Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezensionen zu
Von Edelfedern, Phrasendreschern und Schmierfinken

Honoré de Balzac

(4)
(2)
(0)
(0)
(0)
€ 15,99 [D] inkl. MwSt. | € 15,99 [A] | CHF 23,00* (* empf. VK-Preis)

Was „La Comédie humaine“ im großen Ganzen zugrunde lag, das wandte Balzac auch auf einen Text an, der 1843 erschien: „Die Monographie de la presse parisienne“. Rudolf von Bitter, Kulturchef beim BR, hat diese Mischung aus Satire, Pamphlet und Essay erstmals ins Deutsche übersetzt, erschienen ist der Text, ergänzt durch Balzacs „Brief an die französischen Schriftsteller“ und weitere Beispiele, die sein prekär-streitbares Verhältnis zu Kollegen und Kritikern beleuchten, 2016 beim Manesse Verlag. Balzac war ein temperamentvoller und empfindlicher Mensch: Und so ist seine Monographie eine bissige Abrechnung mit Journalisten, eine Presseverurteilung der literarisch gehobenen Art, gespeist wohl auch von einer inneren Wut. Rudolf von Bitter ordnet in seinem umfangreichen Nachwort die Polemik  – „eine systematische und systematisch verunglimpfende Streitschrift gegen „die Journalisten“, gegen „die Presse“, mit einer Anordnung einzelner Charaktertypen wie im Biologiebuch, nach dem Vorbild von Carl von Linné mit seinen Rangstufen von Klasse, Ordnung, Gattung, Art und Varietät, voll ausgesuchter und offenbar über die Jahre aufgesammelter Einfälle und Wortspiele“ – sachlich ein und zeigt auf, in welche Fehden mit der Feder sich Balzac im Laufe seines Lebens begab. Sein Hinweis, beim Lesen des Textes Verständnis für die Nöte Balzacs mit den dargestellten Typen zu haben, ist wichtig – auch mit dem Blick auf die Medienlandschaft heute. Auch wenn man bei manchem Absatz schmunzeln und an die eine oder andere Figur aus dem aktuellen Medienbetrieb denken mag: Balzacs Text ist eine subjektive, aus persönlichen Erfahrungen und Verletzungen gespeiste Polemik.

Lesen Sie weiter

Dass der französische Schriftsteller Honoré de Balzac ein Meister darin war, die Menschheit zu typisieren und zu kategorisieren, hat er mit seinem Monumentalwerk „Comédie Humaine“ bewiesen. In der „Monographie de la presse parisienne“ von 1843 knöpfte er sich auch die Journalisten vor. Seine Abrechnung mit der Pariser Presse ist nun erstmals in deutsch erschienen und trägt einen sehr treffenden Titel. Balzac hielt offenkundig nicht viel von der schreibenden Zunft, obwohl er selbst 1826 bis 1832 in diesem Metier tätig war und unter anderem für ‚Figaro‘ oder ‚La Silhouette‘ schrieb. Sein Urteil fällt äußerst harsch aus, ganz gleich ob er sich über Feuilletonisten, Lobhudler oder Propheten auslässt. In spöttischem Ton wirft er ihnen vor, Albernheiten auszuwalzen, lediglich die Meinungen der Leser wiederzugeben und für gedrucktes Geschrei Papier zu verschwenden. Nur wenige Schreiberlinge kommen gut weg wie jene, die Hintergrundartikel verfassen; ihnen traut er gedankliche Aufrichtigkeit, gewissenhaftes Talent und ernsthafte Recherchen zu. Das Besondere an diesem Buch ist nicht nur die edle Gestaltung, sondern die Sammlung verschiedenster Beiträge zu dem Thema, darunter ein Auszug aus Balzacs Roman mit einem Journalisten als Hauptfigur, seine kritische Beurteilung des Schriftstellers Sainte-Beuve sowie ein ausführliches Nachwort. Zusammen ergeben die Texte ein sehr umfassendes und anschauliches Bild der Zeitungslandschaft im allgemeinen und Balzacs Haltung im speziellen. Der Leser erfährt dabei so manche interessante Details: zum Beispiel warum Kurzmeldungen für die Zeitung so wichtig waren oder weshalb ständig Theaterstücke, aber keine Literatur besprochen wurde. Politische Hintergründe werden ebenso erläutert wie die Entstehung der Massenpresse und die Etablierung von Karikaturen. Ich fand die Lektüre sehr amüsant und informativ – manchmal fühlte ich mich sogar als Bloggerin angesprochen und kam ins Grübeln, was es eigentlich heißt, die Werke anderer zu beurteilen und seine Meinung kundzutun.

Lesen Sie weiter

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.