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Rezensionen zu
Die Klagen der Toten

Maurizio de Giovanni

Ein Fall für Commissario Ricciardi (7)

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Krimi ohne viel drum herum

Globus Hockenheim Buichabteilung

Von: Manuela Hruschka aus Hockenheim

24.05.2018

Ein netter Roman, mit ausschmückenden Worten erzählt. Von der Handlung her recht unspektakulär. Man hätte ein wenig mehr Spannung erwartet.

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Wer rasantes Tempo, Aktion du knisternde Spannung erwartet, der dürfte bei Maurizio de Giovanni auch in diesem neuen Kriminalroman nicht unbedingt fündig werden. Wenn es aber um ausgefeilte und differenziert angelegt Figuren geht, und das durchweg und auf allen Seiten der beteiligten Personen, um eine ruhige, bildkräftig beschriebene Atmosphäre und mit diesen Figuren in dieser Atmosphäre um ganz grundlegende Dinge des menschlichen Seins wie Liebe, Leidenschaft, Gier, Eifersucht, Trauer, Verlust, Hoffnung, dann findet der Leser in diesem Roman vielfältige Anregungen, Erzählfäden und verschachtelte Wendungen, die in sprachlich ausgereifter Form für eine wunderbare Lektüre sorgen. Zunächst aber liegt er da. Der Professor. Gestürzt, gefallen oder geworfen aus dem Fenster seines Büros in der Klinik? Der Mann von fachlich bestem Ruf, aber, wie Commissario Ricciardi und sein Assistent Maione feststellen werden, im Privaten doch mit einigen dunklen Schatten versehen. Oder wie ist das zu erklären, dass der Mann bei einem Goldschmied einen Ring für seine Frau bestellt, diesen Ring aber gleich zweimal (beim Zweiten mit einem wertvolleren Stein versehen) ordert, samt der Gravur zweier verschiedener Namen? Und wie ist es zu verstehen, dass, bei näherem Hinsehen (was allerdings eben in diesem Roman dauert und einiges an Seiten verbrauchen wird), nicht jeder und jede dem Professor mit besten Gefühlen gegenüber standen? Während die beiden Ermittler in der sengenden Hitze Neapels in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts ihre ganz analogen Ermittlungen aufnehmen, nutzt de Giovanni den ruhigen Erzählfluss des Todesfalles, um links und rechts die Lebensumstände seiner Figuren zu beschreiben. Der Commissario, einer, der an den vertrauten Dingen und Menschen hängt, der in Sorge um seine Haushälterin, sein „Mädchen für alles“, seinen Mutterersatz Rosa sich befindet. Der den schweren, inneren Weg des Loslassens auf sich zukommen sieht. Während Maione jede Lire zweimal herum dreht und sich über die plötzliche Eigenständigkeit seiner Frau zunächst wundert und dann die Eifersucht intensiv kennenlernen wird. Während in einem ganz anderen Strang der Geschichte die junge Enrica Neapel verlassen hat (und damit auch den jungen Mann, der ihr Herz eigentlich doch bereits erobert hatte) und sich mit widerstreitenden Gefühlen am neuen Ort einem anderen Mann gegenüber vorfinden wird. Eine zusätzliche, langsame Entwicklung, die de Giovanni in Form von Briefen mit einfließen lässt und die zunächst gar nichts mit dem konkreten Todesfall zu tun zu haben scheint. Wenn aber zu Beginn, beim bildkräftig und mehrere Seiten lang geschilderten Fallen des Professors mitsamt dem „Zersplittern“ seiner Gedanken einer dieser Splitter herausgehoben wird, die Liebe, dann wird dort schon für den Rest des Buches gesetzt, dass es vor allem darum gehen wird. Um die Liebe in allen möglichen Erscheinungsformen (und deren Folgen). Von der Treue über die Leidenschaft, von der Sehnsucht über die Enttäuschung, vom „sich Finden“ bis zum „loslassen müssen“, all dies flechtet de Giovanni wieder einmal zu einem ineinandergreifenden Gesamtbild. Mit Längen, durchaus, aber präzise und in großer Ruhe atmosphärisch dicht erzählt. So dass der Leser sich mehr und mehr mit den einzelnen Personen und deren jeweiliger Gefühlslage zu verbinden versteht. Wobei die Lösung des Falles und der Umgang der beiden Ermittler mit dem Ergebnis dann fast zweitrangig erscheint hinter der Lösung all der verschiedener Herausforderungen des Lebens, denen sich die Protagonisten im Umfeld der Liebe gegenüber sehen.

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Schön, dass der Goldmann Verlag sich dieser Serie annimmt, die von Surhkamp ja leider nur halbherzig veröffentlicht wurde (der wichtige erste Band, in dem der sehr interessante Character des Commissario und die Nebendarsteller eingeführt werden, der Abschluß des Kernstücks dieser Serie, nämlich "Der Herbst des Commissario Riccardi" und ein späterer Band wurden nie veröffentlicht, was es sinnlos machte, die Serie zu lesen, da die Bücher einen sehr starken Bezug zueinander haben und die Hintergrundgeschichte der Protagonisten sehr wichtig für die Kriminalfälle ist). Dies ist definitiv eine Serie, die man der Reihenfolge nach lesen muß, um die Atmosphäre geniesen zu können. Ich weiß nicht, welchen Band Goldmann sich hier herausgepickt hat, ich kann nur hoffen, dass es der erste (unter einem anderen Titel/Originaltitel) ist und die Serie dann komplett neu erscheinen wird. Ansonsten ist die Veröffentlichung überflüssig, die Kritiken werden schlecht sein, außer von denen, die sich die italienischen Originale der vorher nicht veröffentlichten drei Bände besorgt und diese mit zusammen mit den deutschen Bänden in chronologisch gelsen haben. Das haben übrigens sogar viele gemacht, die drei nicht übersetzten Bände waren für einige Zeit die am häufigsten bestellten Bücher in einer auf italienische, spanische und französische Bücher spezialisierten Buchhandlung in Berlin. Von Menschen, die gar kein Italienisch können. Daran kann man sehen, wie gut diese Serie ist... Vier Sterne für die Serie und meine Hoffnung: Goldmann, bitte macht's richtig, dann werdet Ihr auch gute Verkäufe erzielen, mit der ganzen Reihe. Ansonsten: Finger weg!

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