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Rezensionen zu
Die Mutter meiner Mutter

Sabine Rennefanz

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„Ich habe etwas über deinen Großvater herausgefunden, flüstert meine Mutter.“ Ein Satz, der viele Fragen beantwortet, vieles erklärt, was zuvor undurchsichtig war, was Anna Stein, ihren Töchtern und ihrer Enkelin – der Protagonistin und Ich Erzählerin des Romans – ein Leben lang Rätsel aufgegeben hat. Etwas, das sie verfolgt und ihnen unbewusste Handlungsmuster auferlegt hat. Anna Stein ist eine schwierige Frau. Unnahbar für ihre Töchter und Enkel, oftmals entrückt, verbittert und fehl am Platz. Was keinem so richtig klar ist – sie ist ein Kriegsflüchtling. Hat die Heimat in Zeiten der Not verlassen, um überleben zu können. Doch im Krieg war es überall schwierig. Hier, wie da. Gewalt und Hass haben sich ausgebreitet, haben genommen, was sie kriegen konnten und sind auch Jahre später nicht abgezogen. Belasten die breite Masse, aber auch viele Einzelschicksale. Autorin Sabine Rennefanz verdeutlicht, wie diese untergehen im Schrecken, den die Vernichtung einer Glaubensrichtung, das Abschlachten von Menschen anderer Einstellung, Aussehen und Denkweise, mit sich bringt. „Erst jetzt verstehe ich, dass es ein Erbstück unserer Familie ist, diese Angst, die von einer Tochter zur nächsten vererbt wird.“ Ängste werden häufig von Generation zu Generation weiter getragen. Vor allem dann, wenn sie so tief sitzen, wie bei Anna Stein, die nicht nur den Krieg, sondern eine Person im besonderen fürchtet. Sie verändern Charakter, Verhalten und den Umgang mit anderen Menschen. Je enger die Verbindung desto stärker sind sie von den Handlungen ihrer Nahestehenden betroffen. Verlustängste und Bindungsschwierigkeiten gehen Hand in Hand. Verliert eine Generation ihre Wurzeln, hängen auch die folgenden Generationen in der Luft. Wie will man sich verankern, wenn es keinen Anker gibt, der einem die Hand reicht? Wie begegnet man der Scham, die sich seit Generationen manifestiert? „Dahinter steckt auch ein Abwehrmechanismus: Im Vergleich zum Holocaust erscheint die Brutalität in den Beziehungen zwischen Männern und Frauen nach dem Krieg harmlos.“ Sabine Rennefanz verdeutlicht auf anschauliche, sowie eindringliche Art, über wie viele Generationen hinweg der zweite Weltkrieg nachhallt. Das Schicksal von Anna Stein ist kein Einzelfall. Wie viele andere Frauen auch, ist sie Opfer von Gewalt geworden, hat versucht diese zu verharmlosen und die Schuld bei sich selbst gesucht. Hat versucht bei ihrer Tochter etwas gut zu machen, woran diese überhaupt keinen Anteil hat, und sie somit nur tiefer hineingezogen. Hat ihr Trauma zu dem der nachfolgenden Generationen gemacht. „Die Mutter meiner Mutter“ hat mich sehr bewegt, denn es zeigt, wie lange Gewalt nachwirkt. Wie viele noch heute an den Gräueltaten des zweiten Weltkriegs leiden, egal ob direkt oder indirekt betroffen. Aus meiner Arbeit weiß ich wie langwierig Traumata und Ängste bestehen, werde dort immer wieder damit konfrontiert, dass sich negative Erlebnisse wie Gewalt, Missbrauch, Alkoholkonsum über Generationen durchziehen, dass Verhaltensmuster von einer Generation zur Nächsten weiter gegeben werden. Sabine Rennefanz stellt diese Problematik in ihrem Roman so dar, dass sie auch für Psychologie Laien leicht verständlich ist. Verpackt sie zudem in einer Geschichte, die sich gut und gern lesen lässt, auch wenn sie teilweise bedrückend ist. Interessant geschrieben, ohne zu sehr in einen Sachbuchcharakter zu fallen. Lesenswert!

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Der Verrat an der Liebe

Von: Tanja Jeschke aus Stuttgart

02.06.2016

Rezension Sabine Rennefanz: Die Mutter meiner Mutter. Luchterhand Verlag 2015. 252 Seiten Von Tanja Jeschke Der Verrat an der Liebe „Die Mutter meiner Mutter“, das neue Buch von Sabine Rennefanz, ist kein Roman, liest sich aber wie einer. Spannend erzählt, sehr gut beobachtet, sprachlich schnörkellos, klar und dicht. Die Figuren gleichen hervorragend ausgedachten Romanfiguren, sie haben die brisanten Charaktere derjenigen, die eine Handlung tragen, sie weisen über sich selbst hinaus zum Großen, Ganzen des Lebens, sie tragen etwas bei zu einem Bild, das der Roman malt. Aber es ist ja keiner. Es ist ein literarisches Protokoll über die eigene Herkunft, aufgezeichnet anhand einzelner Fakten und Erlebnisse, die Sabine Rennefanz nach und nach herausfindet. Dabei geht es um die Mutter ihrer Mutter, Anna, die als Flüchtlingsmädchen im 2. Weltkrieg nach Kosakenberg kommt und mit dem Mann verheiratet wird, von dem sie ein Kind erwartet. Wie Anna zu diesem Kind kommt, verschlägt einem den Atem. Es ist die Beschreibung des Verlusts von Unschuld anhand einer Vergewaltigung, aber gleichzeitig geht Anna, das Opfer, selbst hinein in die Gefahr, sie sucht die Bedrohung, denn es ist in ihr selbst, was ihr von außen zustößt. Das Meiden des eigenen Willens, das ihr Lebenskonzept ist, spiegelt sich in ihrem Leben vor und nach dem Geschehen wider. In der starken Bildhaftigkeit der dörflichen Rituale und Gebräuche beim Schlachtfest und in der Schilderung des Blutvergießens zeigt Rennefanz eindrücklich den naturhaft sich gebärdenden Organismus aus Dorfbeziehungen und Nachkriegszeit, in den das junge Mädchenleben unwillkürlich hineingerät. Und immer geht es dabei um den Verrat an der Liebe. Liebe ist nicht möglich. Es gibt sie nirgends in den Beziehungen, schon gar nicht, wenn ein Kind entsteht. Ein grober Klotz aus tiefer Schuld scheint davorgerammt zu sein. Das Hochinteressante dabei ist, dass diese Schuld mit dem gerade vergangenen Krieg nichts zu tun hat, sondern unabhängig davon wirkt. Friedrich, der Klotz, der Anna schwängert, kommt aus dem Krieg unverändert und wohlauf zurück. Er hat kräftig rote Wangen, hat alles gut überstanden, während Anna das blutleere Opfer bleibt, dem alles Blut geraubt wurde. Dem Krieg kann man nicht die Schuld geben – so sagt das Buch, es ist der Mensch. Und doch bleibt Friedrich immer auch der vertraute Großvater, von allen ringsum geachtet und verehrt. Die Tat, die er einst begangen hat, erscheint wie etwas Brutal-Bedrohliches, das im Verfremdeten belassen bleibt, zum Schutz auch für all die, die mit Friedrich lebten. Die Enkelin Rennefanz deckt auf und deckt auch wieder zu. Ausgezeichnet gemacht!

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Mit diesem autobiographischen Roman nimmt die Autorin uns mit auf Spurensuche in ihrer Familiengeschichte. Sie führt zur Aufdeckung eines schrecklichen Familiengeheimnisses, das ihre Mutter nach sechzig Jahren erfahren hat und dass den Großvater und die Großmutter der Autorin betrifft. Es fällt der Autorin schwer zu glauben, dass ihr Großvater etwas Schreckliches getan haben soll, denn für sie ist es ihr Kinderheld, der immer für die Familie da war, der sie vor allen Gefahren des Lebens beschützt hat. Ganz anders hat sie ihre Großmutter erlebt. Sie zeigt nie Gefühle, man sieht sie nie lachen, Berührungen weicht sie aus....Die Großeltern reden sich nie mit Vornamen an. Aber die Großmutter kümmert sich gut um ihre drei Töchter, besonders sorgt sie sich um die Erstgeborene, Sabines Mutter....Diese erzählt in einem Telefonat ihrer Tochter von der schrecklichen Entdeckung - der grausamen Tat, die der Großvater begangen haben soll. Wie konnte es dazu kommen und wieso verschwiegen die Mitwissenden diese Tat über die vielen Jahre. Die Spurensuche führt Sabine auf den schicksalshaften Lebenweg ihrer Großmutter, die eine glückliche Kindheit in einem polnischen Dorf erlebt hat. Als in den letzten Kriegsmonaten russische Soldaten ihren Vater festnahmen, musste diese, 14jährig, mit ihrer Stiefmutter und ihren kleinen Brüdern flüchten. Ihr Weg führte sie in ein ostdeutsches Dorf, wo sie die Stelle als Magd bei einer Bauernfamilie annahm. Dort begegnete dem Mädchen der Kriegsheimkehrer Friedrich Stein. Obwohl seine Anwesenheit ihr immer Angst machte, heirateten die beiden eines Tages - warum ? Die Erzählung hat mich sehr berührt. In ihrer schon fast dokumentarischen Erzählweise bringt die Autorin die psychische Kälte rüber, von der ihre Großmutter in ihrem Leben umgeben war. Man erfährt beim Lesen, wie der Krieg das Leben von Generationen von Menschen beeinflusst und verändert hat. Ich glaube jeder, der das Buch liest, wird darüber nachdenken, ob es nicht sehr wichtig ist, mehr von den Großeltern oder Eltern zu erfahren, die selbst den 2. Weltkrieg oder die Nachkriegszeit erlebt haben. Dieses Wissen würde sicher das Verständnis der jungen Generation gegenüber der älteren verbessern und das Miteinander in den Familien verstärken. Die Erzählung ist auch Mahnung an alle, dass die Geschichte nicht vergessen werden darf, damit auch die künftigen Generationen daraus lernen können und mit dafür einstehen, Kriege zu verhindern. Besonders in der heutigen Zeit, wo die Flüchtlingskrise in Europa zum größten Problem geworden ist, ist dieses Buch sehr aktuell. Mir hat die Erzählweise der Autorin sehr gefallen, mich fesselte die Geschichte und ich konnte kaum erwarten den Ausgang zu erfahren. Persönlich hat mich diese Geschichte sehr berührt, da meine Mutter auch ein Flüchtlingskind aus den Ostgebieten war, die gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrem damals 4 Monate alten Bruder im Winter 1945 nach Ostdeutschland kam... Die verschiedenen Erzählstränge, z.B. aus der Sicht der Enkelin, die Geschichte ihrer Großmutter und ihrer Mutter, sowie deren Schwestern belebten die Handlung. Sehr gefallen hat mir der Bericht von der gemeinsamen Fahrt in die alte polnische Heimat der Großmutter und deren persönliche Wandlung beim Besuch ihres Elternhauses. Ein Buch, das berührt, zum Nachdenken anregt. Für alle Leser, die historische autobiographische Erzählungen lieben.

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Auf das Buch war ich sehr gespannt. Vor einiger Zeit habe ich auch “Eisenkinder” gelesen was mir zuerst nicht gefallen hatte, dann aber Seite um Seite mehr. “Die Mutter meiner Mutter” habe ich sozusagen gefressen. In 2 Tagen durchgelesen. mich hinein gestürzt, die Geschichte aufgesogen. Die Geschichte hat im Grunde nicht so viel mit mir selbst zu tun aber irgendwie doch, so als Kriegsenkelin, die hier Parallelen findet zu den Menschen in Ihrem Leben. Solche Geschichten zu lesen, vor allem solche aus dem Osten von Deutschland ist schon auch eine Suche nach Antworten. Die Geschichte an sich wäre schnell erzählt – ist Sie aber nicht, und es bleibt auch insgesamt vieles offen auch auf die Frage warum es “Die Mutter meiner Mutter heißt” anstatt meine Oma oder so. Daran störe ich mich aber nicht, denn um gewisse Dinge erzählen zu können braucht es Abstand zu den Dingen . Eine Buchhändlerin die hin und wieder Lesungen anbietet sprach ich auf dieses Buch an und ob das nicht mal eine schöne Einladung wäre, die Sabine Rennefanz. Die Buchhändlerin meinte, wer will schon zu einer Veranstaltung kommen wo es um die Geschichte der Vergewaltigung der eigenen Großmutter geht. Diese Antwort hat mir ein wenig die Sprache verschlafen, denn dies so auszudrücken wird weder dem Buch gerecht noch der Thematik, die eben soviel weiter greift. Und wenn Sie es schon so auf den Punkt bennenen will, wie sehr hat doch Gewalt an Frauen uns alle geprägt? Wie sehr sitzt diese Gewalt in unseren Genen? Wie sehr die Angst und der Schmerz? Wenn schlimme Dinge passieren sind diese nicht einfach vorbei, und genau darum geht es in diesem Buch. Das was passiert, ist sehr sehr lange ein Geheimnis und im nachhinein zieht die Autorin vielleicht so etwas wie ein Resümee im Versuch der Erzählung, die ich immer als ein tasten und suchen empfunden habe, als ein vorsichtig sein, achtsam und bedächtig. Aber genauso auch finde ich einen Willen zur Wahrheit, ein verstehen wollen und sich annähern, genauso wie ein sich neu finden in der Verortung innerhalb der Familienkonstellation die ja nach dem Lüften des Geheimnisses eine andere ist. Und wie es vielleicht manche Kinder und Enkel von Tätern erleben – dieser Schock das die geliebte oder gedacht gekannte Person eben auch jemand ganz anderes war. Was wissen wir Kinder und Kindeskinder schon? Das meiste was Wir wissen, wissen wir doch aus den Erzählungen, wenn denn überhaupt erzählt wird. Wieviel wird sich automatisch zusammengereimt aus kleinsten Andeutungen und kleinen Fragmenten um die herum man eine Geschichte wachsen läßt. Vermutlich der Ordnung halber? Oder um sich daran festzuhalten? Um nicht Ewig im suchen zu schwimmen? Wie schwer ist es sich dem Unglück der Vorfahren zu stellen, wie viel schwerer noch sich den Taten der Täter in der eigenen Familie. Der Großvater kam damals aus der russischen Gefangenschaft zurück… auch einer meiner Großonkels kam von dort wieder, sehr spät, so wie auch der Friedrich Stein, mit dem man schon gar nicht mehr rechnete. Seine Möbel waren verschenkt und in seinem Haus lebten Flüchtlinge… Sabine Rennefanz scheint mir soviel zu erzählen wie nötig aber nie mehr. Es bleibt viel Spielraum. Es wird viel in Andeutungen geschrieben, nichts schreckliches ausgesprochen. Und ist nicht gerade das die Stimmung die man auch kennt? Und die einem wenig Halt gibt? Die Andeutungen reichen und sind vielleicht auch gerade gut weil Raum bleibt für die eigene Geschichte. Das sind doch immer die besten Bücher, also die in denen man sich Selbst ein Stück weit wiederfindet. Und auch ist das schlimme doch gerade wenn es einen Selbst betrifft nicht immer aussprechbar, zumindest geht es mir so, und das finde ich auch gut so, das es schützt vor einer weiteren Entblößung. Und eins wird klar, wie sehr die Vergangenheit, auch wenn Sie geheim war, unser Leben heute prägt. Die Menschen prägt und die Art wie Sie leben. Ich bin so vertieft gewesen das ich mit meinen Markierungen gerade nicht viel anfangen kann und von daher hier auch nichts zitieren möchte. Die 3 Töchter von Friedrich weinen zusammen als er gestorben ist – das fand ich sehr ergreifend und schön, die Mutter der Mutter räumt alles aus dem Haus was Friedrich gehört hat… Das Buch spielt heute und gestern – an beiden Orten könnte man den Eindruck haben das von verschiedenen Personen die Rede ist, doch nur zusammen ist verständlich um was es geht. Es muß ein großer Schmerz gewesen sein für die Autorin, aber ich denke es ist auch sehr sehr heilsam darüber zu schreiben und die Geschichte zu erzählen. Das Buch hat mich sehr berührt. Die Umschlaggestaltung passt ganz wunderbar und ganz hinten auf dem Einschlag findet sich ein wirklich besonderes Foto der Autorin was ich mir lange angeschaut habe, wir sind fast derselbe Jahrgang. “Die Mutter meiner Mutter” empfinde ich ähnlich wichtig wie “Die Mittagsfrau“, es läßt sich aber leichter lesen und hinterläßt auch ein bisschen mehr Hoffnung. Diese Bücher sind auch eine Geschichte der Frauen. Und wir Enkelinnen spüren den Schmerz, nicht wie unsere Mütter die verdrängen, abspalten, nicht wissen wollen, so tun als ob und funktionieren und trotzdem alles an uns weitergegeben haben. Negieren hilft nicht, das ist klar, zumindest uns. Und doch ist gerade das eben auch eine Folge des Traumas das Dinge getrennt sind die ohne das Trauma eine Einheit bilden würden. Erzählte Geschichte. Die Politik der Kriege und der Unmenschlichkeit, wie Sie sich wiederfindet in den Familien, das wird einem klar mit solchen Büchern. Ich empfinde dieses Erzählen als essentiell für die deutsche Identität, auch für die Identität als Frau, denn ich bin auch alle meine Ahninnen, Sie sind alle in mir. Es spielt eine Rolle woher wir kommen. Die Mutter meiner Mutter Sabine Rennefanz 256 Seiten, 19,99 € Verlag: Luchterhand Literaturverlag

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Die Flüchtlingskrise ist aktueller denn je. All das gab es aber schon früher. Auch Deutsche mussten flüchten. Deutschland lag in Trümmern. Die Besatzungsmächte kamen, befreiten Deutschland. Und bis dahin? So viele Familien flohen, wurden zerissen, sahen sich niemals wieder. Sabine Rennefanz erzählt die Geschichte ihrer Großmutter, eine bewegende und wahre Geschichte. Wir, die Enkelgeneration, erfahren so wenig von dem, was unsere Großeltern erlebt haben und durchmachen mussten. Manche können nicht mehr antworten, wenn man sie fragt. Andere möchten es nicht. Es wird totgeschwiegen. So sitze ich hier mit all meinen übrig gebliebenen Fragen und denke an meinen Großvater... Die Story Es geht um Anna. Anna ist 14 Jahre alt, als der Krieg zu Ende war. Und doch beginnt erst jetzt der wahre Kampf für sie. Ihre Eltern sind nicht da. Die Mutter ist schon lange gestorben, der Vater irgendwo im Krieg. Die kleine Anna muss mit ihren noch kleineren Brüdern flüchten. Bis nach Kosakenberg. Sie kommen bei der Familie Wendler auf deren Hof unter. Anna muss dort hart schuften, aber sie dürfen bleiben. Ein fürchterliches Ereignis geschieht und infolgedessen muss die 14-jährige Anna den 20 Jahre älteren Friedrich heiraten, der aus seiner Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt ist. Aus der Ehe gehen drei Töchter hervor. Sabine Rennefanz erzählt die Geschichte ihrer Großmutter. Erst so viele Jahre später wird ein schreckliches Geheimnis aufgedeckt, dass die komplette Familiengeschichte umschreibt. Meine Meinung Es ist furchtbar, wie wenig wir teilweise über unsere Familien wissen. Was unsere Großeltern, oder Eltern durchmachen mussten. Was sie tun mussten. Unsereins kann sich das nicht mehr vorstellen. So viele schreckliche Dinge wurden gesehen, wurden gemacht. Fassungslos war ich nachdem ich fertig war mit diesem Buch. Es ergreift und man bekommt Mitleid. Ich habe tiefes Mitgefühl empfunden. Die Familiengeschichte umzuschreiben, die Wahrheit aufzudecken ist nicht leicht. Sabine Rennefanz hat mit ihrer Familie zu "kämpfen". Das, was selbstverständlich und normal war, ist nicht mehr. Die Geschichte wird neu aufgedeckt und verändert alles. Diesem Buch eine Wertung zu geben halte ich für sehr schwierig. Es ist eine wahre Geschichte. All das ist Geschehen. Daher möchte ich meine Meinung lediglich auf die Schreibweise beziehen. Rennefanz hat einen einfachen und leicht verständlichen Schreibstil. Sie springt zwischen den Zeiten umher, aber auch dies ist gut verständlich. Es tauchen sehr viele verschiedene Personen auf. Das Buch erfordert eine gewisse Konzentration, aber wer aufpasst, der versteht. Empfehlen kann ich das Buch allen, die sich für Nachkriegsgeschichten und wahre Erzählungen interessieren. Ich finde, dass es sehr viele Seiten dieser Zeiten beleuchtet. Für mich ein Schatz.

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Als der Krieg zu Ende war, fing für die vierzehnjährige Anna der Kampf erst an. Ihre Mutter war lange tot, ihr Vater von den Russen verhaftet worden, ihre Heimat verloren. Als Flüchtling machte sie sich mit ihren kleinen Brüdern allein auf den Weg nach Westen und fand in Kosakenberg, einem Dorf in der sowjetischen Besetzungszone, Unterschlupf. Am Hof der Familie Wendler kann sie als Magd härteste körperliche Arbeit leisten. 1949 kehrt Friedrich Stein aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft nach Kosakenberg zurück. Das Deutschland, das er verlassen hat, gibt es nicht mehr : seine Familie ist tot, sein Anwesen von Flüchtlingen besetzt, das Dorf voller Sowjet-Propaganda. Ein gebrochener Mann, zwanzig Jahre älter als Anna. Anna macht die Traurigkeit in seinen Augen vom ersten Tag an Angst. Trotzdem muss sie Friedrich heiraten. Über die Umstände wissen die drei Töchter, die aus der Ehe hervorgehen werden, lange nichts. Sie wundern sich über ihre Mutter, die so anders als andere Mütter sind. Erst zwanzig Jahre nach dem Tod des Vaters kommt ein Geheimnis ans Licht ... Sabine Rennefanz erzählt Anna Steins bewegende Geschichte aus der Perspektive der Enkelgeneration. Brutalität und Gewalt gab es nach dem Krieg in vielen Familien, sie wirkt in den Kindern und Enkeln immer noch nach. Und wie in Annas Fall wurde fast immer weggesehen und geschwiegen. Wow, was für ein Buch !! Der Satz "Ich habe etwas über deinen Großvater herausgefunden ..." ist der Einstieg in die Geschichte, die einen nicht mehr los lässt. Ich war beim Lesen total ergriffen und konnte das Buch einfach nicht weg legen. Das Schicksal von Anna und ihren Töchtern hat mich total in den Bann gezogen, obwohl ich manche Kapitel zwei mal lesen musste, um genau den Inhalt zu verstehen. Das lag wohl an dem ungewöhnlichen Schreibstil aus der Position der Enkelin. Sabine Rennefanz hat wirklich ein großartiges Buch geschrieben, um ein Thema das wohl auch heute noch seine Auswirkungen hat, jedoch immer noch gerne vertuscht bzw. totgeschwiegen wird. Sie hat es geschafft, ohne große Hochs und Tiefs das Buch spannend zu gestalten, so dass man einfach nicht aufhören konnte zu lesen. Ich bin froh, dass ich dieses Buch lesen durfte. Es gibt sehr schöne Einblicke in eine vergangene Zeit, die aber doch nicht vergessen ist. Das Buch machte mich sehr nachdenklich und es zeigt auf eines besondere Weise auf, was der Krieg aus den Menschen machen kann. Meine Bewertung : absolut lesenswert 5 von 5 möglichen Punkten Ich kann Euch dieses Buch wirklich wärmstens ans Herz legen. Das Buch ist es wert, gelesen zu werden.

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<em>Mit dem Satz "Ich habe etwas über deinen Großvater herausgefunden..." leitet die Journalistin Sabine Rennefanz eine autobiographisch angehauchte Reise in eine persönliche Vergangenheit ein. Die Geschichte einer Familie hat sich bereits kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges zugetragen. Jedoch sind die Folgen bis ins 21. Jahrhundert hinein zu spüren, wenngleich sie sich oft nicht artikulieren lassen.</em> <strong>Der Vergangenheit auf der Spur</strong> Die Hauptfigur des Romans ist Großmutter Anna. Sie musste im Alter von 14 Jahren mit ihrer ungeliebten Stiefmutter und drei Brüdern aus der polnischen Heimat in den Westen flüchten. Die historische Patchworkfamilie nahm in Kosakendorf, einem Flecken in der späteren DDR, Zuflucht. Anna fand eine Anstellung als Magd auf einem Bauernhof. Ihr Leben änderte sich schlagartig, als 1949 der 20 Jahre ältere Friedrich Stein aus der sowjetischen Gefangenschaft zurückkehrt. Er hatte zuvor auf dem Hof gearbeitet. Anna jedoch meidet den Mann, weil sie Angst vor seinen traurig wirkenden Augen hat. Trotzdem wird sie gezwungen, ihr Leben an seiner Seite zu verbringen: Er überfällt sie eines Nachts und vergewaltigt Anna, woraufhin diese schwanger wird. Die Dorfbevölkerung, die Anna Zeit ihres Lebens fremd sein wird, zwingt sie zur Heirat. Sie fügt sich und gebiert drei Töchter, vor denen sie ihr düsteres Geheimnis in jedem Fall verbergen möchte. <strong>Das Knäuel wird entwirrt</strong> Sabine Rennefanz erzählt die Familiengeschichte in der Ich-Perspektive aus der Sicht der Enkelin. Das wirkt in einigen Passagen etwas verwirrend, weil die Geschehnisse aus unterschiedlichen Zeiten oft parallel und in einer Rückblende geschildert werden. Die Autorin bedient sich in ihrer Erzählung jedoch eines sachlich neutralen, fast schon emotionsbefreiten Stils. Das wiederum bewirkt, dass die eigentliche Tragödie und deren Folgen umso eindrucksvoller erscheinen. <strong>Fazit</strong> Sabine Rennefanz ist ein grandioses Werk über die Folgen des verheerenden Krieges in Europa gelungen, die vermutlich in allzu vielen Familien bis in die Gegenwart hinein totgeschwiegen werden. Für manchen Leser kann das Werk Anregung sein, sich auf die Suche nach der eigenen Vergangenheit zu machen. Wer jedoch einige Bruchstücke aus der Kriegsgeschichte der Großeltern kennt, die schreckliche Ereignisse vermuten lassen, entscheidet sich vielleicht eher dazu, endgültig mit der Vergangenheit abzuschließen. Wer Mut gefasst hat, dem sei die Trilogie zu Kriegskindern und Kriegsenkeln von Sabine Bode als Einstieg empfohlen. Harry Pfliegl, der Autor der Rezension, gehört zum Autorenpool von [Der Mann für den Text] Detlef M. Plaisier Leipzig.

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Meine Meinung Die Mutter meiner Mutter klingt schlicht, einfach, etwas dramatisch. Das Cover, mit seinen winterlichen Tannenzapfen und den bildenden Kreis um den Titel hat mir sehr gefallen. Ich hatte noch nie ein Buch von Luchterhand in der Hand. Und das wird auch nicht mein letztes sein! Ich habe das Buch angefragt, weil mir das Cover so gefiel, der Titel einfach klang und die Leseprobe vielversprechend war. Es geht um den zweiten Weltkrieg. Es gibt eine Erzählerin – deren Namen glaub ich unbekannt ist – und diese Person erzählt aus der Enkelperspektive über ihre Großmutter – Die Mutter ihrer Mutter. Sie erzählt über die Flucht der Familie, wie die Großmutter ihren Ehemann fand und wie ihr Leben verlief. Manchmal war es traurig; unvorstellbar in unserer Zeit. Manchmal war es mitfühlend und auch unverständlich. Was da alles in dieser Zeit abging – das wäre bei uns nun paradox. Die Erzählerin erläutert viele Kleinigkeiten, über die Freunde von Anna – der Großmutter – von ihrer Stiefmutter Hedwig, ihren Geschwistern und über die Wendlers. Somit ist das Buch eigentlich eine Biographie über der Erzählerin’s Großmutter aus der Sicht der Enkelin. “ Ich habe etwas über deinen Großvater herausgefunden (…) Mit diesem Satz beginnt das Buch und zieht uns mit hinein in eine Reise durch Kosakenberg, der Stadt Sorge und den Überlebenskämpfen- und Problemen einer Familie. Sehr tragende, leicht erzählte Geschichte, ein Hauch von Dramatik mit drin. Traurig an vielen Stellen, mitfühlend und auch Anregend zum Selbstnachdenken, was man von seinem eigenen Leben hat. Was man sich kaum vorstellen kann, ist, weil diese Geschichte mit unserer Zeit kollidiert. Wir haben nun auch viele Flüchtlinge in unserem Land – wie früher auch. Das zeigt somit auch, dass wir so tolerant sein müssten, um ihnen auch eine Chance zu bieten, wie damals… Das Buch des Schweigens hätte man es auch nennen können, denn viele Geheimnisse, Intrigen und Vorfälle, die von Generation zu Generation schweigend weitergegeben wurden und im Dunkeln bleiben. Die Familie schweigt über so vieles. Was ja irgendwie auch selbstverständlich war in dieser Zeit. Wie Annas Geschichte auf dem Dachboden… Das Buch ließ mich – klischeehaft – nicht mehr los. Eine einfache Sprache, keine unverständlichen Synonyme, zwar sehr lange Kapitel, dafür ein kurzes Buch. 251 Seiten beinhaltet es, und ich habe es auch rasch ausgelesen. Das Buch handelt mal nicht über Mord- und Todschlag. Ich wollte mal etwas besinnliches, etwas was zum Nachdenken anregt. Und habe es schlussendlich gefunden. Sehr sehr schöne Geschichte! Fazit Ein Buch, das es wert ist zu lesen. Eine sehr interessante Geschichte zum Lesen, die Einblicke in eine längst vergangene und vergessene Zeit gibt. Das Cover schlicht, dennoch sehr schön, und der Titel treffend. Die Mutter meiner Mutter ist ein Buch, das ich sehr zu empfehlen gestehe.

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