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Rezensionen zu
Nebel im August - Filmbuch

Robert Domes

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Ernst Lossa wurde 1929 in Augsburg, als ältestes von vier Kindern, in einer Jenischen Familie, geboren. Jenische, so steht es auch im kurzes Wörterbuch am Schluss des Buches, waren Landfahrer. Ernst ist es immer sehr wichtig, dass man ihn nicht als Zigeuner betitelt, weil als solchen sah er sich nicht, doch die Welt, hat ihn einfach in die gleiche Schublade gesteckt. Jenische/Zigeuner, waren zur damaligen Zeit nicht sonderlich angesehen. Als die Mutter an Schwindsucht erkrankt und der Vater geschäftlich längere Zeit unterwegs ist, werden die 4 Kinder in verschiedene Heime untergebracht. Ernst ist damals vier Jahre alt. Vier Jahre. Dieses Alter musste ich mir immer wieder vor Augen halten, wenn ich die Abschnitte las. Nachträglich betrachtet, kann man sagen, was Ernst dort hatte, war keine Kindheit. Härte und Strafen überschatteten den Alltag und auch die älteren Zöglinge machten sich einen Spaß daraus, auf den Kleineren herumzuhaken. Wie es den Kindern geht, dass hat damals niemanden interessiert, sie sollten nur funktionieren. Ernst funktionierte aber nicht so, wie sie wollten, rasch galt er als schwer erziehbar. Was schwer erziehbar heißt? Nun, er begann regelmäßig zu stehlen. Warum er stahl fragte niemand in den Heimen und auch im Buch wird es niemals richtig aufgedacht, man kann sich vielleicht nur denken, dass er einfach etwas besitzen wollte, was ihm ganz alleine gehört. Prägend war für mich der Abschnitt, wo er der Ärztin verspricht, wirklich alles in seiner Macht stehende zu tun, um nicht mehr zu stehlen, dass er sich wirklich anstrengen möchte, weil ja, es ist zu einer Art Sucht für ihn geworden. Die Ärztin nickt wohlwollend und schreibt im gleichen Atmzug in seine Akte, dass er ein unbelehrbarer Psychopath ist, für den man keine gute Prognose stellen kann. Irgendwann landet er dann in der Psychiatrie, weil die Heime alle aufgeben, sich mit diesen „unerziehbaren“ Jungen nicht auseinandersetzen möchten. Dort lernt er die unterschiedlichen Menschen kennen und fügt sich gut in das Leben dort ein. Hinter der Klinik liegt ein großer Friedhof, für eine durchschnittliche Klinik, ein viel zu großer Friedhof. Ernst sucht nach Antworten und jemand der zu viele Fragen aufwirft, ist schnell im Weg. Kennt man den Klappentext, weiß man wie die Geschichte enden wird und dieses Ende hängt über dem ganzen Buch. In der Filmausgabe ist auf der 3.Seite das Originalkrankenbild von Ernst abgebildet und ich habe mehr als einmal während des Lesens dorthin geblättert, in sein Gesicht geschaut, was mich gefangen genommen hat, was mich die Biografie des Jungen noch mehr spüren ließ. Das Buch, es ist wie ein Schraubstock um das Herz. Keine Fiktion und deswegen noch ein Stück schmerzhafter. Allerdings und so ehrlich muss ich sein, hat das Buch etwas an sich, was ich nicht mag und zwar: Ernst. Entweder lag es wirklich daran, dass ich versucht habe, auf eine extreme emotionale Distanz zu gehen, aber ich las seine schreckliche Lebensgeschichte und mit jeder Seite mochte ich ihn weniger. War zu Beginn nach viel Mitgefühl vorhanden, riegelte sich scheinbar irgendwann mein Herz vor den Begebenheiten ab. Es nimmt der Geschichte, die man niemals vergessen werden darf, nicht den Schrecken. Und doch ist es auf eine Art und Weise so unvorstellbar für mich, dass es Realität war, vor gar nicht allzu langer Zeit, dass meine Gefühle sich davor verschlossen haben. Die Verfilmung des Buches und der Lebensgeschichte von Ernst Lossa startete am 29.September 2016 in den Kinos.

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