Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezensionen zu
Die Kälte im Juli

Joe R. Lansdale

(3)
(4)
(5)
(0)
(0)
€ 9,99 [D] inkl. MwSt. | € 9,99 [A] | CHF 15,00* (* empf. VK-Preis)

Richard Dane erschießt einen Einbrecher – klarer Fall von Notwehr. Sieht die Polizei auch so. Der Vater des Einbrechers, Ben Russell, sieht das aber ganz anders. Kurz vorher aus dem Gefängnis entlassen sucht er Rache für seinen toten Sohn… Hört sich nach einer einfachen Geschichte an, nicht? Ein durchgedrehter Verbrecher, der Rache für seinen getöteten Sohn sucht. Naaaa, wir wären ja nicht bei Lansdale, wenn das so einfach wäre. Ich hatte das fast verdrängt, und so schafft es Lansdale wieder einmal, mich zu überraschen, in dem das Buch eine völlig andere Wendung nicht. Ein spleeniger Privatdetektiv spielt noch eine Rolle, das Zeugenschutzprogramm und ein Roadtrip. Doch schon bevor diese überraschende Wendung eintritt, gelingt es Lansdale seine Leser in Bann zu schlagen. Das Gefühl, wenn jemand die Privatsphäre verletzt, in die Räume eindringt, in denen man sich gibt, wie man ist, in denen man schläft und träumt. Die Angst, dass das Zuhause nicht mehr sicher ist. Der Einbrecher war nur kurz da, doch was er hinterlässt ist ein Gefühlschaos. Weder Richard noch seine Frau Ann fühlen sich noch sicher. Alarmanlagen und Gitter werden angeschafft, aber so ein richtiges Gefühl von Sicherheit will sich einfach nicht mehr einstellen. Eine permanente diffuse Angst liegt über dem ersten Drittel des Buches. Einzig Jordan, Richards Sohn, ist unbesorgt, da er den Angriff nicht mitbekommen hat. Dabei ist er das Ziel von Ben Russell, der nach dem Leitsatz „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ vorgeht. Und das – das ist nur der Anfang. Danach wird die psychologische Raffinesse nach und nach mit Spannung gesteigert, um zu einem knallharten Hardboiled Krimi zu werden. Lansdale schickt den Leser, nach einer überraschenden Wendung auf einen Roadtrip mit einem abtrünnigen Familienvater, einem alten, verzweifelten Mann und einem leicht irren, schrulligen Privatdetektiv, der aber verdammt viel auf dem Kasten hat. Und natürlich gibt es ein fulminantes Ende mit vielen Waffen. Ganz nebenher flicht Lansdale dabei aber noch ein wichtiges Thema ein: die Vater-Sohn-Beziehung. Schon das Buch ist in die Abschnitte Söhne, Väter und Väter und Söhne aufgeteilt. Und so verbindet diese übergeordnete Beziehung mehrere zutiefst unterschiedliche Menschen und bietet dem Leser ein Potpourri an Charakteren, die wie immer liebevoll ausgearbeitet sind, und immer mit ein wenig Schrulligkeit bereit stehen. Ich bin tendenziell eher skeptisch gegenüber von Vor- bzw. Nachworten, doch diesmal fand ich es sehr interessant. Lansdale erzählt darin, wie er die Idee zu diesem Thriller gefunden hat und wie sie in ihm gereift ist. Er erwähnt auch, dass „Die Kälte im Juli“ anders für ihn war, als seine anderen Romane. Der Einblick des Autors war für mich beeindruckender, als die Worte, die oft von anderen über den Autor angefügt werden. Fazit: Das erste Drittel ist eher ruhig und unterschwellig, während dann ein verrückter Trip beginnt, der in einem hardboiled Ende gipfelt – ein tolles Lesevergnügen, welches mich letzten Sonntag überrascht und gefesselt hat.

Lesen Sie weiter

Auf rund 250 Seiten gelingt Joe R. Lansdale in seinem Roman 'Die Kälte im Juli' das Kunststück, eine ganz und gar unvorhersehbare, von Wendungen und schockierenden Ereignissen geprägte Handlung voranzutreiben, die kaum noch dazu befähigt, das Buch auch nur eine Minute aus der Hand zu legen und einmal mehr unter Beweis stellt, weshalb der Texaner unbestreitbar zu den Größen seiner Zunft zählt und das, obwohl seine Geschichte mittlerweile mehr als 25 Jahre alt ist.

Lesen Sie weiter

In einer texanischen Kleinstadt schrecken in einer Sommernacht des Jahres 1989 Ann Dane und ihr Ehemann Richard aus dem Schlaf hoch und hören, wie das Schloss der Glastür zum Wohnzimmer aufgebrochen wird. Instinktiv schnappt sich Richard den kurzläufigen 38er und ein paar Patronen aus dem Wandschrank und schleicht sich ins Wohnzimmer, wo er einen Einbrecher erwischt. Als Richard im Schein der auf ihn gerichteten Taschenlampe des Eindringlings sieht, dass dieser eine Waffe zieht und auf ihn schießt, feuert Richard zurück und tötet den Mann. Für Lieutenant Price ist es ein klarer Fall von Notwehr, der nicht mal vor Gericht verhandelt werden wird. Schließlich handelt es sich bei dem getöteten Mann um den Kleinkriminellen Freddy Russel, dessen Vater auch gerade erst aus dem Knast entlassen worden ist. Obwohl Price dem von Gewissensbissen geplagten Familienvater davon abrät, zur Beerdigung von Freddy Russel zu gehen, sucht er das Grab seines Opfers auf und macht die Bekanntschaft von Russel Senior. Der macht ganz unverhohlen Andeutungen, dass der Mord an seinem Sohn nicht ungesühnt bleiben wird. Tatsächlich terrorisiert Russel die Danes und dringt sogar nachts unbemerkt in das Kinderzimmer des vierjährigen Jordan ein. Als er dabei jedoch seine Brieftasche verliert, entdeckt Richard ein Foto von Freddy und stellt fest, dass dieser dem Toten gar nicht ähnlich sieht. Um herauszufinden, wen Richard da erschossen hat und warum die Cops ihn angelogen haben, machen sich Dane und Russel auf die Suche und nehmen dazu die Hilfe von Russels altem Kumpel Jim Bob in Anspruch, der sie als Detektiv auf eine Spur führt, die Tod und Verderben bringt… „Mein Magen fühlte sich leer an. Vielleicht war, wie bei Russel, ein Loch in mir, aus dem meine Seele rann. Aber ich wußte, daß jeder Versuch sinnlos sein würde, mir auszureden, was ich vorhatte. Das Ehrgefühl, das ich in mir trug, war übermächtig. Es hatte nichts mit gesundem Menschenverstand zu tun. Es rührte von etwas, das ich meinen Dad einmal hatte sagen hören, einem der wenigen seiner Sätze, an die ich mich wirklich erinnere. Er sagte: Du tust, was richtig ist, weil es richtig ist, und du brauchst keinen anderen Grund dafür. Ein Mann muß tun, was ein Mann tun muß.“ (S. 223) Wer sich darüber wundern sollte, dass in „Die Kälte im Juli“ noch in alter Rechtschreibweise präsentiert wird, muss wissen, dass der Roman bereits 1997 im Rowohlt Verlag unter dem Titel „Kalt brennt die Sonne über Texas“ erschienen ist und Heyne bei der Neuauflage zum DVD-Start von „Cold In July“ offensichtlich einfach die Typografie der Erstübersetzung übernommen hat. Über diese leichte Irritation lässt sich allerdings leicht hinwegsehen, weil Lansdale einfach ein großartiger Autor ist, dessen Werke der Heyne Verlag gerade in seiner famosen Hardcore-Reihe (ebenso wie Richard Laymon, Jack Ketchum, John Niven, James Lee Burke, Jim Thompson und Ryan David Jahn) wiederzuentdecken beginnt und dem deutschen Publikum endlich zugänglich macht. Nachdem Lansdale „Die Kälte im Juli“ mit einem Paukenschlag eröffnet, entwickelt der Thriller einen magischen Sog, in den nicht nur der rechtschaffene Rahmenbauer Richard Dane hineingezogen wird, sondern auch der Leser. Dabei fasziniert das Werk vor allem durch die interessante Konfiguration der drei so unterschiedlichen Männerfiguren. Stehen sich der anfangs so bieder wirkende Richard Dane und der grimmige Ben Russel, der den Mord an seinem Sohn gesühnt sehen will, zunächst wie Feuer und Wasser gegenüber, machen sie bald gemeinsame Sache, um herauszufinden, warum die Cops ein so übles Spiel mit ihnen veranstaltet haben. Und Sonny-Boy Jim Bob bringt nicht nur seine detektivische Spürnase ins Rennen, sondern sorgt mit lockeren Sprüchen auch für hohen Unterhaltungswert in einem Roman, der wie „Cold In July“-Regisseur Jim Mickle im Nachwort treffend bemerkt, eine „fulminante Mischung aus Noir, Western, Samuraigeschichte, Moralparabel und Horrorroman“ darstellt. Wie schon in „Dunkle Gewässer“ brilliert Lansdale nicht nur mit einer starken Figurenzeichnung, sondern auch mit einer stimmigen Atmosphäre, die die moralischen Fragen ebenso deutlich vor Augen führt wie den Geruch von Blei und Blut.

Lesen Sie weiter

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.