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Rezensionen zu
Von Edelfedern, Phrasendreschern und Schmierfinken

Honoré de Balzac

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Honoré de Balzac – ein wahrer Meister der Polemik – wetzt in dieser kleinen Typologie der Pariser Presse seinen Schnabel an den schrägen Typen der Journaille und schimpft dabei wie ein Rohrspatz. Auf knapp 150 Seiten dieser Ausgabe versucht er, die Typen der Journaille – gemäß der binären Nomenklatur von Carl von Linné – aufzulisten, zu kategorisieren und zu beschreiben. Dabei erläutert er nicht nur die verschiedenen Charaktere der Presse, sondern auch die Aufmachungen der Zeitungen seiner Zeit. Doch auch die Abonnenten bekommen ihr Fett weg – schließlich sind sie es, von denen die Zeitungen leben. Balzac nimmt in seiner Typologie jeden einzelnen auseinander. In manischer Sorgfalt versucht er dabei jeden in Klasse, Ordnung, Gattung und Art einzuordnen. Indes war Balzac kein Wissenschaftler oder Psychologe. Er verfügte aber über eine gute Beobachtungsgabe. Schließlich gilt seine Comédie humaine als ein äußerst gelungenes literarisches Abbild der französischen Gesellschaft seiner Zeit. Aber: Ein Literat, der Opfer vernichtender Kritiken war, versucht sich an einer Beschreibung und Klassifizierung seiner Kritiker. Dass man das nicht als neutral, vor allem aber als unwissenschaftlich, einzustufen hat, liegt auf der Hand. Man sollte sich daher hüten, diese Typologie als der Wahrheit letzter Schluss zu sehen. Die Bezeichnungen Fake News oder Lügenpresse, die sich heute im gesellschaftlichen Sprachschatz herumtummeln, eins zu eins in Balzacs Pamphlet hineinzudichten, ist dann doch zu einfach. Balzac beschreibt nicht objektiv – er bleibt ein gekränkter Autor. Ich mag Polemik. Sogar sehr. Und als solche ist »Von Edelfedern, Phrasendreschern und Schmierfinken« auch zu lesen. Ein Kritiker kritisiert seine Kritiker. Er ist rotzig, er ist unsachlich, aber dabei äußerst ergötzlich. Dass Balzac sich die Schriftsteller aussuchte, liegt wohl daran, dass er kein anderes Feld so genau kannte. Und auch er wird einer oder mehrerer seiner beschriebenen Gattungen und Arten angehört haben. Und auch innerhalb seines polemischen Vernichtungsschlages beweist er, dass er sein literarisches Handwerk beherrscht. Seine erfundenen Beispieltexte zu den schrägen Typen der Journaille sind nicht nur gelungen, sondern zeigen vielmehr, dass er selbst zu den Edelfedern, Phrasendreschern und Schmierfinken gehörte.

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»Es sind Besessene, deren harmloser Wahn den gläubigen Abonnenten einlullt und den selbstdenkenden Abonnenten belustigt.« (S. 10) Wo Honoré de Balzac hinschlägt, da wächst selten noch Gras. Sein diesmaliger Hieb geht vorallem gegen die Pariser Journalisten und Zeitungen, die gerade im 19. Jahrhundert eine wahre Blütezeit durchlebten. Zahlreiche neue Tageszeitungen schossen wie Pilze aus dem Boden, Journalisten, Kritiker und Feuilletonisten tummelten sich zuhauf auf dem Parkett der Presse und beglückten ihre Abonnenten mit Wahrheiten und weniger wahren Absonderlichkeiten. In diesem lebhaften Biotop machte auch der noch junge Honoré de Balzac seine ersten journalistischen Versuche und Jules Janin stellt es richtig dar, wenn er sagt, daß Balzac durchaus von der zeitgenössischen Kritik profitierte (S. 199). Doch man könnte meinen, die Dankbarkeit währte nicht lang und er setzte an zum Hieb gegen seine Gönner und auch Gegner. Eine Typologie der Pariser Journalistenszene ist es geworden, eine Schrift gegen all die Edelfedern, Ohrasendrescher und Schmierfinken, die den guten Ruf der Presse drohen zu zerstören. Balzac ist diesmal aber nicht nur der filigrane Feingeist, der mit übermäßigen Witz und Charme in unnachahmlicher Weise dem Leser den Sinn und Unsinn eines Claqueurs aufzeigt oder mit scharfem Auge das Wesen der Menschen analysiert, er ist auch ein bißchen bissiger als man ihn üblicherweise kennt. Sein Seziermesser ist gewetzt und angesetzt, es gleitet durch die Journalistenmasse wie durch Butter: Zeilenangler gibt’s da, und Nihilisten und politisch anhängliche Exemplare, die wahlweise als Publizisten oder Kritiker aufzutreten vermögen. Dabei läßt Balzac an so gut wie keinem seiner selbstaufgestellten Typen ein gutes Haar; der eine ist zu weich, der andere zu käuflich, der nächste zu starrsinnig. »Auf wen ist Monsieur de Balzac denn so böse? So geladen war er noch nie, und so rot, und so zornig; niemals war sein Blick erzürnter.« (»Sancte Balzac, ora pro nobis!«. Jules Janins Entgegnung auf Honoré de Balzacs Typenlehre der Pariser Presse, S. 196) Ob Balzac auch die moderne Presselandschaft mit hochrotem Kopf anschauen und mit wütender Feder darüber schreiben würde? Gerade in Anbetracht der aktuellsten Debatte über Fake News und die Freiheiten der Presse haben Sätze wie »Man richtet die Presse zugrunde, wie man eine Gesellschaft zugrunde richtet: indem man ihr alle Freiheiten läßt.« (S. 9) bitter, ist denn nicht gerade die Presse- und Meinungsfreiheit eine der großen Errungenschaften der Neuzeit? Und im Wissen um Balzacs verdienstvollen und erfolgreichen Kampf für das Urheberrecht, das Autoren und ihr geistiges Eigentum in einer Zeit der Raubdrucke schützen sollte (sein Plädoyer wurde in das Buch aufgenommen), wirken diese Worte geradezu surreal. Doch kann man Balzac auch nie seine gute Beobachtungsgabe absprechen. Gerade die Arten der Kritiker, die er mit beißendem Spott auseinandernimmt, lassen doch viele Parallelen zum heutigen Kritikerwesen erkennen. Oder, so kann man sich auch fragen, hat sich bis heute nichts verändert, außer das Medium? Da gibt es immer noch den scharfrichtenden Kritiker, der mit Vorliebe alles zerreißt, was ihm unter die Feder kommt und da gibt es den Schönschreiber und den Lobhudler, der für alles, unabhängig von der Qualität, ein gutes Wort übrig hat. Wenn man dieses Buch liest, dann ist man immer wieder ob seiner Aktualität erstaunt und kann, wenn da nicht zahlreiche Anspielungen auf Gegebenheiten der Zeit Balzacs wären, sich des Eindrucks nicht erwehren, ein aktuelles Pamphlet in der Hand zu halten. Rudolf von Bitter ist es zu verdanken, daß hier eine sehr gute und durchdachte Übersetzung vorliegt, die zum einen den Ton Balzacs in einem passenden Sinne trifft, ohne gestelzt zu wirken oder unlesbar zu werden. Desweiteren wurde das Buch mit einem umfangreichen Glossar angereichert, das ein Namens- und Zeitschriftenverzeichnis aufweist, das dem Leser eine Verständnishilfe an die Hand gibt, Kontexte, die dem Leser des Frankreichs des 19. Jahrhunderts ohne weiteres bekannt sein dürften, nachzuvollziehen. Sicherlich ist die Lektüre Balzacs heutzutage nicht mehr für jedermann etwas, womit er seine lauen Abendstunden zubringen möchte, wer sich aber darauf einläßt oder gar wie ich ein Liebhaber seiner Literatur ist, dem sei dieses kleine Bändchen mit seinem auffälligen blaumetallenen Druck nur empfohlen, denn es wird ihm einige lustige Lesestunden verschaffen – Balzac kann sehr amüsant und unterhaltend sein, wenn man sich darauf einläßt.

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Ich mag ja die Bücher des Autors sehr gerne, obwohl viele davon, besonders stellenweise recht anstrengend sind zu lesen, was ich denke, aber damit zusammenhängt, dass doch die Sprache sehr ausdrucksvoll ist und auch teilweise alte Ausdrücke verwendet werden. Natürlich habe ich mich dann sehr gefreut, dass ich dieses schöne Exemplar hier gesehen habe, da ich es noch nicht kannte und somit sehr gespannt darauf war. Wie auch die anderen Bücher des Verlages, passt auch dieses hier wieder wunderbar in meine Sammlung, da es wieder das kleine Format hat und schön dezent gestaltet wurde. In diesem Buch werden die Schreiberlinge sehr kritisch vom Autor aufs Korn genommen, was ich absolut klasse gemacht fand. Das Buch wurde, wie eine Art Lexikon aufgebaut und jede Gattung an Journalisten, wurde bis ins kleinste Detail unterteilt, womit der Leser eine wirklich sehr schöne Übersicht über das ganze hat. Fand ich aber auch eine witzige Idee, die ganzen Untergattungen. Die Schreiberlinge werden als sehr selbstverliebt dargestellt, denen doch die Auflage wirklich sehr wichtig ist. Ich empfand manche Stellen des Buches doch auch sehr zeitlos und finde, die Beschreibungen könnten heute noch stimmen. Zusätzlich zum Haupttext gibt es noch ein 64seitiges Nachwort. Fazit: 5 von 5 Sterne. Definitiv eine Kauf – und Leseempfehlung für dieses Buch. Ich denke, wer Klassiker mag, ist hier richtig.

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Das Buch ein zeitlos in seiner Kritik an der (Lücken/Lügen)presse. Denn es stellt die Redakteure als das heraus, was sie sind: Selbstgerechte Gockel, welche nur ihre Meinung gelten lassen und denen ihre Opfer am Ende recht egal sind - Hauptsache, die Auflage stimmt. Dabei reichert Balzac die Beschreibungen verschiedenen Charaktertypen mit Pressebeispielen am und ganz ehrlich: Die Texte könnten von heute stammen. Die Pressebranche hat es also geschafft, sich seit Balzacs Zeiten nicht zu verbessern. Abgerundet wird das Buch durch ein 64seitiges Nachwort.

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