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Rezensionen zu
Ein halber Held

Andreas Wenderoth

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In Form eines journalistischen Berichtes, im Ton weitgehend sachlich, beobachtend, an manchen Stellen allerdings auch deutlich emotional (da, wo die Distanz des Journalisten der persönlichen Betroffenheit des Sohnes weicht), so gibt Andreas Wenderoth Einblick in die Demenz-Erkrankung seines Vaters. Und gibt damit ebenso Einblick in das Vater-Sohn Verhältnis, über das, was es bedeutet, wenn die Lebensverhältnisse sich umkehren, aus Eltern Kinder werden und Söhnen plötzliche auch eine Verantwortung zufällt eben für jenes betroffene Elternteil, die auch erst einmal angenommen, geschultert und verarbeitet werden muss. „Entschuldige mich bitte für meine Inhaltlosigkeit, aber ich bin nur noch ein halber Held“. Einer, dessen Beruf es war, geistig rege und sprachlich gewandt zu arbeiten. Einer, der nun immer mehr vergisst, Ängste erlebt, die Ehefrau als Feindin, die ihm ans Leder will, zu manchen Zeiten betrachtet (und behandelt). Und doch einer, der mit dem Rest einer inneren Ahnung und Haltung noch versucht, der „alten Rolle“ gerecht zu werden. Ganz besonders schön formulieren, sprachliche Volten mit einbauen, ohne zu merken, wie inhaltsleer, floskelhaft all das wird. Vorgänge, Situationen, kleine Gesprächsausschnitte mit dem 87jährigen Vater immer wieder mit eingestreut, ebenso, wie nüchtern und sachlich die Krankheit und die jeweiligen Diagnosen der Ärzte mit beschreibend, die den Leser von Beginn an mit in diesen „langen Abschied“ einbeziehen. Den Abschied vom Vater, vor allem aber den „Abschied von sich selbst“, dieses auch quälende Wissen und Erleben, dass man sich selbst fremd wird, seinen Platz, seinen „Wert“ in den eigenen Augen in dieser Welt dahingleiten sieht. „bin ein bisschen wirrwarig….dann muss ich was warmes essen oder irgendwas, Ich weiß zum Beispiel heute nicht, wie ich zum Arzt gekommen bin, das Auto steht doch dort unten“ (der Arzt war ins Haus gekommen). Vom Versorgen mit Insulin bis zur (fast unmöglichen) Pflege der Fingernägel, von Verzweiflung und aggressiven Episoden, von einer überforderten Ehefrau (und Mutter) hin zu dem ein oder anderen sehr klaren Moment, der unmittelbar berührt, „Wir freuen uns über dieses Zwischenhoch“. Aber es wird selten, sehr selten. Ungeschminkt, klar, berührend, aber über weite Strecken auch mit einer guten, beobachtenden Distanz bietet dieser Lebensbericht einen tiefen Einblick in das, was Demenz für alle Beteiligten vor allem praktisch bedeutet und ist somit eine interessante Lektüre für jeden, der alternden Eltern erlebt oder erleben wird.

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