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Rezensionen zu
Die Gestirne

Eleanor Catton

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2013 wurde mit gerade einmal achtundzwanzig Jahren die neuseeländische Schriftstellerin Eleanor Catton für ihren zweiten Roman „The Luminaries“ („Die Gestirne“, so der Titel der deutschen Übersetzung) mit dem renommierten Man Booker Prize ausgezeichnet. Catton war die bisher jüngste Autorin, der diese Ehrung zuteilwurde, und ihr Roman war der umfangreichste in der langen Reihe der Preisträger. In einem Interview mit ihr habe ich zwar gelesen, dass sie diese beiden Attribute nicht mehr hören kann, aber dennoch sollen sie hier nicht unerwähnt bleiben. Mitte des neunzehnten Jahrhunderts, Hokitika, eine Siedlung auf der neuseeländischen Südinsel. Das ist der Handlungsrahmen von Cattons Roman „ Die Gestirne“. Es geht das Gerücht um, dass es dort riesige Goldadern gibt, die nur darauf warten, geschürft zu werden. Daraufhin nehmen zahlreiche Glücksritter aus dem fernen Europa die Strapazen der mehrwöchigen Schiffsreise auf sich, um ihr Glück zu machen. So auch Walter Moody, der Schotte, der in dem Hotel am Platz die Bekanntschaft von zwölf Männern macht, die alle in irgendeiner Weise in mysteriöse Vorkommnisse innerhalb dieser Goldgräberstadt verwickelt sind. Kommen deren Erzählungen anfangs als zusammenhanglose Einzelaspekte daher, vereinigen sich diese aber mit fortschreitender Geschichte zu einem vollkommenen und schlüssigen Ganzen. Und so klären sich nach und nach die Gemeinsamkeiten zwischen so unterschiedlichen Personen wie einem Geistlichen, einem Politiker, einem Gefängniswärter, einem Goldsucher, einer Wahrsagerin und einer Prostituierten, mit der sie in irgendeiner Weise alle verbunden sind. Gut und Böse, Liebe und Tod – es gibt nichts, was es nicht gibt. Der Titel des Romans nimmt Bezug zu Planeten und Sternen, die im Zeitraum der Handlung am neuseeländischen Nachthimmel zu sehen sind. So dienen diese der Autorin als Vorlage für die Einteilung und Charakterisierung ihrer Personen. Und ähnlich den Positionen, die sie einnehmen und verändern, bewegen sich auch die Menschen in Cattons Roman. Das nimmt auch Einfluss auf die Erzählweise. Permanente Perspektivwechsel und zeitliche Sprünge präsentieren dem Leser ein und dasselbe Ereignis in unterschiedlichen Versionen, sodass man sich genötigt sieht, die Schilderungen immer wieder zu hinterfragen und neu zu bewerten. Eleanor Catton ist mit „Die Gestirne“ beeindruckendes Werk ganz in der Tradition der großen britischen Romanciers gelungen. Sie fordert jedoch die Aufmerksamkeit des Lesers immer wieder neu heraus, was der ausführlichen und verschachtelten Erzählweise geschuldet ist. Kein literarisches Fast Food, sondern ein Roman zum Abtauchen und Genießen.

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Die Gestirne von Eleanor Catton

Von: Silke Jagusch aus Schwarzenbek

07.12.2015

Inhalt: Walter Moody kommt in einer Hafenstadt Neuseelands an. Checkt in einem Hotel ein und stört scheinbar eine Versammlung von 12 Männern. Als einer der Männer Walter Moody in ein Gespräch verwickeln kann, erfährt dieser von nicht gelösten Verbrechen. Ein reicher Mann ist verschwunden, ein Hure hat versucht sich das Leben zu nehmen, ein Vermögen ist nicht mehr aufzufinden und ein Säufer ist gestorben. Meinung: In dem Moment als Walter Moody das Hotel betrifft, ist der Leser mittendrin in einem Geflecht aus Mord, Gier, Eifersucht und Habsucht. Das Ganze vor dem Hintergrund des Goldrausches in Neuseeland im 19. Jahrhundert. Undurchsichtige Charaktere die einen fassungslos zurücklassen, Schicksale die einem manche Träne ins Auge drücken und die dauernde Frage, was ist Walter Moody während seiner Überfahrt Schreckliches passiert. Die einzelnen Personen sind authentisch, greifbar, lebendig und unterschiedlich, so dass jeder Leser seine persönlichen Sympathieträger und/oder erklärten Unsympathen findet, mit denn er mitfühlt, mitfiebert, mitleidet und wenn er glaubt, das eine Geheimnis ist gelüftet tun sich die nächsten zwei als Folge wieder auf. Wunderschön ist der Schreibstil und wahnsinnig raffiniert die Einteilung in 12 Teile, Sternzeichen und Planeten, was "Die Gestirne" zu etwas ganz Besonderen machen. Es erfordert schon einige Konzentration die Zusammenhänge zwischen den Personen und den zugeordneten Sternzeichen und Planeten sind zu erfassen. Unterstützung hat der Leser dafür durch die "Überschriften", die ziemlich genau wiedergeben, wer in dem jeweiligen Kapitel beteiligt ist und was passieren wird. Fazit: Ein raffiniert und sehr intelligent ausgearbeiteter Roman, der an Spannung und Emotionen nichts offen lässt. Kein Buch zum einfach mal eben herunterlesen, aber zum eintauchen in einen Kriminalfall in einer anderen Zeit. "Die Gestirne" wird mit Sicherheit eines meiner Lieblingsbücher und bleibt auch nicht einmalig gelesen. und garantiert bleibt auch beim 2. oder 3. lesen der "Wow-Effekt" Grandios, fantastisch, einmalig !!!

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Inhalt aus dem Klappentext: In einer Hafenstadt an der wilden Westküste Neuseelands gibt es ein Geheimnis. Und zwei Liebende, die einander umkreisen wie Sonne und Mond. Als der Schotte Walter Moody im Jahr 1866 nach schwerer Überfahrt nachts in der Hafenstadt Hokitika anlandet, trifft er im Rauchzimmer des örtlichen Hotels auf eine Versammlung von zwölf Männern, die eine Serie ungelöster Verbrechen verhandeln. Und schon bald wird Moody hineingezogen in die rätselhaften Verstrickungen der kleinen Goldgräbergemeinde, in das schicksalhafte Netz, das so mysteriös ist wie der Nachthimmel selbst. Meinung: Eleanor Catton ist die bisher jüngste Booker-Preisträgerin und geht mit diesem Roman ein besonderes Experiment ein. Die Handlung richtet sich nach Planetenbewegungen und orientiert sich an den sich daraus resultierenden Horoskopen. Allein diese Herangehensweise hat mich schon neugierig auf den Roman gemacht, und natürlich ebenso die Handlung. Denn diese liest sich wie ein Krimi, bei dem sich nach und nach die Ereignisse verknüpfen und zu einem großen Gesamtbild reifen. Der ehemalige Goldschürfer Crosbie Wells wird Tod aufgefunden, die Hure Anna Wetherell ohnmächtig aufgefunden und der junge Emery Staines verschwindet. In Wells Hütte findet man viel Gold, auf das kurze Zeit die angebliche Witwe des Verstorbenen Anspruch erhebt. Aber wo kommt das Gold her? Und wie hängen die Ereignisse zusammen? Was geschah wirklich in der verhängnisvollen Nacht des 14. Januar 1866? Kann der erst kürzlich eingereiste Anwalt Moody helfen, die Geschehnisse aufzuklären? Man merkt schon, es stellen sich viele Fragen in diesem Roman ein. Eleanor Catton hat ihre Figuren sehr gut ausgearbeitet, die Protagonisten sind vielschichtig, weisen Makel und Kanten auf und sind mal mehr, mal weniger sympathisch. Dabei schafft es die Autorin, die Neugier auf die Charaktere hoch zu halten und man rätselt bis zur letzten Seite, welche Beweggründe die einzelnen Personen antreiben. Manchmal fiel es mir schwer, die Personen einzuschätzen und ihr habe mich über deren Verhaltensweisen gewundert. Aber insgesamt hat Catton doch alles zu einem runden Abschluss gebracht und letztendlich durch diese Herangehensweise meine Neugier aufrechtgehalten. Es ist faszinierend, wenn man weiß, was für eine Arbeit die Autorin hier hineingesteckt hat. Das Buch ist komplex, vielschichtig und spannend. Leider aber auch langatmig auf den ersten paar hundert Seiten, denn dort werden die Ereignisse des 14. Januars aus verschiedensten Sichten erzählt. Dabei kommt es zu etlichen Wiederholungen, bei denen man aber immer wieder neue Details erfährt,. So erschließen sich einem nach und nach die Ereignisse und man durchschaut immer besser, was hier vor sich geht. Ein wenig zäh hat das Anfangsgeschehen auch die Dialoglastigkeit gemacht, die in einer der damaligen Zeit angemessenen Sprache durchgeführt wird. Somit hat es ein wenig Einlesezeit bedurft. Dafür hat mir der Sprachstil aber unheimlich gut gefallen. Die Geschichte ist ausführlich, aber einnehmend erzählt. Eleanor Catton legt viel Wert auf Einzelheiten und Ausschmückungen, kann diese aber unterhaltsam einbringen und sorgt somit für einen doch insgesamt flüssigen Lesefluss, sieht man mal vom ersten Teil des Buches ab. Ich konnte mir das damalige Neuseeland ziemlich gut vorstellen kann. Sehr gut gefallen hat mir auch, dass jedes Kapitel mit einer Zusammenfassung dieses beginnt, deren Sinn sich aber erst im Verlauf des Kapitels ergibt. Oft kam es vor, dass ich nach dem Kapitelende einfach nochmal zurückblätterte und die Einleitung durchlas, um dann zustimmend zu nicken. Erzählt wird der Roman in der dritten Person, die Sichtweise wechselt dabei zwischen sämtlichen im Buch vorkommenden Charakteren. Das Buch ist in 12 Teile unterteilt, die im Verlauf des Buches immer kürzer werden, ganz wie ein abnehmender Mond. Die jeweiligen Unterkapitel sind unterschiedlich lang, werden aber immer mit einem Verweis zum vorherrschenden Horoskop eingeleitet. Vielen Dank an den btb-Verlag für das Rezensionsexemplar. Fazit: Ich habe großen Respekt vor der Arbeit der Autorin (und der Übersetzerin), die hier mit viel Liebe zu den Details einen wirklich spannenden Roman um zwei Liebende und den Goldrausch im Neuseeland der 1860er Jahre erschaffen und alles in Zusammenhang mit Sternenkarten und Horoskopen gesetzt hat. Wer sich von dem Erzählstil mit den Wiederholungen im Geschehen und dem Umfang des Buchs nicht abschrecken lässt, wird hier einen wirklich besonderes Buch vorfinden. Von mir gibt es 4 von 5 Punkten.

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Wenn man diesen Wälzer in der Hand hält, dann fragt man sich erst mal, was kommt jetzt auf mich zu. Die Autorin entführt den Leser nach Neuseeland ins Jahr 1866. Man wird auf den ersten Seiten sofort in einen Bann gezogen und durch die vielen Beschreibungen wird die Geschichte sehr atmosphärisch. Das Buch hat einen durchdachten Aufbau. Es gibt zwölf Teile, die im Laufe der Geschichte immer kürzer werden, die einzelnen Kapitel haben spezielle Überschriften und Unterüberschriften und es gibt Zeitwechsel. Diese sind allerdings überhaupt nicht verwirrend, sondern fügen sich perfekt in den Aufbau ein. Die Unterüberschriften machen den Leser neugierig auf das jeweilige Kapitel, da sie mehr oder weniger schon verraten, was im nächsten Kapitel passiert. Der Schreibstil der Autorin ist grandios. Die Sprache passt ins 19. Jahrhundert, ohne altbacken zu wirken und obwohl sie sehr beschreibend ist, wird es nie langweilig oder langatmig. Oft wird man als Leser direkt angespochen und durch die Verwendung der "Wir-Form" hat man das Gefühl direkt dabei zu sein. Es tauchen sehr viele Personen in der Geschichte auf, aber jeder Charakter ist so unterschiedlich und die Autorin nimmt sich für jede Person genug Zeit, sodass man als Leser nicht den Überblick verliert. Es gibt keinen richtigen Hauptprotagonisten, sondern eher mehrere Schlüsselcharaktere. Thematisch dreht sich dieses Buch um den Goldrausch. Das Gold ist das zentrale Element in dieser Geschichte und verbindet alle Charaktere miteinander. Ab der Hälfte verliert die Geschichte etwas an Tempo, was zum Schluss wieder zunimmt. Da die Geschichte sehr komplex ist, muss man sehr konzentriert lesen und auf über 1000 Seiten verliert man manchmal den Überblick. Ich hatte das Gefühl, nicht alle Zusammenhänge vollständig erfasst zu haben. Fazit: Ich kann diesen Schmöcker absolut empfehlen, für jeden der sich gerne in andere Zeit versetzen lassen möchte und sich auf diese komplexe Geschichte einlassen möchte. Man kann diese Autorin nur bewundern für ihre Leistung und ich bin gespannt was als nächstes von ihr kommen wird. Einen Stern Abzug gibt es, da es ein paar kleine Stellen gab die mir nicht so zugesagt haben und es schwer war allen Entwicklungen zu folgen, ohne zu vergessen was vorher alles passiert ist. Daher gibt es von mir 4 Sterne!

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Die Gestirne

Von: Martina Ernst aus Bremen

27.11.2015

2013 wird Eleanor Catton im Alter von 28 Jahren für ihren zweiten Roman „The Luminaries“ mit dem Booker Prize ausgezeichnet. Sie ist damit die jüngste Booker Prize-Trägerin aller Zeiten. In der deutschen Übersetzung hat Melanie Walz den Zauber des Buches unter dem Titel „Die Gestirne“ eingefangen. Neuseeland, Hokitika, im Jahr 1866, der 27jährige Walter Moody hat sich im Crown Hotel einquartiert. Er will sich einen Brandy und ein bisschen Ruhe gönnen und platzt unversehens im Rauchzimmer des Hotels in eine Geheimversammlung. Einer der zwölf Männer, der Schiffsspediteur Thomas Balfour, verwickelt Walter Moody in ein Gespräch. Die Anderen verfallen in ein befremdliches Schweigen, täuschen Aktivitäten vor. Moody geht auf Balfours seltsame Fragen ein. Kann er die Situation entschärfen? Was planen die Männer? Sternenbilder und Planeteneinstellungen, das Verzeichnis der handelnden Personen in „Sterne“ und „Verwandte Häuser“ eingeteilt, schon auf den ersten Seiten wird deutlich, dass es sich bei „Die Gestirne“ um ein ungewöhnliches Buch handelt. Eine sehr bildhafte, einzigartige Sprache entführt den Leser ins Jahr 1866 zur Goldgräberzeit in Neuseeland. Der direkte Einstieg mit Walter Moodys Hineinplatzen in eine Geheimversammlung sorgt sofort für Spannung. Wird sich die Situation zuspitzen? Erzählt Walter Moody zu viel? Die verzwickte Lage der Hauptfigur reißt mit. Erst nach und nach wird deutlich um welche Männer es sich in dem Rauchzimmer handelt. Was hat Walter auf seiner schrecklichen Reise erlebt? Im Gegenzug zu Walter Moody plaudert auch Schiffsspediteur Thomas Balfour aus dem Nähkästchen. Hinweise und Andeutungen, ein toter Einsiedler und eine bewusstlose Hure steigern die Spannung. Schicksalhafte Begegnungen, Berechnung, Intrigen, Verrat, Lügen, jeder einzelne Charakter spielt in dieser Geschichte eine wichtige Rolle. Die Verwicklungen sind anfangs undurchsichtig. Es türmen sich gleich mehrere Rätsel auf und im Laufe der Geschichte kommen weitere dazu. Warum hat Walter Moody beim Auslaufen der „Godspeed“ acht, später auf der Reise aber neun Passagiere an Bord festgestellt? Was ist der Grund für die Geheimversammlung? Nicht nur Walter Moody tappt im Dunkeln. Die zwölf Männer im Rauchzimmer können nicht unterschiedlicher sein. Lange Zeit bleibt die Kulisse die gleiche. Berichte und Erzählungen geben erste Anhaltspunkte. Autorin Eleanor Catton fesselt den Leser mit einem raffinierten Plot. Nur wenig lässt sich vorhersehen. Die Geschichte hat viele Überraschungen parat. Bewundernswert menschlich sind ihr die Charaktere gelungen. Jeder hat mit seinen Abgründen zu kämpfen. Es gibt eine große Menge an Hauptfiguren und nur sehr wenige Randfiguren. Die kantonesische Sprache, das Goldgräberleben, Druckarbeiten bei der Zeitung, Schmerzmittel, Waffen, Kleidung, Gewohnheiten, für die Details war viel Recherche notwendig. Die astrologischen Aspekte werden zur Herausforderung. „Die Gestirne“ bietet gleich mehrere Abenteuer in Einem. Schnell entwickelt sich das Buch zum Pageturner. Humor fließt mit ein. Der ein oder andere Schlagabtausch und sprachliche Missverständnisse steigern den Unterhaltungswert. Auch die Spannung findet immer wieder Höhepunkte. Im letzten Drittel des Buches bringen die Auflösungen den Leser zum Staunen. Nicht ganz so gelungen und teils überflüssig sind die kurzen Kapitel zum Schluss. Der Ausklang dagegen setzt einen würdigen Abschluss. Das Cover mit dem Frauengesicht im Mond wirkt mysteriös. Es verrät nichts bis auf das Außergewöhnliche des Buches. Das sandfarbene Beige und der goldenen Titel passen gut zum Inhalt. Mit 1038 Seiten ist „Die Gestirne“ ein echter Wälzer. Es lohnt sich, diese fesselnde Lektüre in Angriff zu nehmen. Der Roman hat Stil und eine besondere Klasse. Er überrascht mit allen seinen Facetten und einem kniffeligen Plot.

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Mit Preisen ausgezeichnet, über 1000 Seiten lang, in sich über aus verschachtelt, was die Perspektiven der Personen angeht (mindestens 12, plus die in oder andere) und was auch die je zeitversetzten Ebenen dieser Perspektiven angeht. Im Kern geht es dabei, wie in klassischen Kriminalromanen, um die Aufklärung eins Verbrechens (Mord),wobei sich (auch dieses Setting ist nicht unbekannt), die „Verdächtigen“ (was vorher nicht unbedingt klar ist), in einem Raum versammeln und aus diesem Raum heraus je ihre Sicht der Dinge, ihre Geschichte, starten lassen. „Die im Rauchzimmer des Crown Hotels versammelten zwölf Männer wirkten, als hätten sie sich dort zufällig eingefunden“. Dort den späten Jahren der 1860er Jahre des vorletzten Jahrhunderts erlebt der Ort Hokitika und die Gegend um diesen Ort herum einen Goldboom, in Neuseeland, mitten im Maori Land. Just zu dem Zeitpunkt, als Walter Moody den Ort erreicht und den Raum betritt, zerschlagen und noch auf unsicheren Beinen von der wilden Seefahrt zu diesem Ort hin. Als einzig fremder wird Moody rasch zum Kulminationspunkt der zwölf anwesenden Männer, von denen jeder sich auf seine Weise in ein geschehenes Verbrechen verwickelt sieht. Während nun breit, vielfach, mit ebenso vielen Nebenfäden die Schilderungen beginnen, während das Konzept Cattons, die Personen den Sternenbildern nachzuempfinden (was primär die untereinander sich bedingenden Konstellationen betrifft, aber auch auf die Eigenschaften Einfluss nimmt) und im Lauf der Seiten (durchaus schon mal ein- bis zweihundert) sich die zentrale Rolle einer misshandelten Prostituierten im Ablauf der Ereignisse, die zum Verbrechen führten herauskristallisiert (eine Frau, der Catton auch im Stand der Gestirne die zentrale Rolle zuweist), entsteht beim Leser mehr und mehr zum einen eine Freude an der sehr differenzierten, breiten, der Atmosphäre der Zeit angelehnten Sprache der Autorin (zunächst zumindest), aber (leider) zudem auch zum einen ein deutlicher werdendes Gefühl von Länge im Roman und zum anderen nicht selten einfach auch von Verwirrung. Wer da was ist, wer da mit wem zusammenhängt, was das überhaupt alles soll, wie der Mann, der als Einsiedler lebte und ein Vermögen gehortet zu haben scheint, mit den zwölf versammelten Männern in Beziehung steht, mit der Prostituierten, mit einer plötzlich auftauchenden Witwe (mit Erbansprüchen, natürlich) und mit anderen, erwähnten Personen und, nicht zuletzt, was diesen Walter Moody an diesen Ort verschlagen hat und was er auf der Schifffahrt dorthin furchtbares erlebt zu haben scheint, wie sich als roter Faden durch den Roman eine kongeniale Liebesgeschichte zweier „verwandter Seelen“ und zueinander gehörender Gestirne zieht, das ist nicht einfach auseinander zu halten, das bedarf des Zurückblätterns, des Neuansatzes, der Konzentration. Die allerdings nicht unbedingt durch die teils auch einlullende Gleichförmigkeit der Erzwählweise sonderlich gefördert wird. Obwohl die Personen nicht selten überraschende Seiten entlarven, die Bewertung ihrer Handlungen und ihres Charakters vom Leser neu bedacht, überarbeitet, verändert werden muss. Dennoch, eine Faszination ist dieser überaus breiten „Aufklärung“ des Geschehens und der wechselhaften Geschicke der beiden Liebenden nicht abzusprechen, ebenso hält die Spurensuche nach der inneren Klammer des Romans durch die Anlehnung an die Astrologie den Leser durchaus beschäftigt. Wie auch die philosophische Frage nach dem Verhältnis von Reichtum und innerer Erfüllung (die sich im Roman weitgehend ausschließen). Das der Roman in immer kürzer werdenden Kapiteln endet, dass zum Ende hin die Sprache und die geschilderten Ereignisse sich ins poetische hinein wenden und hier und da abstrakte Ebenen berühren, das liest sich dann (für den, der dort anlangt) mit höherem Tempo und mehr eintretender Klarheit. Insgesamt ein sehr ambitionierter Roman mit, gerade zu Anfang, anregender und ansprechender sprachlicher Form, der zum Ende hin ebenso einen gewissen Zug entfaltet, in der überaus breiten und langen Mitte aber nicht selten ein hohes Durchhaltevermögen erfordert. Wer allerdings Gesellschaftsromane zu schätzen weiß und zudem sehr detailliert gestaltete historische Romane mag, wer gerne „doppelte Böden“ in Figuren und Komposition sucht, der wird hier durchaus auf seine Kosten kommen.

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Verwirrend

Von: CogitoLeider

21.11.2015

Das ist mal ein richtig verworrene Geschichte, die vom Hörer mehr als nur ein bisschen Aufmerksamkeit erfordert. Und ich bin damit ziemlich gescheitert. Den Kern habe ich wohl verstanden, aber die Details sind mir einfach nicht wirklich klar. Eleanor Catton ist es gelungen, ein wirkliches Meisterwerk zu schaffen, dass den Leser einfach in seinen Bann ziehen muss. Zum einen sind da die Protagonisten, die so plastisch beschrieben werden, immer ein wenig ironisch, immer auch sehr liebevoll, sodass sie dreidimensional und authentisch wirken. Die Handlungsstränge, die genau wie alle Personen, miteinander verbunden sind und auf den einen, sehr seltsamen, Tag hinführen, sind stimmig und spannend. Was mich allerdings am meisten begeistet hat, war der Erzählstil. Wortgewaltig, verträumt, kritisch, die Handlung beherrschend und für mich zeitweise in den Vordergrund tretend, hat mich der Stil an Charles Dickens erinnert. Die Autorin baut ein Panoptikum, erlaubt den Blick in eine längst vergangene Zeit mit guten und bösen Menschen, mit politischen und historischen Zusammenhängen und bietet so einen Blick in die Wohnstube des 19. Jahrhunderts. Dabei wird wenig moralisiert und viel dargestellt, meist distanziert, aber doch voller Gefühl für Land und Leute. So hat man hier einfach einen zeitlosen Roman, da Eleanor Catton es schafft, alles Moderne zu unterdrücken und sich ganz in diese Zeit fallen zu lassen. So ist 'Die Gestirne' stilistisch so wunderbar, dass es mir am ende auch nichts mehr ausmacht, irgendwann den Faden verloren zu haben. Doch denke ich, es ist eines dieses Bücher, die man am besten selbst liest, auch, weil man dann zurückblättern kann. Für jeden Literaturbegeisterten ist es auf alle Fälle ein wunderbares Buch! Sascha Rotermund liest erwartungsgemäß gut, auch wenn ich seine Aussprache zuweilen ein wenig zweifelhaft fand. Fazit? Ein Hörbuch, das ich noch mal hören möchte, auch, um es dann sehr viel besser verstehen zu können. Oder ich lese es selbst.

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Lesenswert!

Von: Herba

17.11.2015

Meine Rezension habe ich nach dem Lesen der englischen Originalausgabe, die unter dem Titel 'The Luminaries' veröffentlicht wurde, geschrieben. Inhalt: Neuseeland, 1866: Der Schotte Walter Moody kommt nach Neuseeland, um als Goldsucher ein Vermögen zu erlangen. An seinem ersten Abend in der Goldgräberstadt Hokitika stolpert er durch Zufall im Rauchsalon seines Hotels über eine Zusammenkunft von 12 Männern, die ihn nach anfänglichem Zögern ins Vertrauen ziehen. Moody bekommt eine spannende und mysteriöse Geschichte von einer Goldmine, einem Toten, einem Verschwundenen und einer Hure, die Selbstmord begehen wollte, erzählt. Wird es den Männern gelingen zusammen Licht ins Dunkel der ungelösten Kriminalfälle zu bringen? Meine Meinung: Über ‘The Luminaries‘ bin ich durch mein Interesse an Neuseeland gestolpert und da nicht nur die Autorin Neuseeländerin ist, sondern auch die Handlung des historischen Romans in Neuseeland spielt, wanderte es direkt auf meine Leseliste. Da die Handlung 1866 spielt, hat die Autorin auch die Sprache angepaßt, was einerseits für eine autenthische Stimmung sorgt, mir andererseits das Lesen nicht gerade einfacher machte. Man wird am Anfang auch direkt mit vielen Personen bekannt gemacht und die Handlung springt immer wieder in der Zeit vor und zurück, was über die gesamte Länge des Buches beibehalten wird. Ich denke, diesen Umständen ist die Tatsache geschuldet, dass ich ziemlich lange brauchte, um mich einzulesen, aber ab der Mitte des Buches war ich vollkommen gefesselt und hätte meinen eBook-Reader am liebsten gar nicht mehr aus der Hand gelegt, denn ich wollte unbedingt wisen, wie die verschiedenen Handlungsstränge aufgelöst werden, wer die Schuldigen an den einzelnen Verbrechen sind und ob mittlerweile lieb gewonnene Figuren am Ende ungeschoren davon kommen. Zur Spannung der Geschichte trägt definitiv bei, dass man recht lange braucht, um die einzelen Protagonisten einzuordnen und herauszufinden, wer zu den Bösen und zu den weniger Bösen gehört. Dass die erfundenen Kriminalfälle in eine historische Rahmenhandlung eingebettet ist, die gut recherchiert zu sein scheint, hat mir wahnsinnig gut gefallen, zumal mir nicht bewußt war, dass es in Neuseeland auch einen Goldrausch gab und es viele Briten deshalb dorthin verschlagen hat. Zum Ende hin hat die Autorin von langen zu extrem kurzen Kapiteln gewechselt, die komplett in der Vergangenheit der Geschichte angesiedelt sind, um für restlose Aufklärung zu sorgen, was mir persönlich nicht so gut gefallen hat, aber ansonsten fand ich ‘The Luminaries’ absolut lesenswert und kann es auf jeden Fall weiterempfehlen.

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