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Rezensionen zu
13 Stufen

Kazuaki Takano

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„Man wird mich hinrichten. Für eine Tat, an die ich mich überhaupt nicht erinnern kann.“ Zitat S. 10 Anders ergeht es Jun’ichi Mikami, der vorzeitig aus seiner Haft entlassen wird. Aber auch das schildert Takano mit einigen Schauderelementen. Jun’ichi würde man als den netten Jungen von nebenan bezeichnen. Er ist höflich, er fühlt sich verantwortlich, aber insgeheim bereut er seine Tat nicht. Warum, wird erst gegen Ende der Geschichte klar und als Leser wird man mit der Frage konfrontiert, ob manche Morde nicht doch gerecht seien. Erschreckend, oder? Vom Gefängniswärter Shōji Nangō wird Jun’ichi angeheuert, die Unschuld Kiharas zu beweisen und ihn dadurch vor dem Galgen zu retten. Die Story zeigt einerseits wie ungerecht manche Todesstrafen vollzogen werden, wie erschreckend Bürokratie und Gesetz ausgelegt werden, aber andererseits gibt es auch eine vertrackte Story mit vielen falschen Fährten und Geheimniskrämerei. Leser, die Sinn und Tiefe in Geschichten suchen, kommen hier voll in den Genuss. Takano beleuchtet die Todesstrafe von allen Seiten: Von Verurteilten, die zitternd auf den Spruch der Todesboten warten, von Henkern, die das Urteil vollziehen müssen und zwischen Mitleid und dem Gefühl von Ungerechtigkeit und Abscheu und dem Gefühl von Gerechtigkeit hin- und hergerissen sind. Auch die Angehörigen der Opfer werden verschiedenen beleuchtet: Die einen, die trotz der Tat eine Begnadigung für den Täter fordern, und anderen, die unbedingt Rache in Form des Todes möchten. Aber auch Leser, die eine gute Unterhaltung suchen, werden mit vielen falschen Fährten und einer Handlung, die sich langsam steigert und schließlich thrillerartig endet, belohnt. Der Stil ist an manchen Stellen sehr japanisch. Sehr nüchtern, stellenweise sehr höflich, manchmal aber auch trocken. Der Stil zeigt aber auch, den kulturellen Unterschied zwischen uns und den Japanern. Emotionen werden verborgen, sind zwischen den Zeilen zu finden, ganz anders als bei uns. Anfangs befremdlich zu lesen, doch mit ein paar gelesenen Seiten gewöhnt man sich daran und lässt sich ein, in japanisches Denken und Leben. Was Takano hier vorgelegt hat, ist ein Roman, der einen am Ende nicht mehr loslässt. Der die Frage, ob eine Todesstrafe gerecht ist oder nicht, nicht beantwortet. Der aber dazu anregt, sich mit diesem Thema zu beschäftigen, weil es den Leser nicht mehr loslässt. So einfach sind Lebens- oder wie in diesem Fall - Todesfragen nicht zu beantworten. Von daher sehr glaubwürdig, sehr erschreckend, sehr nachwirkend. Ohne zu urteilen oder zu bewerten, wird der Leser sich seine Antwort auf die Frage nach der Gerechtigkeit der Todesstrafe selbst suchen müssen.

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Dieser Roman ist eigentlich Takanos Debutroman und wurd nun noch einmal neu aufgelegt. Dementsprechen muss man das Werk auch ein wenig als erstling betrachten, dessen Autor noch Welpenschutz genießen darf. Warum ich das direkt am Anfang sage, wird vielleicht klarer, wenn ich jetzt ein bisschen merh Zeit darauf verwende, zu begründen, warum ich seit Tage unsicher bin, welche Bewertung ich dem Buch denn jetzt geben soll. Ist es wirklich großartig oder überwiegen die schriftstellerischen Schwächen? Letztere sind bei dem Buch wirklich sehr offensichtlich geraten. Wenn die zum Teil sehr spröde Erzählweise, die sich in Höflichkeiten verliert, noch vor allem der japanischen Kultur geschuldet ist, leidet das Buch für mich vor allem an den mangelhaft entwickelten Charakteren. Trotz aller Gefühlsdarstellungen wirken sie auf mich wie Roboter, die auf der Suche nach der Erkenntnis durch die Welt stapfen und unter Umständen Glück genug haben, etwas zu finden, mit dem sie arbeiten können. Vor allem Nangō war für mich einfach nicht greifbar, ich habe keinerlei Zugang zu ihn und seinen Motiven gefunden. Sein Gehilfe wird noch ein wenig in seinen Interaktionen mit seiner Familie charakterisiert, aber auch hier bleibe ich als leser hilflos distanziert, was vermutlih daran liegt, dass der Autor eine bestimmte Information bis zum Ende zurückhalten muss. Diese beiden hölzernen Marionetten bewegen sich durch einen Fall, dessen Entwicklung von Seite zu Seite hanebüchener erscheint. Vor allem die Auflösung am Ende und der dramatische Showdown waren für mich deutlich zuviel des Guten, aber bereits ab dem Auffinden des Tempels hatte ich Schwierigkeiten, diese Geschichte noch ernst zu nehmen. Warum habe ich dann aber dieses Buch nicht zur Seite gelegt, sondern wirklich fasziniert weitergelesen?Das liegt daran, dass Takano hier nicht eigentlich einen Krimi schreiben will, sondern ein anderes Anliegen hat. Er diskutiert die Todessrafe wie sie in Japan praktiziert wird, aus vielen verschiedenen Blickwinkeln. Der Leser bekommt einerseits sachlich präsentierte Informationen zu ihrem Ablauf und dem Alltag in einem japansichen Todestrakt. Andererseits erfährt er durch Perspektivwechsel, was diese trafe mit den darin involvierten Personen macht. Seien es die Verurteilten, die in Japan ihren Todestag nicht kennen und täglich der Angst ausgesetzt sind, dass genau vor ihrer Zelle die Schritte anhalten, die jemanden abholen sollen. Oder die Hinrichter, die für sich einen Weg finden müssen, mit dem Wissen zu leben, im staatlichen Auftrag andere Menschen zu töten. Oder alle diese 13 Menschen, die jeweils einzeln als Instanz das Todesurteil bestätigen müssen, bevor die Hinrichtugn erfolgt. Diese sehrachlichen Schilderungen, bei denen der Autor auf jede Stellungnahme verzichtet, sind es, die den Roman so stark machen. Der Leser muss selbst versuchen, ein Urteil zu fällen, hinterfragt dabei immer wieder die eben getroffene Entscheidung, nimmt Argumente für beide Seiten auf und kann irgendwann zu einem eigenen Entschluss kommen. Und genau diese Gedankengänge halten mich auf den Seiten fest, ich will mehr erfahren, statt ein schnelles Urteil zu treffen. Das ist bei diesem Buch vermutlich hundertmal wichtiger als der Handlungsverlauf.

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13 Stufen

Von: paper_stories

29.05.2018

»Es waren 13 Schritte. Dreizehn Stufen. Ein Synonym für den Aufstieg zum Galgen.« Ein unschuldig wegen Mordes zum Tod Verurteilter soll hingerichtet werden. Der ehemalige Gefängnisaufseher Nangō und der auf Bewährung entlassene Jun'ichi erhalten den Auftrag, den wahren Täter zu finden. Für das ungleiche Ermittlerduo beginnt damit nicht nur ein dramatischer Wettlauf gegen die Zeit, sondern beide müssen sich auch ihrer eigenen Vergangenheit stellen. Cover und Schreibstil Wie im Laufe des Buches erklärt wird, trägt das Buch nicht zufällig den Namen „13 Stufen“. Es ist bereits eine Anspielung auf die dreizehn Stufen, die zum Galgen hinführen. Ebenfalls sind auf dem Cover Stufen abgebildet, wobei man auch hier den Zusammenhang deutlich erkennen kann. An dem Schreibstil gibt es wirklich nichts auszusetzen. Das Buch lässt sich unglaublich schnell lesen. Es ist spannend und aus verschiedenen Perspektiven geschrieben, so dass man einen direkten Einblick in die Gedanken der Hauptprotagonisten bekommt. Charaktere Wie bereits oben erwähnt, ist das Buch aus verschieden Perspektiven geschrieben. Dabei spielen der Gefängnisaufseher Nangō und der auf Bewährung entlassene Jun'ichi die Hauptrollen. Es gestaltet sich äußerst schwierig die Personen so zu beschreiben, ohne zu spoilern. Deswegen nur eine kurze Charakterisierung. Zuerst zu Nangō. Er wirkt oftmals hin und hergerissen, aber durchaus zielstrebig und ehrgeizig. Ebenso wie Jun'ichi. Er versucht vorallem seinen Eltern aus der finanziellen Krise aufgrund seines Verschuldens zu helfen. Am Ende des Buches merkt man allerdings sehr deutlich, dass die Protagonisten nicht unbedingt die Menschen sind, für die man sie am Anfang gehalten hat, denn im Laufe der Geschichte kommen immer mehr Geheimnisse beider Seiten zum Vorschein. Mein Leseeindruck Das Buch lässt sich unglaublich schnell lesen. Es gibt mit wenigen Ausnahmen kaum Stellen im Buch, wo es langweilig wurde. Man konnte zwischendurch auch immer wieder sich selbst Vermutungen zum wahren Täter überlegen. Allerdings übertraf das Ende etwas meinen Vermutungen und wirkte etwas chaotisch. Fazit Es ist ein durchaus faszinierender Roman, an dem man wieder erkennen kann, wie skrupellos eine Gesellschaft sein kann. Man kann außerdem eine äußert kritische Auseinandersetzung mit dem japanischen Strafrechtssystem erkennen. Alles im allem ein gelungener Roman.

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"13 Stufen" ist mein erstes Buch von Kazuaki Takano und ich wurde keinstenfalls enttäuscht! Mir ist ehrlich gesagt erst ziemlich spät aufgefallen, dass ich es hier mit einem Roman zu tun habe. Der Prolog schmeißt einen gleich in die Geschichte und das nicht zu sachte. Ein zum Tode verurteilter berichtet von der Angst nicht zu wissen, wann sein Leben ein Ende hat. Dass er jeden Tag darauf hofft, die Gefängniswärter machen nicht vor seiner Zelle halt. Der Protagonist Jun'ichi Mikami wird aus seiner Haft wegen Körperverletzung mit Todesfolge auf Bewährung entlassen. Sein ehemaliger Gefängnisaufseher Shoji Nango bietet ihm einen Job an, den er nicht abschlagen kann. Die beiden sollen beweisen, dass ein zum Tode verurteilter zu unrecht hingerichtet werden soll. Mich hat der Roman gleich gepackt. Ich konnte mir unter dem Titel, in Verbindung mit dem Klappentext, wenig vorstellen. Und auch während des Lesens habe ich mich oft gefragt: "Und was haben jetzt die 13 Stufen mit all dem zu tun?". Die Erklärung ist aber total schlüssig. Takano's Schreibstil ist flüssig und leicht verständlich, obwohl wir es hier überwiegend mit dem Für und Wider der Todesstrafe zu tun haben. "13 Stufen" ist ein wirklich spannender Roman, der sich an nur sehr wenigen Stellen zieht. Abschnitt 3 hat mich ein wenig "kämpfen" lassen, aber sonst konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen. Gerade der Schluss hatte eine Wendung, die sich zwar langsam angebahnt hat, man aber trotzdem nicht hat kommen sehen. Was ich persönlich ja sehr mag. FAZIT "13 Stufen" würde ich jedem empfehlen, der gerne einen spannenden Roman lesen möchte und sich vielleicht auch für die japanische Kultur interessiert. Letzteres ist aber kein Muss ;-) Ich bin von Kazuaki Takano's Roman sehr begeistert und vergebe deshalb 4 STERNE!

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Einzelbewertung: Plot: 3/5 Atmosphäre: 5/5 Charaktere: 3/5 Spannung: 4/5 Showdown: 3/5 --- Aus Japan kennt man in unseren Breitengraden für gewöhnlich nur verrückte Gameshows, Manga-Comics oder Sushi. Über Dinge wie Strafrecht, Haftbedingungen oder die Todesstrafe bekommt man recht wenig mit. Kazuaki Takano ist mir nicht unbekannt, sein deutsches Debüt „Extinction" habe ich gelesen und es hat Eindruck hinterlassen – auch wenn ich den Originaltitel „Genocide of One" wesentlich epischer finde als den deutschen. „Extinction" war ein Wissenschaftsthriller und mir teilweise zu abstrakt, „13 Stufen" bewegt sich zumindest im wissenschaftsnahen Bereich, ist aber für meine Begriffe mit der oben beschriebenen Themenlage wesentlich näher an der Realität als „Extinction". Im Prolog lesen wir über Ryō Kihara, der in Tokyo in der Todeszelle sitzt und sich plötzlich an eine Treppe erinnert, als er aus dem Fenster schaut, denn eigentlich hat er vor zehn Jahren nach einem schweren Unfall einen Gedächtnisverlust erlitten. Nach dem Prolog existiert Kihara nur mehr auf der Meta-Ebene, denn die beiden Protagonisten sind der frisch entlassene Ju‘nichi und sein ehemaliger Gefängniswärter Nangō. Nangō ist für einen Gefängniswärter überraschend freundlich, was vielleicht an seiner Vergangenheit liegt, die dem Leser später erzählt wird. Und Ju‘nichi wirkt verschüchtert und vor allem zu Beginn unsicher – da sich seine Eltern wegen seiner Verurteilung hoch verschuldet haben, muss er den Job, den Nangō ihm anbietet, annehmen. Immerhin winken mehrere Millionen Yen, wenn sie die Unschuld von Kihara beweisen können. Viel Zeit bleibt ihnen dafür allerdings nicht. Man merkt von Anfang an, dass „13 Stufen" nur dem Zweck dient, das japanische Strafrecht, die Todesstrafe und die Haftbedingungen anzuprangern – und die Doppelmoral der japanischen Gesellschaft zu Zweiterem. In weiten Teilen dient der Plot nur als Mittel zum Zweck und wird zwischendurch auch gerne zum Statisten degradiert. Wie Takano die teils unmenschlichen Haftbedingungen und die Hinrichtungsstätte beschreibt, geht einem nicht nur nahe, sondern lässt einen erschauern – obwohl Takano es völlig nüchtern und ohne Emotionen tut. In diesen Passagen, die der Autor immer wieder zwischen der Geschichte einstreut, bewegt er sich in Richtung des besagten wissenschaftsnahen Bereiches. Wobei es genau so gut exzellent recherchierte Zeitungsartikel sein könnten – man merkt jedenfalls, dass sich Takano in das Thema hineingefuchst hat und es dem Leser verständlich näherbringt. Die Beziehung zwischen Ju‘nichi und Nangō ist freundschaftlich, wobei man doch eine gewisse Hierarchie erkennt, die den Gefängniswärter etwas über den ehemaligen Häftling stellt. Nicht nur das stellt dar, dass ehemalige Häftlinge immer stigmatisiert sein werden, sondern auch der Umstand, dass sich frisch entlassene Häftlinge in Japan nach verbüßter Strafe bei den Hinterbliebenen etwaiger Opfer entschuldigen und stets Reue zeigen müssen. Bei der Geschichte sollte man auf jedes Detail achten, denn bei der Auflösung am Ende ist wirklich alles wichtig; die Konstruktion des Plots hat mir sehr gut gefallen. Dadurch dass nicht der Plot, sondern die Message im Vordergrund steht, wirkt die Geschichte teilweise hölzern, was man am ehesten in den Dialogen merkt. Auch ist der Showdown etwas unübersichtlich. Das Ende ist dafür ein einziger Gänsehautmoment und entschädigt für einiges. Tl;dr: Kazuaki Takano legt mit „13 Stufen" ein grandioses Buch vor, bei dem die Aussage weit mehr wiegt als die Geschichte. Er erklärt uns nicht nur sehr plastisch die japanische Justiz, er berührt uns auch noch zutiefst damit. Die Geschichte wirkt teilweise zwar hölzern, aber das nimmt man gerne in Kauf.

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Ab der zweiten Hälfte wird es zum absoluten Page-Turner! Trotz des sehr dichten Erzählstils, der ausführlichen Beschreibungen und langen Kettensätzen, ließ sich das Buch erstaunlich gut lesen, obwohl es einiges an Konzentration abverlangt. Ich bin sehr beeindruckt, was für eine einzigartige und "typisch" japanische Atmosphäre erdchaffen wurde, die vor allem durch das Verhalten der Akteure hervorgerufen wurde. Die Charaktere wirkten nach außen hin recht kühl und berechnend, in inneren Dialogen wird aber doch ihre emotionale Zerrüttung deutlich, vor allem in Bezug auf die Todesstrafe und ihre moralische Rechtfertigung, die ein zentrales Element der Geschichte ist. Besonders gut hat mir gefallen, dass trotz der wechselnden Perspektiven, die Motive der einzelnen Personen nicht vollkommen durchschaubar waren und so die Spannung weiter angeschraubt wurde. Damit zusammenhängen hat mir allerdings das erste Drittel des Buches nicht so gut gefallen, da sich die Ermittlungen gezogen und nicht weiter kamen. Auch wirkt der spezielle Schreibstil in diesem Abschnitt besonders bedrückend. Als die Protagonisten dann aber die ersten konkreten Hinweise finden, nimmt die Geschichte an Fahrt auf! Bewertung 4/5 🌟

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Das Erstlingswerk des Autors habe ich bisher nicht gelesen, aber die Thematik seines neuesten Romans hatte mich sehr interessiert. Ryō Kihara sitzt in der Todeszelle. Ihm wird der Mord an einem Ehepaar vor 10 Jahren zur Last gelegt, und somit wartet er täglich auf seine Exekution. Eine Begnadigung steht außer Frage, denn in Japan herrscht das Gesetz, dass diese nur in Betracht gezogen wird, wenn der Angeklagte die Reue seiner Tat zeigt. Doch bei Kihara ist dies nicht der Fall, denn er kann sich an die Tat in keinster Weise erinnern. Nun heuert ein anonymer Auftraggeber den Rechtsanwalt Sugiura an, um den Fall neu aufzurollen und die Unschuld von Kihara zu beweisen. Sugiura engagiert daraufhin den Gefängnisaufseher Nangō und den frisch aus der Haft entlassenen Jun'ichi Mikami, um dem Mord an dem Ehepaar Utsugi nochmals auf den Grund zu gehen. Beide Männer haben jeweils ebenso ihre Geschichte zu erzählen, denn ihre Vergangenheit ist alles andere als einfach. Kazuaki Takano beschäftigt sich in seinem neuesten Roman mit dem Thema Todesstrafe in Japan und beleuchtet dies gründlich aus allen Sichtweisen. Ist Kihara wirklich der Mörder des Ehepaars oder sitzt er unschuldig in der Todeszelle? Dies gilt es zu ergründen, denn er selbst kann sich an die Tat nicht erinnern, er leidet an retrograder Amnesie, bedingt durch einen Motorradunfall kurz nach der Tat. Allerdings spielt er eher eine untergeordnete Rolle in der Geschichte. Die eigentlichen Hauptfiguren sind der Gefängniswärter Nangō, der bereits bei mehreren Hinrichtungen zugegen war und diese mit der Zeit deutlich infrage stellt. Und auch Mikami, der Frischentlassene, spielt eine große Rolle. Er hat wegen Mordes zwei Jahre Haft hinter sich, bereut öffentlich seine Tat, im Insgeheimen aber sieht er sich im Recht, warum dies so ist und man ihm als Leser letztendlich eventuell beipflichten möchte, erfährt man ziemlich am Ende der Geschichte. Der Autor erzählt anschaulich, wie einzelne Personen mit der Todesstrafe umgehen. Man erfährt, wie Nangō bei Vollstreckungen zugegen war und auch selbst die Strafe vollziehen musste, ebenso, wie von Verurteilten und ihrer ständigen Angst, wann es bei ihnen denn nun so weit sein wird. Der Schreibstil bleibt recht unterkühlt, es wird nicht mit dem erhobenen Zeigefinger gearbeitet und Gefühle nicht zu sehr zugelassen, was wohl in der japanischen Kultur begründet liegt. Ein Thema, das durchaus zum Nachdenken anregt, aber keine endgültige Lösung bietet oder bieten kann. Fazit: Der Roman wirft viele Fragen in Bezug der Todesstrafe in Japan auf, bietet sogar einige verblüffende Wendungen und gewährt Einblick in ein ganz anderes Rechtssystem, wie wir es kennen.

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Todesstrafe

Von: wal.li

19.01.2018

Ein junger Mann wartet auf die Vollstreckung des Todesurteils. Fast alle seine Mittel sind ausgeschöpft. Völlig unerwartet wird ein Gefängnisaufseher von einem Anwalt beauftragt, noch einmal Nachforschungen in dem Fall des Verurteilten anzustellen. Es gibt vage Hinweise, die auf seine Unschuld hindeuten können. Dieser Aufseher versichert sich der Mitarbeit eines eben entlassenen Strafgefangen, dem er damit bei der Wiedereingliederung in den normalen Alltag helfen will. Schon bald finden die Beiden weitere Ungereimtheiten, die vermuten lassen, dass die Tat doch aus anderen Gründen begangen wurde als es bisher aus den Akten hervorgeht. Kann es Hoffnung für den Todeskandidaten geben? Kann eine Todesstrafe zu recht ausgesprochen werden, zu recht vollstreckt werden. Kann es überhaupt eine gerechte Strafe sein. Wenn zum Beispiel ein Angeklagter keine Reue zeigen kann, weil er sich an den Tathergang nicht erinnert, und er gerade deshalb zur Höchststrafe verurteilt wird. Wenn eine Strafe eher einen erzieherischen Effekt haben soll, wie kann ein zum Tode verurteilter, davon noch profitieren. Sie alle sowohl der Gefangene als auch Aufseher und auf Bewährung frei gelassener hadern mit ihren Gedanken. Zwar versuchen sie die Wahrheit zu finden, doch sie fürchten sich auch vor dem, was sie finden könnten. Gerade die Beiden, die sich auf die Suche machen, um das Rätsel der Tat zu entschlüsseln, fördern so manche Überraschung zutage. Zwei ungleiche Ermittler, eine Thematik, die schwieriger kaum sein kann, eine Tat, die schlüssig erscheint und bei genauem Hinsehen doch Wiedersprüche aufweist. Nicht ganz leicht mag es sein, sich in die japanische Mentalität hineinzuversetzen. Doch wenn man die Fremdheit einfach akzeptiert, erhält man einen fesselnden Krimi, der sich mit dem Ziel von Strafen auseinandersetzt, mit dem Sinn von Todesstrafen, mit den Nöten der Vollstrecker, mit dem Leid, das durch Straftaten hervorgerufen wird. Auch wenn der Fall gelöst wird, für die dargestellten Problematiken kann es keine Lösung geben. Der Leser wird sich sein Gedanken machen und sich ein ideale Welt wünschen, in der es kein Verbrechen gibt. Ein Wunsch, der sich nicht erfüllen wird. Eine packende zweite Veröffentlichung von Kazuaki Takano, die ganz anders ist als das erste Werk; die überzeugt.

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