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Rezensionen zu
Der weite Raum der Zeit

Jeanette Winterson

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Ein Wintermärchen

Von: Petra

10.01.2017

Im Rahmen des Hogarth Shakespeare Projects, im Herbst 2015 anlässlich des 400. Todestages des großen Dramatikers 2016 gestartet, erschien im April 2016 Jeanette Wintersons Adaption von „Das Wintermärchen“ („The Winter´s tale“) unter dem Titel „Der weite Raum der Zeit“ auf Deutsch (Originaltitel: „Gap of time“). Dieses Stück des großen Dramatikers gehört zu den eher seltener gespielten. Zunächst den Komödien zugeordnet, zählt es nun präziser zu den Romanzen Shakespeare. Hier paaren sich durchaus komödiantische Züge mit eher düsteren Themen und Grundkonstellationen. Typisch ist die in lang vergangener Zeit und märchenhaft verfremdeten Orten spielende Handlung.Weiterlesen ... Dabei befinden wir uns zunächst am sizilianischen Königshof. König Leontes wütet, da er seine Ehefrau Hermione des Ehebruchs mit seinem alten Freund Polyxenes verdächtigt. Die neugeborene Tochter Perdita soll zunächst getötet, dann in der Fremde ausgesetzt werden. Sowohl der erstgeborene Sohn als auch Hermione überleben diese Tragödie nicht, Polyxenes kann fliehen. Perdita wird von Schäfern an der Küste (!) Böhmens gefunden und großgezogen. Viele Jahre später trifft sie dort auf Polyxenes Sohn, der sich in sie verliebt und mit ihr vor seinem Vater nach Sizilien flieht. Dort treffen alle Personen aufeinander und nach all den turbulenten Verwicklungen kommt es zu einem großen Happy-End. Diese typisch verworren-verwickelte Geschichte verlegt nun Jeanette Winterson nach London bzw. die USA der heutigen Zeit. Dabei gelingt es der Autorin großartig, die Handlung einerseits zu entwirren und zu klären, andererseits aber auch ganz eng am Original zu bleiben. Leo ist hier der „König“ eines äußerst erfolgreichen Hedgefonds namens „Sicilia“, die Eifersucht auf seinen Freund Xeno treibt ihn in eine regelrechte Raserei, deren Opfer die neugeborene Tochter wird, die (ebenfalls übers Meer) in die Südstaatenregion „New Bohemia“ zum vermeintlichen Vater Xeno gebracht werden soll, aber auch der Überbringer Tony, der dort von Gangstern überfallen und getötet wird. Zuvor gelingt es ihm noch, Baby und Geldkoffer in einer Babyklappe zu platzieren, wo sie von dem Afroamerikaner Shep (!) gefunden und quasi adoptiert wird. Opfer werden auch Leos Sohn Milo, der verunglückt, und Ehefrau MiMi, die den Verlust beider Kinder nicht verwindet und sich völlig von der Welt zurückzieht. Schon dieser Teil der Inhaltsangabe zeigt, wie eng Jeanette Winterson am Original bleibt, und auch der weitere Handlungsverlauf bleibt diesem Ansatz treu. Es ist frappierend, wie scheinbar mühelos die Autorin zu dem 400 Jahre alten Text die zeitgenössischen Äquivalente findet. Das Orakel von Delphi, das über die wahre Vaterschaft entscheiden sollte, wird hier zum DNA-Test, der König zum Hedgefonds-Manager. Das Umfeld ist modern, die Gefühle und viele Reaktionen des Personals archaisch. Wieder einmal ist man überrascht über die Zeitlosigkeit der Werke Shakespeares. Jede Zeit scheint aus ihnen „Ihren“ Shakespeare herauslösen zu können, sei es in Nachdichtungen, Filmen oder auch im Fernsehen). Auch Autoren wie John Updike („Gertrude und Claudius“) oder unlängst Ian McEwan in „Nussschale“ nehmen immer wieder Bezug auf ihn. Einige Rezensenten haben Winterson die allzu enge Anlehnung an das Originalwerk vorgeworfen, die gezwungene Modernisierung des Plots oder auch das allzu glückliche Happy-End. Mir hat gerade diese Transformation ausgesprochen gut gefallen, ich war immer wieder überrascht, wie stimmig die Autorin diese Aktualisierungen hinbekommen hat, wie eng sie am Text entlang schrieb, wie sie auch immer wieder Anspielungen auf Shakespeare einstreut, „Eigentlich ein perfekter Satz, schoss es Cameron durch den Kopf: Adjektiv, Substantiv, Verb, alles eins und alles gesagt. Natürlich kein Shakespeare, aber absolut zweckmäßig.“ . „„Es gibt da einen alten Spruch, erwiderte Pauline. „Wo keine Hilfe ist, sollt´ auch kein Gram mehr sein.“ „Das ist Shakespeare.“, sagte Tony, „Das Wintermärchen.““ „Pausen“ in die Geschichte einbaut, auch die „Zeit“, die in Shakespeares Stück als Chorus einen eigenen Auftritt bekommt, einbindet. Die Zeit, der weite Raum der Zeit, in dem sich Positionen verändern, Vergebung möglich sein kann, die aber niemals angehalten oder gar zurückgedreht werden kann. Auch Xeno, der Spieleerfinder, arbeitet an einem Computerspiel namens „Der weite Raum der Zeit“. Das hat etwas ungemein verspieltes, (sehr amüsant zum Beispiel auch die Ödipus-Nacherzählung von Autolycus – übrigens auch ein Shakespeare-Charakter – für einen völlig unbedarften amerikanischen Jugendlichen), ohne ganz auf kritische, aktuelle Positionen zu verzichten. „Der (Börsen)Crash war nichts anderes als ein Spiel namens Reise nach Jerusalem: Solange die Musik lief, fragte keiner, ob es genug Stühle gab. Wer will schon sitzen, wenn man tanzen kann.“ . „Die Armen wurden ärmer, die Reichen reicher. Menschen schlachten sich gegenseitig ab. Was war das für ein Gott (…)“ Das Buch kann natürlich auch für sich allein stehen. Dennoch ist zumindest eine oberflächliche Kenntnis des Originals zu empfehlen. Nur so sind die vielen Anspielungen, die liebevollen Adaptionen, aber auch der größte Teil des Handlungsverlaufs gänzlich zu genießen. Führ' uns von hier, daß dann mit beßrer Muße Ein jeder frag' und höre, welche Rolle Wir in dem weiten Raum der Zeit gespielt, Seit wir zuerst uns trennten. Folgt mir schnell!" Besonders das Ende ist ohne den Shakespeare-Bezug eher weniger überzeugend. In einem heutigen Buch würde ich ein derartiges Happy-End nicht durchgehen lassen. Aber was wären Shakespeares Dramen ohne den großen Auftritt am Ende, an dem sich alles klärt und sich alle in den Armen liegen (es sei denn, wir sitzen in einer der Tragödien, dann liegen fast alle bereits im Grabe). Winterson hat ein klein wenig früher geendet. Ob es tatsächlich zur Klärung oder gar Versöhnung kommen wird, können wir nicht wirklich wissen, der Boden ist nur bereitet. Ein Zugeständnis an den heutigen Leser. Und so verlassen wir am Ende beglückt mit der Autorin die Personen, die übrigens ganz theatralisch auf einer Bühne, im Londoner Roundhouse, stehen. „Lassen wir sie nun alle samt Musik in diesem Theater zurück. Auf einem der hinteren Plätze habe ich darauf gewartet, was noch geschehen würde, und nun stehe ich draußen in der Sommernacht, der Regen tastend in meinem Gesicht. Ich habe diese Cover-Version geschrieben, weil das Wintermärchen seit mehr als dreißig Jahren ein sehr persönlicher Text für mich ist.“ Noch vier weitere Bücher aus dem Hogarth Projekt werden sich mit den Tragödien Shakespeares beschäftigen. Man darf gespannt sein.

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„Der weite Raum der Zeit“ von Jeanette Winterson ist Teil der Hogarth Shakespeare Reihe, bei der anlässlich des 400. Todestags Shakespeares acht seiner Werke von bekannten Autoren/Autorinnen neu erzählt werden. Da ich ‚Hag-Seed‘ von Margaret Atwood (erscheint in Deutschland im Frühjahr 2017) erst kürzlich gelesen und besprochen habe, war ich ziemlich neugierig, wie Winterson Shakespeares „Das Wintermärchen“ umsetzt. Schon vorab: Bei beiden Autorinnen erkennt man deutlich den eigenen Stil, der raffiniert mit der Originalerzählung verwoben ist. Das macht die Neuerzählungen sowohl für Shakespeare-Fans als auch Nicht-Fans zu einem Lesevergnügen der besonderen Art. In „Der weite Raum der Zeit“ geht es um den cholerischen Leo (=Leontes), der rasend eifersüchtig auf seine hochschwangere Frau MiMi (=Hermione) und seinen alten Freund Xenos (=Polixenes) ist. Leo redet sich ein, dass MiMi und Xenos eine Affäre hätten und lässt dabei alle Vernunft an sich abprallen, denn er sieht Beweise für diese, wo keine sind. Daher glaubt er auch nicht, dass das Kind von ihm ist und verstößt es. Das Kind, Perdita, wird von Shep (=dem Schäfer vom engl. ’shepherd‘) und dessen Sohn Clo in einer Babyklappe gefunden. Als Perdita erwachsen ist, verliebt sie sich, ausgerechnet in den Sohn Xenos. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg, Leo zu suchen, um das Geheimnis um Perditas Vergangenheit und somit ihrer Herkunft zu lüften. In drei Teilen, dem Vorbild nachempfunden, erzählt Jeanette Winterson eine rasante Geschichte, die nah am Original, aber doch sehr viel moderner und unglaublich temporeich ist. Sie versucht im Fließtext eines Romans das Tempo eines Bühnenstücks wiederzugeben und das gelingt ihr außerordentlich gut, auch wenn es teilweise so rasant ist, dass man manchmal nicht mehr weiß, wo man sich gerade befindet. Ihre Sprache ist modern, manchmal leicht vulgär und sehr knapp und präzise, wodurch sie der Geschichte noch mehr Tempo verleiht. Besonders gefallen haben mir der Wortwitz und der äußerst trockene Humor. Auch gut gewählt ist der Einstieg, der mit einer sehr knappen, aber gelungenen Zusammenfassung des Originals daherkommt. (Da kann man dann auch immer mal nachsehen und vergleichen.) Winterson bleibt nicht nur inhaltlich relativ nah am Original, sondern auch mit den Namen der Figuren. Das macht es umso einfacher, ein eigentlich komplexes Stück zu verstehen. Mir persönlich war es an ein paar Stellen, wie bereits erwähnt, ein wenig zu schnell und sprunghaft. Dennoch ist „Der weite Raum der Zeit“ ein äußerst gelungener, moderner Roman über Liebe, Eifersucht, Neid, Missgunst, dem allgegenwärtigen Drang sich selbst zu zerstören und letzten Endes der Vergebung. Shakespeare hätte mit Sicherheit seine Freude daran gehabt. Vielleicht wäre er aber auch rasend vor Eifersucht geworden. Wer weiß?

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Ein wahnsinnig rasantes und starkes Buch, welches so viele Eindrücke vereint. Eine Geschichte, die voller Emotionen und sehr klassisch geschrieben ist. Dieses Buch ist Teil eines Projektes aus dem Knaus Verlag, bei dem acht zeitgenössische und international bekannte Autoren ihre persönliche Neufassung eines Werkes von William Shakespeare präsentieren. D.h Nach und nach erscheinen moderne Neuerzählungen. Hier hat die Autorin sich "Das Wintermärchen" ausgesucht. Zu Beginn des Buches erhält man eine kurze Zusammenfassung des Originalstückes, für all diejenigen, die das Stück von Shakespeare nicht vorher kannten. Die Autorin schafft es gekonnt dieses Stück neu zu interpretieren. Sie bleibt bei ähnlichen Charakteren und Handlungsweisen. Man kann regelrecht Vergleiche ziehen, die sie sehr gut neu interpretiert hat. Natürlich ist der Schreibstil nicht einfach, sondern eher komplexer und wortgewandter also manch anderer Roman. Sie schafft es die Themen und Ideen aus Shakepseare's Stück nahezu zeitlos darzustellen. Es ist interessant zu sehen, wie spannend und neu die Geschichte gestaltet wurde, obwohl man das Stück schon kannte. Diese Neuinterpretation ist perfekt umgesetzt und ich bin schon auf weitere Neuauflagen gespannt!

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INHALT: Der Londoner Investmentbanker Leo verdächtigt seine schwangere Frau MiMi, ihn mit seinem Jugendfreund Xeno zu betrügen. In rasender Eifersucht und blind gegenüber allen gegenteiligen Beweisen verstößt er MiMi und seine neugeborene Tochter Perdita. Durch einen glücklichen Zufall findet der Barpianist Shep das Baby und nimmt es mit nach Hause. Jahre später verliebt sich das Mädchen in einen jungen Mann – Xenos einzigen Sohn. Zusammen machen sie sich auf, das Rätsel ihrer Herkunft zu lösen und alte Wunden zu heilen, damit der Bann der Vergangenheit endlich gebrochen wird. Jeanette Winterson spielt souverän mit Figuren und Handlung aus Shakespeares "Das Wintermärchen" und erzählt eine verblüffend moderne Geschichte über rasende Eifersucht, blinden Selbsthass und die tiefe Sehnsucht in uns, die Fehler der Vergangenheit wieder gut zu machen. COVER: Man könnte fast meinen, dass sowohl Titel als auch Cover des Buches recht unscheinbar sind. Was sich hinter dem Titel und der abgebildeten Feder verbirgt, erschließt sich erst im Laufe des Lesens. Die Autorin hat hier, wie viele andere bereits vor ihr, das Engelsmotiv in ihrem Roman verarbeitet. Das Buch und damit gleichzeitig auch das Hogarth Shakespeare Projekt würde sicher noch ein wenig mehr Aufmerksamkeit bekommen, wenn ein kleiner Aufkleber auf der Folie angebracht werden würde. Der Zusammenhang zu Shakespeare wird erst ersichtlich, wenn man sich den Klappentext durchliest. MEINUNG: Der weite Raum der Zeit ist der zweite Roman, der im Rahmen des Hogarth Shakespeare Projekt im Knaus Verlag (Teil der Randomhouse Verlagsgruppe) erschienen ist. Das Projekt umfasst acht Neu-Interpretationen von Shakespeares berühmtes Werken geschrieben von acht internationalen Top-Autoren. In diesem Jahr sind bereits drei Romane erschienen: Howard Jacobson – Shylock (basierend auf Der Kaufmann von Venedig), Anne Tyler – Die störrische Braut (basierend auf Die widerspenstige Zähmung) und Jeanette Winterson – Der weite Raum der Zeit (basierend auf Das Wintermärchen). Außer Romeo und Julia habe ich leider kein weiteres Werk von Shakespeare gelesen und das ist schon lange her. Ich habe Der weite Raum der Zeit durch Zufall mal im Buchladen entdeckt und es hat mich gleich angesprochen. Vom Knaus Verlag haben ich dieses Exemplar freundlicherweise als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen. Ehrlich gesagt habe ich vom Wintermärchen noch nie etwas gehört, aber keine Bange, falls es euch auch so gehen sollte. Zu Beginn des Romans wird die ganze Geschichte, die aus drei Akten besteht, noch zusammengefasst. Dieser Aspekt hat mir sehr gut gefallen und ohne es gelesen zu haben, war ich im Bilde. Natürlich ist von Anfang klar wie die Geschichte beginnt und wie sie endet, aber das Dazwischen ist in dem Fall das Interessante. Jeanette Winterson hat alle Namen der Protagonisten an das Original angelehnt, aber quasi „modernisiert“. Shakespeare Stück spielt eigentlich in Sizilien. In Jeanette Wintersons Adaption spielt die Geschichte in London bzw. in den USA, in New Bohemia (Lousiana) und ist ebenfalls in dreie Teile geteilt, wie das Original. Selten habe ich ein Buch gelesen, was nachdenklich, poetisch, aber gleichzeitig auch vulgär und einfach in der Sprache ist. Das Buch vereint Themen wie Eifersucht, Rache, Vergebung, Sehnsucht, Trauer, Hoffnung, Liebe so harmonisch miteinander, so dass hier keine Seite überflüssig ist und am Ende auch alles gesagt worden ist. Die Geschichte lässt sich leicht und flüssig lesen und klingt trotzdem noch lange nach. Vor allem regt sie zum Nachdenken an und liefert eine interessante Sicht auf die eigene Vergangenheit und mit deren Umgang in der Gegenwart, die ich wirklich „open minded“ fand. Bei Shakespeare steht das Stück auch im unter dem Stern, des Vergebens und des Verzeihens. Der Roman zeigt auf, dass die Fehler, die Menschen begehen und seien sie noch so groß und eigentlich unverzeihlich, trotzdem eines Tages ein gutes Ende nehmen können. Die Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet und bieten eine bunter Mischung an Hautfarben, sozialen Stand und Sexualität. Dieser Aspekt hat mir sehr zugesagt und spricht auch für die Autorin. Die Geschichte kommt hier ohne Stereotypen aus. Die verschiedenen Erzählstränge, die in den ersten beiden Teilen aufgebaut werden, werden im dritten und letzten Teil zusammen geführt. Die Autorin greift auch innerhalb des Romans viele Anspielungen zu Klassikern, wie z.B. Ödipus auf. Man bekommt also nicht nur eine stimmige Geschichte, sondern kann sich mit diesem Roman auch gleichzeitig noch bilden. ;-) FAZIT: Der Roman von Jeanette Winterson als Teil des Hogarth Shakespeare Projekts bietet allen interessierten Lesern einen Einblick in die bekanntesten Werke von Shakespeare, ohne sich dabei mit der doch sehr anspruchsvollen Sprach- und Schreibweise des bekannten Dramatikers im Detail auseinandersetzen zu müssen. Mir hat der Roman außerordentlich gut gefallen. Ganz besonders die Schreib- und Sprachweise von der Autorin, die sich durch ihre Heterogenität auszeichnet und trotzdem harmonisch und in sich stimmig ist. Ich freue mich auf die weiteren Romane und werde mir auch die beiden bereits erschienen noch besorgen.

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https://youtu.be/9IZ0kyqN_yM

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Sehr interessantes Projekt zu Ehren Shakespeares!

Von: Fuck the Prince, take that Badass

24.09.2016

Man nehme talentierte Autoren, eine Legende der Literatur und ein paar seiner Werke, um daraus etwas ganz Besonderes zu machen. "Der weite Raum der Zeit“ von Jeanette Winterson ist die neu interpretierte Version von Shakespeares „Ein Wintermärchen“. Der Londoner Investmentbanker Leo verdächtigt seine schwangere Frau MiMi, ihn mit seinem Jugendfreund Xeno zu betrügen. In rasender Eifersucht und blind gegenüber allen gegenteiligen Beweisen verstößt er MiMi und seine neugeborene Tochter Perdita. Durch einen glücklichen Zufall findet der Barpianist Shep das Baby und nimmt es mit nach Hause. Jahre später verliebt sich das Mädchen in einen jungen Mann – Xenos einzigen Sohn. Zusammen machen sie sich auf, das Rätsel ihrer Herkunft zu lösen und alte Wunden zu heilen, damit der Bann der Vergangenheit endlich gebrochen wird. Nach ewiger Quälerei in der Schule durch diverse von Shakespeares literarischen Werken habe ich mich diesmal an die Neufassung herangetraut und es definitiv nicht bereut. Jeanette Winterson erzählt die Geschichte völlig neu, begeistert mit ihrem wunderbaren Schreibstil und bringt somit auch Menschen, die vorher nie viel für die hohe Kunst der Literatur übrig hatten, auf den Geschmack eins der größten Talente unserer Welt. Mich faszinierte nicht nur die Umsetzung des Projekts, sondern auch die Art und Weise, wie sie die Figuren zum Leben erweckt und den Leser mitnimmt in diese Story. Auch wer Shakespeare nie mochte oder mit seinem Stil, seinen Figuren oder Werken nie klargekommen ist, sollte sich dieses Buch vornehmen. Man würde es nie bereuen, im Gegenteil. Es bereichert und begeistert und ich danke dem Knaus-Verlag, dass ich die Möglichkeit hatte, dieses Buch lesen zu können.

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Der weite Raum der Zeit“ von Jeanette Winterson ist Teil eines spannenden Projektes des Knaus Verlages, bei dem acht zeitgenössische und international bekannte Autoren die Möglichkeit bekommen, ihre persönliche Neufassung eines Werkes von William Shakespeare zu präsentieren. Zum 400. Geburtstag des großen englischen Dramatikers erscheinen also nach und nach moderne Neuerzählungen seiner Klassiker. Jeanette Winterson hat sich dem Spätwerk „Das Wintermärchen“ angenommen und die Handlung sowie die Figuren in die moderne Gegenwart verlegt. Wer Shakespeares Theaterstück „Das Wintermärchen“ nicht kennt, kann sich gleich zu Beginn des Buches über eine komprimierte Zusammenfassung des Werkes freuen. In aller Kürze erfährt der Leser mehr über die Geschichte rund um den eifersüchtigen König Leontes, der seiner schwangeren Frau Hermione vorwirft, ihn mit seinem Freund Polixenes zu betrügen. Als das Kind, Perdita zur Welt kommt, glaubt Leontes nicht an seine Vaterschaft, verstößt seine Frau und lässt das Baby Perdita verschwinden. Jeanette Winterson greift die Handlung und die Charaktere auf und erschafft eine beachtliche Neuinterpretation. Aus König Leontes, wird der erfolgreiche, londoner Investmentbanker Leo, der mit seiner hübschen Frau Mimi das zweite Kind erwartet. Rasend vor Eifersucht und blind vor Hass, verdächtigt er Mimi eine Affäre mit seinem homosexuellen Jugendfreund Xenos zu haben. Als die kleine Perdita geboren wird, will er das Mädchen nicht als seine Tochter anerkennen und lässt das Baby von seinem Gärtner entführen. Der soll Perdita zum vermeintlichen Vater Xenos nach Amerika bringen, doch Leos Plan geht schief. Perdita landet schließlich in einer Babyklappe und wird von dem schwarzen Musiker Shep gefunden und groß gezogen. Viele Jahre später verliebt sich Perdita in Zel, Xenos Sohn und das Schicksal führt alle Protagonisten wieder zusammen. Mit „Der weite Raum der Zeit“, zeigt die Autorin in gekonnter Art und Weise, wie aktuell und zeitlos die Themen aus Shakespeares historischem Werk sind und wie neuartig eine Verlegung der Schauplätze auf den Leser wirken kann. Die zentralen Themen Liebe, Eifersucht, Neid und Missgunst werden in die Neuinterpretation aufgenommen und vor allem die Vergebung findet, wie beim Originalstück, am Ende der Geschichte ihren Platz. Besonders gefesselt war ich allerdings von Leos verrückten Wesenszügen. Es war sehr interessant seine absurden Wahnvorstellungen mitzuverfolgen und seine derbe Ausdrucksweise war abstoßend und schockierend zugleich. Auch die anderen Protagonisten wurden gut beschrieben und durch die verschiedenen Handlungsstrenge gekonnt miteinander verwoben. „Der weite Raum der Zeit“ ist eine unterhaltsame, spannende und eigenständige Geschichte, doch unter dem Aspekt der modernen Neuinterpretation eines Shakespeare Werkes, war die Lektüre für mich noch mal um ein Vielfaches interessanter.

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Große Literatur

Von: Eva-Maria Obermann

08.09.2016

Nach Howard Jakobsons Shylock ist nun der zweite Roman zum Hogarth Shakespeare Projekt erschienen. Der weite Raum der Zeit von Janette Winterson ist ebenfalls bei Knaus erschienen. übersetzt von Sabine Schwenk umfasst es 288 Seiten und erzählt Shakespeares Wintermärchen neu. Leo ist davon überzeugt, dass seine hochschwangere Frau Mimi ihn betrügt. Noch dazu mit seinem besten Freunden, mit dem er selbst eine emotionale Vergangenheit teilt. Als die Lage eskaliert, kommt es zur Frühgeburt. Leo nutzt einen unbeobachteten Moment und lässt das Baby Perdita außer Landes schaffen, zum vermeintlichen Vater, er selbst will mit seinem Sohn ebenfalls das Land verlassen. Doch alles geht schief. Jahre später trifft Perdita, die von einem Witwer großgezogen wurde, auf einen jungen Mann und verliebt sich. Der ist aber ausgerechnet der Sohn von Leos damaligem besten Freund. Zusammen machen sie sich auf, herauszufinden, wo Perdita herkommt und was mit ihren Eltern geschehen ist. Janettes Wintersons Sprache ist wundervoll. Sie lässt den Leser eintauchen in die Geschichte und widmet sich den Figuren sorgfältig. Sehr gut gefallen hat mir die emotionale Hintergrundgeschichte. Die Päckchen, Schuldgefühle, Antriebe, werden so nicht nur in die moderne Zeit geholt, sondern erfahren auch eine neue Tiefe und Stärke. Die Fäden, die sich zwischen den Figuren spannen, die Feinheiten, die der Geschichte wirklich viel geben, haben mich sehr fasziniert. Interessant fand ich auch, wie Perdita mit dem Aspekt ihrer ungewissen Herkunft umgeht. Sie such nicht etwa ihre Eltern, sondern versteht in ihrem Ziehvater ihren Vater, sondern den Teil ihrer Identität, der ihr von Geburt aus gegeben war. Die Verbindungen zwischen ihr und ihren Eltern, die bestehen, bevor Perdita um sie weiß, finde ich sehr schön gezeigt. Gerade die Affinität zur Musik, die bei Mutter und Tochter vorhanden ist, wird geradezu motivisch verwendet. Das große Drama der Geschichte passiert etwa zu der Hälfte. Dass das Buch dann nicht aufhört, sondern sich mit dem danach beschäftigt, ist eine Besonderheit, die Shakespeare auch vielen heutigen Autoren immer noch voraushat. Die Spannungsspitze nicht als Ultimo sehen und dann strikt zum Ende kommen, sondern Raum für die Auflösung lassen. Raum hat in dem Buch nicht nur die Zeit, die Leitmotiv ist und auf mehreren Ebenen, nicht zuletzt durch die zeitlichen Sprünge in der Handlung, essentiell ist, sondern auch Engel und ihre Flügel. Die Frage, wer fliegt, wer fällt und wer am Boden bleiben muss, zieht sich durch die Charaktere, die stetig umeinanderkreisen. Eine wundervolle Umsetzung, die die großartige Vorlage weiterführt, ihr Tiefe gibt und Handlung sowie Figuren mehr Raum lässt. Dieses Buch sollte auf eure Wunschliste. Es ist große Literatur mit Gefühl und Realitätssinn. Eifersucht, Rache, Vergebung, Sehnsucht, Trauer, Hoffnung, Liebe. Alles zwischen zwei Buchdeckel und selten habe ich diese Elemente in so einer stimmungsvollen Komposition gesehen. Lesen!

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