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Rezensionen zu
Wie wir Schule machen

Alma de Zárate, Jamila Tressel, Lara-Luna Ehrenschneider

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Öffnet Augen und Ohren

Von: _booklovexperience_

20.01.2022

Inhaltlich geht es um die Neuentwicklung von Schule. Federführend für dieses Projekt sind drei Schülerinnen aus einer Berliner Schule im Jahr 2014. Sie entwickeln auf Grundlage von Wünschen und Bedürfnissen von Schülern, hauptsächlich, Eltern und Lehrern eine Art Pilotprojekt. Schule in der man fürs Leben lernt. Es gibt Fächer und Projekte zum Thema Herausforderungen, Selbstständigkeit, Vertrauen, Zuverlässigkeit und vieles mehr. In Lernstudios dürfen die Schüler selber entscheiden woran sie heute arbeiten. Wenn ein Modul beendet ist können sie sich eigenständig zur Prüfung melden. Die Eigenverantwortung führt hier maßgebend an. Das Buch, auch von den drei Mädchen geschrieben, lässt sich gut lesen und ist mit super vielen Beispielen und Umsetzungsmöglichkeiten untermauert!

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Alle 3 Schülerinnen gehen auf eine 2007 gegründete Gemeinschaftsschule in Berlin, deren Lernkonzept mehrfach ausgezeichnet wurde. Mit der Unterstützung des Journalisten Uli Hauser haben sie ihre Vorstellungen von einer Schule, die Spaß macht, aufgeschrieben und wie sie dies in der Evangelischen Schule Berlin Zentrum (ESBZ) umsetzen. In Form von Fragen und Antworten beschreiben sie den Aufbau der Schule und das Lernen in dieser. Die Gemeinschaftsschule beginnt mit der 7. Klasse und endet nach der 10. Klasse (in Berlin dauert die Grundschule 6 Jahre). Interessante Merkmale der Schule sind: Von der 7. bis 9. Klasse gibt es keine Unterteilung der Jahrgänge. In der 10. Klasse wird nicht mehr jahrgangsübergreifend gearbeitet. Es gibt kaum Frontalunterricht. Für die Fächer Mathe, Deutsch, Englisch sowie Natur und Gesellschaft gibt es Lernbüros (eine Art Klassenzimmer). Von 8:30 bis 10:00 Uhr wählen die Schüler aus, in welchen der Fächer sie weiterkommen wollen. Karteikästen können die Schüler einen Aufgabenkomplex entnehmen und bearbeiten. Falls sie Probleme haben, sollen sie sich zuerst an andere Schüler wenden und ansonsten an den Lehrer, der im Lernbüro sitzt. Hat man die Aufgabe erledigt, gibt man dem Lehrer die Aufgaben, der diese korrigiert. Entsprechend des Ergebnisses, gibt er Empfehlungen, ob noch mehr zu diesem Thema geübt werden muss. Den restlichen Vormittag treffen sich die Schüler in Klassenräumen und haben Fächer wie Soziales Lernen, Religion, Sport, Naturwissenschaften, Lesestunde oder Klassenrat oder eine weitere Fremdsprache. Der Unterricht geht bis 15:45 Uhr. Einen Test schreibt man, wenn man einen Baustein, zum Beispiel in Mathe, erledigt hat und sich sicher fühlt. Dann macht man mit dem Lehrer einen Termin dafür aus. Ansonsten kann man noch mehr Übungsaufgaben machen oder sich vom Lehrer das eine oder andere erklären lassen. Das Zeugnis der Schüler ist eine mehrseitige schriftliche Bewertung. Bis zur 8. Klasse werden keine Noten vergeben. Jeder Schüler muss ein Logbuch führen, in dem er festhält, was er in jeder Stunde gemacht hat und wie er sich einschätzt. In dieses Logbuch tragen Lehrer auch Verfehlungen des Schülers ein. Jeden Freitag gibt es eine Vollversammlung, bei der Schüler durch das Programm führen. Es wird über aktuelle Ereignisse und Probleme gesprochen. Donnerstag ist Projekttag. Hier dürfen die Schüler ein selbst ausgedachtes Projekt vorantreiben, um zum Beispiel ihre Träume umzusetzen. Es wird geschildert, dass die Autorinnen interessiert hat, wie Pralinen hergestellt werden. In dem Zweimonatsprojekt, das hieraus entstanden war, entwickelten die Schüler eine neue Praline mit schöner Verpackung und sogar einem Werbekonzept. Auch ein Schoko-Tasting bei einer Fachfrau war Teil des Projektes. Mindestens 2 Stunden pro Woche sollen die Schüler Verantwortung übernehmen. Das kann der Besuch eines Altenheims sein, um sich mit alten Menschen zu unterhalten. Das kann aber auch Nachhilfe für Grundschüler mit Lernschwierigkeiten sein. Einmal im Jahr stellen sich die Schüler einer dreiwöchigen Herausforderung, die darin besteht, egal was sie machen, höchstens 150 € pro Person auszugeben. Jeweils ein Betreuer begleitet die 2 bis zumeist 6 Schüler auf ihrem Trip, mischt sich aber nicht ein. Zumeist machen die Schüler mehrtägige Wanderungen. Eine Gruppe verbrachte die Zeit in einem Mittelalter-Dorf. Neben den Schülerinnen kommen auch die Leiterin, Elternbeiräte und Unternehmen zu Wort. Das Buch schließt ab mit einem Fragebogen an Schüler. Hier geht es darum, wie zufrieden die Schüler an ihrer eigenen Schule sind. Es war interessant, das Buch zu lesen und von dem Konzept der Schule zu erfahren. Es ist eine Schule, in dem die Schüler häufig Wissen dadurch erwerben, dass sie etwas selbst machen. Und sie müssen wesentlich mehr Verantwortung als in anderen Schulen übernehmen - für sich selbst und teilweise für andere. Das, finde ich, ist sehr vielversprechend. Das Buch ist verständlich geschrieben, allerdings gibt es einige Wiederholungen und ich hätte es bevorzugt, wenn das Konzept der Schule in einer Tabelle am Schluss des Buches zusammengefasst worden wäre, da einem so etwas Überblick fehlt. Entgegen des Eindrucks, welches die Beschreibung des Buches andeutet, geht es weniger darum, wie sich die Schülerinnen ihre ideale Schule vorstellen und welche Ideen sie dazu entwickelt haben. Die Schule wird in diesem Buch nur positiv beschrieben. Eine sachliche Einschätzung der Vor- und Nachteile und mit welchen Problemen die Schule eventuell zu kämpfen hat, hätte ich bevorzugt. Einige Fragen bleiben offen: Für wen ist diese Schule nicht geeignet? Gab es Schüler, die mit diesem System nicht zufrieden waren? Wie ist der durchschnittliche Leistungsstand nach der 10. Klasse? Ich habe auch bedauert, dass kein Junge an dem Buch mitgeschrieben hat. - Ich vermute, dass Jungen zu manchen Themen andere Einschätzungen haben als Mädchen. Für mich ist auch nicht verständlich, wieso Englisch ein Lernbüro-Fach ist, bei dem die Schüler hauptsächlich schriftlich alleine etwas erarbeiten sollen. Es gibt zwar noch einen Englisch-Konversations-Club, aber ich bin mir nicht sicher, ob dies die beste Möglichkeit ist, eine Sprache zu erlernen. Ich habe meine beiden eigenen Kinder, die keine Notenprobleme haben, danach gefragt, wie sie mit ihren Schulen zufrieden sind. Die Antwort war eher ernüchternd. Meine Tochter (10 Jahre) fand, dass das ESBZ-Konzept interessant klingt und dass sie sich durchaus vorstellen könnte, auf eine solche Schule zu gehen. Mein Sohn (14 Jahre) war da skeptischer. Er schätzt „sein“ System (G8-Gymnasium) als effizienter ein. Er meinte, Jungs seien faul und sich selbst zu motivieren sei schwieriger als zum Lernen gezwungen zu werden. Interessant am ESBZ-System fand er die Projekte. Er würde beispielsweise gerne mit einer Gruppe einen Roboter bauen. Die Schüler dieser Schule berichten Lehrern anderer Schulen von dem Konzept ihrer Schule. Von Unternehmen werden sie als selbstbewusst und reif für ihr Alter eingeschätzt. Das kann im Leben viel wert sein, allerdings nur, wenn hinter dem selbstbewussten Auftreten fundiertes Wissen, die Fähigkeit zu strukturiertem Arbeiten und praktische Lösungsfähigkeit stecken. Zum Thema Chancen bei Unternehmen: Meine Erfahrung mit Bewerbungen ist, dass zwar auf die sogenannten Soft Skills geachtet wird, dass aber erst mal nur Bewerber in die engere Auswahl kommen, die ausgezeichnete Noten haben. Zum Thema Noten: Meine Erfahrung in der Arbeitswelt ist, dass Zeugnisnoten oft mit den Arbeitsergebnissen in den entsprechenden Themenbereichen korrelieren. FAZIT: Viele Ansätze dieser Modellschule sprechen mich sehr an und die Schülerinnen haben gut vermitteln können, was ihnen an dieser Schule gefällt. Ein bisschen mehr Struktur und einen etwas kritischeren Blick auf das Konzept hätte ich noch besser gefunden.

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