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Rezensionen zu
Trotz alledem

Hannes Wader

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€ 32,00 [D] inkl. MwSt. | € 32,90 [A] | CHF 42,90* (* empf. VK-Preis)

Er ist einer der bekanntesten Liedermacher Deutschlands, sein „Heute hier, morgen dort“ hat wohl jeder Deutsche schon gehört und gesungen: Hannes Wader. Von Protestsong bis Volkslied, von gesellschaftskritischem Talking Blues bis chansonartigem Schlager und Shanty hat Hannes Wader ziemlich viel ausprobiert und die deutsche Liedermacherszene wie kaum ein anderer geprägt. In seiner Autobiografie „Trotz alledem“ gewährt er seinen Lesern Einblicke in sein Leben – und geht dabei teilweise selbstreflexiv-analytisch, aber immer auch poetisch vor. Auf den insgesamt knapp 600 Seiten schildert er zunächst seine harte Kindheit im Nachkriegsdeutschland. Allerdings ohne zu jammern (denn eine schwere Kindheit hatten im Nachkriegsdeutschland alle, wie Wader anmerkt). Er beschreibt einzelne Erlebnisse, die zusammengenommen einen guten Eindruck seines Alltags geben – und schwer im Magen liegen. Gerade der Anfang des Buches ist keine leichte Kost. Seine späteren Jahre in Berlin, seine ersten Auftritte auf Burg Waldeck, seine Begegnung mit Reinhard Mey und Schobert und Black, Insterburg & Co. und wie sie alle heißen – all das schreibt er in einem schieren Erinnerungsstrom, bleibt dabei aber immer nachdenklich und reflektiert, kommentiert seine Handlungen, erklärt seine Motive. Sein Hin-und-Her-Getriebensein macht ihn zu jemandem, der ständig auf der Suche ist, zu einer Art Dr. Faust. Wie seine Lieder ist auch seine Autobiografie eine Gesellschaftskritik bzw. eine Gesellschaftsbeschreibung, die er mit messerscharfem Blick und ebenso präzisen Formulierungen skizziert. Manchmal böse-sarkastisch, manchmal geradezu fatalistisch, gespickt mit zahlreichen Liedtexten kriegt man selbst als eingefleischter Fan (aber auch als Hannes-Wader-Neuling) einen noch tieferen Bezug zu seinen Liedern. Es lohnt sich, die Lektüre bei den Lied-Passagen zu unterbrechen und das entsprechende Lied zu hören. Nachkriegszeit, 68er- und Friedensbewegung, Deutscher Herbst – überall war Hannes Wader dabei. Deshalb ist seine Autobiografie nicht nur ein Rückblick auf sein Leben, sondern eine gesellschaftskritische Geschichte der Bundesrepublik – durch die Augen Hannes Waders betrachtet. Aufrichtig, ehrlich, spannend, toll geschrieben. Eine packende und bewegende Biografie von und über einen feinsinnigen Revoluzzer und romantischen Weltverbesserer – der sich von mancher Illusion verabschieden musste.

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Mit dem musikalischen Werk von Hannes Wader, welcher hier mit „Trotz alledem – Mein Leben“ seine Autobiografie vorlegt, hatte ich in meinem bisherigen Leben erst ein einziges Mal Kontakt. Ende der 90er Jahre und vielleicht sogar bis heute, gehörte das Lied „Heute hier – morgen dort“ zum Pflichtrepertoire jedes Schülers im Musikunterricht, inkl. Benotung für den möglichst tonreinen und textsicheren Vortrag. Nur war mir damals nicht bewusst, von wem dieses Lied stammt. Vielleicht war es mir damals auch einfach nur egal. Auch Hannes Wader selbst ist dieser Umstand der Musikunterrichtspflichtlektüre bewusst, wie er im vorliegenden Buch schreibt. Im Zuge dessen verrät er, von wem die Melodie seines heute wohl bekanntesten Liedes eigentlich stammt. Hannes Wader wurde 1942 in Ostwestfalen geboren. Nach einer Lehre als Schaufensterdekorateur in einem Schuhgeschäft und einem abgebrochenen Grafikstudium widmete er sich als Komponist, Texter, Sänger und Gitarrist ganz der Musik. Er veröffentlichte 35 Studio- und Live-Alben und erhielt 2013 den ECHO für sein Lebenswerk. Diesen Musikpreis gibt es seit Kurzem nicht mehr. Die Umstände, die zur Abschaffung führten, sind sicherlich jedem interessierten Leser bekannt. Auch hierzu äußerst sich der Autor im vorliegenden Buch. Der Schreibstil ist flüssig, so dass man trotz des großen Umfangs von fast 600 Seiten gut vorankommt. Da ich über Herrn Wader, wie schon erwähnt, bisher nichts wusste und außer das oben erwähnte Lied auch keine Musik kannte, war die vorliegende Autobiografie eine durchaus abwechslungsreiche und interessante Lektüre. Die Kindheit des Autors nimmt in dem Buch einen großen Raum ein. Diesen Abschnitt fand ich besonders interessant, da es die Lebensumstände „einfacher“ Arbeiterfamilien in Nachkriegsdeutschland anschaulich beschreibt. Aufgrund einer kurzen aber schicksalshaften Begegnung wurde Hannes Wader später über viele Jahre zum Zielobjekt deutscher Überwachungsbehörden inkl. mehrjähriger Gerichtsverfahren. Dieses, für den Autor vermutlich nicht gerne erinnerte, für den Lesenden aber sehr interessante Kapitel, kam leider im vorliegenden Buch ziemlich kurz. Den Fokus legt Hannes Wader in seiner Biografie verständlicherweise auf sein musikalisches Schaffen. Der erzählende Text wird hier häufig durch verschiedene Liedtexte unterbrochen. Dies gab mir die Gelegenheit, die Lektüre immer wieder zu unterbrechen und mir die Songs anzuhören. Dieses Vorgehen kann ich jedem interessierten Lesenden der vorliegenden Autobiografie unbedingt empfehlen. In Anbetracht des umfangreichen Liedschatzes hat mich besonders das Geständnis beeindruckt, dass auch Herrn Wader die vielen verfassten Liedtexte nicht immer von allein zugeflogen sind, sondern dass, besonders am Anfang, der Schreibprozess richtig harte Arbeit war. Das gibt mir die Hoffnung, dass meine häufigen Schreibblockaden, ob Rezensionen oder Songtexte, (ich schreibe hin und wieder eigene Lieder), nicht auf generell fehlende Kreativität zurückzuführen sind, sondern, dass dies auch den Besten passiert. Für jeden Fan des Waderschen musikalischen Werkes, alt oder jung, ist dieses Buch sicherlich ein absolutes Muss. Aber auch unbedarften Musikinteressierten, wie ich es im Hannes-Wader-Fall war, kann ich diese Biografie uneingeschränkt empfehlen.

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"Trotz alledem" heißt Hannes Waders Lebensgeschichte aus dem Penguin Verlag. Politik und Poesie haben Hannes Wader auf seinem Lebensweg bisher immer begleitet. Seine Biografie ist durchzogen von Arbeiterliedern, Folksongs, einer Kindheit im Nachkriegsdeutschland und wirft so einen bewegenden Blick auf die Entwicklung der Bundesrepublik. Mit seinen Liedtexten bringt er poetisch und aussagekräftig zum Ausdruck, was ihn bewegte. Es geht um die 68er-Jahre in Berlin, die Friedensbewegung, den Kampf für eine gerechtere Welt und auch um den Abschied von Illusionen. Hannes Wader startet mit einem aufrichtigen Vorwort, Er ist einer, wie er selbst sagt, der nicht gern schreibt, aber mit dem Schreiben seiner Lieder seinen Lebensunterhalt verdient. Hannes Waders Biografie beginnt in seiner Kindheit in der Nachkriegszeit, der frühe Verlust des Vaters, die Arbeit in einem Schuhgeschäft und die Lebensumstände dieser Zeit bringt er eindrucksvoll zu Papier. Ende der 60-er war er Protest-Liedermacher und wetterte gegen Krieg und Kapitalismus, er unterstützte den Kommunismus, trat 1979 in die Partei ein. Doch Tschernobyl und einige Erfahrungen bei Reisen in die Sowjetunion ließen ihn dann an dieser Ideologie zweifeln. Später machte er in den 90-ern auch als Interpret von Eichendorff-Texten und Schubert-Liedern von sich reden. Er wandte sich musikalisch auch traditionellem und plattdeutschem Liedgut zu, sang Shanties. Man kann heute sagen, er wanderte mal hierhin, mal dahin. Vielleicht heißt eines seiner Lieder deshalb auch "Heute hier, morgen dort". Es will heißen: Was heute wahr ist, stimmt morgen schon nicht mehr. Wader drückt in seinen Texten Gefühle, Sorgen und gesellschaftliche Zwänge aus. Seine politische Position zeigte sich auch, als er seine Hamburger Wohnung an Gudrun Ensslin, eine der bekanntesten RAF-Terroristin, vermietete. Man kann ihn als Lebenskünstler, politischen Zweifler bezeichnen und Romantiker zugleich. Gemeinsam mit Konstantin Wecker und Reinhard Mey feierte er musikalische Erfolge. Seine Lieder waren nicht mehr politisch, sie zeigten jemanden, den seine Sicht auf das Leben im Alter milde gestimmt haben. Er erzählt durchaus selbstkritisch und legt sein Leben anhand vieler persönlicher Fotos offen für seine Leser/-innen. Wader ist ein Beobachter seiner Zeit, ein sozialkritischer Chansonnier der politischen Liederszene, der die Studentenbewegung durch seine Songs prägte. Seine Lieder begleiten mich dank einiger Ohrwürmer schon viele Jahre meines Lebens. Wader ist im Alter meiner Mutter, ich sang seine schönen und eingängigen Melodienen völlig unpolitisch laut mit. Erst viel später habe ich die Inhalte der Texte realisiert und ihn bei einem Konzert miterlebt. "Es ist an der Zeit", vielleicht kam ihm beim Singen dieses Liedes die Idee, seine Biografie zu schreiben. Auf alle Fälle ist es ein sehr umfangreiches Buch, mit vielen persönlichen Inhalten, politischen An- und Einsichten und einem Leben voller Musik. Der Erzählstil ist gut zu lesen, sehr aufrichtig, selbst-kritisch und persönlich. Diese Biografie zeigt in persönlicher und natürlich musikalischer Weise die letzten 70 Jahre deutscher Geschichte aus der Sicht von Hannes Wader auf eine interessante und aufrichtige Art. Seine Lieder sind eine Art Politbarometer und sind Zeugen seines Lebens.

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Beständiger Phönix

Von: helgo aus Hilchenbach

01.12.2019

Beständiger Phönix... Nun lege ich das Buch ergriffen zur Seite, weil ich es durchgelesen habe: Die Bipolarität als Grundprinzip seines reichhaltigen Lebens! Ungefähr 50 Jahre lang konnten wir aus den Liedern des großen Hannes Wader lernen. Für fast jede Lebenssituation konnte man sich an seinen Gefühlen und Interpretationen von Erlebtem orientieren - fast keinen Bereich menschlicher Existenz hat er je ausgelassen. Diese Tradition setzt er in seinem zwar sehr dicken, doch keineswegs pompösen, Buch fort: Immer wieder mal ziemlich weit unten, steigt er dem mythischen Phönix gleich aus eigener, aber auch aus der Kraft des Schicksals oder der seiner vielen Freunde, wieder empor und vollzieht damit einen Lebenslauf, der uns unendlich viele Alternativen zeigt, ohne zu belehren, der der Vernunft zum Sieg verhilft, ohne die Gefühle zu vernachlässigen, der die Zuwendung zum Neuen aus der Orientierung am Tradierten speist. Ein wohltuend modern-konservatives Buch, das man nahezu gar nicht mehr aus den Händen legen kann, wenn man es einmal geöffnet hat, eine stimmige Gebrauchsanweisung für den täglichen Kampf ums Überleben, aber gleichsam für die Freude am Genießen dieses Daseins! Für Freunde seines bisherigen Wirken ein absolutes Muss: "Trotz alledem" von Hannes Wader! Lieber Hannes, ich bitte dich: erzähl uns in wenigen Jahren weiter, wie es dir im (Un-) Ruhestand ergangen ist!

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Hannes Wader stellt sich in seiner Autobiographie als langsamen, störrischen, von inneren Widersprüchen und Krisen getriebenen Menschen dar. Wie ausgerechnet diese Eigenschaften ihn zu dem authentischen, von seinen Fans geliebten Liedermacher werden ließen, wird an interessanten und teilweise überraschenden Episoden aus seinem aufregenden Leben und seiner keineswegs geradlinigen Musikerkarriere nach und nach sehr einleuchtend. Alle früheren Versuche einer Wader-Biographie sind gescheitert; und der Künstler sagt auch einmal, warum: Niemand außer ihm selbst könne wissen, was erzählenswert sei. Das leuchtet ein und geht auf. Denn selbst kleine, zunächst vielleicht unwichtig erscheinende Erzählungen aus den vier Überkapiteln „Kindheit“, „Lernen“, „Singen“ und „Handeln“ geben doch früher oder später Einblick in das komplizierte Wesen des Liedermachers – oder sind einfach nur berührend, witzig, interessant. Das Buch ist weitestgehend chronologisch aufgebaut, wobei die Stimme des reflektierenden alten Mannes immer im Hintergrund mitschwebt und manchmal Vorwegnahmen, Bewertungen oder alltagsphilosophische Überlegungen ergänzt. An gewissen Stellen ist gar nicht eindeutig klar, ob in dem Moment die an dem Erlebten teilnehmende Figur spricht oder der erläuternde Erzähler der Gegenwart. Selbst die größten Fans werden den Sänger intensiver kennen lernen. Als Autor – sowie als Liedermacher ohnehin – ist Wader zu sich und seinem Publikum nämlich überaus ehrlich und verschweigt seine Schwächen, Scheitern, Fehlentscheidungen nicht, stellt sie sogar oft in den Mittelpunkt der Darstellungen. So entwächst jeglicher Erfolg immer unter der Überschrift „trotz alledem“. Die spektakulärsten Erzählungen stehen in der Mitte des Buches, die tiefsinnigsten Schilderungen jedoch am Anfang und Ende. Denn die Entstehung der Folk-Szene in den 1960ern, Waders Politisierung in den 1970ern, Umgang dem Erfolg – in diesen Bereichen gibt es viele aufregende Stories und somit wird die Erwartung der Lesenden ohne Frage gestillt. Zu Beginn steht allerdings ein großes Kapitel über das Aufwachsen nach dem Zweiten Weltkrieg in bescheidenen Verhältnissen. Hier wird dem womöglich viel jüngeren Publikum Einblick in eine fast fremde Welt gewährt und der Autor wiederum hat viel Basis zur Selbstreflexion. Und ähnlich ist es mit den abschließenden Schilderungen aus dem neuen Jahrtausend. Denn mit dem Älterwerden scheinen selbstattestierte Eigenschaften wie Obsessionstendenzen oder Krisendenken sich noch verstärkt zu haben. Wader beschönigt auch hier nichts, schildert etwa zunehmende Erschöpfung und Versagensängste auf seinen letzten Tourneen besonders eindrücklich. Im Fazit gelingt es ihm dabei glücklicherweise, nicht ins Beklemmende abzurutschen. Da es für Liedermacher üblich ist, autobiographische Elemente in Texte einfließen zu lassen, ist es kein Wunder, dass das Buch häufig auf Waders Lieder Bezug nimmt und viele Songtexte auszugsweise oder in Gänze abgedruckt sind – manchmal eher als Randnotiz etwa nach einer Entstehungsgeschichte, manchmal als Illustration einer bestimmten Stimmung mit eigenständigem poetischen Wert. Den waderschen Schreibstil – vielleicht aus Konzertmoderationen oder Albumbeilagen bekannt – hat eine Ausdrucksweise von Bildungs- bis Vulgärsprache und ist flüssig zu lesen mit gelegentlichen verschachtelten Nebengedanken. Unterm Strich ist „Trotz alledem – Mein Leben“ für Fans sicherlich Pflichtlektüre und niemand kann klagen, dass irgendetwas aus den Bereichen Musik, Privates oder Politik ausgespart worden wäre. Wer hingegen mit dem Musiker nicht viel am Hut hat, aber trotzdem einmal reinlesen möchte, wird wahrscheinlich insbesondere dem Kindheitskapitel viel abgewinnen können und mag dann womöglich neugierig werden, wie aus dem verträumten, langsamen Jungen vom Lande ein für seine Authentizität geliebter Sänger und Dichter mit über 50jähriger Karriere wurde.

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