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Rezensionen zu
Old School

John Niven

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€ 10,99 [D] inkl. MwSt. | € 11,30 [A] | CHF 15,50* (* empf. VK-Preis)

JOHN NIVEN - Old School (Heyne Hardcore) - die Alten lassen es so richtig krachen - Susan Forbisher ist eine rundum abgesicherte Frau in den Ausklängen ihrer Fünfziger und mit dem Langweiler und beeideten Wirtschaftsprüfer Barry verheiratet. Sie bereitet gerade Kunstblut für ihre Laienspielgruppe „Die Wroxham Players“ vor und er sich Frühstück für einen großartigen Tag. Dass ihr heute noch gründlich das Lachen vergehen wird, ahnt Susan zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Ihre Freundin Julie Wickham hingegen geht einer frustrierenden, von Pisse und Bleichmittel dominierten Putztätigkeit im Altersheim nach und bewohnt eine kleine (A-)Sozialwohnung. Einst war sie jung, sexy und gut betucht. Nun ist sie keines mehr davon, denn heute ist ihr 60. Geburtstag. Das verspricht ihr Frustration pur. Ethel Merriman, noch keine Neunzig, Altersheimbewohnerin, Gelegenheitsdiebin und Hobbyrollstuhlfahrerin hat es faustdick hinter den Ohren. Nicht nur ihr vulgäres Gebärden, sondern auch ihre freche, urkomische Art machen sie einfach sympathisch und zum Knuddeln liebenswert. Jill Worth wiederum ist 67. Sie gehört ebenfalls Susans' Laienspielgruppe an. Linda ist ihre 35-jährige Tochter, die mittlerweile aussieht wie 50. Lindas Sohn Jamie ist schwer krank und nimmt sie nahezu 24/7 in Beschlag. Jamie leidet am De-Havilland-Syndrom, einer seltenen Autoimmunerkrankung die das eigene Lungengewebe angreift. Eine OP, die weltweit nur ein Team in Chicago durchführen kann, würde 60.000 Pfund verschlingen. Geld das sie beide nicht haben. Das sind natürlich alles Probleme, die nicht einfach zu handeln sind. Die beinahe schon enthusiastisch erzählte Story des gebürtigen Schotten John Niven spielt zu Beginn in Wroxham einer kleinen Ortschaft in Norfolk, UK. Später geht es dann einmal quer durch Frankreich. Die Charaktere sind bunt ausgeschmückt, nur allzu lebhaft und des Scheiterns endgültig überdrüssig. Als sich dann auch noch ein, den Damen nur allzu bekannter Freier, einen sechzig Zentimeter langen und sechs Zentimeter im Durchmesser fassenden schwarzen Dildo von einer Domina tief in den Darm stoßen lässt, kann das nicht gut gehen...und das tut es auch nicht! (Zitat Seite 44 : "Er hatte praktisch die Größe von fünf aufeinandergestapelen Cola-Dosen). Voll schwarzen Humor erzählt Niven seine Geschichte der gescheiterten Existenzen, geläuterten Irrwege und unerreichten Ziele. Die coole Story ist zwar durchaus vorhersehbar, dennoch absolut lohnenswert und größtenteils „cozy“ geschrieben. Das Konglomerat aus Altersheim und frustrierten, gescheiterten Existenzen an der Schwelle zum Altwerden ist sympathisch gezeichnet, was es dem Leser ein leichtes macht, empathische Gedanken für die Protagonistinnen zu hegen. Nachdem ihnen ihre allgemeine Geldnot und die damit verbundene ausweglose Situation mehr und mehr vor Augen gehalten wird, fassen die Damen einen irrwitzigen Plan. In ihrer Verzweiflung wenden sie sich an den 89-jährigen Nails, ein ehemaliger Liebhaber von Julie und landesweit bekannten Verbrecher a.D. Man trifft sich, findet sich sympathisch, schmiedet gemeinsame Pläne und schon kann die Sache steigen. In seinem hohen Alter ist Nails allerdings nicht immer so ganz bei der Sache, was er allerdings im denkbar ungünstigsten Moment durchblicken lässt. Und damit treten sie alle das pure Chaos los. Eine bunt ausstaffierte Flucht vor der Polizei und ihrer eigenen Vergangenheit beginnt. Eine Flucht voller Erlebnisse und Abenteuer. Die Alten lassen sich dabei auf die falschen Leute ein und obschon sie es tunlichst vermeiden sollten, streuen sie Spuren wie ein Straßenköter mit starkem Durchfall. Den beißend scharfen Geruch der Polizei stetig im Nacken, sind die Damen ihr doch immer einen entscheidenden Schritt voraus. Die Polizisten Boscombe und Wesley sind lebensecht, vielleicht ein bisschen trottelig, aber nicht wirklich überzeichnet. Das ein solcher, natürlich nicht ganz ernst gemeinter Thriller-Plot geradezu für Übertreibungen prädestiniert ist, dürfte nicht nur dem geübten Leser nur allzu klar sein. Die äußerst humorvolle und warmherzige Story ist ansonsten herrlich schön bekloppt und gehört in jedem Fall auf die Leinwand. Der, 1966 in Irvine, North Ayrshire im Südwesten Schottlands geborene und indes nach England übergesiedelte Autor John Niven wohnt mittlerweile in Buckinghamshire, welches nur knapp drei Auto-Stunden vom ersten Handlungsort Wroxham entfernt liegt. Er studierte bis 1991 Englische Literatur in Glasgow und war später im Marketing und als A&R Manager bei diversen Plattenfirmen (u.a. bei PolyGram) tätig. Als Manager bei London Records lehnte er im Jahre 1997 die Band COLDPLAY mit der Begründung ab, sie seien „Radiohead für Trottel“. Anfang 2002 widmete sich John Niven dem Schreiben und avancierte binnen kürzester Zeit zu einem weltbekannten Thriller- und Drehbuchautor. Sein überaus erfolgreiches Werk „Kill Your Friends“ wurde im November 2015 von Regisseur Owen Harris verfilmt. Nicholas Hoult (u.a. X-Men; Mad Max: Fury Road) spielt darin die Hauptrolle des A&R-Managers Steven Stelfox. Meine Wertung: 85/100 Link zur Buchseite des Verlags: https://www.randomhouse.de/Buch/Old-School/John-Niven/Heyne-Hardcore/e460314.rhd Aus dem Englischen von Stephan Glietsch Originaltitel: Sunshine Cruise Company Originalverlag: Heineman Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, 400 Seiten, 13,5 x 21,5 cm ISBN: 978-3-453-26945-3 € 19,99 [D] | € 20,60 [A] | CHF 26,90* (* empfohlener Verkaufspreis) Verlag: Heyne Hardcore Erschienen: 09.11.2015 More Hard Stuff @ www.lackoflies.com

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Die Figuren sind wirklich traumhaft charakterisiert. Wir haben hier: Julie, die durch den Betrug ihres Ehemannes alles verloren hat und nun im Altenheim "Pisse aufwischen" muss und in einer kleinen Sozialwohnung lebt. Ihre Freundin Susan, führt da noch ein ausschweifendes Leben, da ihr Ehemann als Wirtschaftsprüfer richtig gut verdient. Das ändert sich leider mit seinem Ableben. Er erleidet einen Herzinfakt bei einer...nun sagen wir mal "sexuellen Handlung" mit einer Prostiturierten in einem hmm "Liebeskeller" der ihm gehört. Leider hat er nicht nur viel Geld in die reichhaltige Ausstattung des Liebeskellers gesteckt sondern auch in die Prostituierten, wie zahlreiche Beweißfotos belegen. Er hinterlässt Susan somit in Scham und mit Schulden. Jill ist die Oma eines schwer kranken Kindes. Der kleine Jamie hat eine schlimme Lungenerkrankung und nur eine OP kann ihn retten. Leider kostet die Geld....viel Geld.... ganze 60.000 Pfund, wovon die Familie schon durch Spenden 30.000 Pfund zusammen hat. Leider geht es dem kleinen Jamie zusehens schlechter und das Geld kann nicht so schnell aufgetrieben werden, wie er die Operation benötigt. Ethel, mit dem Aufkleber "Kein Schwanz ist so hart wie das Leben" auf ihrem Rollstuhl. Hat eine (auf Wienerisch:) "Goschn wia a Schwert" und kennt sich mit Waffen aller Art aus. War mal richtig berühmt und hat geschauspielert und wohnt jetzt im Altersheim, wo Julie arbeitet. Mit ihrem Greifarm, holt sie sich bevorzugt Bullenklöten.... Alle Frauen haben eins gemeinsam, sie sind alt und arm und haben nix mehr zu verlieren. Dann kommen sie auf die Idee einfach mal eine Bank zu überfallen. Julie bittet ihren Exfreund Nails ihr zu helfen und dieser plant den Überfall und soll mit dem Fluchtauto auf die Frauen warten, die in der Zwischenzeit die Bank überfallen. Doch leider kommt es anders als geplant... Die Aussprache (vor allem von Ethel) ist wirklich derb und nix für schwache Gemüter, dennoch ist es nicht so schlimm wie bspw. ein Irvine Welsh Roman. Also dagegen ist dieser Roman regelrecht gesittet.

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Julie Wickham hat Geburtstag. Sie wird 60 Jahre alt, feiert aber nur in kleinstem Kreis. Ihre Freundin Susan wartet beim besten Italiener Wroxhams "La Taverna" auf sie, wo sie schließlich verspätet eintrifft. Parkplatzprobleme gibt sie als Grund vor, doch leider klemmt es an ganz anderer Stelle. Julies Leben als erfolgreiche Unternehmerin erfuhr eine bittere Wende, als ihr Lebensgefährte und Geschäftspartner mit dem Firmenvermögen durchbrannte und fortan nicht mehr gesehen wurde. Seither lebt sie in einer Sozialwohnung und ist als Aushilfe in einem Pflegeheim tätig. Dort lernt sie die resolute Ethel kennen, die mit ihren 87 Jahren nicht daran denkt, sich irgendwelchem Reglement anzupassen, schon gar nicht, mit ihrem Rollstuhl für irgend jemand zu bremsen. Die gemeinsame Freundin Jill Worth hat ebenfalls größere Probleme. Ihre Tochter Linda hat ein schwerkrankes Kind. Jamie leidet an einer seltenen Lungenkrankheit und die einzige Klinik der Welt, die dieses Leiden beenden könnte, ist in Chicago. Die aufwendige Operation würde allerdings 60.000 Pfund kosten, was sich die junge Familie nicht leisten kann. Susan ahnt nicht, dass auch sie sehr bald vor einem Scherbenhaufen stehen wird. Ihr langjähriger Ehemann, ein ebenso spröder wie vereidigter Wirtschaftsprüfer, hat nach seinem hässlichen Ableben ein paar bizarre Überraschungen auf Lager. Die versammelten Damen aber auch. Es werden Pläne geschmiedet ... Nach "Coma" (2009) legt John Niven mit "Old School" eine weitere Thriller-Komödie vor, jedoch unter gänzlich anderen Vorzeichen. Diesmal sind die "Alten" an der Reihe und sie brauchen sich keineswegs zu verstecken. Ganz im Gegenteil, denn je älter sie sind, desto mehr machen sie ihren jüngeren Zeitgenossen vor, allen voran Ethel, die insbesondere ihr Mundwerk als Waffe zu benutzen weiß. Einmal mehr glänzt der schottische Autor mit einer ganzen Vielzahl von liebenswert-derben Unverschämtheiten in alle Himmelsrichtungen und mit brachialer Situationskomik, welche die Existenz der Grenze des guten Geschmacks leugnet. Insbesondere seine älteste Protagonistin besticht als verbale Dreckschleuder auf Rang eins. Mit der englischen Polizei steht der Autor wohl auf Kriegsfuß oder zumindest in kritischer Distanz. Anders kann man sich seine Figur des Detectice Sergeant Hugh Boscombe, einem Trottel vor dem Herrn, nicht vorstellen. Allerdings haben wir diesem Einfaltspinsel, dem kein Fettnapf zu groß zu sein scheint, eine ganze Reihe von herrlich schräger Action zu verdanken, beispielsweise die sicherlich skurrilste Verfolgungsjagd, die Hollywood noch nicht verfilmt hat! Auch im Zusammenhang mit diesem Werk, sollten Leserinnen und Leser, zum weiteren Verständnis der Lektüre, dem Sarkasmus nicht abgeneigt sowie in der Lage sein, sich an einem gerüttelt Maß Schadenfreude zu ergötzen. Spannender, lustiger, derber und unverschämter kann ein Thriller nicht sein. Schräg. Hart. Derb. Niven.

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Dies ist das erste Werk was ich vom Autor John Niven in den Händen habe und es wird nicht das letzte bleiben, hoffe ich. Ich habe mich nicht voher informiert, weder über das Werk noch über den Autor. Ein Rentnerteam will eine Bank überfallen. Eine lustige Vorstellung, die Humor verspricht. Die Geschichte ist voller schwarzem Humor und das gefällt mir sehr. Schwarzer Humor gepaart mit Dialogen die ihren Meister suchen. Gerd Köster gibt der Story einen eigenen Charme. Die Imitationen der Frauenstimmen war manchmal etwas gewöhnungsbedürftig, aber ansonsten war der Mix der Stimmen, aber auch die verschiedenen Stimmlagen hervorragend umgesetzt. Die Figuren werden lebendig durch seine Sprechweise. Die Charaktere sind gut gemacht. Jeder Charakter ist auf seine Weise schräg und liebenswürdig zugleich. Man fiebert mit den Damen mit, allen voran nach dem Bankraub. Das Hörbuch ist ein genialer Augenschmaus für zwischendurch. Man kann herzhaft Lachen und das bei so einem bissigem schwarzen Humor.

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Als das wohlbehütete Leben der sechzigjährigen Susan Frobisher plötzlich völlig aus den Fugen gerät und sie erfährt, dass sie nun dank den Machenschaften ihres plötzlich verstorbenen Ehemannes schlichtweg pleite ist, macht sie sich Gedanken und beschließt, sich das nicht vom Leben bieten zu lassen. Sie möchte nicht enden wie ihre beste Freundin Julie, die ebenfalls schon einmal alles verloren hat und mittlerweile in einer Sozialwohnung lebt und die Böden im Altersheim wischt. Ein Leben auf Sozialkosten im Altersheim ist etwas, dass die beiden sehr abschreckt. Wollen sie jemals selbst hier enden? Dann ist da ja ich noch ihre Freundin Jill, deren Enkelkind schwer krank ist und das Geld trotz mehrfacher Spendensammlungen hinten und vorne nicht für die Operation reicht. Es muss etwas passieren, denn eine Altersarmut wollen sie nicht akzeptieren. Ein Banküberfall muss her! So schwer kann das ja nicht sein, zumal Susan bei ihrem letzten verzweifelten Besuch bei ihrem Bankberater etwas Wichtiges und Hilfreiches erfahren hat. Susans Freundin Ethel - über achtzig, Flucht, trinkt, und hat Geschichten auf Lager, dass die Wände wackeln - sitzt zwar im Rollstuhl, aber es hindert sie keinesfalls, dank diesem Vorhaben teilzunehmen. Im Gegenteil: Endlich passiert mal wieder etwas Aufregendes, da bleibt sie nicht freiwillig im Altersheim. Hilfe muss natürlich auch her, in Form eines ebenfalls in die Jahre gekommenen ehemaligen Bankräubers, der zwar ohne sein Sauerstoffgerät nicht kann und auch immerzu etwas vergesslich ist, aber was macht das schon? "Es ist besser, etwas zu bereuen, was man getan hat, als etwas, dass man nicht getan hat." Herrlich schräg und vor allem sehr temporeich geht es zu, den die Geschehnisse gipfeln in einem actionreichen Roadtrip. John Niven schafft es, seiner mit etwas britischem angehauchten Satire mit diesen Charakteren wunderbar, Leben und Dynamik einzuhauchen. So unterschiedlich sie alle sind, so perfekt passen sie auch zusammen und gerade ihre etwas überzeichneten Eigenschaften machen es auch, dass man immer wieder herzlich lachen muss. Es geht chaotisch zu und die Truppe hat oftmals mehr Glück als Verstand - aber es ist herrlich! Zumal sie ja von dem etwas trotteligen Sergeant Boscombe und seinem nach gutem französischem Essen süchtigen Kollegen gejagt werden. Boscombe hat aufgrund diverser Vorkommnisse immerhin ganz persönliche Rache an dieser Truppe geschworen. Der Tonfall ist in typischer John-Niven-Manier direkt, offen und hin und wieder flapsig und er nimmt wie gewohnt kein Blatt vor den Mund. Die Thematik ist Ansicht eine sehr ernste und Niven ist es gelungen, Ernsthaftigkeit und Humor gekonnt zu vermischen. Immer wieder lässt er Passagen und Gespräche einfließen, die nachdenklich stimmen und letztlich haften bleiben. Gelesen wird das Hörbuch von Gerd Köster. Seine Stimme passt hervorragend und er schafft es, dieser verrückten Satire den nötigen Charme zu verleihen und wird Nivens Stil gerecht. Kopfkino pur! PERSÖNLICHES FAZIT Eine gelungene und vor allem rasante Satire über ein ungewöhnliches, aber äußerst liebenswertes Bankräuber-Team. Schwarzer Humor von seiner herrlichsten Seite in typischer John-Niven-Manier. Mal urkomisch und schräg, mal sehr derbe und direkt, aber aufgrund des doch ernsten Hintergrundes auch immer wieder mit leisen und nachdenklichen Tönen. Wer einen Niven lesen möchte, sollte allerdings hinsichtlich seiner zynisch-derben Sprache nicht empfindlich und in Watte gepackt sein. Niven hat mir einmal mehr ein "Rundum-Sorglos-Unterhaltungspaket" geliefert, an dem es so rein gar nichts zu meckern gibt.

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Mit diesem Roman ist John Niven ein herrlich sarkastisches Meisterstück gelungen, denn in dem im November 2015 im Random House Verlag erschienen Hörbuch geht es nach relativ harmlosen Start ziemlich zur Sache - ganz unter dem Motto „Mit 66 Jahren ...“. Aber Achtung: Die Sprache ist teilweise derbe, respektlos, cool und witzig! Wer sich darauf einlassen mag, wird eine Menge Spaß haben! Ich hatte ihn jedenfalls! Zu Beginn des Hörbuchs dürfen wir in die Leben vier älterer Damen zwischen 60 und 87 Jahren blicken, die alle in mehr oder weniger bescheidenen Verhältnissen leben - außer Susan, die zwar recht bieder, aber gut versorgt zu sein scheint. Sie und ihre beste Freundin Julie sind gerade 60 Jahre geworden. Julie, die früher das glamourösere Leben der beiden führte, muss sich nach einigen Lebenspannen ihr mageres Leben durch einen Job im Altersheim mehr recht als schlecht verdienen. Hier lernte sie Ethel kennen, eine im Rollstuhl sitzende vulgäre Fettel, wie es auf den ersten Blick scheint. Die vierte Dame ist Jill, die Susan aus der Laien-Theatergruppe kennt. Jill hat Sorgen wegen ihres todkranken Enkelsohnes, für den sie jeden Cent zusammenkratzt und Spendengelder sammelt, die aber längst nicht für die teure Behandlung reichen. Doch dann kommt alles ganz anders als erwartet und selbst Susan erlebt ein Desaster. Eigentlich hat nun auch sie nichts mehr zu verlieren und so entsteht die wahnwitzige Idee eines Banküberfalls. Wie gut, dass Julie Nails, einen ehemaligen Bankräuber kennt, der ihnen schnell klar macht, dass er a) dabei sein will und sie b) noch zwei weitere im Bunde brauchen. Ethel ist sofort dabei, nur Jill ist schwer zu bewegen. Doch schließlich steht der Entschluss fest. Die schräge Rentnertruppe unternimmt einen dilettantisch durchgeführten Banküberfall und begibt sich auf eine irrwitzige Flucht von England nach Frankreich, die so kurzweilig, spannend und humorvoll geschildert wird, dass kein Auge trocken bleibt. Dabei wird die Rentnergang vom besessenen Sergeant Boscombe und seinem gutmütigen Adjutanten Wesley gejagt. Die Charaktere sind allesamt äußerst ausgereift und passen entweder perfekt oder so gar überhaupt nicht zueinander, dass es eine wahre Wonne ist, den Interaktionen zu folgen. Da ist zum einen die äußerst vulgäre Ethel, ein früherer Tanzstar, der für niemanden bremst und nach einem aufregenden Leben lechzt, dann ihr Konterpart, die zartbesaitete Jill, die immer alles richtig machen möchte. Julie, die einmal ein so aufregendes Leben führte und nun große Geldsorgen hat, oder Susan, die ihr beschauliches Leben abrupt ändern muss. Zu Beginn ein Kurzauftritt von Barry, dem masochistischen Sexmonster, genau wie vom alten und senilen Ganoven Nails und schließlich der ungehobelte, übermotivierte und zum Unmut seines Chefs Wilson kein Fettnäpfchen auslassende Sergeant Boscombe mit seinem beflissenen Adjutanten Wesley. Der schwarze Humor ist an einigen Stellen sicher derb, aber so surrealistisch, dass die Derbheit einfach nicht ernst zu nehmen ist. Richtig herrlich. Natürlich ist viel überspitzt und einiges vorhersehbar, doch das ist sicher auch so gewollt, denn mit so mancher Wendung rechnet man dadurch sicher nicht und der temporeiche, trocken überzogene, humorige Erzählstil ist so anschaulich, dass ein wahrliches Kopfkino entsteht. Ebenso passt die Sprecherstimme Gerd Kösters - mit seiner etwas rauen und gelassenen Tonart - perfekt zu diesem trockenen Humor Nivens. Fazit: Wer schwarzen Humor mag, wird hier aufs Feinste bedient! Ich fühlte mich über 10 Stunden lang bestens unterhalten und war jederzeit gespannt, wie es weiter geht!

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Das Motiv alternder Gentlemen-Gauner ist sicherlich keine unbedingt neue Erfindung von John Niven, ebenso, wie das Hineinführen der Figuren in teils irrwitzige Szenarien und Abläufe auch anderswo in vielfacher Form bereits gelesen werden konnte. Wie nun aber Niven diese beiden Motive zusammenführt, wie er seine vier „Frauen im besten Alter“ (davon eine im sehr vorgerückten „allerbesten Alter“ von 87 Jahren) nun aber zueinander finden lässt, die Charaktere mit Liebe entfaltet und dann „auf die Banken“ (und ermittelnde Polizeibeamte) loslässt, das ist schon mit sehr trockenem Humor und wunderbarer Respektlosigkeit versehen. Gerade weil er seinen Protagonistinnen mehr Glück als Verstand und kriminellem Können mit auf den Weg gibt, ergeben sich ein um das andere Mal fast aussichtslose Momente, die Niven mit Genuss dann doch mit Schlupflöchern versieht. Bis hin zum „heißen Reifen“ der „Flucht-Fahrerin“ in der dreißiger Zone. Dass Susan zu Beginn der Ereignisse sich im Glück (wenn auch im langweiligen) wähnt, dass sich dann aber ihr (eben langweiliger) Ehemann Barry als sexuelles Monster erweisen wird (natürlich nicht bei ihr), und wie Niven dann allein schon die Szenerie in der heimlichen „Spiel-Wohnung“ des braven Ehemanns schildert, lässt bereits kein Auge trocken und führt ebenso zu manch hartem Schlucken, wenn Niven aber sehr genau beschreibt, wie dieses eine Sex-Spielzeug den Tod des Mannes mitverursacht hat. Und da nun Susan vertrauensvoll alles unterschrieben hat, was ihr Mann ihr murmelnd im Lauf der Jahre vorgelegt hatte, steht da nach dessen Ableben eine erkleckliche Summe an Schulden im Raum, Die ihre beste Freundin so nicht aufzuweisen hat, aber demgegenüber auch nur von einem Guthaben träumen könnte. Während Jill´s Enkel operiert werden müsste (35.000 Pfund) und das Geld nicht da ist. Während Ethel einfach auch unterfordert ist im Seniorenheim, das wird vom ersten Augenblick ihres Auftretens an klar. Also, da auf legalem Wege genügend Geld nicht gefunden werden wird, machen sich die vier Damen stante pede auf, der ein oder andern Bank einen ganz besonderen Besuch abzustatten. Und alles könnte so schön sein, wenn nicht Sergeant Boscombe alle Kräfte mobilisieren würde, die Verbrecherinnen dingfest zu machen. Gut für das weibliche Quartett ist dabei allerdings, dass Boscombe ein inniges Verhältnis mit jedem Fettnäpfchen pflegt, das am Wegesrand auftaucht. Bis hin zu einer finalen Verfolgungsjagd, die ob der gewählten „heißen Reifen“ und der Gabe Nivens, sehr, sehr plakativ und anschaulich zu erzählen, einen mitreißenden (und später „erfrischenden“) Verlauf nehmen wird. Wunderbar überzogene, temporeiche und flüssig erzählte Unterhaltung, die hier und da zu sehr überspitzt und in weiten Teilen ein stückweit vorhersehbar verbleibt. Dabei aber viel Freude bereitet.

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Seitdem ich von John Niven "Straight White Male" gelesen habe, ist er für mich als Autor nicht mehr wegzudenken, da sein Stil etwas ganz Besonderes ist. So freute ich mich wie Bolle auf sein neustes Werk. In der Geschichte geht es dieses Mal um zwei beste Freundinnen, die bereits ein reifes Alter erreicht haben. Während Susan Frobisher bisher ein glückliches Leben als Hausfrau führte, hatte ihre Freundin Julie Wickham weniger Glück, denn sie lebt in einer Sozialwohnung und arbeitet als Aushilfe. Doch dann stirbt Susans Mann und ihr Leben verändert sich schlagartig. Kann ein Bankraub ihr Leben und das ihrer Freundin positiv verändern? Wer John Nivens Bücher kennt, der weiß dass der Autor alles direkt und ungeschönt beschreiben muss. Da darf auch mal erklärt werden, wie der Urin einzelner Patienten aussieht. Trotz des ernsten Themas gelingt es Niven eine ordentliche Portion Humor der Geschichte beizufügen, denn ich habe mich herrschaftlich amüsiert. Ein auktorialer Erzähler führt uns durch die überaus spritzige Handlung. Die dargestellten Charaktere sind alle sehr speziell und trotzdem kann man sich sowohl in Susan und Julie als auch in Jill und Ethel hervorragend hineinversetzen. Die Protagonisten sind mit Gefühl beschrieben und haben Tiefgang. Die Story regt zum Nachdenken an, denn beim Lesen fragte ich mich, ob ich in so einer Situation ähnlich handeln würde und ob ich es überhaupt könnte? Dem Autor gelingt es zudem sehr gut die Ängste der 60 plus Ladys darzustellen. Fazit: Wer auf skurrile Geschichten steht und dem Sarkasmus nicht abgeneigt ist, der sollte sich diese actiongeladene Verfolgungsjagd nicht entgehen lassen. Ich kann nur eine klare Leseempfehlung aussprechen. Genial!

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