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Rezensionen zu
Die Chronik des verpassten Glücks

Peter Henning

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Ein ansprechender Klappentext, ein nicht minder ansprechendes Cover machten mich neugierig auf ein Buch, welches schlussendlich zu meinem persönlichen Lesefiasko in diesem Jahr wurde – ich glaube auch nicht, dass man das noch toppen kann. Das Traurige ist, dass ich hier nicht über die Geschichte an sich meckern muss: die ist in einem gut lesbaren Stil aus vier auktorialen Perspektiven geschrieben. (Warlo, Oliwia, Lucyna, Marcin) Ich bin nicht vom Fach, ich bin “NUR” der Leser und ich habe keine Ahnung, wer dafür verantwortlich zeichnet, aber dieses Buch enthält dermaßen viele Logikfehler, dass ich mir als Leser extrem vera…lbert vorkam. Die Offensichtlichkeit ist so hanebüchen, dass ich mich gefragt habe, was das soll. Warum mutet man so etwas der Leserschaft zu? Und vor Allem: warum hat Keiner derer, die berufsmäßig schreiben und rezensieren und die hochqualifiziert die Feuilletons befüllen, auch nur ein Wort darüber verloren? Dieser handwerkliche Murks macht nicht mal vorm Klappentext halt. Wir lesen dort: “25 Jahre nach Pawels Tod stößt Richard auf alte Fotos, die Pawel als jungen Mann in SS-Uniform zeigen.” (Zitat Klappentext, siehe oben). Im Prolog des Buches erfahren wir, dass Pawel Król 1981 verstarb. Der junge Richard stand zu diesem Zeitpunkt kurz vor dem Abitur, auch das erfährt man im Text, wenn man aufmerksam liest. Kopfgerechnet ist Richard 1981 also 18 oder 19. 25 Jahre später wäre er Mitte Vierzig und wir schrieben das Jahr 2006. Nur spielt die Handlung des Buches nicht im Jahr 2006, sondern das Kapitel, welches dem Prolog folgt und in welchem die brisanten Fotos von Richard gefunden werden ist mit “1991” übertitelt, sogar das GENAUE Datum erfahren wir: (Zitat) “…und der Wandkalender mit den historischen Falterdarstellungen zeigte als Datum Montag, den 4. Februar 1991.” Richard ist also nicht Mitte Vierzig sondern 28/29, wozu aber sein beruflicher Werdegang, der in diesem Kapitel ebenfalls umrissen wird, nicht wirklich passt: zu viel müsste in nur 10 Jahren untergebracht werden (Studium, Tätigkeiten im Ausland, Aneignen von fachspezifischen Kenntnissen jenseits des Studiums etc.) und die derzeitige leitende Position erfordert eine praktische Berufserfahrung, die ein 28-Jähriger noch nicht haben kann. Richard macht sich nun also 1991 als mathematisch korrekter 28/29-Jähriger per Zug auf den Weg nach Polen: (Zitat) “…Wie in einer jähen filmischen Überblendung schoben sie sich vor die draußen vorbei ziehende Landschaft und trugen ihn augenblicklich dorthin zurück, wo für ihn VOR MEHR ALS VIERZIG Jahren alles begann. …” Vor mehr als 40 Jahren wäre dann aber rechnerisch um 1950 und 1981 wäre dann ein recht später Zeitpunkt fürs Abi gewesen. Ich befand mich von Anfang bis Ende des Buches in einem zähen Zeitbrei und habe das eigentliche Alter des Protagonisten nicht herausfinden können. Da der Autor mit vielen Rückblenden in die Kindheit von Richard arbeitet, wird dieser Brei zäher und zäher. Warlo, der als Kind den Religionsunterricht schwänzte, unterhielt sich mit seiner Großmutter Vera über Gott. Vera konnte die Frage nach Gott auch nicht erschöpfend beantworten, (Zitat): “…aber wenn es einen gibt, dann schenkt er Pawel sicher eine Drehbank und ein Schweißgerät, damit er sich nicht so langweilt da oben!…” Ach ja? Logik an Gehirn: Richard war ein Kind, da lebte Pawel noch und brauchte keine Werkbank im Himmel! In dieser Stil geht es weiter, das Buch strotzt von vorne bis hinten von diesen Fehlern: Warlo trifft seine Mutter Sabine (sie verließ ihn nach der Geburt) erst im “Alter von 28 Jahren wieder”, nachdem sie sich, wie man an anderer Stelle erfährt, “mehr als 30 Jahre nicht um ihn gekümmert hat”. Himmel hilf, er ist doch erst 28! Oder doch nicht? Seine Zugbekanntschaft und spätere Dolmetscher-Begleitung Zygmunt wird als “bärtiger Mann mittleren Alters” mit massiver schwarzer Brille vorgestellt, der gut Deutsch spricht. Später wird er nur noch als “junger Verleger” oder “junger Mann” bezeichnet. Ist egal, ob jung oder mittleren Alters, bei Warlo nimmt`s ja auch keiner so genau. Aber wenn er doch Deutsch spricht, warum begrüßt er Warlo nach der ersten Übernachtung in Englisch? Und wozu braucht man eigentlich überhaupt einen Dolmetscher? Weil Warlos erste Anrufe von Deutschland bei den Verwandten von Pawel ergaben, dass sie nicht mal ansatzweise Deutsch sprechen und er keinen Deut polnisch versteht? Wieso funktioniert die Kommunikation mit Lucyna dann bei einem Telefonat nach der Ankunft in Polen problemlos OHNE Dolmetscher? Den man übrigens auch beim folgenden Treffen nicht benötigt, denn Warlo und Lucyna können barrierefrei ohne Zygmunt kommunizieren, als dieser das Treffen verlassen hat. Es ist unklar in welcher Sprache, aber letztendlich war ich an dieser Stelle schon so genervt, dass es mir egal war. Ich hatte jegliches Interesse an Warlo verloren, der für mich zu einer alters- und gesichtslosen Amöbe verkommen war. Ich hatte keine Lust mehr, darüber nachzudenken, wie alt Warlo in den vielen Erinnerungs-Rückblenden an Pawel wohl gewesen sein mochte. Oder in denen an seine verstorbene Freundin, deren Tod er noch nicht wirklich verarbeitet hat. Lesenswert waren für mich einzig die Kapitel, die aus Oliwias Perspektive geschrieben sind. Angerührt verfolgt man ihren unsentimentalen Abschied vom Leben, ihre letzten schweren, schmerzerfüllten Tage und weit schweifenden selbstmitleidsfreien Gedanken, ihr Todes-bewusst-sein. Das ist richtig gut geschrieben und packt den Leser. Alle anderen aufgeworfenen existentiellen Fragen des Buches verblassen dagegen, werden nebensächlich, bedeutungslos und die angebotenen Lösungen sind eigentlich keine. Ich persönlich konnte mit den finalen Aussagen für oder durch die Protagonisten ganz gut leben, auch wenn besonders Warlows Handeln nicht so wirklich verständlich ist: dem “ich-muss-das-jetzt-unbedingt-wissen-und-mache-eine-große-Reise” ein lapidares “okay-sie-stirbt-dann-lassen-wir-das-halt-so-wichtig-isses-denn-doch-nicht” folgen zu lassen, war nicht so recht glaubwürdig. Der Leser allein erfährt im finalen Kapitel, was es denn nun mit Pawel und den Fotos auf sich hat. Hätte man auch noch weg lassen können, denn wenn es für Warlo und den Rest der Handelnden schlussendlich wurscht ist, dann für den Leser sowieso. Fazit: 2 Sterne für Oliwia. Der Rest ist nix. Empfehlung für Leute, die um des Lesens Willen lesen und nicht um der Inhalte Willen. Wem Logik ein Fremdwort ist, der kann zugreifen.

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Einfach gut erzählt

Buchhandlung Jost GmbH

Von: Tobias Wrany aus Bonn

12.07.2015

Peter Henning kann nicht nur gut schreiben, sondern vor allem auch gut erzählen. Er weiß genau, welche und wie viele Worte er benutzen kann, um den Leser in seine Geschichte zu ziehen; aber er ist auch kein Autor, der sein Lesepublikum mit überbordendem Zierrat überwältigt oder bemüht ist, seine künstlerische Werthaltigkeit unter Beweis zu stellen. "Die Chronik des verpassten Glücks" reiht sich demnach passgenau in sein bisheriges Werk ein. Exemplarisch ist insofern, wie er das bekannte Thema der Entdeckung eines nationalsozialistischen Fleckes in der Familienvergangenheit, zwar als Ausgangs,- aber nicht als Schwerpunkt seiner Geschichte nimmt. Vielmehr nutzt er die erzählerische Chance für vier lebendige Charakterporträts. Dass der mit Spielschulden belastete Heftchenromanautor kaum ein Klischee einer verkrachten Existenz auslässt, mag auf den ersten Blick irritieren; allerdings deutet die Feinheit in der Detailausarbeitung an, dass hier doch wohl eher bewusst mit Genretypen gespielt wird. Angesichts der erfrischenden Ungefährheit, was die Auflösung des wunden Punktes in der Familienchronik angeht, stellt sich allerdings die Frage, ob es nicht besser gewesen wäre, auch den Epilog einfach komplett wegzulassen.

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Peter Henning - Die Chronik des verpassten Glücks

Erdinger Lesezeichen OHG

Von: Angela Niestroy aus Erding

12.05.2015

Relativ komplizierte Kost. Ereignisse im Zusammenhang mit Zeitangaben leider schlecht recherchiert. Ich wüsste auf Anhieb keinen Kunden, dem ich dieses Werk ans Herz legen würde.

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