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Rezensionen zu
Der Vater

Anton Svensson

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Ich habe schon viel gelesen, und auch schon viele Themenbereiche des Thriller oder Psychothriller beschritten, auch hier in diesem aktuellen Schweden-Thriller des Autorenduo Roslund & Thunberg „Made in Sweden“ wurde ich mit einer ganz neuen und ganz anders intensiven Bandbreite der Möglichkeiten des absoluten Nervenkitzels überrascht. Zwei Autoren schreiben an einem Werk und teilen sich eine Feder, die wie ein intelligent adrenalingeladenes und rasantes Feuerwerk so ziemlich jeden Thrillerleser überraschen wird. Hier wirkt nicht nur der wahre Hintergrund sehr eindringlich, sondern die perfekte Mischung, aus Spannung, noch mehr Spannung, etwas Entspannung und die enorme Kunst auf einer besonderen Basis den Leser zu erreichen und mit tiefenpsychologischen Handlungen diesen zu provozieren und zu schockieren. WOW, ein talentiertes und minutiös getaktetes Thrillerwerk par excellence. Erschienen im Goldmann Verlag (http://www.randomhouse.de/goldmann/) Zum Inhalt: "Sie planen jede Sekunde. Sie scheuen keine Gefahr. Und sie begehen die kühnsten Banküberfälle, die Schweden je gesehen hat. Vier junge Männer liegen in einem dunklen Wald vor Stockholm auf der Lauer. Sie sind kurz davor, ein geheimes militärisches Waffenlager zu überfallen. Doch das ist erst der Anfang – Leo und seine beiden Brüder verfolgen zusammen mit einem Freund einen ebenso verrückten wie genialen Plan: Sie stehlen eine ganze Wagenladung Waffen, um damit eine Serie der kaltblütigsten und skrupellosesten Raubüberfälle zu begehen, die Schweden je erlebt hat. Doch Kriminalinspektor John Broncks, der auf die Bande angesetzt wird, führt seine Ermittlungen mit einer Besessenheit durch, die jener Leos ebenbürtig ist. Wird er Schwedens gefürchtetste Bankräuber zu fassen kriegen?" „Du zielst auf die Nase, die wie ein riesiger Wasserballon explodiert! Und dahinter liegt das Gehirn, schwimmt in einer Flüssigkeit wie ein Goldfisch in einem Goldfischglas! Und wenn du erst die Nase triffst und dann das Kinn… dann hüpft das Hirn. Hasses und Kekkonens verdammte Hirne schwappen an die Wand des Goldfischglases.“(Seite 100) Handlung: Dieser Thriller bietet gleich mit seinem schockierenden und beklemmenden Prolog eine rückblickende Einleitung und lässt den Leser mit Spannung und Fragen zurück. Dann beginnt die eigentliche Handlung im Hier und Jetzt. Der Thriller gliedert sich in zwei Haupterzählperspektiven aus der Kindheit der Brüder Leo, Felix und Vincent und dem angsterfüllten Zusammenleben mit dem gewaltbereiten und alkoholsüchtigen Vater Ivan und der unterdrückten Mutter Britt-Marie. Eine Kindheit voller Drill, Gehorsam und psychischer Gewalt aus erniedrigenden Worten. Die weitere Erzählperspektive nimmt den größten Teil des Thrillers ein, nämlich die größten Raubüberfälle Schwedens. Die Millitärliga und ihre perfekt geplanten Verbrechen. Grandios ist hier der Wechsel aus Stücken der verkorksten Kindheit, das Gefühl des Verrats, die Unterdrückung, die verantwortung und Schuld. Die Mutter, die beinahe durch die Hand des Vaters ermordet wurde… Dann der Plan von Leo seine Geschwister zusammenzuhalten, das Muster seines Vaters, nur in andere Richtung gelenkt. Die drei Brüder gründen mit Freund Jasper eine eigene Baufirma. Doch diese scheint nur zur zur perfekten Tarnung zu dienen. Denn in Leos Winkeln des Hirns reift ein perfekter und auf die Sekunde geplanter Plan heran: Der erste Raubüberfall ihres Lebens! Ein Anschlag auf einen Geldtransporter und zuvor der große Coup das Millitärlager um seine Kriegsmunition und Waffen zu erleichtern. Alles gelingt perfekt, nichts geht schief, Leo wiegt sich in Ruhm und rfolg. Doch schon bald will er mehr und aus einem Raubzug werden zehn. Zehn skrupellose Raubüberfälle auf Banken und Transporter. Zehn Übergriffe in nur 14 Monaten. Ein gebrochener alter Vater, der seinen Sohn als Anführer in den Medien wiedererkennt. Ein alter Verrat, der vergolten werden muss… Voller Action, Rasanz, Adrenalin, Intelligenz und enormer tiefenpsychologischer Facette, die durch Mark und Bein geht! Ein innerer Zwiespalt, der den Leser zerreißen wird. Garantiert! „Waffen als Werkzeuge. Gewalt als Handwerk.“ (Seite 149) Schreibstil: Wer zu diesen schriftstellerischen Werkzeugen greift, wie es unser Autorenteam Roslund & Thunberg in "Made in Sweden" umsetzt, die beweisen eindeutig Mut und sind sich ihrem Genre (Psycho-Action-)Thriller absolut sicher. Das was die beiden Autoren hier auftischen, wirkt wie aus einem Guss. Zwei Autoren an diesem runden und komplexen Werk? Wenn ich es nicht wüsste, würde ich es nicht glauben. Hier gibt es Adrenalin pur, dennoch ist dieser Thriller nicht der typische Actionthriller (denn dann würde er mir auch bestimmt weniger zusagen), dieser Thriller bietet mehr. Er bietet schwedische Atmosphäre, bekannte Straßen und Namen, das Lucia Fest, Weihnachten und Schnee, sowie Land und Leute. Neben der rasanten Handlung um die perfekt getakteten Raubzüge und den genialen Plänen dahinter, bekommt man immer wieder beklemmende und äußerst intensive Einblicke in die verkorkste Kindheit der Brüder und der Macht des Vaters. Verstörend, nagend und grausam. Hier dominiert weniger großes Blutvergießen und körperliche Gewalt, hier sind es die Passagen aus nagenden Emotionen, Gewissen, psychischer Pein und die Frage was Verrat und Zusammenhalt eigentlich bedeuten. Wo sind die Grenzen? Wie weit soll man noch gehen? Kann es einen Ausstieg geben? Holt die Vergangenheit einen immer wieder zurück? Auch Kommissar John Broncks befasst sich privat wie auch beruflich mit dieser nagenden Frage, die über alles steht! Hier gibt es eindringliche Dialoge, die die Wirkung auf den Plot und die nagende Wirkung auf den gebannten Leser nicht verfehlen. Dieser Thriller ist von der Umsetzung enorm stark, aber auch für schwachere Gemüter gut geeignet, die sich mit Hintergrundfragen Beweggründen und Gewissen in einem Thriller befassen möchten und auch die Spannung lieben, die vor einem großen Coup in der Luft liegt. Der Moment vor dem Übergriff, wo noch alles möglich ist… Die beiden Autoren kitzeln solche Momente enorm eindringlich heraus und reißen den Leser regelrecht mit. 608 Seiten Thrill, Raub, Familie und Ermittlung vergehen wie im Flug. Gut strukturiert, bis ins kleinste Detail geplant streuen die beiden Autoren Handlungsstränge aus Damals und Heute, die lange nicht zueinander finden wollen, und so den Anschein erwecken, zwei oder gar drei unterschiedliche Storys zu verfolgen (Die Brüder Duvnjac als Kinder, die Brüder als junge kriminelle Männer und Kommissar John Broncks). Derb, unverschönt und gnadenlos nennen die Autoren Roslund & Thunberg die Dinge beim Namen und sorgen somit für ungefiltertes Entsetzen und Sprachlosigkeit. Der Autor Roslund hat bereits Erfahrungen in einem Team zu schreiben, doch für Thunberg war es mit seiner Lebensgeschichte eine völlig neue Erfahrung, die ihn mental an seine Grenzen getrieben hat. Charaktere: Dieses Buch besteht eigentlich aus zwei Hauptprotagonisten und mehreren Handlungssträngen. Aus diesen beiden Perspektiven in den jeweiligen Sequenzen wird ein großer Teil der Geschichte aus Damals und Heute erzählt. Dadurch ergeben sich ungeahnte Einblicke in die Psyche der Protagonisten. Puzzelteile, die sich erst spät aneinanderfügen wollen. John Broncks: Kriminalinspektor bei der Polizei in Stockholm. Er ist ein Arbeitstier und kennt sein Zuhause kaum. Er entflieht seiner Vergangenheit indem er sich in die zahlreichen Ermittlungsakten verkriecht und versucht die Täter zu verstehen. Broncks hat sein eigenes familiäres Päckchen zu tragen und stellt sich seiner Vergangenheit nicht. Dadurch ist seine Beziehung zu Sanna zerbrochen. Sanna nimmt eine Stellung im gleichen Präsidium an und trifft nach Jahren erstmals wieder auf John Broncks. John bleiben nur die distanzierten Gespräche mit Sanna und seine Tasse heißes Wasser mit einem Schuss Milch und die Überzeugung diese Millitärliga, diesen „Big Brother“ fassen zu können. Broncks ist dieser Gruppe näher als er weiß. „Broncks zeigte seinen Ausweis und erhielt ein Besucherkärtchen, das er auf der Brust tragen sollte, aber in die Tasche steckte.“ (Seite 254) Leo Duvnjac und seine Brüder: Leo ist der älteste der drei Duvnjac Brüder. In ihrer Kindheit haben sie Gewalt, Rastlosigkeit, Drill und Alkohol erleben müssen. Eine Kindheit, die von Angst geschürt wurde. Eine Kindheit in der Zusammenhalt gepredigt wurde, eine Kindheit in der sich Leo für seine Brüder verantwortlich fühlte und eine alte Schuld tilgen muss. Leo zieht eine Firma auf und holt seine Brüder als Arbeiter mit ins Boot. Doch diese Firma erfüllt einen anderen Zweck. Leo will Unabhängigkeit, er will Freiheit für sich und seine Brüder schaffen, und für seine Freundin Anneli. Sie wollen geld. Ein Plan reift heran. Ausgekoren und nahezu perfekt. Adrenalin und Ruhm berauscht und so wird aus einem Raub eine ganze Raubserie… Das viele Geld, der Druck, die Gefahr und auch die beklemmende Situation verändern jeden der Charaktere. Anneli, Felix, Vincent, Jasper,und zuletzt Leo. Dann taucht der Vater wieder auf und das Wort Zusammenhalt bekommt wieder einmal ein ganz anderes Gesicht… „Neun Überfälle. Und erst jetzt erkannte er die simple Wahrheit: Wer die Waffe in der Hand hält, hat das Sagen.“ (Seite 385) Das Autorenduo verblüfft in ihrem Thriller mit einer angenehm überschaubaren Anzahl an Charakteren, die nach und nach dem Leser nahe gebracht werden. Hier erleben wir vor allem Kommissar John Broncks und sein Chef Karlström sowie Sanna, seine Exfreundin. Sein spärliches Privatleben und seine Vergangenheit rücken nach und nach in den Fokus um ein Gesamtbild zu formen. Besonders eindringlich und eingehend wird hier die eingeschworene Gruppe der Räuber aus Leo, Felix, Vincent und Jasper dargestellt, sowie Leos Freundin Anneli am Rande des Geschehens. Aber auch die einstige familiäre Konstellation der Brüder mit dem Vater Ivan geht sehr nahe an die Nerven. Auch später wird die Macht und der Einfluss dieses gebrochenen Mannes deutlich. Die beiden Autoren haben hier wirklich aus den Vollen geschöpft und sagenhaft beklemmende Psychogramme einzelner erschaffen und diese bis ins Detail an die Leser widergegeben. Es entsteht ein komplettes Bild aus Gut und Böse. Ganz besonders die Einblicke in die gestörte Welt und in die Faszination der erfolgreichen Überfälle ist den Autoren erschreckend gut gelungen. Vor allem das rhetorische und psychisch einwirkende Handeln vom Vater Ivan hat mich sprachlos gemacht. Meinung: Das ganz besondere an diesem Thriller ist, dass er mich wirklich geschockt und sprachlos werden lassen hat. Bis zum Schluß ist man in ständiger Anspannung. Geht etwas schief, platzt der Plan? Der Wechsel der Zeitebenen und Erzählperspektiven ist äußerst gut gelungen. Ganz besonders anmerken möchte ich den wahren Kern dieser Handlung, der nochmals im Anhang durch ein Interview mit dem Autor Thunberg deutlich wird. Sehr intensiv und tragisch. Ich mag die schwedische Atmosphäre, ich mag das enorme Adrenalin und den ständigen Nervenkitzel und die Tiefenpsychologie die hinter der Sache steckt. Der Showdown kam für mich jedoch leider etwas übereilt und überspitzt. Da hätte ich mir etwas mehr Authentizität gewünscht. Kaum zu glauben, dass dieser Thriller aus der Feder zweier Schreiberlinge stammt. Ich vergebe gerne ganze 5 Sterne, möchte aber einige kleinere Schwächen nennen: Diese Autoren trauen sich wirklich was, sie entsetzen, beweisen Mut und bringen eine komplexe auf die Sekunde geplante Story an die Leser. Den Kommissar Broncks fand ich einfach klasse, Schade nur, dass man von ihm relativ wenig liest. Da hätte ich mir mehr Raum für seine Sicht und Ermittlung gewünscht. Dieser Thriller ist hart und gnadenlos, dennoch regt der Fall zum Nachdenken an. besondere Stärken: * ein Cover was in der Story seinen Ursprung hat (geniale Idee, Seite 299 ff) * perfekte Gliederung in mehrere Teile aus Damals und Heute * verstörende Psychogramme einzelner Charaktere * gekonnte Perspektivenwechsel bei den Protagonisten * eindringliche Dialoge * trotz aller Grausamkeit erlebt man hier auch die heimische und harmonische Atmosphäre Schwedens mit viel Lebensgefühl, bildhaften Kulissen und Schauplätzen * Das unglaubliche Interview im Anhang mit Stellungnahme des Autors Thunberg * ein richtig gut skizzierter Ermittler mit dem richtigen Gespür. John Broncks ist genial! kleinere Schwächen: * ein etwas übereilter Showdown, der sehr überspitzt wirkt * ich hätte mir gern mehr Tiefe in der Beziehung von Anneli und Leo gewünscht, zudem erfährt man nur wenig über die Mutter Britt-Marie und Johns Ex Sanna. Da wäre auch mehr drin gewesen. Einige interessante Figuren verschwinden einfach von der Bildfläche, was ich sehr schade finde. Schauplätze: Stockholm / Schweden. Die wahre Story jedoch findet in den Gehirnwindungen der Charaktere, der Opfer und der Ermittler statt. Die Autoren Roslund & Thunberg geben erschreckende Einblicke in die gestörte Gedankenwelt eines verkorksten Erwachsenen, der mit seiner Kindheit nie abgeschlossen hat. Eine Schuldfrage. Grandiose Umsetzung, bildhafte Darstellung, großes Kopfkino! Wir erleben viele Schwedische Einflüsse, die heimelige und gemütliche Welt aus privaten und beruflichen Umfeld, die langsam zu bröckeln beginnt. Namenhafte Orte, Straßenzüge und Schauplätze des schwedischen Alltags. Sehr gelungen gezeichnet und authentisch dargelegt. Cover: Dieses Cover ist ein Blickfang, grandios, weckt Neugierde und lädt zu Assoziationen ein. Vor allem findet dieses Cover Bezug im Plot. Auf Seiten 299 und folgenden ergibt das Schussmuster ein Bild. Ein Smiley, welches höhnisch grinst. Eine Nachricht. Der Klapptext verspricht eigentlich zu wenig, denn der Inhalt ist deutlich intensiver, als man zunächst annimmt. Hochwertige Verarbeitung, tolles Schriftbild, lockere Aufteilung. Das Autorenteam: "Anders Roslund, der für seinen investigativen Journalismus mehrfach ausgezeichnet wurde, ist einer der anerkanntesten skandinavischen Krimiautoren unserer Zeit. Er ist Teil des erfolgreichen Autorenduos Roslund & Hellström. "Made in Sweden" ist der erste Roman, den er gemeinsam mit Stefan Thunberg verfasst hat. Stefan Thunberg ist einer der hochgelobtesten Drehbuchautoren Skandinaviens. Sein Werkverzeichnis umfasst Fernsehserien wie Henning Mankells Wallander und Håkan Nessers van Veeteren sowie mehrere Kinofilme. Während sich Thunberg mittels seiner Drehbücher einen Namen machte, waren seine Brüder einst die berüchtigtsten Bankräuber Schwedens. " Zum Autor S. Thunberg: Im Anhang des Buches gibt es ein erhellendes und überraschendes Interview mit dem Autor Stefan Thunberg, auf dessen Kindheit dieser spannende Thriller beruht und dessen wahre Begebenheit hier einfließt und aufgearbeitet wird. Diese Erkenntnis und dieser Hintergrund lässt dieses Buch noch einmal mehr intensiver wirken als schon zuvor. Fazit: Ja, es gibt sie noch: Die einzigartigen verstörten Thriller, die wirklich nahe gehen und schockieren. Leseempfehlung und Adrenalingarantie!

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Meine Meinung Ich weiß gar nicht, wie ich anfangen soll oder was ich überhaupt erzählen, bzw. rezensieren soll. Warum denkt Ihr euch? Na, weil dieses Buch wahrhaftig einer der besten Thriller des Jahres ist! Der Klappentext allein war schon Spannungsgeladen: “ Sie planen jede Sekunde. Sie scheuen keine Gefahr. Sie begehen die kühnsten Überfälle, die Schweden je gesehen hat. Und der Inhalt war ein einziges, literarisches Meisterwerk! Bereits der Anfang war atemberaubend! Zu Beginn wurde bereits auf den Konflikt mit Ivan, dem Papa, eingegangen. Das erste Kapitel – gleich ein Banküberfall – alles akribisch ausgedacht. Die Flucht, der Raub, das Fahrzeug, die Kleiderwechsel … ich bin noch immer vollkommen perplex, wie grandios dies alles beschrieben wurde. Immer wieder kamen Rückblenden vor – sensationelle Szenen, als Leo, Vincent und Felix klein waren; das Problem mit Britt-Marie und Ivan. Es wurde immer wieder verdeutlicht, wie eine Familie zusammenhalten sollte. Und an Zusammenhalt in einer Familie mangelte es im Plot nicht. Es handelte eigentlich nur vom Zusammenhalt. Keinen Verrat begehen. Einen Klan bilden. Eben zusammenhalten. Dann war da auch noch ein Ermittler der Polizei, John Broncks. Mit diesem Charakter wurde ich sofort warm und nahm ihn freundlich auf. Ganz große klasse fand ich den Überfall des Waffenlagers, den Bau des Bunkers, und die jeweiligen Fluchten. Wie schon gesagt (und ich sage es immer wieder gerne): Besser als jeder Actionfilm! Jasper ging mir mit der Zeit tierisch auf die Nerven. Er wirkte auf mich arrogant und egoistisch, auch ziemlich eitel. Nur, weil er keine Brüder hat und unbedingt dazugehören wollte. Ivan zum Beispiel fand ich als Vorbild für Leo in seinen jüngeren Jahren ganz ehrlich gut. Weil, man soll sich ja nichts gefallen lassen. Aber die Absichten seinerseits bezüglich seiner Frau, das Verbrennen des Elternhauses zum Beispiel, fand ich ganz ehrlich scheiße! Damit möchte ich sagen, dass ein genauer Standpunkt meinerseits von Ivan nicht möglich war, weil ich zum Einem das Handeln mit Leo und seinen Mitschülern richtig fand, zum Anderen ich ihn abgrundtief hasste, wenn es um seine Ehefrau ging. Mit dem Ende – muss ich ganz ehrlich sagen – war ich ein wenig unzufrieden. Ich hätte mir erdacht, dass entweder die Familie entkommt, oder sie gemeinsam (Entschuldigung) draufgehen. Aber dass man nicht mehr weiß, was genau nun mit ihnen passiert (natürlich bekommen sie lebenslänglich) und wie sie genau Felix und Vincent gefunden haben (war es Annelis Schuld?) ging mir irgendwie ab. Fazit Genialer Thriller – besser als jeder Actionfilm – Atmosphäre gigantisch – Raubüberfälle sowie weitere Gewalttaten akribisch und mit viel Elan ausgedacht! So muss ein gutes Buch sein! Ich habe es geliebt! Ich habe zwar ein wenig gebraucht, es zu lesen, doch es gab keinen, wirklich keinen einzigen Moment, an dem ich die Lust zum Lesen verloren habe. Meine Güte … ich möchte es heiraten, wenn es ginge. Ein absolutes Highlight dieses Jahres!

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Was geschieht mit Kindern, die in einer Familie aufwachsen, in der brutale Gewalt so selbstverständlich wie die Luft zum Atmen ist? Dieser Frage gehen die schwedischen Autoren Anders Roslund und Stefan Thunberg in ihrem Thriller „Made in Sweden“ nach. Anders Roslund kennen wir hierzulande als Teil des Autorenduos Roslund/Hellström. Nun hat er sich mit Stefan Thunberg, dem erfolgreichen Drehbuchautor der Wallanderreihe, zusammengetan und einen Thriller geschrieben, der sich an der Familiengeschichte seines Co-Autors orientiert und trotz aller fiktionalen Elemente im Bereich des True Crime zu verorten ist. Drei Brüder, Leo, Felix und Vincent. Sie wachsen in einer Familie auf, in der Gewalt, Prügel und Demütigungen an der Tagesordnung sind. Sie sehen mit an, wie der alkoholisierte Vater die Mutter halb tot schlägt und müssen über die Jahre dessen tagtägliche Beschimpfungen über sich ergehen lassen. Sie haben nur sich, nur ihren geschwisterlichen Zusammenhalt, und als sie alt genug sind, wollen sie ihm und sich zu beweisen, dass sie mutig, clever und tough sind. Der vierte Bruder (Stefan Thunberg) distanziert sich schon frühzeitig von der Familie und hat andere Pläne für sein Leben. Also nehmen die Brüder einen gemeinsamen Freund als vierten Mann mit ins Boot. Am Anfang steht der Überfall auf ein militärisches Waffenlager, bei dem sie sich mit dem benötigten Equipment versorgten, danach überfallen sie zahlreiche Banken und machen fette Beute. Die Polizei ist der Verzweiflung nahe, denn es gibt keine Hinweise auf die Täter. Bis John Bronks die Ermittlungen übernimmt und sich in den Fall verbeißt. Und dieser Kriminalinspektor ist ein ebenbürtiger Gegner. Es kommt zu einem Katz und Maus-Spiel zwischen Bronks und Leo, dem Kopf der Bande, der sich verzweifelt bemüht, seine Mittäter auf Spur zu halten. „Made in Sweden“ ist ein Thriller, den das Leben geschrieben hat. Die Autoren zeichnen das Porträt einer Jugend, realistisch und hart, eher dokumentarisch beschrieben. Vermutlich aus den Erinnerungen Thunbergs gespeist, der mit der Distanz des Erwachsenen seine Kindheit reflektiert. Sentimentalität sucht man hier vergebens. Beeindruckend sind die Szenen, die sich zwischen Leo und seinen Brüdern abspielen, als diese aussteigen wollen. Spannung und Tempo von Anfang bis Ende. So ist es kein Wunder, dass die Filmrechte bereits verkauft sind. Kein Geringerer als Steven Spielberg hat sich diese gesichert. Auf das Resultat darf man gespannt sein!

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Es ist Teil der eigenen Biographie, den Stefan Thunberg hier gemeinsam mit dem bekannten Kriminalautor Anders Roslund verarbeitet, Teil der eigenen Familiengeschichte. „Ich bin kein Eisstiel“! So sagt es der mittlere der drei Brüder, Felix, als ihn die Polizei verhört. Weil sein Vater, wieder einmal, seinem Naturell entsprechend, die Wut, die Gewalt, die Brutalität in sich selbst nicht beherrscht bekommen hat. Und nun über das Maß hinaus die Mutter der drei Brüder, seine Frau, „ausräuchern“ wollte. Britt-Marie, die es gewagt hat, ihn zu verlassen. Zerschlagen und zerschunden von seinem „Auftritt“ einige Stunden zuvor. Fünf Eisstiele, die man nicht zerbrechen kann, wenn sie aufeinander liegen, während ein einzelner Eisstiel leicht zerbricht. Das ist die Lektion des Vaters: Zusammenhalten. Keiner wird verraten. Komme, was da wolle. Und sei es ein Mordanschlag auf die eigene Ehefrau. So wuchsen Leo, Felix und Vincent bis dahin auf. Bis der alkoholsüchtige Vater festgenommen wird und für einige Zeit Ruhe einkehrt. Doch die Lektionen sitzen tief. Härte, sich wehren, zuerst zuschlagen, nie mehr abhängig sein von anderen, Jahre später werden diese Grundwerte und Gedanken der drei Brüder die Ursache für ihren „Zug durch die Banken“ des Landes sein. „Leo wartet reglos. Schließt die Augen, hofft, dass es verschwindet“, dieses wimmernde Geräusch aus dem elterlichen Schlafzimmer, in dem die Mutter liegt. Nie wieder so ausgeliefert, das wird zu Leos Maxime, als er erwachsen wird. Ausgerüstet mit einem großen Arsenal von Waffen, perfekt geplant (auch wenn an entscheidender Stelle bei jedem der Überfälle nicht genug Beute zusammenkommen wird, um den ganz großen Wurf zu landen), einen militärisch erfahrenen Jugendfreund an der Seite, setzen die Brüder Schweden in Angst und Schrecken. Bis auf den Kriminalinspektor John Broncks. Der einzige der ermittelnden Polizisten, der schon früh ahnt, wie es läuft. Der Gewalt, Messer, Mord aus der eigenen Jugend kennt. Der aus dem gleichen Stoff gewebt ist, wie Leo, der Anführer der Räuberbande. Der sich hineinversetzt, der Paroli zu bieten versteht. Und doch von einem Zufall, einer Wetterkapriole abhängig sein wird, um wirklich einen Faden in die Hand zu bekommen. Aus drei Perspektiven hauptsächlich, jener Leos, jener der Vergangenheit und des Aufwachsens der Brüder und jener des Inspektors Broncks erzählen die beiden Autoren stringent und in sich geschlossen jene wahre Geschichte in literarischer Form. Breit und in der Tiefe werden dabei die Personen ausgeleuchtet, der innere Antrieb, die Ängste, die Pläne miteinander vernetzt, bis lebendige Lebensbilder entstehen. Zu denen der Streit unter Brüdern und das unbewusste dem Vater Nacheifern ebenso gehört, wie die Abgeschlossenheit Beziehungen gegenüber, die John Broncks mit kühler und harter Fassade vor sich herträgt. Charakterliche Eigenschaften, die menschlich auf allen Seiten auf seelischen Beschädigungen aus der Kindheit und Jugend her rühren und die menschlich einen hohen Preis einfordern. Der bei allen Beteiligten sehr ähnlich ist, auch wenn sie auf verschiedenen Seiten des Gesetzes agieren. Über weite Strecken hinweg liest sich dabei dieses Buch wie eine Dokumentation, wie ein Bericht. Leider gelingt es den Autoren eher selten, die Atmosphäre in einer emotionalen Dichte anzulegen, den Leser mit hinein zunehmen durch Andeutungen, Spannungsbögen oder ähnlichem. Natürlich zuckt es bei er Lektüre gewaltig, wenn Ivan seine Frau fast zu Tode schlägt, aber auch in dieser Szene sind es eher die beschreibenden Bilder, welche die Emotionen entstehen lassen, nicht das innere Erleben der Mutter, die Steigerung der Angst, die dann auch beim Leser verfangen würde. Alles in allem ein gradliniger, sehr interessanter, in der Psychologie der Figuren umfassend nachgehender Bericht mit Thriller-Elementen, der weniger auf der Spannung der Ermittlungen oder auf Action aufbaut, sondern den Leser dafür durchgehend mit hinein nimmt in ein Umfeld der Gewalt, der inneren Verletzungen, des Trotzes und der Verzweiflung bis hin zum Versagen gerade der Person, die immer für Klarheit und Härte stand. Akribisch arbeiten die Autoren die wahren Ereignisse auf und verfolgen den Weg einer der skrupellosesten Verbrecherbanden Schwedens.

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Von: Trix Niederhauser

24.08.2015

Ich kann momentan fast nicht arbeiten, weil ich eigentlich Zuhause sein sollte, um den Thriller von Roslund/ Thunberg fertig zu lesen. Was für ein genialer Thriller!!!! Wieder mal was anderes und ich weiss gar nicht, ob ich den Tätern die Daumen drücken soll (was ja grundsätzlich falsch ist) oder dem Kommissar, der mir nicht so symphatisch ist, dafür das Recht auf seiner Seite hat. Und es braucht mittlerweile einiges, dass mich ein Krimi so begeistern kann!

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