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Rezensionen zu
Der Lügner und sein Henker

Christoffer Carlsson

Finster, packend und hochaktuell - Leo Junker ermittelt (3)

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Am Tag vor dem schwedischen Mittsommerfest wird der inzwischen pensionierte Polizeibeamte Charles Levin von einem Freund tot in seinem Haus in Bruket aufgefunden. Er wurde mit einem Kopfschuss getötet, weshalb die Polizei vor Ort von Mord ausgeht. Bei den Ermittlungen soll die Polizei von der Kriminalpolizei aus Stockholm unterstützt werden. Als der Kriminalbeamte Leo Junker vom Tod seines ehemaligen Mentors erfährt, begibt er sich unter Vorspiegelung falscher Tatsachen nach Bruket. Aufgrund seiner Tablettenabhängigkeit ist er derzeit vom Dienst beurlaubt, was er den Kollegen verschweigt und was im Chaos um die Mittsommerfeierlichkeiten untergeht. Am Tatort wurden alte Ermittlungsakten gefunden. Leo findet zudem noch einen versteckten Schlüssel, der zu einem Schließfach mit einem USB-Stick führt. Die darauf enthaltenen Dateien weisen ebenfalls Bezüge zu älteren Fällen auf, mit denen Levin im Laufe seiner Karriere beschäftigt war. Der Verdacht liegt nahe, dass Levins Tod offenbar gezielt herbeigeführt wurde, um ein Aufrollen alter Ermittlungsfälle zu verhindern. "Der Lügner und sein Henker" ist der dritte Fall der Krimireihe um den Ermittler Leo Junker. Ein Vorwissen aus den beiden anderen Büchern wird nicht zwingend benötigt, ist jedoch zum Verständnis der Zusammenhänge hilfreich. In dem dritten Fall spielt Junker allerdings nur eine untergeordnete Rolle. Im Fokus steht sein ehemaliger Mentor Charles Levin, der zwar tot aufgefunden wird, aber durch Zeitsprünge in die Vergangenheit ab 1965 erfährt man Wesentliches über sein Privatleben und einen wichtigen Fall aus dem Jahr 1984, der aufgrund der Verbindungen zum Geheimdienst der Deutschen Demokratischen Republik äußerst heikel war. Für Leo Junker ist der Aufenthalt in der schwedischen Provinz allerdings auch delikat, denn er trifft dort unerwartet auf die Polizistin Tove Waltersson, deren Bruder Junker bei einem missglückten Polizeieinsatz erschossen hat (Verweis auf Band 1 der Krimireihe "Der Turm der toten Seelen"). "Der Lügner und sein Henker" ist ein solider Kriminalroman, der skandinavisch-düster ist und auch aufgrund der vielen traurigen, kaputten Figuren melancholisch anmutet. Die Spannung ist auf einem mittleren Niveau, da in der Gegenwart erahnt werden kann, dass der Mord an Levin mit seiner Tätigkeit als Ermittler in Zusammenhang stehen muss. Der Fall, mit dem Levin vor 30 Jahren beschäftigt war, wird in Rückblenden erzählt und handelt von politischen Verwicklungen, Organisierter Kriminalität und Spionage zur Zeit des Kalten Krieges. Zu Beginn verwirren die unchronologischen Zeitsprünge etwas, aber je mehr Puzzleteile sich aus den alten Fällen und den Privat- und Berufsleben von sowohl Levin als auch Junker zusammenfügen, desto klarer sieht man und desto interessanter erscheint letztlich die anfänglich verworrene Gemengelage aus Lügen, Verrat, Schuld und Sühne.

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Es gibt in Spannungs-Genre sicherlich unzählige Ermittlerkarrieren, die glanzvoller verlaufen sind als jene von Leo Junker, Hauptfigur in Christoffer Carlssons Krimi-Trilogie – dabei sah lange vieles danach als, als könnte der junge Polizist eine Bilderbuch-Laufbahn hinlegen. Seit einem katastrophal gescheitertem Undercover-Einsatz, bei der Junker versehentlich einen Kollegen erschoss, liegt jedoch nicht nur seine Karriere, sondern auch sein Leben in Trümmern: Panikattacken haben ihn in die Tablettenabhängigkeit gestürzt und auch viele Monate nach den traumatischen Ereignissen kämpft Junker immer noch täglich gegen die eigenen Dämonen. Nach zwei recht beachtlichen Ermittlungserfolgen in den ersten beiden Bänden „Der Turm der toten Seelen“ und „Schmutziger Schnee“ scheint es für den ehemaligen Star-Ermittler nun immerhin beruflich wieder ein wenig bergauf zu gehen, auch wenn seiner neuen Chefin sein besorgniserregender Medikamentenkonsum nicht verborgen geblieben ist und er sich zu Beginn des Trilogie-Abschlusses „Der Lügner und sein Henker“ wieder einmal in einer unfreiwilligen dienstlichen Auszeit befindet. Und für die eigene Rehabilitation ist es sicherlich auch nicht gerade förderlich, dass Leo Junker einen Anruf erhält, der seine Welt wieder einmal ins Wanken bringt: Sein Mentor und väterlicher Freund Charles Levin ist tot aufgefunden worden und alles deutet darauf hin, dass es sich dabei um Mord handelt. Mord an einem Freund und Mentor Trotz Zwangsurlaubs und seines instabilen Zustandes lässt sich Junker natürlich nicht davon abhalten, den gewaltsamen Tod seines Freundes zu untersuchen und reist auf eigene Faust ins beschauliche Bruket, wohin sich Charles Levin nach seinem Pensionsantritt zurückgezogen hatte – und wo er am Tisch seines eigenen Hauses kaltblütig erschossen wurde. Weil die Polizei kurz vor dem schwedischen Mittsommerfest alle Hände voll zu tun hat und aufgrund der Feierlichkeiten dramatisch unterbesetzt ist, nutzt Leo das Chaos, um sich unter Vortäuschung falscher Tatsachen in die Mordermittlung einzuschleusen – ein Schritt, der seine Karriere endgültig vor die Wand fahren lassen könnte. Doch wer den immer noch vergleichsweise jungen Ermittler aus den Vorgängerbänden kennt, dürfte von diesem Starrsinn und dem Hang zur Selbstzerstörung nicht überrascht sein, denn sonderlich viel Rücksicht auf das eigene Wohl hat Leo Junker in seinem Leben bisher ohnehin nicht genommen. Auf der einen Seite möchte man beim Lesen daher oft die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, andererseits kann man aber auch verstehen, dass Leo beim Mord an seinem Mentor nicht einfach stillhalten und die Kollegen ihr Arbeiten machen lassen kann. Alle Fäden laufen zusammen Während es bei vielen Krimireihen oft keine große Rolle spielt, ob man mitten in die Serie einsteigt, so verhält sich dies bei Christoffer Carlssons Leo-Junker-Reihe definitiv anders. Junkers Geschichte ist eindeutig bewusst als Trilogie angelegt und wer die Handlung von „Der Lügner und sein Henker“ im vollen Ausmaße verstehen will, für den ist die Kenntnis der ersten beiden Bände unerlässlich. Schon früh merkt man bei der Lektüre, dass sich hier der Kreis schließt und sich ein großes Gesamtgebilde zusammenfügt, nämlich wenn Leo Junker bei seinen Nachforschungen in Bruket auf die junge Polizistin Tove Waltersson trifft – welche ausgerechnet die Schwester des Mannes ist, der bei der eingangs erwähnten fehlgeschlagenen Polizeiaktion durch Leos Kugel den Tod fand. Doch auch viele andere Puzzleteile setzen sich im Verlauf dieses dritten Buches zusammen und so spielt zum Beispiel auch Junkers Jugendfreund Grim, der das Leben des Protagonisten maßgeblich geprägt hat, wieder eine wichtige Rolle. Freund oder Verräter? Zentraler Punkt der Geschichte ist jedoch die Figur Charles Levin, die vom Autor so umfassend beleuchtet wird, dass es häufig den Anschein hat, als wäre dieser die Hauptfigur dieses Buches und nicht etwa Leo Junker. Um Licht in die Geschehnisse um Leos Mentor zu bringen, greift Christoffer Carlsson auch diesmal wieder zu einem Mittel, welches schon „Der Turm der toten Seelen“ und „Schmutziger Schnee“ geprägt hat: Immer wieder springt der Autor zwischen mehreren Zeitebenen hin und her, was anfangs vielleicht noch ein wenig verwirrend sein mag, im späteren Verlauf aber viel zur Spannung dieses Buches beiträgt. So besucht man als Leser nämlich genau die entscheidenden Schicksalspunkte in Charles Levins Leben, die viele Jahrzehnte später zu seinem Tod geführt haben und kann dadurch nach und nach die einzelnen Teile dieses Rätsels zusammensetzen. Es ist zwar etwas schade, dass Leo Junker selbst dabei ein wenig in den Hintergrund treten muss, Charles Levin hat als Charakter aber so viel Potenzial, dass er ein mehr als würdiger „Ersatz“ ist. Auf den Spuren von Stieg Larsson und Henning Mankell? In seiner Heimat wurde Christoffer Carlsson längst als Erbe von Krimi-Legenden wie Henning Mankell und Stieg Larsson gefeiert und während man sich bei der Lektüre des ersten Bandes vielleicht noch etwas überrascht gefragt hat, wie es zu diesen Vergleichen kommen konnte, so zeigt „Der Lügner und sein Henker“ doch klar, warum Carlsson als Teil der nächsten Generation schwedischer Bestsellerautoren gehandelt wird. Der Autor erzeugt in seinen Büchern nämlich eine sehr ähnliche (oft deprimierende und hoffnungslose) Grundstimmung, die vor allem das politische und gesellschaftliche Bild Schwedens betrifft: So ging es in „Der Turm der toten Seelen“ um die von Drogen und Gewalt geprägten Brennpunkte Schwedens wie Leo Junkers Heimat Salem, in „Schmutziger Schnee“ um die Eskalation des Fremdenhasses und der finale Band liest sich in vielen Momenten fast wie ein Spionageroman des Kalten Krieges mit geheimen Intrigen, Korruption und Verrat – der Originaltitel des Buches „Mästare, Väktare, Lögnare, Vän“ (übersetzt so viel wie „Mentor, Beschützer, Lügner, Freund“) erinnert dabei sicherlich nicht von ungefähr an einen gewissen John Le Carré. Höhepunkt und würdiger Abschluss der Leo-Junker-Trilogie Trotzdem sollte man die Kirche im Dorf lassen: Christoffer Carlsson ist kein Stieg Larsson und wer von der Leo-Junker-Reihe einen neuen Mega-Erfolg wie die Milennium-Reihe erwartet, der wird vermutlich nicht nur enttäuscht werden, sondern tut dem Autor auch Unrecht. Carlssons Trilogie hat nicht das enorme Suchtpotenzial wie das vermeintliche Vorbild und auch keine derart schillernden Persönlichkeiten wie Lisbeth Salander oder Mikael Blomqvist, die ganz alleine eine Geschichte tragen können. Trotzdem sind die Bücher um Leo Junker nicht nur absolut lesenswert, sondern finden in „Der Lügner und sein Henker“ auch ihren würdigen Höhepunkt: Es ist einfach beeindruckend, wie sicher und gekonnt Christoffer Carlsson hier alle Fäden zusammenführt und die drei Teile seiner Trilogie zu einem faszinierenden und wuchtigen Gesamtbild zusammenfügt, das man noch nach dem ersten Band so wohl nicht unbedingt erwartet hätte. Der Mordfall Charles Levin mag an sich vielleicht nicht unbedingt spektakulär sein und brillante Ermittlerfähigkeiten erfordern, trotzdem erzeugt der Autor mit seinen kurzen Kapiteln und den Sprüngen in die Vergangenheit eine enorme Sogwirkung, der man sich erst dann entziehen kann, wenn jedes einzelne Puzzlestück an seinem Platz liegt. Christoffer Carlssons Leo-Junker-Reihe mag vielleicht nicht unbedingt aufgrund der einzelnen Fälle in Erinnerung bleiben – wohl aber aufgrund ihrer Charaktere und ihrer persönlichen Geschichten, die hier alle ihren Abschluss finden. Und so bleibt die Hoffnung, dass die letzten Worte des Buches vielleicht noch eine kleine Hintertür zu einer Fortsetzung um die Figur Leo Junker offen lassen – oder um es mit Christoffer Carlssons Worten zu sagen: „Ade, Leo, zumindest bis wir uns wiedersehen.“

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“Der Lügner und sein Henker” ist der dritte Fall des jungen schwedischen Autors Christoffer Carlsson. Dieses Mal schickt er seinen Protagonisten Leo Junker in die tiefe schwedische Provinz und zugleich auf einen Trip in die Vergangenheit. Denn immer wieder springt der Autor zurück in das frühere Leben des Mordopfers und deckt auf, dass Charles Levin in den 80er Jahren geheime Verbindungen zur Stasi hatte. Aber auch sein Verhältnis zur örtlichen Polizistin Tove ist schwierig, erschoss er doch vor einiger Zeit ungewollt ihren Bruder. So ist “Der Lügner und sein Henker” ein Thriller voller persönlicher Dramen und politischer Verwicklungen, in knappen Kapiteln kurzweilig und spannend erzählt.

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