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Rezensionen zu
Nachts sind das Tiere

Juli Zeh

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Bei diesem Buch habe ich schon beim Lesen des ersten Textes unwillkürlich zustimmend genickt. Es handelt sich um das Vorwort zur Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte in einer 2005 von der Büchergilde Gutenberg herausgegebenen Edition. In 'Auf der anderen Straßenseite' beschäftigt sich Juli Zeh mit dem schleichenden Verlust der Menschenrechte. Nicht nur in Staaten, die hier schon länger in Generalverdacht stehen wie z. B. China oder die Türkei, sondern auch in Deutschland und anderen westlichen Ländern. Der Text ist ein guter Auftakt zu der Essay-Sammlung "Nachts sind das Tiere" der Schriftstellerin und Juristin, in der einige ihrer Reden und Essays aus den Jahren 2005 bis 2014 vorgestellt werden. Es geht dort um die Gefahren, die die Rasterfahndung, die Registrierung bislang strafrechtlich nicht in Erscheinung getretener Bürger per Fingerabdruck oder die sich ausweitenden Abhörbefugnisse von Behörden für die Gesellschaft und den einzelnen Bürger mit sich bringen. Dieser Faden wird in weiteren Texten aufgegriffen und das Thema um einige Facetten erweitert. Zeh markiert den zeitlichen "Startschuss" für die Maßnahmen, die die Politik für nötig hält, um die Bürger vor dem Terrorismus zu schützen. Sie zeigt auf, welchen Risiken wir tatsächlich ausgesetzt sind und was von Ankündigungen islamistischer Terroristen, zu einem bestimmten Zeitpunkt einen Anschlag zu verüben, zu halten ist. Die Autorin schafft es, mit ihrer klaren und eindringlichen Sprache auch diejenigen Leser zu sensibilisieren, die sich bislang über die Datensicherheit, die Sinnhaftigkeit der derzeitigen Terrorismusprävention und den Umgang mit ihren persönlichen Daten keine Gedanken gemacht haben. Juli Zeh ist eine leidenschaftliche Verfechterin des Erhalts der freiheitlichen Grundsätze und der Demokratie. Sie stemmt sich gegen den schon seit Jahren währenden Trend, Menschenrechte als etwas anzusehen, dass man sich nur in guten Zeiten leisten kann, nicht aber "in Zeiten wie diesen", wie es Politiker und Lobbyisten immer wieder gern betonen. Und sie gibt ihrer Sorge Ausdruck, dass die Menschenrechte, die über mehrere hundert Jahre hinweg gewachsen sind, für als besonders schwerwiegend proklamierte Probleme geopfert werden. Zeh zitiert Benjamin Franklin, einen der Gründerväter der USA, mit einer etwa 200 Jahre alten Äußerung: "They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety deserve neither liberty nor safety."* Also: "Wer die grundlegende Freiheit aufgeben kann, um ein wenig vorübergehende Sicherheit zu erlangen, verdient weder Freiheit noch Sicherheit." Auch mit ihrer Kritik an Kanzlerin Angela Merkel hält Zeh nicht hinterm Berg. Merkel ist für sie die Vertreterin eines Schlingerkurses, die nichts tut, um dem deutschen Bildungsnotstand ernsthaft etwas entgegenzusetzen und das Thema Datenschutz konsequent ignoriert. Man muss sich klar machen, dass die vorgestellten Reden und Essays zwischen fünf und 14 Jahren alt sind. Bei den meisten von ihnen wäre es problemlos möglich, klammheimlich das Datum ihres Entstehens zu löschen und das heutige einzusetzen. Dass sich so wenig in so langer Zeit bewegt hat, sollte uns wirklich Sorgen machen. Empfehlung: auf jeden Fall lesen!

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Verschiedene Interviews mit der Autorin im Fernsehen und Zeitschriften und Rezensionen zu ihren Büchern haben mich neugierig gemacht, selbst ein Buch von ihr zu lesen. In dieser Sammlung von ihren Essays aus den Jahren 2005 bis 2014 übermittelt sie ihre Gedanken zu Themen wie Datenschutz, Abhöraffäre, Gründe von Politikverdrossenheit in unserem Lande und auch Unstimmigkeiten im Miteinanderumgehen. Viele Themen bewegen auch mich und oft ertappte ich mich beim Lesen dabei, wie ich ihr zustimmend zunickte...Besonders ihre Ausführungen zu den Menschenrechten bewegten mich sehr. Auch die Darstellung eines Hackerlebens eines fiktiven Freundes - ein junger Mann, der nur noch in der digitalen Welt gefangen ist, ist so was von aktuell und machte mich als Mutter sehr nachdenklich. Was wird aus unserer Jugend, wenn sie nicht mehr in der Lage ist, die Natur mit all ihren Schönheiten wahrzunehmen, ihr eigenes Leben aktiv zu gestalten, sondern nur noch in abgedunkelten Zimmern vor dem PC sitzt und von dort kommunizert? Wieviel digitale Welt ist gesund für unser Leben- wann beginnt die Sucht???Diese Gedanken gingen mir dabei beim Lesen durch den Kopf. Die Autorin beschreibt ihre Gedanken in einer klaren Sprache, oft auch mit bissigem Witz. Bei ihrer Geschichte um Feministinnen, die die Autorin kritisierten, wegen ihrer Art als Autor ( nicht als Autorin) öffentlich aufzutreten, musste ich oft lächeln. Schlagfertig argumentierte die Autorin mit diesen Frauen ihre Beweggründe und was daraus entsteht - ist in diesem Buh zu lesen. Juli Zeh versucht ua. das Geheimnis vom politischen Erfolg unserer Bundeskanzlerin zu analysieren, lässt uns Einblick in das Leben eines Schriftstellers nehmen, berichtet von Eindrücken ihrer Chinareise, schreibt klare Worte zum Vorschlag die ärztliche Schweigepflicht teilweise aufzuheben und macht auch um das Thema Folter und dessen Befürworter keinen Bogen. Ihre Gedanken sind für den Leser Anstöße sich selbst zu den aufgeworfenen Problemen eine Meinung zu bilden. Dieses Buch sollte auch im Unterricht eine wichtige Rolle spielen. Es ist ein gutes Mittel, der Politik-verdrossenheit vieler Menschen entgegenzuwirken. Ich kann das Buch nur weiterempfehlen.

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Inhalt Juli Zeh zählt zu den einflussreichsten und handwerklich geschicktesten deutschen Schriftstellern ihrer Zeit. Dass sie Recht studiert hat und sich auch ansonsten politisch auszudrücken weiß, konnten Leser ihrer Bücher schon immer wahrnehmen – die Neuauflage ihrer Essay-Sammlung bietet nun jedoch einen genaueren Blick auf die Ansichten der Autorin. Digitale Revolution, Abhöraffären und die Frage, wie politisch die deutsche Bevölkerung noch ist, spielen eine große Rolle in ihren Texten und Reden, die in diesem Buch gesammelt sind. Meine Bewertung Dass ich alles von Juli Zeh verschlinge, was auf den Markt kommt, ist nun wirklich keine Neuigkeit mehr. Allerdings hatte ich gerade bei “Nachts sind das Tiere” einige Bedenken, das Buch in die Hand zu nehmen. Was, wenn ihre politischen Ansichten so weit von meinen entfernt sind, dass ich mich in Zukunft nicht mehr von dem Gefühl losreißen kann, sie nicht zu verstehen? Was, wenn ich für die Themen, die sie in dem Buch anspricht, einfach zu uninformiert bin? Was, wenn ich schon nach den ersten Seiten feststelle, dass mir das zu hoch ist? Alles Unsinn. “Nachts sind das Tiere”, die Sammlung ihrer Reden und Essays der vergangenen Jahre, ist tatsächlich sehr hoch in meiner Achtung geklettert, ebenso wie die Schriftstellerin selbst. Die Themen, die Juli Zeh anspricht, wird jeder Bürger zumindest ansatzweise begreifen können, ihre Formulierungen sind gewählt, aber nicht einschüchternd hochtrabend. Auf eindrucksvolle Art vermittelt Juli Zeh ihre Meinung zu wichtigen Themen wie Datenschutz, Abhöraffären, Politikverdrossenheit oder Streitigkeiten unter Gesellschaftsgruppen. Politik ist ihr ein wichtiges Anliegen, das merkt man sofort, doch sie distanziert sich mit ihrer klaren, präzisen Sprache davon, jemandem ihre Meinung aufzudrücken. Es gab Texte in diesem Buch, die meinen Nerv getroffen haben. Der Essay zur Bologna-Debatte, zu dem deutschen Universitätssystem, das eine Wandlung erfahren hat, hat mich immer wieder nicken lassen. Leistungsdruck statt Identitätsfindung lautet das Stichwort, und auch um die Identität dreht es sich in vielen weiteren Texten. Wie weit darf der Staat gehen, um Sicherheit zu gewährleisten? #Neuland hat Gelächter hervorgerufen, Zeh beleuchtet in einem ihrer Essays, wieso uns das Lachen bei dieser Art von Politikführung eigentlich im Hals stecken bleiben sollte. Natürlich war ich nicht immer ihrer Meinung, aber ihre gedanklichen Ansätze geben Anlass zum Grübeln und Diskutieren. “Nachts sind das Tiere” passt meiner Meinung nach hervorragend in den Politik-Unterricht, sei das in der Schule oder dem selbstauferlegten Informationskonsum der Erwachsenen. Stoff zum Nachdenken und Reagieren, Stoff zum Diskutieren und Handeln – genau das hat Juli Zeh hier geliefert. Und sollte damit eigentlich eine öffentliche Debatte lostreten. Meiner Meinung nach verdient dieses Buch viel mehr Beachtung, ihre Essays eine größere Reichweite, ihre Vorstellungen von der Zukunft, von dem Möglichkeitenmonstrum, das damit einhergeht, müssten in aller Munde sein. Und “Nachts sind das Tiere” in jeder Handtasche und auf jedem Nachttisch. Denn Politik geht uns alle an.

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