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Rezensionen zu
Fliegen kann jeder

Günther Maria Halmer

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€ 11,00 [D] inkl. MwSt. | € 11,40 [A] | CHF 15,90* (* empf. VK-Preis)

Lassen Sie uns den Spannungsbogen rausnehmen: Es ist wider Erwarten ein sehr lesenswertes, gut geschriebenes Buch. Harald Schmidt wird hingegen nicht müde, vor schriftstellerischen Absonderungen langsam abhalfternder Schauspieler und Medienmenschen zu warnen. Mit oder ohne Co-Autor kommt da häufig etwas heraus, was, wie Karl Lagerfeld sagen würde, schade um die Bäume ist, die dafür abgeholzt wurden. Dem Schauspieler Günther Maria Halmer bin ich bewusst erst begegnet im Fernsehen, als er schon graue Haare hatte. Wie viele aus den Geburtsjahrgängen der vierziger und fünfziger Jahre kenne ich ihn nur „alt“. Immer wieder verblüffend, doch aller subjektiver Logik widerstrebender Tatsache, dass die Leute doch auch mal jung waren und, ganz wichtig, jung handelten. In der Rolle, die ihn für mich prägte, mag man meinen teilweisen Hang zu Trash im Weihnachtsumfeld erkennen, doch auch Trash kann man fulminant und authentisch spielen. Anlehnend an typische Weihnachtsstories mit dem damit einhergehenden Charakterwechsel vom Unmenschen zum Nächstenliebenden, spielt Halmer in Oh Tannenbaum den vergrantelten Vermieter und Rechtsanwalt Dr. Wagner, der weder mit seiner Familie noch mit menschlichen Regungen im Allgemeinen etwas anfangen kann. Sein soziales Umfeld ist auf Sachlichkeit und Bezahlbarkeit stilisiert, was ihn oberflächlich nicht stört. Ein Wasserschaden in seinem Mehrfamilienhaus endet in seinem Penthouse nebst Nachbarn und Familie und: Happy End. Halmer spielte diese Rolle so treffend und herrlich, dass mir dieser Film noch zehn Jahre später präsent ist. Überrascht hat mich dann der Schriftsteller Halmer allemal. Denn es ist bei mir sonst immer so, dass ich die Ergüsse in Memoiren über die Kindheit und Jugend eiskalt überspringe. Die Zeilen zwischen Selbstgenügsamkeit und Lamentieren nerven und sind dazu noch so stereotyp, dass man die Cover wechseln und die Stories doch noch passen könnten. Nicht so hier: Die Zeit seiner gescheiterten Kindheit in einem, sagen wir, eher suboptimalen Elternhaus, die ständigen Versuche in sich selbst ertränkender Coolness bei gleichzeitig anhaltender maßloser Orientierungslosigkeit den Weg in ein Leben zu finden, von dem keiner so weiß, was denn nun richtig ist und was nicht, bahnt sich eine Storyline bis in eine Asbestmühle in Kanada – fernab vom Schuss. Dort wird Halmer sozialisiert und schafft es, auf sich selbst endlich zu hören, das Versagen qua äußerem Druck hinter sich zu lassen und den (intrinsischen!) Mut aufzubringen, an die Otto-Falckenberg-Schule zu gehen, dort zu bestehen und dann seinen Weg als Schauspieler zu gehen. Mit Dietl und dessen „Tscharlie“-Hauptrolle für ihn, die Halmer mehr bekannt macht, als er wollte; die ihm den Imperativ der Bewunderung offenlegte (vgl. hierzu aktuelles Papst-Interview von Giovanni di Lorenzo). Danach folgten Engagements in der UdSSR und Indien – alles Erfahrungen die Halmer prägten und doch kann das letzte Drittel nicht die Spannung aufrechterhalten, die er in der Beschreibung von Kindheit und erfolgloser Adoleszenz schafft. Das ist aber auch egal! Denn diese Zeit ist mit soviel Herzblut und Selbstkritik und Abstraktionsvermögen abgebildet, dass man denkt, er sei schon immer Schriftsteller. Ein lohnenswerter Kauf zum lesenden Abfahren eines Lebensweges fernab der gestriegelten Vitae. Kurz zur Ausstattung: Das Buch ist schön gebunden, der Schutzumschlag treffend in Motiv und Verarbeitung, die Schrift etwas zu naiv und groß; das Lesezeichen fehlt. Günther Maria Halmer: Fliegen kann jeder: Ansichten eines Widerborstigen ist erschienen bei C. Bertelsmann/ Random House Ich danke dem Verlag; ich erhalte kein Honorar.

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Biografien lese ich immer gerne ! Das ist dann besonders der Fall, wenn sie von einem/einer profunden AutorIn geschrieben wurden. Im aller besten Fall sind es Autobiografien von Menschen, die auch wirklich etwas aus ihrem Leben gelernt haben. Unbestritten ist die eigene Erfahrung, der wertvollste Weg zu lernen, wenn er auch nicht immer der angenehmste ist ! Am eigenen Tun zu lernen ist die Königsdisziplin, von Anderen zu lernen, wird sicher der zweitbeste Weg bleiben. Stures befolgen und Nachmachen kann zwar Sicherheit vortäuschen, mit lernen hat das aber wenig zu tun. Viel vernünftiger erscheint mir, die Quintessenz einer Botschaft oder eines Lehrers verstehen zu wollen und daraus seine eigenen Gedanken und Schritte zu entwickeln. Genau hier liegt für mich der Wert einer Biografie. Besonders der einer Autobiografie. Nicht durch die Huldigung von Heldentaten, gibt´s etwas zu lernen - schon eher durch die Herausforderungen und Niederlagen und dem Umgang mit eben diesen. Günther Maria Halmer ist vielen von uns als als der lustige Vogel, Tscharlie aus der Vorabend-Serie: Münchner Geschichten, bestens bekannt und in angenehmer Erinnerung. Diese Rolle war wohl sein erster großer Durchbruch, in der Rückschau hat es für ihn Heute, kaum noch eine Bedeutung. Weil da viel mehr ist, als es für den oberflächlichen Betrachter scheint. Die lange und beschwerliche Suche nach seiner persönlichen Berufung lehrt uns viel für uns selbst und für unsere Verantwortung, anderen gegenüber. Berufung braucht manchmal viel Zeit um durchzubrechen. Aber diese Zeit haben wir immer, wenn wir sie uns zugestehen und wir haben immer die Wahl, es so oder eben anders zu machen. Das Buch ist alles Andere als eine „normale“ Schauspieler-Biografie für Kino- und Fernseh-Fans, es ist ein Lehrstück für selbstbewusste Lebensbewältigung wie sie nur ein erfahrener und wie ich feststelle, letztlich auch recht glücklicher Mensch, aufschreiben kann.

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Renate Schmidt

Von: Renate Schmidt aus Frankfurt am Main

09.06.2017

Schade, ich habe es schon ausgelesen, das schöne, spannende Buch. Lebendig geschrieben , es geht zu Herzen. Mehr davon !

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