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Rezensionen zu
Widerrechtliche Inbesitznahme

Lena Andersson

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"Seit Ester Nilsson mit achtzehn Jahren begriffen hatte, dass es im Leben darum geht, die Traurigkeit zu verjagen, und seit sie zu diesem Zweck auf eigene Faust Sprache und Ideen entwickelt hatte, hatte sie sich im Leben nie mehr unwohl gefühlt, war kaum je einmal niedergeschlagen gewesen, Sie arbeitete stetig an der Entzifferung der Welt und der Beschaffenheit der Menschen." Das alles ändert sich schlagartig, als Ester den Auftrag bekommt einen Vortrag über den Künstler Hugo Rusk zu halten. Ester ist 31, freie Autorin, eine kluge, gebildete Frau und mit ihrer Arbeit recht erfolgreich. Sie lebt in Stockholm in einer wenig aufregenden, aber harmonischen Beziehung mit Per. Als sie an dem Vortrag über Hugo Rusk, einem charismatischen, sehr bekanntem bildenden Künstler schreibt, versenkt sie sich tiefer als gewohnt in dessen Werke und beginnt sich ein eigenes Bild von ihm zu machen. Ester ist fasziniert. Der Vortrag wird ein Erfolg, sie begegnet Hugo persönlich, er ist begeistert von ihrem Vortrag und bietet ihr an, ihn doch einmal in seinem Atelier zu besuchen. Ester ist sofort vollkommen eingenommen und verliebt (und verliert) sich auf Anhieb. "Sie erinnerte sich vage, dass sie sich noch vor kurzer Zeit mit anderen Dingen beschäftigt hatte als mit ihren Gefühlen, sie hatte sich für die Welt interessiert, versucht, alles Mögliche zu lernen, und sich darüber gefreut, dass sie existierte. Jetzt versuchte sie nur zu begreifen, ob er sie wollte oder nicht." Die beiden treffen sich öfter, es entwickelt sich eine Beziehung, die zunächst geprägt ist von intensiven philosophischen Gesprächen über Kunst und Weltanschauung. Irgendwann landen sie auch im Bett. Ester lässt sich so stark auf Hugo ein, dass sie sich binnen kürzester Zeit soweit von ihrem bisherigen Partner entfernt, dass die Beziehung in die Brüche geht. "Jedes Mal, wenn sie etwas kommentierte, kehrte Stille ein. Hugo bezog sich nie auf das, was Ester gesagt hatte. Ester bezog sich immer auf das, was Hugo gesagt hatte. Sie interessierten sich beide nicht sonderlich für Ester, aber sie interessierten sich beide sehr für Hugo." Was sich nun entspinnt, ist der Wahnsinn einer unerfüllten Leidenschaft, einer einseitigen Liebe und zwar beeindruckend genau und auf hohem Niveau erzählt. Andersson schafft eine Atmosphäre, die den Leser derart in die Geschichte hineinzieht, dass er glaubt sie am eigenen Leibe zu erleben, alles zu verstehen, allen Schmerz, alle Höhenflüge und dennoch ständig eingreifen will, um die masslos Liebende vor dem absehbaren Abgrund zu bewahren. Das Warten, das Sehnen, das Hoffen. Das Buch hat sicher auch deshalb eine so starke Wirkung, weil wohl jeder etwas dergleichen schon erlebt hat. Der Freitag quälte sich dahin. Die üblichste Frage seit der Erfindung des Telefons könnte sein: Warum ruft er nicht an? Es war zwei, drei, vier Uhr, und er rief nicht an. Sie legte sich aufs Bett und las Majakowskis "Wolke in Hosen", weil er es als wichtig bezeichnet hatte. Der Titel war phantastisch, die Gedichte hatten ihre Vorzüge, aber vieles daran lies sie unberührt." Ester ist eine reflektierende Frau, die sich durchaus selbst durchschaut und dennoch nicht anders handeln kann. Den mahnenden Stimmen des "Freundinnenchores" zum Trotz verliert sie ihre Selbstbestimmtheit Hugo hingegen bleibt unabhängig, er leidet nicht, er zieht sich einfach zurück, ist Meister im Ausweichen, Verschweigen und Hoffnung schüren. "Sie hörte alles, was sie zu hören brauchte, um endlich zu verstehen, dass sie ihrer Wege gehen müsste und nie mehr über diesen Mann nachdenken dürfte. Aber sie konnte dieses Wissen nicht ihrem autonomischen Erkenntnissystem einverleiben. Es blieb auf einem äußerlichen Niveau, wo Ausflüchte sich davon ernähren, was gerade zu haben ist." Anderssons Buch wird getragen von den gekonnt geschilderten(auch inneren) Dialogen und der geschliffenen, genau analysierenden Sprache. Es ist einer der interessanteren und anspruchsvolleren Romane über die Liebe. Ein Buch, dass mich stark in seinen Bann gezogen hat! Sehr sehr empfehlenswert! Lena Andersson lebt als Autorin und Journalistin in Stockholm und hat für diesen Roman 2013 den renommiertesten Literaturpreis Schwedens erhalten.

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Thalia Deutschland GmbH & Co. KG

Von: Isabell Dröse aus Münster

10.07.2015

Ich habe es mit großer Begeisterung gelesen, in diesem Buch steckt einfach so viel... Wahrheit. So oft habe ich gedacht: "Ja, genauso war es auch bei mir" oder "Oh Gott, war das wirklich auch so bei mir?!", nach diesem Erlebnis hab ich den anderen Auszubildenden davon erzählt, das Buch macht seitdem bei uns die Runde, und jeder bringt irgendwie das gleiche Feedback zurück. "Es ist, als hätte mich und mein unglückliches Liebesleben von oben herab beobachtet und das in wunderbare Worte gefasst", hab ich zum Beispiel zu hören bekommen. Wir sind alle wirklich sehr begeistert und finden es schade, das dieses Buch medial so wenig Aufmerksamkeit bekommen hat. Also, um es nochmal zusammenzufassen: Wir sind alle hin und weg!

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Selten wurden die Höllenqualen einer einseitigen Liebe so treffend und bewegend geschildert wie in diesem Roman. Der Titel bringt die Handlung auf den Punkt und kann doppeldeutig verstanden werden: Die Protagonistin Ester wird so stark von ihren Gefühlen zu einem Mann in Beschlag genommen, dass sie ihrerseits von ihm Besitz ergreift. All das ahnt Ester noch nicht, als sie einen Vortrag über den erfolgreichen Künstler Hugo Rask vorbereitet und sich schon vor der persönlichen Begegnung in ihn verliebt. Die Figur der Ester war mir auf Anhieb sympathisch. Mir imponierte ihr Lebenskonzept, als Dichterin und Essayistin ihre Zeit hauptsächlich damit zu verbringen, zu lesen, zu denken, zu schreiben und Gespräche zu führen. Ihre Sensibilität gegenüber der Sprache wird ihr jedoch zum Verhängnis, als sie versucht, Hugo Rask vergeblich an sich zu binden: Jede Bemerkung, jedes Wort des Begehrten wird wie ein Insekt seziert, analysiert und gedeutet. Manchmal wunderte ich mich, dass eine so kluge Frau wie Ester nicht souveräner mit der Situation umgehen kann. Aber selbst Intellektuelle, die sich philosophisch und psychologisch mit dem Thema Liebe auseinandersetzen sind vor ihren eigenen Gefühlen und dummen Handlungen nicht gefeit. Wer schon einmal unglücklich verliebt war, weiß wie weit die Selbsterniedrigung gehen kann, um nur ein Fünkchen Zuneigung zu erhaschen und seine Sehnsucht zu stillen. Die schwedische Autorin Lena Andersson beschreibt die ganze Bandbreite von ekstatischen, absurden und ernüchternden Momenten in ihrer ganz eigenen poetischen und unverbrauchten Sprache auf literarisch sehr hohem Niveau. Sicher werde ich den Roman noch ein zweites Mal lesen, um mir die feinen Nuancen zu Gemüte zu führen.

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Über die Liebe schreiben, ohne dabei langweilig oder trivial zu werden, ist eine hohe Kunst. Die schwedische Autorin Lena Andersson kann das. “Widerrechtliche Inbesitznahme” ist der Titel ihres Romans, in welchem die Protagnositin Ester vorübergehend ihre Selbstbestimmung und die Kontrolle über das eigene Leben verliert. Hals über Kopf hat sich die grundsätzlich pragmatisch und gut durchorganisierte Ester Nilsson in den wesentlich älteren prominenten Künstler Hug Rath verliebt, über den sie einen Vortrag halten soll. Die Beziehung zu ihrem Freund beendet sie wenige Wochen später, nicht ohne diesem dabei das Herz zu brechen, was Ester jedoch wenig interessiert. Der angebetete Hugo nimmt Esters Aufmerksamkeiten entgegen, erwiedert diese soviel wie eben notwendig ist, um den Hunger der jungen Frau am Leben zu halten. Seine Fernbeziehung verschweigt er ihr, ohne je über sie lügen zu müssen. Ester ahnt zwar von der Existenz der Anderen, will den Geliebten aber nicht mit Fragen erschrecken, ihm Raum lassen. Es kommt zum sexuellen Kontakt, Hugo zieht sich zurück, Ester bleibt dran. Sie hält an einer Liebe fest, die sie unglücklich macht und sich von ihr selber entfremdet. Sie analysiert jeden ihrer Handlungen, gängelt sich für jeden begangenen Fehltritt, klammert sich an jeden Funken Hoffnung, den sie erahnen kann. Lena Andersson beobachtet in ihrem Buch das Gefühl der unerwiederten Liebe, analysiert und seziert es. Doch so hässlich die Fratzen manchmal sind, die einem das hochgelobte Gefühl der Liebe in diesem Buch zeigt, nie wird Andersson dabei bitter oder zynisch. Immer behalten die Protagonisten ihre Würde. Niemand verliert in “Widerrechtliche Inbesitznahme” sein Gesicht, ob Verlassende, Verlassener, Betrüger oder Betrogene. Sie alle verhalten sich im Auge ihres Gegenübers komplett falsch. Sie sind geozentrisch, anstrengend, besitzergreifend und herzlos. Und doch hält man beim Lesen zu jedem einzelnen der Protagonisten, denn jede dieser Rolle kennt man aus dem eigenen Leben. “Wiederrechtliche Inbesitznahme” erinnert beim Lesen an die Spiegelbilder, welche das Leben und die Liebe einem gelegentlich entgegenhalten und die man so nie sehen wollte. Es ist ein Trostbuch für alle, die sich schon einmal im Namen der Liebe seltsam verhalten haben, randvoll mit präzisen Beobachtungen über das merkwürdige Verhalten der unglücklich Liebenden, die Andersson und ihre Übersetzerin in wundervollen Sätzen festgehalten haben.

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Ester Nilsson lebt seit vielen Jahren in einer wohlfunktionierenden, vernünftigen Beziehung mit Per. Sie hat Philosophie studiert und ist mit ihren 31 Jahren eine bereits mehrfach veröffentlichte Dichterin und Essayistin. In ihren Arbeiten sucht sie nach der Wahrheit, danach, wie die Welt tatsächlich ist. Als Ester einen Vortrag über den Künstler Hugo Rask halten soll, ist sie begeistert - Per und sie verfolgen dessen gesellschaftskritisches Schaffen seit Jahren aufmerksam. Gewissenhaft arbeitet sie sich in Hugos Schaffen ein, schreibt ihren Vortrag minutiös und kleidet Hugo dabei in ihre Worte, macht in sich so zu eigen. Am Abend des Vortrags ist es schließlich so weit: Ester lernt Hugo, mit dem sie sich so intensiv beschäftigt hat, endlich kennen. Dieser Moment verändert für sie alles, sie verliebt sich Hals über Kopf in Hugo. Eine sanfte, vielversprechende Konversation findet an diesem Abend ihren Anfang, Ester lässt nichts unversucht, um mit Hugo in Kontakt zu treten. Ihre Beziehung zu Per leidet unter ihrer emotionalen Abwesenheit und es kommt zum Bruch. Doch Ester war nie glücklicher - sie hofft auf eine Erwiderung ihrer Gefühle durch Hugo. Immerhin teilen sie Abende intensivster Gespräche und schließlich auch mehr. Ester gerät mehr und mehr in Abhängigkeit von Hugo und muss schließlich erkennen, dass sie sich in ihrer blinden Verliebtheit andere Vorstellungen als Hugo gemacht hat. ... „Widerrechtliche Inbesitznahme“ ist ein wirklich ebenso großartiger wie intelligenter Roman über das Dilemma unerwiderter Liebe. Es ist schrecklich, wie sehr man sich als Leser in Esters Verzweiflung und ihrer stets wieder aufkeimenden Hoffnung wiederfindet, dieses Schreckliche macht jedoch die Einzigartigkeit und Größe dieses Romans aus. ... Lena Andersson hat einen phantastischen Roman über das Leiden unerwiderter Liebe geschrieben, doch das ist nicht ihr einziges Thema. Sie schreibt zugleich auch über die unersättliche Bestie Hoffnung, die uns Menschen erst in solche Abhängigkeiten geraten lässt. Hugo Rask ist außerdem der Prototyp eines Mannes, der Frauen verachtet aber dennoch für seine eigenen Zwecke schamlos ausnutzt. Welchen Schaden er dabei anrichtet, kümmert ihn nicht, emotionale Verwicklungen und Abhängigkeiten sind nicht sein Problem - die Frau ist doch selbst schuld, wenn sie nicht erkennen kann, dass er nicht mehr von ihr will und ihr nicht mehr geben kann! In großer Literatur erkennen wir Leser uns selbst wieder. Noch größere, bleibende Literatur lässt uns zusätzlich verstehen, weshalb wir und die anderen so gehandelt haben. „Widerrechtliche Inbesitznahme“ ist solch ein Roman.

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Verzweifelte Selbsttäuschung

G.A.von Halem, Museumsshop

Von: Anne Bublitz aus Bremen

19.03.2015

Wunderbar einfühlsam geschrieben, wie eine junge erfolgreiche Frau sich immer mehr in eine abhängige Beziehung verstrickt aus dem Wunsch heraus, geliebt und anerkannt zu werden.

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Der Titel bringt es auf den Punkt

Von: Brigitta Gerig-Wildermuth aus CH-Aadorf

09.02.2015

Ein hervorragendes Frauenporträt einer intellektuellen Verliebten, die Amor nicht mit einem Pfeil, sondern mit einer rosaroten Blindenbrille versehrt. Eine kluge Frau, die nicht ihre Unschuld, dafür ihre Klugheit verliert. Und ein Mann, der es bestens versteht, das erotische Süppchen am Kochen zu erhalten. Sprachlich vortrefflich umgesetzt. Ein Lesegenuss.

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