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Rezensionen zu
Hexensaat

Margaret Atwood

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Wie nicht anders von Atwood zu erwarten ist ihre Version von Der Sturm – Hexensaat alles andere als eine reine Neuinterpretation des Shakespeare Dramas. Ihre Geschichte betrachtet Shakespeares Drama, interpretiert es, inszeniert es neu und das mit einem Protagonisten, der nicht bemerkt, dass er auf seiner eigenen verwunschenen Insel festsitzt. Hexensaat begleitet den Drehbuch-Autor / Regisseur / Schauspieler Felix, der auf dem Höhepunkt seiner Karriere zunächst seine Frau, seine Tochter und schließlich seine Karriere verliert. Mit seinen Ersparnissen zieht er sich in die Einöde in ein nah zu verlassenes Örtchen zurück, wo er mit dem Geist seiner Tochter Miranda gemeinsam die Zeit an sich vorbeistreichen lässt. Eines Tages liest er von einer freien Stelle als Leiter des Literaturprogramms in einer Haftanstalt und kann gleich den Job ergattern. Jahr für Jahr interpretiert und inszeniert er mit den Insassen ein Shakespeare-Stück nach dem anderen. Bis sein erbitterter Feind – sein ehemaliger Assistent und Grund für sein abruptes Karriereende – ankündigt die nächste Aufführung ansehen zu wollen. Für Felix die Chance endlich die Fassung von Der Sturm aufzuführen, die er schon immer auf die Bühne bringen wollte. Die Ebenen des Romans Hexensaat von Margaret Atwood liest sich beinahe wie eine Romanfassung von Inception. Auf der obersten Ebene befindet sich Felix, der mit den Insassen der Haftanstalt gemeinsam Der Sturm interpretiert. Er legt alle Motive und Themen offen, weist auf Gefängnisse innerhalb des Stücks hin und den Gegensatz von Macht und Machtlosigkeit. Er zeigt wie Shakespeare verschiedene Gesellschaft- und Herrschaftsformen innerhalb des Dramas aufbaut und diese Vergleicht. Gleichsam schaft Felix – und damit natürlich Atwood – eine Reinterpretation des Sturms durch die Aufführung von Felix Theatergruppe, bei der Ariel zum Superhelden-Alien a là Superman wird und Caliban zum Rapper, der sich selbst befreien kann. Es ist eine vollkommen plumpe Interpretation des Stücks, die viel zu offensichtlich geschieht, als das sie die wirkliche Nacherzählung des Sturms innerhalb von Hexensaat darstellen kann. Es ist natürlich Felix eigene Wirklichkeit, die unterste Ebene des Romans, die den wahren Sturm beinhaltet. Ein Theaterdirektor, der durch eine nahstehende Person ins Exil getrieben wird und dort mit seinen Geistern gemeinsam leben muss. Nur sein Zauber kann seine Geister dabei am Leben erhalten und wirft dabei die Frage auf wie viel von Prosperos eigener Wahrnehmung auf der Insel der Wirklichkeit entsprach und wie viel nur seinem eigenen Zauber. Gleichsam wie Prospero mit seiner Verbannung kämpft, muss auch Felix mit seinem selbstgewählten Exil leben. Nur seine Kreativität hält ihn am Leben und nur das Wissen, dass seine Tochter Miranda – ein zunächst zufällig gewählter Name, der Felix schnell zum Verhängnis wird – als Geist immer bei ihm sein wird, sorgt dafür, dass er bei Verstand bleibt. Atwood hält Shakespeare den Spiegel vor Mit ihrer offensichtlichen Interpretation, ihren Reinterpreation und schließlich der darunter liegenden wirklich Nacherzählung des Sturms – bei der von der Gefängnisleiterin, bis zum hackenden Insassen jede Figur einer Figur aus dem Sturm zugewiesen werden kann – erzählt Atwood eine mutige Romanfassung von Der Sturm. Ihre Figuren wirken allesamt originell und wie von ihr erschaffen, während sie gleichsam von Shakespeares Schatten begleitet werden. Sie erzählt nicht nur eine Geschichte nach, sie macht sie zu ihrer eigenen und erklärt gleichsam ihren Ursprung. Dieses Vorgehen, verbunden mit der von Atwood zu erwartetenden Intensität der Erzählung und elaborierten Wortwahl, ergibt einen wirklich grandioser Roman der seines gleichen sucht.

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Mein nächstes Buch aus dem Shakespeare Projekt. Bis jetzt mochte ich „Die störrische Braut“ sehr und „Shylock“ gar nicht. Auf „Hexensaat“ hatte ich mich ehrlich gesagt am meisten gefreut, weil Margaret Atwood mich vor ein paar Monaten mit „Der Report der Magd“ schon so begeistern konnte. Im Netz waren die Kritiken durchwachsen und ich frage mich, ob das etwas damit zu tun hat, ob man „Der Sturm“, auf dem es aufbaut, vorher schon gelesen hat. (Habe ich nicht.) Margaret Atwood geht diese Neuinterpretation jedenfalls anders an: Wir lesen hier von einem Theaterregisseur, der das Stück in einem Gefängnis aufführt. Wir lernen dadurch den Plot und die Charaktere kennen und interpretieren es gemeinsam mit den Insassen neu. Dazu kommen allerhand Intrigen und Verstrickungen. „Hexensaat“ ist vielleicht nicht mein Lieblingsbuch, aber in dieser Reihe habe ich es sehr gerne gelesen.

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Dieses Buch hat mir wirklich gefallen. In dieser Shakespeare - Neuerzählung von 'Der Sturm' inszeniert Margaret Atwood eindrucksvoll das Stück 'Der Sturm' und geht dabei so detailliert und gewissenhaft vor, dass ich es unheimlich genossen habe - endlich mal eine genaue Analyse und Interpretation eines William Shakespeare Stückes. Dabei fängt das Buch direkt mit einem Teil einer Aufführung an, die man erst am Ende zu lesen bekommt, denn Felix Phillipps, einst ein erfolgreicher Theaterregisseur, sinnt nach Rache und was eignet sich da besser als eine Aufführung, die er zusammen mit einigen Gefängnisinsassen aufführt? Aber von vorne: Felix ist ein Opfer einer Intrige geworden und seiner Position bei einem Theater-Festival geraubt, unmittelbar nachdem seine Tochter gestorben war.  Felix zieht sich ins Exil zurück, voller Trauer und Kummer, Selbstvorwürfen und auf Rache gesinnt.  Viele Jahre später arbeitet er, getarnt als Mr Duke, in einem Gefängnis bei einem Theater-Projekt und nimmt Werke von William Shakespeare dran - jedes Jahr ein anderes. Bis er endlich zu seinem "Der Sturm" kommt, was er damals nicht mehr zustande bekam, da der Komplott ihn daran gehindert hatte. Doch nun bekommt er seine Chance - auch für seine Rache. **  Dieses Werk hat mir sehr gefallen, zumindest was die Szenen im Gefängnis angeht. Denn diese waren eindrucksvoll und sehr liebevoll erzählt. Man spürt, wie viel 'Der Sturm' Margaret Atwood bedeutet und ich bin so froh, dass sie es im Gefängnis spielen lässt, denn die Insassen sind clever, intelligent und sehr einfallsreich. Sie analysieren, thematisieren und nehmen das komplette Stück auseinander.  ** Was mir gar nicht gefallen hat, ist die Fahrlässigkeit die man der Tochter entgegengebracht hat als sie mit drei Jahren gestorben ist. Felix kann nicht loslassen und spricht auch Jahre später noch mit ihr.

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Hexensaat

Von: Bearnerdette

20.06.2017

“O, wonder! How many goodly creatures are there here! How beauteous mankind is! O brave new world, That has such people in't!” ― William Shakespeare, The Tempest Kennt ihr das: Ein Schriftsteller ist so gut, dass ihr ihn oder sie nicht mehr neutral bewerten könnt sondern nur noch im Rahmen des eigenen Schaffens? So geht es mir mit Margaret Atwood. Ihre Romane sind normalerweise derMassen brillant, dass ich extrem hohe Erwartungen an sie habe. Ob das gerecht ist weiss ich nicht, aber es spielte definitiv eine Rolle als ich über dieses Buch nachdachte. Warum? Das erfahrt ihr gleich. Zunächst ein paar Worte zur Story... Felix war ein strahlender Stern am Theaterhimmel, ein wagemutiger Regisseur mit ausufernden Inszenierungen. Bis zu dem Tag als ihm sein Protege Tony in den Rücken fiel und zu seiner Entlassung führte. So versagte man Felix letztem Stück, Shakespeares der Sturm, die Uraufführung. Felix zieht sich zurück, gedemütigt und wütend. Jahre verbringt er in einer Hütte, abgeschieden, mit niemandem als dem Geist seiner verstorbenen Tochter als Gesellschaft. Doch dann ergibt sich eine Chance für ihn, Rache zu nehmen. Unter falscher Identität übernimmt er die Leitung einer Gefängnis Theater-Truppe, bestehend aus Verbrechern. Und er schmiedet einen perfiden Plan... Hexensaat ist kein atemberaubender Atwood, wie man ihn kennt. Daher war ich zunächst etwas enttäuscht. Erst mit etwas Abstand realisierte ich, dass es sich immer noch um ein gutes Buch handelt, nur nicht um einen ihrer besten Romane. Die große kanadische Autorin interpretiert in diesem Werk - das zur Reihe Hogarths Shakespeare Neuinterpretationen gehört - den Sturm, The Tempest, neu. Nicht unbedingt Shakespeares bekanntestes Werk und tatsächlich auch eines, das ich nicht gelesen habe. Deshalb ging mir beim Lesen wahrscheinlich einiges verloren. Dennoch ist die Geschichte unterhaltsam und vereint einige kreative Einfälle. Die Identifikation mit Felix fiel mir ungemein schwer, aber ich denke das war so gedacht. Er ist ein Anti-Held mit deutlichen Schwächen. Die meisten anderen Charaktere bleiben leider etwas blass. Außerdem hat das Buch ein oder zwei Längen, die es zu überwinden gilt. Trotz Schwächen ist es aber ein solider unterhaltsamer Roman und sicher eine kreative Neuinterpretation des zugrunde liegenden Materials. Atwood Neulingen empfehle ich jedoch mit einem ihrer anderen Werke einzusteigen, z.B. der Report der Magd oder Oryx & Crake. “O, wonder! How many goodly creatures are there here! How beauteous mankind is! O brave new world, That has such people in't!” ― William Shakespeare, The Tempest Kennt ihr das: Ein Schriftsteller ist so gut, dass ihr ihn oder sie nicht mehr neutral bewerten könnt sondern nur noch im Rahmen des eigenen Schaffens? So geht es mir mit Margaret Atwood. Ihre Romane sind normalerweise derMassen brillant, dass ich extrem hohe Erwartungen an sie habe. Ob das gerecht ist weiss ich nicht, aber es spielte definitiv eine Rolle als ich über dieses Buch nachdachte. Warum? Das erfahrt ihr gleich. Zunächst ein paar Worte zur Story... Felix war ein strahlender Stern am Theaterhimmel, ein wagemutiger Regisseur mit ausufernden Inszenierungen. Bis zu dem Tag als ihm sein Protege Tony in den Rücken fiel und zu seiner Entlassung führte. So versagte man Felix letztem Stück, Shakespeares der Sturm, die Uraufführung. Felix zieht sich zurück, gedemütigt und wütend. Jahre verbringt er in einer Hütte, abgeschieden, mit niemandem als dem Geist seiner verstorbenen Tochter als Gesellschaft. Doch dann ergibt sich eine Chance für ihn, Rache zu nehmen. Unter falscher Identität übernimmt er die Leitung einer Gefängnis Theater-Truppe, bestehend aus Verbrechern. Und er schmiedet einen perfiden Plan... Hexensaat ist kein atemberaubender Atwood, wie man ihn kennt. Daher war ich zunächst etwas enttäuscht. Erst mit etwas Abstand realisierte ich, dass es sich immer noch um ein gutes Buch handelt, nur nicht um einen ihrer besten Romane. Die große kanadische Autorin interpretiert in diesem Werk - das zur Reihe Hogarths Shakespeare Neuinterpretationen gehört - den Sturm, The Tempest, neu. Nicht unbedingt Shakespeares bekanntestes Werk und tatsächlich auch eines, das ich nicht gelesen habe. Deshalb ging mir beim Lesen wahrscheinlich einiges verloren. Dennoch ist die Geschichte unterhaltsam und vereint einige kreative Einfälle. Die Identifikation mit Felix fiel mir ungemein schwer, aber ich denke das war so gedacht. Er ist ein Anti-Held mit deutlichen Schwächen. Die meisten anderen Charaktere bleiben leider etwas blass. Außerdem hat das Buch ein oder zwei Längen, die es zu überwinden gilt. Trotz Schwächen ist es aber ein solider unterhaltsamer Roman und sicher eine kreative Neuinterpretation des zugrunde liegenden Materials. Atwood Neulingen empfehle ich jedoch mit einem ihrer anderen Werke einzusteigen, z.B. der Report der Magd oder Oryx & Crake.

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Ich muss tatsächlich sagen, dass ich schon immer etwas von der Autorin lesen wollte. Daher habe ich die Gunst der Stunde genutzt und dieses Buch angefragt. Was soll ich sagen, das Buch konnte mich zu 100% überzeugen. Es fängt mit dem tollen Schreibstil an. Die Autorin schafft es, in kurzen knappen Sätzen und Kapiteln, Emotionen und Bilder zu schaffen. Das Buch war an keiner Stelle langatmig oder langweilig. Die Spannungsbögen sind perfekt gesetzt. Unsere Hauptcharaktere war sehr gut ausgearbeitet und man konnte sich super in Ihn und vor allem seine Gedanken hineinversetzten. Bei den Nebencharakteren, vor allem den Gefängnisinsassen hätte ich ruhig noch ein bisschen Tiefe haben können. Die Geschichte war aber das, was mich am Ende restlos überzeugte. Ich kenne „Der Sturm“ von Shakespeare leider nicht. Aber ich fand es einfach grandios wie dieses Original Stück Beschrieben wurde und in die Gefängnis-Situation eingearbeitet wurde. Wie unser Hauptcharakter mit den einzelnen Szenen arbeitet und welch Intelligenz in ihm steckt, für jeden die passende Rolle zu finden. Diese Interpretationen der Charakter und die Übertragungen auf die „realen“ Personen die er nur zur Verfügung hat waren einfach toll. Die Umsetzung von einen Klassiker ins Moderne, ohne das es langweilig geworden ist, ist hier sehr gut gelungen. Es war an keiner Stelle für mich vorhersehbar und durchgehend spannend Fazit: Klassiker neu interpretiert, was hier super gelungen ist.

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Der Sturm

Von: Melanie E.

10.05.2017

"Hexensaat" ist ein Roman, der sich mit Shakespeares Prospero dem Zauberer aus "Der Sturm" beschäftigt. Was eigentlich als ein Rachefeldzug geplant war, wirkt auf ich letztendlich wie eine großartige Umsetzung der Grundidee Shakespeares. Felix wird durch eine Intrige inmitten seinem beruflichen Höhepunkt aus seinem geplanten Projekt entfernt. Das, was er dann zaubert, wird für die Leserschaft interessant und hochkarätig. "Hexensaat" ist ein Roman, der nicht einfach zu lesen ist und dennoch durch den Schreibstil ganz tief in mir arbeitete. Für mich als Laien war es eine Offenbarung Shakespeare kennen zu lernen und mich mit "Der Sturm" zu beschäftigen. Ein Theaterprojekt in einem Gefängnis zu inszenieren ist eine geniale Grundidee, denn es beinhaltet dadurch eine gewisse Situationskomik, die nur durch das Original nicht zustande gekommen wäre. Felix ist ein gebrochener Mann, der zuerst Frau und dann Kind verliert und um sich selbst nicht zu verlieren, sucht er sich Beschäftigung. Als kreativer Kopf braucht er dies, um nicht den Verstand zu verlieren. Mich hat beeindruckt, wie er trotz aller Rückschläge immer wieder neu ins Leben findet. Es dauert seine Zeit und oftmals erscheint Felix als depressiv, was seinem Projekt, welches er dann in die Wege leiten kann nicht im Wege steht. Es erscheint auch für ihn Hilfe zu sein, sich nicht der Trauer allein hinzugeben. Natürlich sind es auch Menschen, die ihn auf seinen Weg weisen, wenn auch unbewusst, aber Rachegedanken fördern Kreativität eventuell auch. Der Vergleich zum Original "Der Sturm" ist deutlich zu erkennen und gibt dem Roman die nötige Würze. Es erscheint letztendlich glaubwürdig und bietet mir als Leserin ein gelungenes Abtauchen in Shakespeares Welt, die ich letztendlich auch genießen konnte. Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung, da "Hexensaat" interessant und unserer modernen Zeit komplett angepasst worden ist und dadurch auch begeistern konnte.

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Theaterregisseur Felix ist ein Star der Szene und für seine Avantgarde-Haltung bekannt. Doch bevor er seinen beruflichen Höhepunkt erreicht, wird er von seinen engsten Mitarbeitern hintergegangen. Er zieht sich - gedemütigt - aus dem Showbusiness zurück. Jahre später geht er wieder die Inszenierung von Theaterstücken - in einem Gefängnis - an und ahnt nicht, dass dies die Gelegenheit für seine Rache werden wird. In „Hexensaat“ verneigt sie sich die Autorin vor einem ganz Großen ihrer Zunft. Sie adaptiert William Shakespeares „Der Sturm“ und geht dabei ihren ganz eigenen Weg dieser schillernden Geschichte an. Tragende Thematik ist die Rache in all ihren Facetten. Rache, wie sie unterschwellig lodert, zum Durchhalten anregt, Pläne schmieden und Unvorstellbares zuwege bringen lässt. Gleichzeitig behandelt sie Inszenierung und Illusion. Es geht um Geschichten, die bewegen, und die Künstler, die sie in Bewegung bringen. Sie beschreibt Gefängnisse, aus denen es scheinbar keinen Ausweg gibt, die man aber durch die Kraft von Kunst überwindet, weil uns diese nichts und niemand nehmen kann. Ich bin mir sicher, dass dieses Werk von Margaret Atwood weitaus hingebungsvoller, literarisch vielschichtiger interpretiert werden kann, und beschränke mich nun auf meinen laienhaften Leseeindruck, der zwar nicht dem Werk aber hoffentlich dem Roman gerecht werden kann. Wer Margaret Atwood kennt, weiß, dass man sich gemeinsam mit der großen kanadischen Erzählerin weitab vom üblichen Schema bewegt. Diesmal hat sie mir eine verrückte Geschichte von einem rachsüchtigem Theaterregisseur erzählt. Felix ist ein schräger Kauz. Er ist ein Künstler par excellence. Zurückhaltend, aufbrausend, bedacht und zugleich absolut durchgeknallt. Die Intrige seiner Mitarbeiter macht ihm schwer zu schaffen. Außerdem knabbert er an einer privaten Tragödie und sehnt sich nur mehr danach, Shakespeares „Der Sturm“ im Theater in Szene zu setzen. Trotzdem zieht er sich erstmal aus dem öffentlichen Leben zurück, weil er weiß, dass in der Ruhe die Kraft für seine Inszenierung und Rache liegt. All das führt ihn zu einem theatralischen Experiment, das er mit Gefängnisinsassen vollbringt. Und dieses Experiment gehen Felix und Margaret Atwood gleich auf mehreren Ebenen an. Margaret Atwood hat Shakespeares „Der Sturm“ auf unterschiedlichen Wegen auf ihr Werk übertragen. Zuerst ist die Handlung selbst an dieses Werk angelehnt, dann spielt es als Theaterstück an sich eine Rolle darin und außerdem hat sie die wichtigsten Themen von Shakespeares Leben selbst übernommen, womit sie sich vor dem wohl größten Theatermacher verneigt und ihm ihren Respekt entgegenbringt. Der Schreibstil ist einfach und trotzdem facettenreich. Man kann es einfach runterlesen oder dabei innehalten. Man kann sich Atwoods Roman erzählen lassen oder die literarischen Hintergründe erforschen. Oder man kann es einfach genießen, mal eine völlig andere Geschichte in den Händen zu halten. Mir hat Atwoods Interpretation und Übertragung Shakespeares in unsere moderne Zeit sehr gut gefallen. Zeitweise war es mir etwas zu abgedreht, was wahrscheinlich an der Originalvorlage liegt. Den modernen Schliff bekommt „Der Sturm“ durch den Schauplatz unserer Gegenwart, der sogar Lyrik in Rap umschlagen lässt. Ich mag daran, dass es - obwohl es auf einer alten Geschichte basiert - etwas völlig anderes ist und Margaret Atwood erneut beweist, dass sie zu den ganz Großen zählt. Man muss sich nicht unbedingt für Shakespeare interessieren um dieses Werk zu mögen, jedoch sollte man für Literatur und Neues offen sein, damit man diesen Roman richtig genießen kann.

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Welch schönes Projekt: als Verneigung vor dem vor 400 Jahren verstorbenen Barden und ikonischen Dichter William Shakespeare schrieben beziehungsweise schreiben 8 Bestseller-Autoren unter dem Titel Shakespeare-Projekt Neuinterpretationen der Werke Shakespeares. Das Ganze erscheint bei uns nach und nach in schöner Ausstattung im Knaus-Verlag. Zu dem Autorenkreis zählen Größen wie Tracy Chevalier, Gillian Flynn, Howard Jacobson oder auch Jo Nesbø. Als viertes Werk erschien nun das Werk Hexensaat der kanadischen Großmeisterin Margaret Atwood, das von Brigitte Heinrich ins Deutsche übertragen wurde. Grundlage ist Shakespeares Stück Der Sturm, der im Buch zum Prüfstein für den Regisseur Felix wird. Jener plante eigentlich eine furiose Inszenierung des Stücks, die ihn zum Gesprächsthema in der Theaterwelt machen und sein persönlicher Triumphzug werden sollte. Doch eine Intrige seines engsten Mitarbeiters verhinderte das. Gebrochen, durch den Tod seiner Frau und Tochter zerstört und von der Welt vergessen zieht er sich in eine bruchfällige Hütte zurück. Aufgeben will Felix dennoch nicht und sinnt auf Rache. Der Schlüssel hierfür ist eine Theatertruppe im Gefängnis, mit der er ebenjenen – wie könnte es anders sein – Sturm einstudiert, um sich an seinen Feinden zu rächen. Folglich inszeniert Margaret Atwood eine Neuinterpretation jenes vielgespielten Werkes des Barden aus Stratford-upon-Avon, die auf drei Ebenen funktioniert. Da ist zunächst der klassische Sturm mit seinen Motiven: der Insel, auf der Caliban, Prospero Miranda und der Geist Ariel leben, der Schiffbruch, der neue Gestrandete bringt und all die Intrigen, die klassisch im Werk Shakespeares sind. Auch wenn man mit dem Opus des Barden nicht vertraut ist – durch einen raffinierten Kniff löst Margaret Atwood dieses Problem. Denn für seine Neuinszenierung muss Felix den Gefängnisinsassen jenes Werk auch erst einmal mit vielen – manchmal sogar etwas zu vielen – didaktischen Kniffen näherbringen. Neben dieser aktuellen Ebene ist da auch noch Felix selbst, der von der Welt vergessen gestrandet ist und nun seinen eigenen Sturm durchlebt und ein wahrer Prospero ist. Margaret Atwood strukturiert ihre Neuinterpretation durch die klassischen fünf Akte nebst einem Epilog, der die Inhalt des Original-Sturms zusammenfasst und damit auch einen genauen Vergleich zwischen Interpretation und Originalquelle erlaubt. Insgesamt ein sehr gelungenes Remake (wenngleich Atwoods Gefängnisinsassen schon wirkliche Pappkameraden sind) – und ein frischer Zugang zu Shakespeares Werk, das den Staub von 500 Jahren locker wegpustet und vielleicht auch Atwood-Fans zu Shakespeare-Fans machen könnte und umgekehrt.

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