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Rezensionen zu
Heimat-Lust

Natalia Wörner

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Woher man kommt

Von: Bri

19.09.2015

Wann macht man sich Gedanken über Heimat? Wenn man sie verloren hat oder auch wenn man sie freiwillig verließ? In alten oder jungen Jahren? Verändert sich die eigene Einstellung zu Heimat? Und was ist das überhaupt? Fragen über Fragen, die Natalia Wörner sich selbst, Familienmitgliedern und Freunden gestellt hat, um so einem sehr nebulösen Begriff näher auf die Spur zu kommen. In Bad Canstatt geboren, entflieht sie schon mit gerade 18 Jahren der Enge, die sie verspürt. Zunächst wird die schöne Schwäbin Model, mittlerweile ist sie vor allem als Schauspielerin bekannt. Sie trifft viele interessante Menschen, die ihren Weg ein Stück begleiten, ihm vielleicht auch eine gewisse Richtung geben, ohne dass Natalia Wörner dabei die eigenen Vorstellungen verleugnet. Eine bereichernde Zeit, die immer noch anhält. Natalia Wörner nähert sich diesem für viele Menschen schwierigen Begriff Heimat aus der Ferne, in die es sie früh zog und mag es mittlerweile doch sehr, ihre Wurzeln zu zeigen. In manchen Fällen sofort erkennbar ist die Herkunft über die gesprochene Sprache und schwäbisch ist für Wörner eine Herzenssprache. Kann sie doch in ihr Dinge präziser, direkter und gleichzeitig charmanter ausdrücken als in neutralem Hochdeutsch. Liegt das daran, dass der Dialekt - wenn man in einer Gegend aufwächst, in der dieser noch gepflegt wird - quasi mit der Muttermilch aufgenommen werden kann? Ich weiß es nicht. Ich lebe seit zehn Jahren fern meiner Geburtsstadt, spreche einigermaßen hochdeutsch, doch mit sehr hörbarer Sprachmelodie und ausgeprägtem rollenden R und dem, was man in Franken in manchen Kreisen liebevoll - spöttisch bilabiales Waffel-L nennt. Doch viele gebürtige Schwaben verorten meine Herkunft aufgrund meiner (Aus-)Sprache im Schwäbischen - das sind Wurzeln, die mir über meinen Vater, der selbst aus Bad Canstatt ins schöne Frankenland kam, mitgegeben wurden. Für mich sprach er immer genauso fränkisch, wie meine dort geborene Mutter. Kein allzu breites, aber doch hörbares. Wenn es ans Eingemachte geht, dann gräbt er allerdings hin und wieder seine schwäbischen Sprachwurzeln aus, und auch ich kenne dieses Phänomen, durch die ich mein momentanes Innenleben einfach direkter zeigen kann. Was also macht Heimat aus? Das Gefühl, verstanden zu werden - tatsächlich sprachlich und im übertragenen Sinne, die Verbindungen zu den dort lebenden Menschen? Natalia Wörner beleuchtet diese Fragen sehr klug. Sie zieht die Historie heran, um sich ihrem Geburtsort zu nähern. Sie sammelt neben ihren Gedanken die von vielen anderen Menschen - diese setzt sie jedem Kapitel voran. So entsteht anhand ihrer eigenen Biographie ein zwar noch etwas unscharfes, aber wohlwollendes Bild. Denn neben der Heimatlust, die sie durchaus empfindet, nachdem sie lange und weit entfernt gelebt hat, kennt sie auch den Heimatfrust, der sich doch ab und zu einstellt, wenn man dorthin zurückkehrt, wo man her kommt. Das Verständnis von Heimat, das dem meinen an nächsten kommt, stammt von Giovanni di Lorenzo: "Heimat ist der Ort, den man mit eigenen guten Geschichten besetzt hat." In Wörners interessantem, autobiographischen, klugen, fundierten und flüssig zu lesenden Buch meine ich herauszulesen, dass auch sie vor allem die Orte als Heimat erkennt, die sie mit ihren eigenen Geschichten besetzen konnte. Und doch sind es die unverortbaren Momente in ihrem Leben, die sie als ebenso wichtig erachtet, zeigen sie einem in der Entwurzelung doch erst, wo die wahren Wurzeln liegen: "Das sind die Momente der Entwurzelung, jenseits des Ortes, und das können sehr kreative Momente sein. Denn man betrachet sich und sein Tun und die Menschen, mit denen man sein Leben verbringt, wie durch einen Filter, und meistens sieht man sehr klar Kontur und Tiefe." (S. 249) Manchmal muss man ein Stück zurücktreten, um den Blick zu schärfen und manchmal muss es eben die Herzenssprache sein.

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Natalia Wörner wurde in Bad Cannstatt (bei Stuttgart) geboren. Gemeinsam mit ihrer Schwester wuchs sie bei ihrer Mutter auf. Ihr Debut als Filmschauspielerin hatte sie mit Mitte 20. Seit dem hat sie in zahlreichen Filmen und Serien mitgewirkt. Das Erleben des Tsunami in Khao Lak (Thailand) 2004 hat ihr Leben und ihre Sicht auf viele Dinge verändert. Beschreibung des Buches: Natalia Wörner hat in Zusammenarbeit mit dem Autor Daniel Oliver Bachmann eine etwas andere Art von Biografie geschrieben. Der Titel „Heimat Lust“ weist schon darauf hin, dass es in diesem Buch mehr um ihr Gefühl für Heimat als um eine chronologische Biografie geht. Das Titelbild zeigt ein schönes Portrait der Schauspielerin. Der Buchumschlag ist, eher unüblich, matt gehalten, dadurch wirkt das Buch auf mich eher rustikal und „natürlich“, es vermittelt Bodenständigkeit. Auf 250 Seiten und 28 Kapiteln erzählt Natalia Wörner, was sie unter Heimatgefühl versteht. Kurze Zusammenfassung: Die einzelnen Kapitel werden mit kleinen Thesen oder Gedichten von Menschen eingeleitet, die Natalia Wörner sehr nahe stehen. In jedem Kapitel befasst sie sich mit dieser These und erzählt in kleinen Anekdoten etwas aus ihrem Leben, die durch einige schöne private Fotos ergänzt werden. Zusätzlich gibt es in einigen Kapiteln kleine geschichtliche „Ausflüge“. Die Kapitel sind nicht chronologisch aufgebaut. Mein Leseeindruck: Mir hat der Aufbau dieses Buches gut gefallen. Kapitel, die mit einer These/Gedicht eingeleitet werden. Zu Wort kommen unter anderem Natalie Wörners Sohn, ihr Neffe, Giovanni di Lorenzo, Ursula Karven, Jim Rakete um hier nur einige zu nennen. Mit ihrer sehr authentischen Art (schwäbisch) gelingt es Natalia Wörner einem beim Lesen mit auf die Reise in die eigene Heimat zu nehmen, auch wenn die meisten Erzählungen um das schöne Schwabenländle gehen (was nicht meine Heimat ist). Sie lässt den Leser teilhaben an ihren Erinnerungen an ihre Kindheit mit positiven als auch negativen Erlebnissen. Alles hat sie geprägt. Von der Geburt bis zu den ersten schauspielerischen Auftritten, viele Begebenheiten gibt Natalia Wörner in diesem Buch preis. Die geschichtlichen Ausflüge sind interessant. Auch wenn Natalia Wörner eine Reisende ist, oft an verschiedensten Orten gelebt und gearbeitet hat, so hat sie doch das Band zu ihrer Heimat Stuttgart nie zerschnitten, das liest man in jedem Kapitel heraus. Besonders angetan war ich von dem sozialen Engagement, das Natalia Wörner besonders nach dem miterlebten Tsunami aufgebracht hat und immer noch aufbringt. Ein derartiges Erlebnis ändert so manche Sicht auf die Dinge im Leben. Fazit Mir hat dieses Buch gut gefallen, weil es eine nicht typische Biografie ist. Den einzelnen Kapiteln eine These/Gedicht voran zu stellen, finde ich sehr gelungen. Die Fotos sind sehr schön gewählt. Treffend gesagt: Jeder Mensch sollte eine Heimat haben! Doch leider sieht die Realität oft ganz anders aus. Da muss man sich eine neue Heimat unter neuen Freunden suchen, in der Hoffnung, dass dies gelingt.

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