die Ewigen haben zwar die Erinnerungen der Verstorbenen genauso wie ihre Charaktereigenschaften, doch kreativ sind sie nicht. Sie können sich nicht weiter entwickeln. Und das sind nur einige der Unzulänglichkeiten dieses Systems. Während des Lesens hab ich mich mehr als einmal gefragt, wer ernsthaft in einer Welt leben will, die von Ewigen überschwemmt ist, die eine Sehnsucht nach verstorbenen Menschen wecken, weil sie ihr Abbild sind, aber diese Sehnsucht nicht stillen können, weil sie einfach nicht genug, sondern nur ein schwacher Ersatz sind. Für mich war das nicht wirklich erstrebenswert und ebenso wenig ausgereift und dieses Gefühl hat mich beim Lesen begleitet. Und mir den Lesespaß ein wenig getrübt. Benjamin Kari macht sich an den Auftrag, das Verschwinden von Marlene Dietrichs Ewigem aufzuklären und natürlich steckt er seine Nase in Dinge, die er nicht entdecken soll. Dieser Handlungsstrang war solide erzählt, konnte mich aber nicht überraschen, war mir nicht temporeich genug und hat mich deshalb auch nicht total gepackt. Rasant wurde die Handlung nicht wirklich, weil immer wieder nachdenkliche Passagen eingebaut waren, die zwar sehr gut zum Thema Unsterblichkeit und “was macht einen Menschen aus” passten, aber eben viel Tempo herausnahmen. Auf dem Einband des Buches steht ganz zu Recht eben nicht “Thriller”, sondern “Roman”. Wer eine Handlung mit Thrill erwartet, der wird nicht auf seine Kosten kommen. Ein wenig habe ich mich über mich selbst geärgert, dass mir nicht vorher aufgefallen ist, dass ich den Debütroman von Jens Lubbadeh in den Händen halte. Denn das Taschenbuch, das ich gelesen habe, ist kürzlich erst erschienen, die eBook-Version und die Broschur-Ausgabe stammen schon aus dem Jahr 2016. Wenn ich diese Tatsache mit in die Bilanz einbeziehe, würde ich sagen, erzählerisches Talent und Potenzial ist definitiv da, es fehlt aber noch ein wenig am endgültigen Schliff und Routine. Hätte ich nicht schon zwei weitere Bücher von Jens Lubbadeh gelesen, die genau diesen Schliff haben, hätte ich “Unsterblich” wahrscheinlich mehr genossen.

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Wir befinden uns im Jahre 2040. Der Konzern „Immortality“ herrscht über die Welt. Dieses Unternehmen hat sich darauf spezialisiert, Menschen nach ihrem Tod unsterblich zu machen. Überall auf der Welt befinden sich „Ewige“, virtuelle Klone von bereits verstorbenen Menschen. Zusätzlich zu den „Ewigen“ hat jeder lebende Mensch einen „Avatar“, damit kann jeder an verschiede Orte reisen und gleichzeitig an zwei verschieden Orten sein. Als eines Tages ein Ewiger verschwindet, kommen Zweifel an der Unsterblichkeit der Menschen auf. Und ausgerechnet ist es eine bekannte Persönlichkeit, Marlene Dietrich, dessen biologischer Körper bereits vor langer Zeit gestorben ist… Ich habe mich auf einen intelligenten Science Fiction Roman gefreut, der dystopische Züge enthält. Und genau das bekommen hier von Jens Lubbadeh geboten. Leider ist diese Dystopie nicht so düster wie man es vielleicht erwartet hat aber dennoch hat mich die Vorstellung über ein Leben, wie die Menschen es in 2040 hier führen, sehr erschrocken. Lubbadeh hat es geschafft die Gefahr sehr subtil darzustellen und immer wieder kurz durchblitzen zu lassen. An manchen Stellen habe ich an dem Setting gezweifelt, da die Technologie sehr weit fortgeschritten ist aber dennoch Computer, wie wir sie kennen verwendet werden. An diesen Stellen habe ich mich immer wieder gefragt, ob das an der Übersetzung lag oder einfach nicht gut durchdacht worden ist. Es gibt natürlich in dieser Welt Technologien, die es definitiv so nicht gibt und doch fand ich sie nicht immer ganz überzeugend. Die Charaktere waren mir leider zu stereotypisch. Sowohl Benjamin Kari, der Protagonist, die Journalistin Eva, mit der er sich im Laufe der Geschichte zusammen tut und die Mitarbeiter des Konzerns. Auch der Hacker, der psychisch labil ist und dennoch alles, und wirklich alles kann – ein echtes Wunderkind“ war mehr ein Stereotyp als ein innovativer, gut ausgearbeiteter Charakter. Dennoch mochte ich letzteren von allen Charakteren am liebsten. Kaum einer der Personen entwickelt sich großartig weiter, außer Kari, der seine Sichtweise auf die Dinge ändert. Aber ansonsten kann jede Person in die Kategorie „Gut“ und „Böse“ eingeordnet werden ,etwas dazwischen gibt es leider so gut wie gar nicht. Auch Marlene Dietrich, von der der Leser mehr Auftritte erwartet hat, kam mir irgendwie fehl am Platz vor und ich hab mich immer wieder gefragt, warum diese berühmte Persönlichkeit gewählt worden ist für diesen Roman. An sich fand ich die Idee grandios aber leider nicht so befriedigend wie ich es mir erwünscht habe. Das Thema „Virtual Reality“ hat in dieser Welt ein tolles Setting bekommen, was mir leider etwas zu wenig ausgearbeitet war- dennoch hatte ich Spaß beim Lesen auch wenn ich meine Kritikpunkte habe.

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Was würdest Du tun um ewig leben zu dürfen? Auch wenn Du dies nicht mehr mitbekommst. Alles? Im Jahre 2040 ist die Menschheit auf dem technischen Stand, dass man aus den gesammelten Daten eines Menschenlebens, sogenannte virtuelle Ewige erstellen kann. Virtuelle Abbilder der gelebten Menschen. Diese sind nur errechnete Duplikate der Gestorbenen und können sich nicht weiterentwickeln, da neue Situationen bei ihnen nicht einberechnet werden. Auch ist eine Todessperre eingebaut, über den eigenen Tod, bzw. generell über Tod kann man mit ihnen nicht sprechen. Damit überhaupt Daten aufgezeichnet werden können, tragen Menschen, die später Ewige werden wollen, sogenannte Lebenstracker, die in Echtzeit das Leben aufzeichnen. Das Monopol der Ewigen und der Aufzeichnungen teilen sich zwei Firmen, der mächtige Konzern Immortality, der die Daten und die Algorithmen erstellt und Fidelity, die die Ewigen zertifiziert. Witzigerweise sind die heute aktuellen Firmen die mit dem Datensammeln (noch im kleinen Stil) angefangen haben, wie Facebook, Google, Amazon oder Ebay nur Randfiguren in Jens Lubbadehs Zukunft. Damit der virtuelle Ewige gesehen werden kann, ist es verpflichtend, sich schon als Kind ein Implantat in das Gehirn einoperieren zu lassen. "NeurImplant vermengte direkt im Gehirn die echte Realität mit der virtuellen - samt aller dazugehörigen Sinneseindrücke. Die Realität wurde mit einer digitalen Ebene vermischt. Im Gehirn entstand so ein Amalgam aus Wirklichkeit und Virtualität. Heraus kam die Blended Reality. Immortals epochales Werk." Doch nicht nur Menschen mit einem Lebenstracker können später als Ewige weiterleben, die Kosten tragen die Kunden, die lebenslang alles zu viel verdiente Geld an den Konzern abtreten. Auch berühmte Persönlichkeiten können aufgrund von Film und Tonaufnahmen 'wiedererweckt' werden. Anfangs war man skeptisch, doch bald setzte sich das Ewigen-Konzept durch. Mit gestorbenen Schauspielern werden sogar wieder Filme gedreht. (Was heute teilweise auch schon im begrenzten Maße möglich und auch schon praktiziert wurde) "Als die ersten Ewigen dann auftraten, waren viele schnell überzeugt. Der Drang des Menschen, etwas Bleibendes in dieser Welt zu hinterlassen, seien es Kinder, Bücher, eine Formel oder auch nur eine eingeritzte Botschaft in einem Baum oder einer Parkbank, war übermächtig. Die Aussicht, ewig zu leben, wenn auch nur digital, war für viele Menschen einfach zu verlockend gewesen. Es war ein technischer Ausweg aus dem unerträglichen Gedanken an die eigene Endlichkeit." Die Firma Fidelity prüft die Ewigen, die immer nach einem bestimmten Schema reagieren müssen, dabei bedient sich Lubbadeh bei bekannten Science Fiction Größen wie Philip K.Dick. "Voight-Kampff. Der Name für diesen Qualitätstest der Ewigen war anfangs ein Insiderwitz der Fidelity-Psychologen gewesen. Aber mittlerweile nannten ihn alle so. Es handelte sich um eine Anspielung auf den Film Blade Runner, ein sechzig Jahre alter Klassiker der Science Fiction, in dem künstliche Menschen mithilfe dieses Tests entlarvt werden. Im Film werden ihnen sehr emotionale Fragen gestellt und gleichzeitig ihre Körperaktionen gemessen. Weil den Replikanten jegliche Empathie abgeht verraten sie sich durch die fehlenden unwillkürlichen Reaktionen." Bei den virtuellen Ewigen ist die Mikromimik, die unwillkürliche Reaktion, ein Algorithmus des Rechners und keine menschliche Reaktion. Diese Mikromimik ist von echten Menschen sehr schwer beeinflussbar. Ewige sind reine 'berechnete' Produkte, die aus den Daten der Lebenstracker errechnet werden und reagieren somit immer gleich. Benjamin Kari arbeitet als Analyst bei Fidelity und wird von der Firmenleitung zu einem geheimen Projekt gerufen: Marlene Dietrichs Ewiger ist verschwunden. Eigentlich unmöglich. Benjamin hat den Avatar von Marlene verifiziert und bekommt den Auftrag Marlene Dietrich zu finden. Dabei trifft er bald auf die Journalistin Eva Lombard, die eine große Story wittert und auf den gottähnlichen Hacker Reuben Mars. Bald stoßen Ben und Eva auf die Hintergründe des Falles Marlene Dietrich. Jens Lubbadeh hat konsequenterweise die Gegenwart weiter gedacht. Die Ideen, die er hat, sind interessant und regen zum Nachdenken an. Er beschreibt eine hoch technologisierte Gesellschaft, die trotz des Fortschrittes viele Schritte zurück gegangen ist. In Deutschland ist Helmut Schmidt zum sechsten Mal hintereinander Bundeskanzler geworden, in den Staaten ist es JFK. Die Menschheit sehnt sich nach Frieden, warum soll man ihnen diese nicht durch Rechnerleistung anbieten? Technologie als Heilmittel, der beherrschende Konzern Immortality als moderner Vatikan. Hardcore Science Fiction Fans werden aber doch etwas enttäuscht sein, das ist kein Science mit technologischen Erklärungen, das macht Lubbadeh nur am Rande und nicht tiefergehend. Seine Technologien sind gut angedacht, haben aber auch eine romantische Verklärtheit. Das zeigt z.B. die Wahl der Datacenter, die in monströsen Pyramiden hausen, aber auch die Darstellung wie Code in einen Rechner fliessen kann, Techniker werden bei diesem Buch nicht bedient. Leider bleiben auch die Charaktere etwas flach. Benjamin Kari ist ein etwas eindimensionaler Mensch ohne erkennbare Motivationen, Eva ist die schablonenhafte Journalistin, und Reuben Mars - nun, die Eierlegende Wolfsmilchsau, wie Nichtinformatiker sich das eben vorstellen. Die Geschichte ist passabel erzählt, aber auch ohne Überraschungen, außer dem Ende, welches nicht unbedingt vorrausehbar ist. Das Grundproblem das ich bei dem Buch hatte - nämlich die oberflächliche Behandlung der Themen, Geschichte und Charaktere - setzt sich am Ende fort. Leider ein Buch voll verschenkten Potenzials. Insgesamt ein interessantes Thema das Jens Lubbadeh aufgreift, das er, nach meinem Dafürhalten aber leider nicht literarisch und inhaltlich befriedigend umsetzen kann.

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Ich muss gestehen, dass mich bei diesem Buch zunächst vor allem das Cover angezogen hat. Den Klappentext fand ich zwar nicht zu 100% ansprechend und fand ihn auch etwas verwirrend aber trotzdem hat es mich total interessiert zu wissen worum es bei diesen "Virtual-Reallity-Implantaten" geht. Ich war dann schon zu beginn des Buches sehr überrascht, dass dieses "Unendlichkeits-Ding" dann doch so gut erklärt und beschrieben wurde, dass es für mich dann verständlich (und soweit es Si-Fi zulässt) auch nachvollziehbar war. Kurz zum Inhalt des Buches: In dem Buch geht es um Benjamin Kari der für ein Unternehmen arbeitet das "Ewige" auf ihre Authentizität prüft. Was sind aber Ewige? Ewige sind virtuelle Wesen die von dem mächtigen Unternehmen Immortal aufgrund von Daten und Erinnerungen bereits verstorbener Personen erschaffen und auch manipuliert werden. Immortal hat mit diesem virtuellen Unsterblichkeitsprinzip auch prominente Personen "immortalisiert" - darunter auch Marlene Dietrich. Diese verschwindet allerdings eines Tages plötzlich und Benjamin Kari versucht dem ganzen nachzugehen und mit Hilfe eines Leakers die Wahrheit ans Licht zu bringen. erzählt wird aus der Sicht eines personalen Erzählers. Das fand ich für das Buch auch ganz passend und mir hat die Erzählform und der Schreibstil des Autors sehr gefallen. Die Geschichte beginnt wirklich sehr vielversprechend und dem Autor gelingt es einwandfrei die Orte und Schauplätze so zu erfassen, dass man sich sofort in jede neue Umgebung hineinfinden kann. Der Handlungsverlauf ist sehr schön aufgebaut und man kann ihm zu jeder Zeit gut folgen. Nur leider ziehen sich manche Ereignisse recht lange hin die locker hätten kürzer geschildert werden - im Gegensatz passieren dann wieder andere, für mein Empfinden wichtige, Geschehnisse, bei denen man sich noch mehr Zeilen/Seiten gewünscht hätte, ganz abrupt. Zu den Protagonisten konnte ich leider keine Bindung aufbauen. Ich konnte sie mir zwar sehr gut vorstellen aber mehr "passierte" da bei mir während dem lesen leider nicht. Und selbes gilt auch für die gesamte Geschichte. Sie war interessant, sehr gut geschrieben aber es fehlte mir einfach die Spannung. Fazit: "Unsterblich" ist ein Buch mit einem wahnsinnig interessanten Thema. Gerade wenn man bedankt wie sehr wir doch schon oft bereits in einer virtuellen Welt leben und an digitale Medien gewöhnt sind. Den Schreibstil und die Gestaltung der dystopischen Welt fand ich wirklich super. Im großen und ganzen fehlte mir nur ein wenig mehr Spannung und fesselndere Protagonisten. Empfehlen würde ich das Buch jenen die sich, so wich ich, gerne mal an das Sci-Fi-Genre rantasten wollen.

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Der Klappentext zu Jens Lubbadehs Debütroman Unsterblich hat mich total angefixt, denn er versprach eine dystopisch angehauchte Science-Fiction-Geschichte mit tollen Ideen und jeder Menge Spannung. Abseits der mittlerweile doch schon etwas ausgelutschten Jugend-Dystopien geht Jens Lubbadeh in seinem Roman nämlich auf einen Aspekt unserer Gesellschaft ein, der in nicht allzu ferner Zukunft tatsächlich zu einem solchen Szenario führen könnte, wie er es beschreibt: Dem stetigen Streben nach mehr Wissen, mehr Macht und schließlich nach Unsterblichkeit. Die Ausgangssituation ist folgende: Im Jahr 2040 herrscht sozusagen ein einziger Konzern über die Welt und sehr zu meiner Überraschung ist das nicht Google, Amazon oder Facebook. Es ist ein Unternehmen namens "Immortality", das einen Weg gefunden hat, die Menschen nach ihrem Tod unsterblich zu machen, indem es virtuelle Klone von ihnen erschafft, die sogenannten Ewigen. Diese unterliegen natürlich strengen Vorgaben, ebenso wie die Avatare der lebenden Menschen, durch die es möglich ist, an mehreren Orten gleichzeitig zu sein. Für mich spiegelt dieses Szenario den aktuellen Technik-Wahn und den Wissensdurst der Menschen wieder. Lubbadeh beschreibt auf sehr überspitzte und eindringliche, aber dabei erschreckend authentische Weise, wo das alles hinführen kann. Zunächst klingt es natürlich überaus verlockend, nach dem eigenen Tod weiterzuleben, beim Lesen wird einem aber schnell klar, dass dieses "Leben" der Ewigen reizlos ist. Sie sind eher billige Kopien, die nach Belieben programmiert werden können. Körperliche Nähe, Essen, Trinken - all das ist nicht mehr möglich und es stört die Menschen in Lubbadehs Welt kein bisschen. Jeder will einfach nur ewig leben, egal wie. Und das ist das wirklich Erschreckende an der Geschichte. Trotzdem ist Unsterblich längst nicht so düster und bedrohlich wie manch andere Dystopie. Die Bedrohung im Jahr 2040 ist eher subtil, sie schleicht sich ein und besteht in etwas ganz anderem, als man vielleicht erwarten könnte. Es jagt nicht ein großer Knall den nächsten, vielmehr führt jedes Puzzlestück, das der Leser gemeinsam mit dem Protagonisten Benjamin Kari zusammensetzt, zu einer großen Erkenntnis. Die Stärke der Geschichte ist dabei Lubbadehs gewandter Schreibstil. Nur unterschwellig liest man die vielen Gefahren und Bedrohungen, die von Immortality und den Chefs des Konzerns ausgehen, heraus. Lubbadeh webt geschickt subtile Komik und Gesellschaftskritik in die Handlung ein und das fand ich wirklich beeindruckend. Das ein oder andere Mal musste ich sogar grinsen oder vor mich hin kichern, zum Beispiel, als der Erzähler über den (im Jahr 2040) bisher erfolgreichsten "James Bond"-Film aller Zeiten schwadroniert: Marlene Dietrich kämpft an der Seite von Sean Connery gegen den Bösewicht Klaus Kinski. Oh Mann, das würde ich sowas von gerne sehen! Leider konnte mich die Geschichte dennoch nicht wirklich überzeugen. Das hat mehrere Gründe. Zum einen entwickelt sich das Ganze sehr zäh und das Verschwinden der Kopie von Marlene Dietrich ist auch nicht unbedingt DER große Knall zu Beginn der Geschichte, den ich mir gewünscht hatte. Man versteht zwar als Leser, weshalb dieses Ereignis die Menschen in der Zukunft so verstört (schließlich sind sie sich ihrer Unsterblichkeit sicher und so ist der mögliche Tod eines Ewigen ein Schock für sie), aber trotzdem ist dieses Szenario zu abstrakt, zu skurril, als dass man es wirklich fassen könnte. Und so geht es leider weiter: Alles, was Kari im Laufe der Handlung aufdeckt, überrascht einen nicht wirklich und so will leider nicht so recht Spannung aufkommen. Viele Geschehnisse kommen zu plötzlich, als dass sie Eindruck hinterlassen könnten. An anderer Stelle ermüdet das seitenlange Nachsinnen des Protagonisten über den Sinn des Lebens einfach nur. Gegen Ende wird es zwar ein wenig actionreicher, aber das macht aus dem Roman dann leider auch keinen packenden Thriller (oder wenigstens Krimi) mehr. Insgesamt ist die Geschichte eher philosophisch, nicht aber so psychologisch und mitreißend, wie sie es hätte sein können. Auch die Charaktere waren für mich nicht (wie man so schön sagt) das Gelbe vom Ei. Benjamin Kari, der zunächst auf der Seite von Immortality steht und dann bei seinen Ermittlungen einen Beweis für die zwielichtigen Machenschaften des Unternehmens nach dem anderen findet und nach und nach "bekehrt" wird, ist meiner Meinung nach ebenso stereotypisch dargestellt wie die hübsche Journalistin Eva, mit der er sich kurzerhand zusammentut. Sie ist eine leidenschaftliche Gegnerin des Konzerns und verfolgt genau wie Kari zunächst ihre ganz eigenen Ziele - bis die beiden ein Team werden. Und dann ist da noch der geniale Hacker, der einfach nicht kleinzukriegen ist und den ganzen Laden hochnehmen will. Natürlich ist er psychisch nicht ganz auf der Höhe, dafür aber ein echtes Wunderkind, das einfach alles kann - ALLES. Auf der anderen Seite die Bösen, die auch vor Schusswaffen und sogenannten Killdrohnen nicht zurückschrecken, nur um noch ein bisschen mächtiger zu werden. Das hat man leider alles schon gelesen. Auch die wiederauferstandene Marlene Dietrich bringt in diese Konstellation leider keinen frischen Wind, denn aktiv taucht sie kaum auf und ist eher Mittel zum Zweck - der Auslöser für alles, was folgt. Warum gerade Marlene Dietrich - das fragt sich nicht nur Kari immer wieder, sondern auch der Leser. Ein weiterer Minuspunkt ist für mich, dass es Jens Lubbadeh nicht so richtig gelingen will, dem Leser die sogenannte Blended Reality, die virtuelle Realität, greifbar zu machen. Das ist immer unglaublich schwierig und so läuft der Autor Gefahr, dass seine virtuelle Welt innerhalb seiner erdachten realen Welt zu abstrakt und zu weit weg wirkt. Leider ist das in Unsterblich der Fall. Programmieren, Hacken, mit einem einzigen Algorithmus und durch Hand Auflegen die gesamte Struktur umwerfen - das sind Dinge, die man meiner Meinung nach als Autor irgendwie plastisch machen muss. Natürlich braucht es immer auch die Fantasie der Leser, aber wenn die Grundlage zu schwammig ist, kann ich einfach nichts damit anfangen und die virtuelle Welt und das ganze System, das hinter dem Konzept der Unsterblichkeit in Lubbadehs Roman steckt, bleiben schlichtweg Worte auf Papier. Das fand ich unglaublich schade, denn die Grundidee der Geschichte fasziniert mich nach wie vor und lässt mich sicher nicht so schnell wieder los. Aber leider ist es Lubbadeh nicht ganz gelungen, mir das Ganze greifbar zu machen und logisch zu erklären. Mein Fazit: Jens Lubbadehs Idee ist gut - richtig gut. Und aus ihr hätte ein fantastischer Science-Fiction-Roman mit dystopischen Zügen werden können. Doch leider haben allzu klischeehafte Personenkonstellationen, ein zu abstraktes und für den Leser kaum greifbares Universum, eine zähe Handlung und die zum Ende hin noch fix hingeworfenen Actionelemente die Geschichte eher dröge und beliebig gemacht. Schade, denn Lubbadehs Konzept von der Unsterblichkeit und sein subtil komischer Erzählstil wären eigentlich die besten Voraussetzungen für einen fulminanten Roman. Freunde gepflegter Science-Fiction-Literatur und etwas anderer Dystopien werden an Unsterblich aber sicher trotzdem ihre Freude haben.

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