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Rezensionen zu
Nichts ist wahr und alles ist möglich

Peter Pomerantsev

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Peter Pomerantsev lebt in London, ist aber selbst russischstämmig. Als TV-Produzent hat er neun Jahre lang in Moskau gelebt und gearbeitet und dort den täglichen Wahnsinn miterlebt, bevor er wieder in den Westen zurückkehrte, weil er die Propagandamaschinerie nicht mehr ertrug. In seinen Erzählungen begegnet der Autor Neureichen, Kriminellen, neureichen Kriminellen, kriminellen Neureichen, und natürlich geldgeilen Gold Diggern - jungen Frauen, die nichts anderes tun, als reichen Männern ("Forbes") aufzulauern. Diejenigen, die nicht zu den Reichen und Mächtigen gehören, gehen in dem korrupten System komplett unter. Da werden Unschuldige für absolut lächerliche Vergehen in Nacht- und Nebelaktionen ins Gefängnis geworfen und kommen nicht durch faire Verfahren, sondern nur durch Schmiergeld wieder raus - wenn überhaupt. Was man hier über Russland lernt, ist schockierend und entmutigend. Die Macht des Kremls ist noch größer, als ich mir das vorgestellt hatte. Die meiste Zeit habe ich den Kopf geschüttelt oder mich gefragt, wie das alles möglich ist - ja, der Titel verspricht tatsächlich nicht zu viel. Pomerantsevs Ausführungen sind kritisch und investigativ, er greift auf eigene Erlebnisse zurück und ergänzt diese mit - so weit ich das beurteilen kann - gut recherchierten Fakten. Der Schreibstil ist eloquent, anspruchsvoll und lässt sich gut lesen. Aber irgendwie hat mir etwas gefehlt. Das Buch hat mich nicht wirklich vom Hocker gerissen. Manche Geschichten, vor allem die Einzelschicksale, waren ganz interessant, aber es gab doch leider viele Stellen, die ich langweilig fand. Ich habe ziemlich lange für die Lektüre gebraucht, da mich die teils langatmigen Ausführungen zu Politik, Architektur oder Infrastruktur Russlands nicht begeistern konnten und ich das Buch öfter zur Seite legte. Außerdem hat es mich auch stellenweise regelrecht ermüdet, all die negativen Dinge über Russland zu lesen. Ich schätze, ich hatte einfach etwas Anderes erwartet. Aufgrund des Covers dachte ich, dass die Erzählungen zumindest teilweise amüsant sind - das ist allerdings nicht der Fall. Man könnte meinen, es gibt nichts Liebenswertes an diesem Land, was ich etwas schade finde, ist doch der Autor selbst Sohn von Russen, mit einer Moskowiterin verheiratet und reist regelmäßig mit seiner Tochter in ihre zweite Heimat. Aber Russland wird hier ausnahmslos als Land voller Korruption, Kriminalität und Kreml-gesteuerter Marionetten gezeichnet, das seine eigenen Kinder auffrisst. In diesem Länderporträt gibt es nichts, das mich dazu bringen würde, Russland jemals in meinem Leben besuchen zu wollen. "Nichts ist wahr und alles ist möglich" ist für Russland-Interessierte und Kreml-/Putin-Kritiker sicherlich eine sehr spannende Lektüre. Mich hat das Buch leider ziemlich gelangweilt und mit einem sehr negativen Russland-Bild zurückgelassen. Immerhin weiß ich nach dieser Lektüre wieder sehr zu schätzen, dass ich in einem Land lebe, in dem Grundrechte noch etwas wert sind.

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