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Rezensionen zu
Macbeth

Jo Nesbø

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Sprecher und Regie überfordert?

Von: Eckart Waage aus Ruhrgebiet

30.12.2018

Sehr ärgerlich: Wolfram Koch ist ein guter Schauspieler, aber als Vorleser ist er leider lahm. Absätze/Zäsuren, wo keine hingehören, schleppende Dialoge im Diktat-Tempo und Betonungen, die teilweise den Textsinn entstellen...da hat auch die Regie komplett geschlafen. Von Spannung keine Spur, nach einer Stunde hatte ich schon keine Lust mehr, dem uninspirierten Vortrag weiter zu folgen. (Hatte Uve Teschner keine Zeit? Oder Sascha Rothermund?) Leider kein Hörvergnügen.

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Generell gefällt mir die Idee, Romane von Shakespeare neu zu interpretieren, vielleicht auch um sie einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Inwiefern eine neue Auslegung von Sprache und Raffinesse an Shakespeares jedoch heranreichen kann, lässt mich zweifeln. Jo Nesbø, den ich als Kriminalautor sehr schätze, hatte nun die Ehre in der Hogarth-Reihe, neben Kollegen wie Margaret Atwood mit „Der Sturm“ oder Tracy Chevalier mit „Othello“, sich an Macbeth heranzuwagen und fängt Düsternis, Brutalität und Korruption gut ein. Vom ursprünglichen Königshaus zu einer verlorenen, dem Drogen verschriebenen Stadt in Schottland, die durch Sucht nach Macht dem Untergang geweiht ist. Kurzweilig, prägnant und blutrünstig wie ein Quentin Tarantino Film, fehlt mir allerdings der unbekannte Ausgang, der bei bekanntem Material natürlich nicht gegeben ist. So bevorzuge ich doch Shakespeare oder Nesbø pur.

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Der Meister der norwegischen Kriminalliteratur wagt sich an Shakespeare! In „Macbeth“ verwandelt Jo Nesbø den klassischen Tragödienstoff in einen modernen, düsteren Thriller. In einer heruntergekommenen Industriestadt versucht ein Inspector den Verlockungen von Geld und Macht zu widerstehen. Ein ambitioniertes Vorhaben für Protagonist und Autor zugleich. Ein Kommissar im Blutrausch Inspector Macbeth ist tough und lässt die Drogenbosse und andere Kriminelle in seiner maroden Stadt Capitol ganz schön alt aussehen. Immer vor Augen hat er das Ziel, Chief Commissioner und damit faktisch Bürgermeister und Herrscher über die Stadt zu werden. Angestiftet von seiner Frau Lady schreckt Macbeth bald nicht mehr davon zurück, seine Gegner und Konkurrenten durch Mord auszuschalten. Im regelrechten Blutrausch gerät der Inspector immer weiter in die Fänge jener dunklen Kräfte, die er eigentlich besiegen wollte. Der Machtkampf zwischen einer korrupten Polizei, dem organisierten Verbrechen und mittendrin dem Protagonisten wird auf über 600 Seiten erzählt. Der Roman lebt vor allem von seiner dichten Atmosphäre im Noir-Stil. Shakespeare mal anders Der Roman „Macbeth“ ist Teil des Hogarth-Shakespeare-Projekts anlässlich des 400. Todestages von William Shakespeare. Acht namhafte Autoren wie Margaret Atwood und Tracy Chevaliers haben sich jeweils einem Werk des großen Dramatikers angenommen und in Romanform einen neuen Anstrich gegeben. Eine skandinavische Erfolgsgeschichte Über mehr als 20 Millionen verkaufte Bücher weltweit kann sich Nesbø bereits freuen. Der Schriftsteller aus Norwegen wurde vor allem durch seine Romanreihe rund um den – mit vielen Makeln ausgestatteten – Kommissar Harry Hole berühmt. Das Buch „Schneemann“ aus dieser Reihe wurde 2017 verfilmt. Mit dem Roman „Macbeth“ hat Jo Nesbø seit 2014 das erste Buch, das nicht zur Harry-Hole-Reihe oder der neuen Blood-on-Snow-Trilogie gehört und für sich als eigenständiges Werk steht, veröffentlicht. Lahmer Start, mittelmäßig über weite Strecken Ich lese gerne Krimis von Jo Nesbø. Die Reihen um Harry Hole oder Blood on Snow erfreuen sich bei mir großer Beliebtheit. Meiner Meinung nach gilt für Macbeth: Autor bleib bei deinem Material, dass du kennst und dass du liebst. Alles andere kann nur schief gehen. Das ambitionierte Projekt Shakespeare in einen modernen, skandinavischen Krimi zu verwandeln ist gründlich in die Hose gegangen. Leider lernt der Leser den Protagonisten erst so spät kennen, dass er nicht mehr daran glaubt über den Prolog hinaus zu kommen. Bevor die Story anfängt zu funktionieren ist das Buch bereits zu Ende. Ein dermaßen wenig fesselndes Buch eines Krimiautoren habe ich lange nicht lesen müssen. Wer mit einer gewissen Erwartungshaltung an ein Werk von Jo Nesbø heran geht, der wird bei Macbeth leider sehr enttäuscht sein.

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Macbeth-Blut wird mit Blut bezahlt von Jo Nesbo Penguin Verlag 2018 Schottland 1970 Inspektor Macbeth, ein gerissener und kluger Cop, will die marode Industriestadt im Norden säubern und die Drogenbosse der Rockerbande Norse Riders und der Hecate-Bande auslöschen. Auch Macbeth kennt aus der Vergangenheit das Gefühl sich mit Drogen abzuschießen und hat deshalb ein klares Ziel vor Augen: Er will die Banden zerschlagen. Doch sein größter Feind ist die erwachende Gier nach Macht. Angestachelt von seiner Geliebten, der Casino-Besitzerin Lady, will er mehr: mehr Geld, mehr Respekt und vor allen Dingen mehr Macht. Aber ihm ist klar, dass sie einen wie ihn, der schon einmal ganz unten war, niemals nach oben kommen lassen - außer er schafft sie sich alle vom Hals und tötet. Der Thriller-Autor Jo Nesbo hat mit Macbeth einen spannenden und blutigen Thriller verfasst. Im Gewand eines Shakespeare-Dramas zeigt er, wie die Gier nach Macht einen Menschen verändern kann. Von Liebe angetrieben werden Freund und Feind vernichtet, um das Ziel zu erreichen. Er will die Stadt beherrschen – um jeden Preis. Als liebeskranker Ex-Junkie lässt sich Macbeth von seiner Geliebten dermaßen beeinflussen und gerät in einen Strom von Brutalität und Kompromisslosigkeit. „Wie eine Motte, die hilflos zum Licht gezogen wird, zur Macht“. Macbeth ist ein in der Hogarth-Reihe erschienenes Werk. Das Hogarth-Shakespeare-Projekt bietet international bekannten und erfolgreichen Autoren die Möglichkeit, ihre ganz persönliche Neuerzählung eines Werkes von William Shakespeare zu präsentieren. Das ist Jo Nesbo mit Macbeth hervorragend gelungen. Relativ nah an der Tragödie hat er die Handlung in die Neuzeit übertragen. Trotz der Tatsache, dass man vom Original Personen, Verlauf und Ende kennt, ist es ein sehr spannender und mitreißender Thriller, der nichts vermissen lässt. Für mich war es der erste Nesbo und ich war begeistert von Schreibstil und Spannung. Von der ersten bis zur letzten Seite (bei über 600 Seiten sicher nicht selbstverständlich) ein großartiges Werk. Zitat: „ … Seltsam, dass wir das Wort ‚menschlich’ benutzen, wenn wir etwas Gutes und Mitfühlendes meinen … wenn man bedenkt, was wir einander in der Weltgeschichte alles angetan haben.“ Macbeth ist eine klare Leseempfehlung und erhält von mir 5 Sterne.

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Im Rahmen der Hogarth Shakespeare Reihe sind bereits einige Werke des Barden von bekannten Autoren neuinterpretiert worden, wobei ich mit am meisten auf Macbeth gespannt war. Macbeth ist mein liebstes Stück von Shakespeare und birgt für jede Adaption eine große Herausforderung: Macbeth ist gleichzeitig Protagonist und Antagonist. Sein Weg vom Sympathie- und Hoffnungsträger hin zum kaltblütigen Mörder und schließlich Despoten ist faszinierend und abstoßend zugleich, dabei aber nachvollziehbar. Zu Beginn des Stücks ist Macbeth ein Feldheer, dem die schottische Krone prophezeit wird und ein Großteil der Handlung beschäftigt sich mit dem Weg dorthin und wie Macbeth dabei korrumpiert wird. Wie das am besten für ein modernes Publikum umsetzen? Es gibt viele ikonische Szenen in Macbeth von William Shakespeare, und eine davon ist definitiv in der ersten Szene des vierten Akts zu finden. Hier stehen die drei Hexen um ihren Kessel und werfen unter Beschwörungen allerlei Dinge zum brauen hinein. Einen dieser Verse könnte sich Jo Nesbø dabei besonders für seinen Macbeth zu Herzen genommen haben: „Spart am Werk nicht Fleiß noch Mühe, Feuer sprühe, Kessel glühe!“ (aus William Shakespeare: Macbeth, Reclam (2001), Übersetzung von Dorothea Tieck) EINE STADT FÜR EIN KÖNIGREICH Nesbø verlegt die Handlung in eine verkommene Industriestadt irgendwo im Norden in den 1970er Jahren. Die örtliche Polizei kämpft nach außen hin gegen den Drogenboss Hecate sowie die mit ihm konkurierende Bikergang Norse Riders. Innerlich reiben sich die diversen Behörden und Abteilungsleiter gegenseitig auf, das gesamte System ist korrupt hoch zehn. Inspector Macbeth passt da eigentlich nicht rein, ist er doch unbestechlich und will wirklich was verändern. Selber der Drogensucht entkommen zählt für ihn mittlerweile nur seine Partnerin Lady, welche mit dem Inverness ein gehobenes Casino in der Stadt betreibt, sowie sein väterlicher Freund Banquo und dessen Sohn. Ins Wanken gerät dies nach einem Einsatz und einer Wahrsagung der drei mysteriösen Schwestern, welche Macbeths kommende Beförderung vorwegnehmen. „Der eine verliert, der andere gewinnt“, sagte Strega. „Dies sind die Gesetze des Dschungels. Mehr Tote, mehr Brot. Und wer bekommt wohl das Brot, frage ich mich, wenn Chief Commissioner Duncan stirbst?“ | Seite 95 Die Übertragung der Handlung in den Mikrokosmos einer Stadt ist Nesbø außerordentlich gut gelungen, und ich mochte vor allem seine Einschübe zu Politik, Macht und die Natur des Menschen in diesem Zusammenhang sehr. Das verkommene äußere der Schauorte spiegelt sich direkt im verkommenen inneren der Charaktere, die alle eine gewisse Ambivalenz haben. Es gibt hier nicht die rein Guten oder Bösen, was vor allem in den Szenen aus der Sicht der Norse Riders offensichtlich wird. MACHT ODER KEINE MACHT? Die Geschichte wird immer wieder aus verschiedenen Sichten erzählt, wodurch der Leser ein gutes Verständnis für die Handlungsweisen der Charaktere entwickelt. Macbeth, Lady und Duff bekommen dabei vermutlich die meiste Aufmerksamkeit, während die Strippenzieher im Schatten bleiben. Über Hecate und Swenjo hätte ich gerne noch mehr erfahren, wobei das unter Umständen zu viel des Guten geworden wäre – Macbeth ist mit 624 Seiten bereits ein echtes Schwergewicht! Trotzdem bleiben manche Szenen recht dünn, während andere zu sehr ausgeschmückt werden. Lady beispielsweise ist gerade zu Beginn die treibende Kraft hinter Macbeth, und besteht auf eine bestimmte Tat ihres Partners nach einem Gespräch. Warum sie so darauf pocht, ist mir nicht klar. Dafür weiß ich aber sehr viel über Lily nach der Lektüre… und diesen Charakter gibt es im ursprünglichen Stück nicht. Generell verrennt sich Nesbø sehr in den Hintergrundgeschichten der Charaktere, was es eigentlich gar nicht bräuchte um ihre gegenwärtigen Taten zu erläutern. Ebenso werden einige Nebencharaktere stark unter die Lupe genommen, von denen ich ebenfalls nicht so viel wissen wollte. Viel spannender ist über lange Strecken des Buches doch, wessen Kopf als nächstes rollen wird. HEIL DIR, MACBETH! Bei einer Neuinterpration wie Macbeth ist der Weg das eigentliche Ziel, denn den Ausgang der Geschichte kennt der Leser vermutlich schon. Die sich selbst erfüllende Prophezeiung der Schwestern bzw. Hecates Zusicherung haben einige Lücken, und das Stück ist aus gutem Grund eine Tragödie. Nesbø findet für so einige Thematiken optimale Entsprechungen (z. B. Zaubertrank brauende Hexen–Drogen brauende Schwestern, Hierarchie im Staat–Hierarchie in der Polizei; Palast–Casino), die beim Lesen nur umso mehr Spaß machen, wenn das Stück bekannt ist. Das führt mich aber auch zu einem Manko des Buchs: Für mich kam mit dem Wissen des Stücks Hecates Zusicherung an Macbeth zu kurz. Hieran beißt sich Macbeth unglaublich fest und vertraut deswegen auf seine Unberührbarkeit. Die Wirkung verpufft im Buch aber stark: Ein Wald ist etwas unbewegliches, ein Fortbewegungsmittel dagegen etwas sehr bewegliches, Sockel hin oder her. Duffs Erklärung geht im Finale dazu unter und wird durch die reißerischen Umstände überschattet… dabei ist Shakespeares Lösung doch so simpel wie genial! Die Geschichte muss nicht künstlich noch blutiger gemacht werden. „Wir sind keine Helden. Wir sind vollkommen gewöhnliche Leute, die vielleicht davon träumen, Helden zu sein. Aber wenn wir uns entscheiden müssen zwischen unserem Leben und unseren Prinzipien, von denen wir so gerne reden, sind wir ziemlich gewöhnlich.“ | S. 561 Jo Nesbøs Macbeth ist etwas eigenwillig. Die Geschichte braucht am Anfang einiges an Zeit um ins Rollen zu kommen, da sowohl Stadt, Charaktere als auch die diversen Machtkämpfe etabliert werden müssen. Wer die Vorlage kennt, wird vermutlich etwas mehr Spaß an den Umsetzungen und Zusammenhängen haben als Nicht-Kenner, aber auch für die sollte der Roman gut nachvollziehbar sein. Warum die Handlung jetzt gerade in den 1970er Jahre spielen muss? Keine Ahnung, es würde auch in unserer Gegenwart solch eine Stadt funktionieren – vielleicht in Anbetracht der teilweise willkürlichen Polizeigewalt sogar gerade in unserer Gegenwart. Wer sich auf diesen dicken Schmöker einlässt, findet auf jeden Fall einen soliden Macbeth vor, der aber an einigen Stellen noch Luft nach oben hat.

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Aus meiner Leseerinnerung heraus ist „Macbeth“ das wohl düsterste und blutigste Drama William Shakespeares. Eines, das von der Gier nach Macht und über Mord, aber auch von Loyalität erzählt. Um 1606 geschrieben, ist es neben „Hamlet“ die bekannteste Tragödie aus der Feder des berühmten Engländers, der die Weltliteratur bis heute und darüber hinaus bestimmt. Anlässlich seines 400. Todestages initiierte der Verlag The Hogarth Press ein besonderes internationales Projekt, mit dem eine Handvoll Werke Shakespeares in ein neues modernes literarisches Gewand gekleidet werden. Knaus verlegte die deutschen Übertragungen. Bekannte Autoren schreiben eine Neuerzählung. Zu der Riege aus insgesamt acht Schriftstellern zählt neben Größen wie Margaret Atwood („Der Sturm“), Howard Jacobson („Der Kaufmann von Venedig“) und Anne Tyler („Der Widerspenstigen Zähmung“) auch der Norweger Jo Nesbø, der – wen wundert es – den Krimi unter Shakespeares Dramen in die Gegenwart holt. Dabei glaubt man zuerst, so dramatisch kann es ja nicht werden. Schließlich wird aus dem königlichen Heerführer ein Inspector, der dem SWAT-Team vorsteht, Recht und Gesetz verpflichtet sein sollte. Macbeth ist respektiert, macht Karriere, aus dem einstigen drogensüchtigen Waisenkind wurde ein angesehener Polizist. Als er jedoch Chef des Bereiches organisierte Kriminalität wird, glaubt er an den Beginn eines Höhenflugs, unterstützt von seiner attraktiven, aber auch um einige Jahre älteren Geliebten namens Lady, die als ehemalige Prostituierte ein Casino führt und ihm suggestiv einflüstert, dass seine Zeit gekommen, er doch für Höheres berufen wäre. Auch tückische Prophezeiungen aus dem Drogenmilieu tun ihr übriges. Macbeth tötet Chief Commissioner Duncan, der nach der korrupten Zeit seines Vorgängers begonnen hatte, in der Stadt für Ordnung zu sorgen und dafür vor allem die brutale Biker-Gang der Norse Riders und das weit verzweigte Drogengeschäft des windigen Kriminellen Hecate ins Visier genommen hat. Doch dieses gut geplante und erfolgreiche Attentat ist erst der Beginn der kommenden blutigen Zeit. Nach und nach lässt er einstige Kollegen, die ihn gefährlich werden könnten, oder deren Familien um die Ecke bringen. Er macht keinen Halt vor Kindern und Frauen und sich auch nicht die Hände schmutzig. Für die Drecksarbeit hat er seine getreuen Vasallen, die seine Mordaufträge skrupellos und akribisch ausführen. Einigen einstigen Polizei-Freunden, doch nunmehrigen Feinden Macbeths gelingt es jedoch, zu fliehen und unterzutauchen – ihnen fällt im späteren Verlauf eine besondere Rolle zu. Sie nehmen wiederum Macbeth ins Fadenkreuz. Es ist ein packendes Katz-und-Maus-Spiel in einer düsteren, von Nebelschwaden und Dauerregen – ein Regentropfen ist ein Begleiter des Lesers – gezeichneten Stadt im Norden, in der Kriminelle die Strippen ziehen, viel Armut herrscht infolge des Niedergangs der Industrie. Drogenhandel, Mord, Prostitution – der kriminelle Sumpf ist tief und schmutzig. Dabei ist Macbeths Ziel ein durchaus löbliches, auch er will die Stadt zu einer besseren machen. Doch anstatt Loyalität und Moral zu wahren, überschreitet er innerlich zerrissen und angetrieben von seiner leidenschaftlichen Liebe zu Lady eine dunkle Grenze und löscht jene aus, die ihm günstig gesinnt waren. Man sollte im Verlauf der Handlung nicht die Toten zählen. Nesbø lässt in seinem umfangreichen Werk reichlich Blut fließen und entwirft brutale Szenen, die mit ihren Details durchaus den Atem stocken lassen, selbst bei jenen, die handfeste Krimikost gewöhnt sind. Es ist eindrucksvoll, wie es dem Norweger gelingt, zwei sehr unterschiedliche Zeiten zu vereinen, auch stilistisch. Der Leser fühlt sich weit zurück in der Vergangenheit und hat zudem eine Story vor sich, die in der Gegenwart spielen kann. Es entsteht dabei nicht die Wahrnehmung einer Zerrissenheit, vielmehr erscheint das Geschehen an einem fiktiven Ort seinen Platz zu finden, allerdings immer mit Blick auf allgegenwärtige und noch immer allgemein gültige Themen. Es geht um Macht und Machtmissbrauch, Lügen und Korruption, Vertrauen und Loyalität. Vor allem die oft dramatischen und tiefsinnigen Dialoge zwischen den Protagonisten laden ein, sich jenen Fragen zu stellen, die Shakespeare in seinem weltberühmten Drama auf engstem Raum zusammengeführt und verdichtet hat. Wie Nesbø das an Seiten eigentlich geringe Stück auf mehr als 600 Seiten in prosahafte Gestalt umgewandelt hat, ohne dass Längen entstehen, und wie er vor allem die Psychologie der Figuren, ihre Wünsche und Ängste, Motive und Obsessionen, zeichnet, imponiert ungemein. Fernab der von vielen Krimilesern geschätzten Harry-Hole-Welt zeigt der Skandinavier zudem, dass er extrem wandelbar ist und dass er nicht ohne Grund zu den Großen seines Fachs zählt.

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Dieses Buch wurde im Rahmen des “Hogarth Shakespeare”-Projekts geschrieben, bei dem bekannte Autoren wie Anne Tyler, Margaret Atwood, Tracy Chevalier oder eben Jo Nesbø sich an Neuinterpretationen der Stücke von William Shakespeare versuchen. Ein Theaterstück in einen Roman umzuschreiben ist ein schwieriges Unterfangen. Vieles, was in einem Stück funktioniert, lässt sich nicht 1:1 in einen Roman übertragen. In meinen Augen gilt das vor allem für Charakterentwicklung und Spannungsbogen, die in einem Stück, das sich in etwa zwei Stunden aufführen lässt, zwangsläufig “komprimiert” werden. Der Zuschauer ist bereit, vieles als gegeben zu akzeptieren, die Charaktere werden auf ihre grundlegendsten Eigenschaften reduziert. Bei einem Roman erwartet der Leser im Allgemeinen mehr Hintergrundgeschichte und eine schlüssige, gut begründete Charakterentwicklung. Im Drama kauft man es Macbeth ab, dass er sich in kürzester Zeit grundlegend verändert und zum Mörder wird, um selber die Königskrone zu erlangen – aber das spielt ja auch in einer ganz anderen Ära, wo es noch gang und gäbe war, die Thronfolge mit dem Schwert ein wenig abzukürzen. Jo Nesbø verlegt die Geschichte in die 70er Jahre und macht aus dem Drama einen knallharten Thriller. Keine schlechte Wahl (und für Nesbø naheliegend), handelt es sich bei “Macbeth” doch wahrscheinlich um Shakespeares düsterstes Stück. Vieles an seiner Übertragung der Elemente des Stücks in die Realität der 70er macht Sinn und ist wohlüberlegt. So wird aus Hekate, der Göttin der Hexerei, ein Drogenbaron und aus den Truppen des norwegischen Königs die Motorradgang ‘Norse Riders’. Statt Visionen und Prophezeiungen gibt es Wahnvorstellungen im Drogenrausch. Die Länge des Buches stimmte mich zunächst hoffnungsvoll. 620 Seiten – das schien zu versprechen, dass Nesbø genau das grundlegende Problem, das ich eben angesprochen habe, souverän lösen würde: den Wandel von plakativ gezeichneten Dramenfiguren in glaubwürdige, vielschichtige Romancharaktere. Aber genau da scheitert das Buch für mich leider kläglich. Sein Macbeth ist in den ersten Kapiteln zwar ein harter Hund, aber ein aufrechter Polizist mit Prinzipien, ein guter Mensch, ein loyaler Bewunderer von Chief Commissioner Duncan (der die Rolle des Königs einnimmt). In seiner Jugend war er massiv drogensüchtig, aber er ist seit vielen Jahren clean und der Kampf gegen den Drogensumpf der Stadt ist eines seiner höchsten Ziele. So weit, so überzeugend. Aber dann… Er trifft auf drei Frauen mit entstellten Gesichtern, die er für Prostituierte hält. (Das ist natürlich der Moment, wo Shakespeares Macbeth auf die drei Hexen tritt, die mit ihren Prophezeiungen die Geschehnisse kräftig aufmischen.) Diese erzählen ihm, dass er bald nicht nur seine eigene Einheit bekommen, sondern letztendlich sogar zum Chief Commissioner aufsteigen wird. Obwohl Nesbøs Macbeth das als Geschwafel abtut – durch übermäßigen Drogenkonsum verursacht –, läutet es seinen rasanten Abstieg ein. Macbeth wird tatsächlich befördert, wie es ihm die drei Frauen prophezeit haben – was ihn zunächst ehrt und hoffnungsfroh stimmt, dass er es trotz seiner Herkunft aus der untersten Gesellschaftsschicht noch weit bringen kann. Aber Lady, seine Geliebte, denkt nur kurz drüber nach und beschließt dann: “Wir müssen ihn umbringen.” Also Duncan, den Chief Commissioner. Und das war es dann mit der Loyalität und den Prinzipien. Es geht mit Macbeth so steil bergab, dass sich nicht das Gefühl hatte, einer schlüssigen, wenn auch fatalen Entwicklung beizuwohnen – der Macbeth davor und der Macbeth danach sind so grundverschieden, als könne der eine unmöglich aus dem anderen entstanden sein. Erklärt wird das vor allem damit, dass Macbeth, für den die Drogenszene eben noch der Erzfeind war, wieder abrutscht in die Abhängigkeit – er schmeisst Drogen ein wie andere Menschen Tic Tacs. Aus einem guten Menschen wird ein selbstsüchtiger, eiskalter Killer, der nicht nur seine Konkurrenten beseitigt, sondern auch enge Freunde, und das mit höchstens halbherzigen Gewissensbissen. Als wäre das noch nicht schlimm genug, hat er anscheinend auch keinerlei Skrupel, Frauen und Kinder zu töten, um seinen Weg zu ebnen Was mich zu einem weiteren Kritikpunkt bringt: Viele Menschen, die dem alten Macbath Bewunderung und Loyalität entgegenbrachten, sind bereit, den neuen Macbeth in seinen Gewaltexzessen zu unterstützen, auch wenn das ihrer bisherigen Charakterisierung zuwiderläuft. Wenn es um Morde an Kindern geht, wäre eigentlich damit zu rechnen, dass ihm die Unterstützer reihenweise wegbrechen, stattdessen begehen sie in seinem Namen Gräueltaten. . Zwar hat mehr als ein Charakter Skrupel, aber die Konsequenzen daraus ziehen zunächst nur wenige – was dann wiederum zum Auslöser des nächsten Gewaltexzesses wird. So brutal das Ganze auch ist, spannend war es für mich schon bald nicht mehr. Macbeth ist vorhersehbar in seinen egoistischen Gewaltorgien, meines Erachtens sogar dann, wenn man das Original von Shakespeares nicht kennt. FAZIT Jo Nesbø überträgt Shakespeares vielleicht düsterstes Drama in die 70er Jahre. Auf 620 Seiten wäre eigentlich viel Platz dafür gewesen, aus dem modernen Macbeth einen Charakter zu machen, der in seinem tragischen Abstieg glaubhaft ist und bis zu einem gewissen Punkt vielleicht sogar nachvollziehbar handelt, aber stattdessen ist die Geschichte eine endlose Abfolge von Gewaltorgien. Nesbøs Macbeth wandelt sich binnen weniger Kapitel von einem guten, aufrechten Mensch mit Prinzipien zu einem eiskalten Killer, der nicht dafür zurückschreckt, enge Freunde, Frauen und Kinder umzubringen, und das funktioniert für mich einfach nicht.

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‚The Scottish Play‘, so nennen abergläubische Theaterleute Shakespeares Macbeth, denn es bringt Unglück, den Titel der von Hexen und irren Mördern erzählenden Geschichte über den Kampf um die schottische Krone auszusprechen. Der norwegischen Krimiautor Jo Nesbø, Schöpfer des alkoholkranken Mordermittlers Harry Hole, hat das 1611 uraufgeführte Stücke nun im Rahmen des Hogarth Shakespeare Project bearbeitet. Die deutsche Übersetzung Macbeth – Blut wird mit Blut bezahlt basiert nicht auf dem norwegischen Original, sondern folgt der englischen Übersetzung von Don Bartlett und wurde im seit kurzem auch auf Deutsch publizierenden Penguin Verlag veröffentlicht, dem ich herzlich für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars danke! Nesbø siedelt seine Geschichte in einer heruntergekommenen Industriemetropole irgendwo im Norden an, in der es nur drei Geschäftszweige gibt, in denen man noch reich werden kann: die Casinos, die Drogen und die Politik (S. 10). Polizist Macbeth und seine Truppe können durch ihr Eingreifen eine von Macbeths Jugendfreund und Kollegen Duff geleitete Aktion gegen den Drogenhändler Sweno und seine Norse Riders retten. Daraufhin wird nicht wie erwartet Duff, sondern Macbeth vom neuen Chief Commissioner Duncan zum Leiter der Abteilung Organisierte Kriminalität ernannt. Aber Macbeths Geliebte Lady reicht das nicht: Die Casinobesitzerin möchte ganz nach oben, und sie weiß, wie sie den Mann an ihrer Seite dazu bekommen kann, alles für dieses Ziel zu tun. Meine Meinung: Bei Macbeth – Blut wird mit Blut bezahlt ist genau das drin, was der Titel verspricht, und das macht die Geschichte zur perfekten Unterhaltung für alle, die sich zu Halloween einmal ganz ohne Vampire gruseln wollen. Da es mein erster Nesbø ist, kann ich nicht beurteilen, ob die dargestellte Brutalität die seiner anderen Krimis übertrifft oder sich nahtlos in eine Reihe damit stellt, aber in jedem Fall hat der Autor hier ganz tief in den Topf mit der Aufschrift ‚Blutoper‘ gegriffen und alles herausgeholt, was darin zu finden war. Keine tiefgründigen psychologischen Erklärungen für die Morde, sondern Machtgier, Sex, Drogen und aus kranker Loyalität und Logik ausgeübte Gewalt, das alles mit Dialogen wie aus einem Opernlibretto und vor einer Kulisse, in der es abwechselnd regnet und nach Exkrementen stinkt und in der auch die Luft tötet. Bei einer richtigen Oper weiß man meist, wie es ausgehen wird, aber man verzeiht die dick aufgetragenen Posen und vorhersehbaren Wendungen, wenn nur der Komponist sein Handwerk versteht und die Töne richtig getroffen werden. Beides ist hier der Fall. Die Figuren sind zwar stereotyp, aber in ihrer Rolle glaubwürdig, und die Story wird packend erzählt. Was mich allerdings etwas irritiert hat, ist die nur vage Festlegung in Raum und Zeit: Eine Stadt im Norden Großbritanniens (?), in der sich Politik, Polizei und organisiertes Verbrechen die Macht aufteilen, 25 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges (?). Der Roman bekommt dadurch den Anstrich einer Dystopie, aber wenn das beabsichtigt war, dann hat sich der Autor mit diesem Anspruch dann doch ein bisschen übernommen. Da helfen auch philosophische Gespräche mit Anspielungen an Adam Smiths Wirtschaftstheorie der „Unsichtbaren Hand“ nicht, vor allem, wenn der Philosoph dann noch vollkommen unerklärlicherweise verklausuliert als Adam Hand eingebaut wird (S.29). Viel besser gefallen hat mir die Umsetzung des Motivs der drei Hexen, des berühmtesten Beispiels einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung in der Literatur: Diese lässt Nesbø als „drei Schwestern“ auftreten, mit allen dazugehörigen Assoziationen und ganz ohne schwarze Magie. Ich denke, wer das Genre und/oder den Autor mag wird den Extrakick des Shakespeare-Plots nett finden und sich beim Lesen gut unterhalten, aber eine in die Tiefe gehende moderne Deutung des alten Stoffs, wie das etwa Edward St. Aubyn mit Dunbar und seine Töchter für King Lear gelungen ist, sollte man nicht erwarten. Eher ist es ein gut getunter Mix aus Sex & Drugs & Crime, leichte Kost für graue Herbsttage.

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