Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezensionen zu
Die Gestirne

Eleanor Catton

(19)
(18)
(2)
(1)
(0)
€ 14,00 [D] inkl. MwSt. | € 14,40 [A] | CHF 19,90* (* empf. VK-Preis)

Starke und gewichtige Literatur in allerlei Hinsicht! Angefangen von der Stärke dieses Wälzers mit seinen mehr als 1040 Seiten, über das starke Eigengewicht, bis hin zur gewaltigen und gewichtigen Sprachkunst und Bedeutung eines jeden einzelnen Wortes im Buch!!! Ich habe kaum ein Buch gelesen, das mich so lange gefangen hielt und zwischen kurzfristigen Abbruchgedanken und Weiterlesen hin und her riss! Meine Erwartungen an Eleanor Cattons Schreibkunst und ihrem preisgekrönten Werk „Die Gestirne“ waren enorm hoch angesetzt, .... Ich bin Leserin großer Herausforderungen, ich liebe und begrüße neue Stilmittel und genieße die Wahl einer besonderen Sprachkunst. Und all das habe ich auf bemerkenswerter Weise in diesem historisch geprägten Roman gefunden und erlebt! "Die Gestirne" ist ein kostbares Stück Literatur, welches mich äußerst zufrieden und stolz zurück lässt! Erschienen im btb Verlag (http://www.randomhouse.de/btb-Verlag/Der-Verlag/aid55918_11776.rhd) Zunächst hervorgehoben: dieses Buch ist keine leichte Kost! Wer einen Roman für das schnelle Lesen oder verschlingen sucht, ist hier ganz gewiss falsch. „Die Gestirne“ entlocken dem Leser Muße, Konzentration und Geduld. Dieser Roman braucht Zeit, darauf deutet bereits die Seitenzahl von mehr als 1040 Seiten hin. Dieses Werk nimmt sich etwas heraus und spielt mit dem Leser. Die Autorin wurde nicht grundlos mit besonderen Preisen ausgezeichnet und wird in höchsten Tönen gelobt. Der offene und neugierige Leser, wird sich in Eleanor Cattons Stil und Talent verlieren, wer keine anspruchsvollen Lektüren mag, der wird mit diesem Roman kein Glück haben. An die Leser, die nicht genug bekommen können von poetischen Bildern, wortgewandten Dialogen, gehobener Sprache und erstaunlichen Intellekt: bitte greift zu diesem Werk und lasst euch verwöhnen mit schicksalhaften Begegnungen und einer komplexen Handlung. Inhalt / Beschreibung: "In einer Hafenstadt an der wilden Westküste Neuseelands gibt es ein Geheimnis. Und zwei Liebende, die einander umkreisen wie Sonne und Mond. Als der Schotte Walter Moody im Jahr 1866 nach schwerer Überfahrt nachts in der Hafenstadt Hokitika anlandet, trifft er im Rauchzimmer des örtlichen Hotels auf eine Versammlung von zwölf Männern, die eine Serie ungelöster Verbrechen verhandeln. Und schon bald wird Moody hineingezogen in die rätselhaften Verstrickungen der kleinen Goldgräbergemeinde, in das schicksalhafte Netz, das so mysteriös ist wie der Nachthimmel selbst." Handlung: Neuseeland, 1866: Nach langer, schwerer Überfahrt gelangt der junge Schotte Walther Moody in das Goldgräber-Dorf Hokitika und stolpert zufällig in eine ominöse Versammlung. Der Roman gliedert sich in zwei Ebenen aus Vergangenheit und Gegenwart. Eine träumerische Vision vom großen Geld und einer neuen Zukunft. Die Gegenwart beschreibt den Sog des Goldes, den Zerfall der Persönlichkeit, den Größenwahn und die Gier… „Die Gestirne“ wird zum globalen Verriss der Goldgräberzeit und des Größenwahnsinns. Fiktional und doch real. Zunächst geben sich die zwölf Herren, die dieser Versammlung, die Rechtsanwalt Walter Moody arglos betritt, beiwohnen, bedeckt und geheimniskrämerisch. Langsam ziehen sie den Fremden Neuankömmling Moody ins Vertrauen. Ein weitreichendes Netz aus ungelösten Verbrechen, Mord, Intrigen und Geheimnissen breitet sich aus und nimmt nicht nur seine Leser gefangen, sondern lässt so ein jeden der nun 13 Männer zum Detektiv werden. Warum versuchte eine opiumsüchtige Hure, sich umzubringen? Was geschah mit dem reichen Mann Staines, der eines Tages spurlos verschwand? Weshalb fand man so viel Gold beim Leichnam eines Einsiedlers und Säufers Crosbie Wells? Welchen Weg nahm der große Goldfund? Und wer ist rechtmäßiger Besitzer dieses Reichtums?... In „Die Gestirne“ entführt die ausgezeichnete Autorin Eleanor Catton ihre Leser in eine schier unglaubliche Verstrickung, ein verwinkeltes und labyrinthartig angelegtes Konstrukt, eine bemerkenswerte Geschichte voller Irrgängen ganz im Stil der Goldgräberzeit um 1866. Voller Komplexität und Raffinesse. "Wir verbringen unser ganzes Leben damit, über den Tod nachzudenken. Ohne diese Unterhaltungen würden wir uns vermutlich schrecklich langweilen. Wir hätten nichts, dem wir entgehen wollten, nichts, was wir verhindern wollten, und nichts, worüber wir uns Gedanken machten. Die Zeit hätte nichts zu bedeuten." Schreibstil: Das Besondere an diesem Werk ist Eleanor Cattons Sprache, die dieses Werk so erblühen lässt. Die junge Autorin Catton hat sich eine eigene Welt erbaut, in die sie ihre Leser entführt und mitnimmt. Allein die Kapitelüberschriften sind bis ins kleinste Detail durchdacht und so vollkommen und spiegeln die Inhalte des Kapitels wieder. Der Schreibstil erlaubt zunächst kein einfaches lesen und setzt Zeit und Muße sowie Konzentration voraus. Passagen und Fakten die man zuvor gelesen hat, setzten sich erst mit fortschreitenden Seiten zusammen und ergeben einen Sinn. Manches erklärt sich aber auch erst sehr viel später, oder erst beinahe am Ende des Buches. Der Leser sollte also Geduld für dieses knapp 1040 Seiten starke Werk mitbringen. Sprachlich gekonnt, und sehr beeindruckend. Keine Frage, aber dennoch konnte ich bis fast zur Mitte nicht ausmachen, wohin mich dieses Buch leiten möchte. Für die ersten 300 Seiten brauchte ich eine Gewöhnungszeit um mich dem Fluss und dem Strom der leitenden Worte anzupassen und mich fallen zu lassen. Hier denkt sicherlich so mancher Leser an ein vorzeitiges Beenden. Auch ich habe mit diesem Gedanken gespielt. Nun bin ich froh, mich darüber hinweggesetzt zu haben. Denn über all dem steht der kunstvolle Schreibstil der Autorin, der eine lange Liste an rhetorischen und schriftstellerischen Stilmitteln zu bieten hat. Die Sprache, bei der jedes Wort wohlgewählt erscheint, ist historisch angehaucht, zeitgemäß und von gehobenen Wert. Atemberaubend! Wer sich hier von langen Umschreibungen (es kann schon mal passieren, dass eine einzige Charaktereigenschaft, die mit einem Wort beschrieben sein könnte, sich über mehr als 13 Zeilen erklären und ausführen lässt….!!!!!) nicht abgeschreckt fühlt, wird mit einem literarischen Hochgenuss belohnt. Stilistisch ansprechend und geschickt finde ich außerdem den Schachzug der Autorin Eleanor Catton, dass dem Leser weder ein Ich- noch ein auktorialer Erzähler, sondern eine Wir-Perspektive präsentiert wird, sodass Leser und Erzähler zu einem Dialog verschmelzen. Diese Erkenntnis filtert man als Leser jedoch erst zwischen den Zeilen heraus und wird sich dem Gelingen erst nach und nach bewusst. Wieder so ein enormes Talent, welches zu betonen gilt! Ich bin stolz, dieses Meisterwerk der hohen Schreibkunst und des großen Intellekts gelesen und mit jeder Faser genossen zu haben! Trotz der Schwierigkeiten für mich, dem hohen Niveau standzuhalten, bin ich sehr begeistert von dem Buch. Was vor allem an den Beschreibungen und der wortgewandten Sprache liegt. Eleanor Catton hat eine Poesie in ihrem Schreibstil, welcher unvergleichlich ist, zudem schmücken jedes neue Kapitel wunderbare Überschriften, die einen sehr verbundenen und außergewöhnlichen Stil widerspiegeln. So hat mich diese Debütautorin als Leserin gewonnen, ich zolle meinen ganzen respekt und schenke dieser jungen Schriftstellerin größte Achtung und Ansehen! "All das war wie verschleiert, die Gestalten waren verschwommen, als wären die Reise und alles, was mit ihr zusammenhing, bereits im trüben Nebel seines verwirrten Geistes vereinnahmt, als hätte sein Gedächtnis sich in sich selbst zurückgezogen und wäre dabei seinem Gegenpart begegnet, der Fähigkeit des Vergessens, und hätte Nebel und Regenschauer als eine Art gespenstische Bedeckung herbeibeschworen, die ihn vor den Erscheinungen seiner jüngsten Vergangenheit schützen sollte." Meinung: Wie schon erwähnt, waren meine Erwartungen sehr sehr hoch, aber ich war auch vorgewarnt, dass diese Literatur von besonderer Note ist und der Anspruch nicht jeden Leser erreichen und beglücken kann. Die junge Ausnahmeautorin Eleanor Catton zeigt Mut, denn sie hat eine Sprache erschaffen, die ihre Leser so bestimmt noch nie geboten bekommen haben. Dieses Buch hat Intellekt, Anspruch und viele Farben. Das Lesen ist nicht leicht und die Seiten müssen mit Muße verarbeitet und wirken gelassen werden, dieses Niveau muss der Leser erstmal halten können. Sprachlich gekonnt, und sehr beeindruckend. Keine Frage, aber dennoch konnte ich bis fast zur Mitte nicht ausmachen, wohin mich dieses Buch leiten möchte. Der Kern dieses Buches erschließt sich erst recht spät, daher wankte ich kurzzeitig mit dem vorzeitigen Beenden des Buches. Das wäre jedoch fatal gewesen, denn für die Leser, die durchhalten, offenbart der Roman noch einen ganz besonderen und sehr impulsiven und intensiven Lesegenuß. Es breitet sich ein Gefühl aus, als dass man der Handlung nicht mehr entfliehen kann, man fühlt sich als Gefangene zwischen den Buchdeckeln dieser einzigartigen Geschichte weit weg vom Mainstream und der Masse. Eine besondere Kost, die es zu genießen gilt. Der gekonnte Perspektivenwechsel zwischen den Zeiten und Handlungssträngen und die Zeitsprünge vor und nach dem Tod des Einsiedlers Crosbie Wells gaben der Lektüre dann immer wieder Klarheiten und Tempo. Zum Glück siegte meine Neugier, denn jetzt bin ich stolz, dieses Meisterwerk der hohen Schreibkunst und des großen Intellekts gelesen und aber auch genossen zu haben! Trotz der Schwierigkeiten für mich, dem hohen Niveau stand zu halten, bin ich sehr begeistert von dem Buch. Was vor allem an den Beschreibungen und der wortgewandten groben aber auch teils sehr leisen Sprache liegt. Eleanor Catton hat in ihren jungen Jahren für ihr Debüt eine Poesie in ihrem Schreibstil, welche unvergleichlich und unvergesslich ist. Ich kann mir vorstellen, dass die Übersetzerin an ihre Grenzen gestoßen ist...Wie kann man ein so gewaltiges Werk so übersetzen, dass auch in der übersetzten Fassung all die Einzigartigkeit und Raffinesse erhalten und erlebbar bleibt? Die Übersetzerin Melanie Walz, für die deutsche Fassung, hat dieses geschafft, auch sie hat erstklassige Arbeit und geschickte Handgriffe bewiesen. Wie schon erwähnt, waren meine Erwartungen an dem Buch von Beginn an sehr hoch. Dementsprechend groß war auch mein Wunsch, dass mir dieses Buch einfach gefallen muss. Doch bis ich wirklich Freude und Lesevergnügen empfinden konnte, benötigte es doch eine Aufwärmphase von knapp 300 Seiten. Trotz der anfänglichen Schwierigkeiten für mich, mich in dem Buch zu platzieren und wiederzufinden und dem hohen Niveau standzuhalten, bin ich resümierend sehr begeistert von dem Buch. Was vor allem an den Beschreibungen und der wortgewandten Sprache liegt. Ein Glossar und die Danksagung runden das Buch gekonnt ab. Ich bin einfach nur begeistert und weiß gar nicht, wie ich meine Euphorie und Empfehlung zu diesem Werk ausdrücken soll. Einfach selbst lesen und sich selbst entführen lassen. Ich wollte dieses Buch einfach mögen, und nun liebe ich es "… wenn die Heimat nicht dort ist, wo man herkommt, dann ist sie dort, wohin man aufbricht." Kritikpunkt: An diesem Werk würde es mir schwer fallen Kritik zu üben. Eigentlich gab es keine Kritikpunkte, aber um auf hohem Niveau zu nörgeln könnte ich die lange Aufwärmphase von mehr als 300 Seiten nennen, die ich persönlich gebraucht habe um mit dem Buch im Lesefluss zu sein. Leider kommt der ein oder andere Leser über diese magische Schwelle vielleicht nicht hinaus und wird dem Buch nicht länger eine Chance geben, welche dieses Werk aber um jeden Preis verdient hat!!!! Charaktere: Autorin Eleanor Catton hat in ihrem sensationellen und genialen Debüt nicht nur die Macht und die Gewalt über die Worte, nein, sie hat auch die Macht, die Eigenschaften und Details der einzelnen Charaktere auszumachen und unglaublich genau einzufangen. Ihre Beweggründe werden dem Leser jedoch erst schrittweise deutlich und klar gemacht. Die Spannung dieses Romans findet meiner Meinung nach hauptsächlich in den Interaktionen der 13 (Haupt-)Protagonisten. Tiefgründig und differenziert wird jeder Charakter und jeder Darsteller skizziert und ausführlich charakterisiert. Dabei passiert es, dass eine einzelne Eigenschaft, welche mit einem Wort benannt wäre, über mehr als 12 Zeilen beschrieben wird und die Personen so eine unglaubliche Tiefe und Charakterstudie erhalten. Dieser Roman zeugt ausnahmslos von großer Reife und einem wachen, klugen Blick auf die Gesellschaft. Die Debütautorin besitzt in ihren jungen Jahren ein schier unglaubliches Talent, die einzelnen Charaktere dem Leser besonders nahe zu bringen. Vor allem die Hure Anna Wetherell und den Widerling Francis Carver, sowie die Herrin Mrs Wells (später Carver) und all die anderen besonderen Charaktere aus allen Schichten, Nationalitäten und Berufen. E. Catton ist es gelungen, die Macht und die Besonderheiten dieser Charaktere auszumachen und unglaublich genau einzufangen. Ihre Hintergründe, Prägung und Beweggründe werden dem Leser jedoch erst schrittweise deutlich und klar gemacht. Das überzeugende bei Eleanor Cattons Umsetzung und Darstellung der Protagonisten ist, wie sie einfache kleine Handlungen der Charaktere detailliert beschreibt, bei denen man sich oft selbst ertappt fühlt. So werden diese auf den ersten Blick unbedeutsamen Taten zu großen Schlüsselelementen im Buch. Das ist auch der Grund, wieso das Buch einem so lange im Gedächtnis bleibt und man nach dem "Durchhalten" so stolz und fasziniert ist: Weil man die besonderen Botschaften der Ausnahmeautorin Eleanor Catton empfängt und versteht, und ihrer Reise folgen kann! Die prägenden Rollen und Nebenrollen verkörpern diese menschlichen Züge sehr genau. Das Gold lässt die Menschen zu Egoisten werden, kalt, skrupellos, von Gier und Sucht getrieben... Aber es gibt auch die wenigen, die die Menschlichkeit nie verloren haben. Die Autorin fängt das damalige Leben und die Situationen in der Goldgräberzeit auf der Suche nach dem materiellen großen Glück so gekonnt ein, dass man glaubt Teil der Handlung zu sein. "Er wusste, dass er ihr nicht trauen durfte, und er wusste, dass uneingeschränkte Bewunderung alle Kammern seines Herzens überflutete, wenn er in ihrer Gegenwart weilte Die Vernunft kann gegen das Begehren nicht viel ausrichten: Wenn das Begehren unstreitig und machtvoll empfunden wird, erlangt es den Status einer eigenen Vernunft." Die Übersetzerin: "Melanie Walz, geboren 1953 in Essen, wurde 1999 mit dem "Zuger Übersetzer-Stipendium", 2001 mit dem "Heinrich-Maria-Ledig-Rowohlt-Preis" und 2015 mit dem Übersetzerpreis der Stadt München ausgezeichnet. Sie ist die Übersetzerin von u. a. Antonia Byatt, John Cooper-Powys, Lawrence Norfolk." Selten fühle ich mich dazu verleitet, auch die Arbeit der Übersetzer eines Werkes in meiner Rezension zu benennen. Doch hier MUSS ich einfach ein großes Lob aussprechen und das talentierte und genüssliche Handwerk loben. Der ganze Charme dieses Romans bleibt wunderbar erhalten und hat nichts an Wirkung und Sog einbüßen müssen. Die Autorin: "Eleanor Catton wurde 1985 in Kanada geboren und wuchs in Christchurch, Neuseeland, auf. Sie studierte Englisch an der University of Canterbury und Kreatives Schreiben an der Victoria University of Wellington. 2008 nahm sie am Iowa Writers’ Workshop teil. Bereits für ihren Debütroman "Anatomie des Erwachens" erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen. Für ihren gut 1000 Seiten starken zweiten Roman "Die Gestirne" wurde sie 2013 als jüngste Autorin aller Zeiten mit dem renommierten Booker-Preis ausgezeichnet. Eleanor Catton lebt in Auckland und unterrichtet Kreatives Schreiben am Manukau Institute of Technology." Zu gerne hätte ich der Autorin bei der Entstehung des Plots und der Charaktere über die Schultern geblickt. Ich bin überwältigt von der Gabe, wie die Autorin selbst stets den Überblick behält und sich nicht selbst in den endlosen Zeilen und Windungen verliert oder verzettelt. Wie viele Jahre hat sie wohl an diesem Meisterwerk gefeilt? Cover: Das Cover und der Titel haben ganz intensiven Reiz auf mich ausgeübt. Die Farbgestaltung passt zum Gesamtkonzept und auch zur Autorin. Der Titel bekommt eine ganz neue Bedeutung, wenn man dieses Buch gelesen hat. Welche, dass möchte ich hier noch nicht verraten. Zuvor lädt der Titel zu Mutmaßungen und Assoziationen ein. Sehr gut und stimmig umgesetzt. Die Kapitel sind von angenehmer Länge, das Schriftbild ist harmonisch, das Buch von hochwertiger Qualität und liegt trotz der Schwere und des über 1kg Gewichts noch relativ bequem in der Hand. Fazit: „Die Gestirne“ gehört für mich ohne Zweifel zu den größten Werken der Literatur! Voller Poesie und Atmosphäre. Wer hinter die Fassade, blickt und beim Lesen durchhält, wird mit einem sensationellen Meisterwerk belohnt! Ich wollte dieses Buch einfach mögen, und nun liebe ich es! Und schenke dem Buch mehr als 5 verdiente Sterne!

Lesen Sie weiter

Dieses Buch ist vermutlich nicht nur das dickste Buch, das ich seit längerem gelesen habe, es ist gleichzeitig möglicherweise auch eines der brillantesten, die ich überhaupt je gelesen habe – auch wenn ich es nicht einmal vollständig durchdrungen habe, denn die astronomischen Grafiken und teilweise auch die Ausführungen dazu riefen in mir das ein oder andere Fragezeichen hervor, haben mich in meinem Lesevergnügen jedoch absolut gar nicht gestört.Würde man mich allerdings fragen, worum es in dem Buch denn ginge und ob ich nicht mal kurz schildern könne, was genau passiert – ich könnte es nicht. Auf diesen 1040 Seiten passiert so unfassbar viel, es tauchen zahlreiche Schlüsselfiguren auf und alles und jeder ist so miteinander verwoben und verflochten, dass es mir einfach nicht möglich ist, die Geschichte richtig zu fassen und in wenigen Sätzen wiederzugeben – ich will es aber trotzdem einmal versuchen. Die Geschichte der Gestirne spielt zur Goldgräberzeit in Neuseeland – viele junge Männer machten sich zu der Zeit auf den Weg dorthin, in der Hoffnung auf Gold und damit einhergehendem Wohlstand. Auch der Schotte Walter Moody ist einer dieser erwartungsfrohen Männer, der sich Anfang 1866 in Hokitika einfindet, hier aber nicht wie erwartet auf eine Goldader stößt, sondern auf eine scheinbar willkürliche Versammlung von zwölf Männern, die dabei sind, all die Geheimnisse und Verbrechen, die ihre kleine Stadt in der letzten Zeit heimgesucht haben, aufzuklären und eine plausible Lösung für all das zu finden – für den Tod eines scheinbar bedeutungslosen Säufers und dem plötzlichen Auftauchen seiner unbekannten Witwe, über die Tatsache, dass sich in seiner Hütte ein unerklärliches Vermögen befunden hat, über das Verschwinden eines jungen Mannes und die Mysterien, die sich um eine opiumsüchtige Hure ranken, um den fragwürdigen und durchtriebenen Kapitän eines Schiffes und über noch so vieles mehr. Im Laufe der Geschichte finden sich zwar immer wieder Antworten auf all diese Geheimnisse, aber die Fragezeichen werden deswegen nicht weniger, weil es gleichzeitig auch immer wieder neue Erkenntnisse gibt und ach, es fällt mir so schwer, Worte zu finden für diese unglaublich dicht gestrickte Geschichte, in der nahezu jeder mit jedem verbunden ist und sich jeder Handlungsstrang immer und immer und immer wieder mit denen der anderen verwebt und letztendlich ein undurchdringliches Gefüge ergibt, das dem Leser wirklich auf jede Frage eine Antwort bietet. Für mich sticht allerdings nicht nur die Grandiosität dieser dichten Geschichte hervor, sondern insbesondere der Schreibstil – Eleanor Catton ist noch eine so junge Frau und Autorin und dennoch hat sie einen unheimlich ausgereiften und wunderbaren Schreibstil, der sehr ausführlich und malerisch und einfach gekonnt ist und den Anschein erweckt, als hätte dieses Buch ein erfahrener Autor und nicht eine so junge Frau, wie sie es ist, geschrieben. An dieser Stelle muss auch ein großes Lob an die Übersetzerin, Melanie Walz, ausgesprochen werden, der eine fantastische Übersetzung gelungen ist. Das ganze Buch ließ sich angenehm lesen und war vor allem auch dank der ausgeschmückten Sätze so schön zu lesen – es hat einfach richtig Spaß gemacht und sich wie ein echtes Meisterwerk angefühlt! Dabei spielt wohl auch die Wahl eines auktorialen Erzählers für die Schilderung dieses Romans eine große Rolle – denn bei einer so großen Palette an Protagonisten wäre es wirklich schade gewesen, immer nur in den Kopf eines einzigen schauen zu dürfen. Dadurch blieben die Figuren auch nicht nur oberflächlich, sondern gewannen an Tiefe, was gerade bei der Vielzahl an Figuren half, den einen vom anderen unterscheiden zu können und nicht den Faden zu verlieren. Besondere Erwähnung verdient an dieser Stelle auch die Tatsache, dass jeder der Charaktere unglaublich individuell und authentisch war und stets nachvollziehbar handelte. Speziell war auch der Aufbau des Buches: Eingeteilt in zwölf Teile und diese auch nochmal unterteilt in mehrere Abschnitte, waren diese zu Beginn des Buches noch unfassbar lang (allein der erste Teil dehnt sich über fast 500 Seiten aus) und nahmen dann von Teil zu Teil immer mehr an Länge ab (- mathematisch gesehen verkürzte sich die Seitenzahl von Teil zu Teil immer um die Hälfte). Zu Anfang eines jeden Kapitels wurde außerdem kursiv kurz darauf hingewiesen, worum es im jeweiligen Kapitel gehen würde – war diese Anmerkung zu Beginn immer sehr knapp, wurde sie in den letzten Teilen sogar länger als das eigentliche Kapitel. Gerade die letzten Teile und Kapitel wirkten durch ihre Kürze sehr abgehetzt und hektisch, vieles wurde nur noch angedeutet, ergab sich aber stets aus den Ausführungen aus den vorangegangenen Teilen, sodass der Leser nicht mit Fragezeichen zurückgelassen wurde. Ganz sicher bin ich mir nicht, ob ich die astronomischen Aspekte verstanden habe. Es hat dem Verständnis der Geschichte keinen Abbruch getan, aber ich wünschte trotzdem, ich wäre schlauer aus den Kreisdiagrammen zu Beginn des jeweiligen Teiles und auch aus den Überschriften der Kapitel – “Merkur im Schützen” beispielsweise – geworden. Fazit “Die Gestirne” ist ein außergewöhnliches und komplexes Buch, das mit einer fesselnden Geschichte und einem noch fesselnderem Schreibstil aufwartet und das einen mit interessanten Charakteren und noch interessanteren Handlungssträngen in seinen Bann zieht. Dieses Buch ist Krimi und historischer Roman in einem und wirkte auf mich unfassbar authentisch. Die 1040 Seiten wirken anfangs zwar bedrohlich – zum Schluss hätte ich mir aber gerne sogar noch mehr Seiten gewünscht, weil ich mich aus dem Neuseeland des 19. Jahrhunderts und den von Eleanor Catton geschaffenenen Figuren einfach nicht verabschieden wollte. Trotz allem war mir das Ende, das zwar keine Fragen offen ließ, aber trotzdem einfach so hastig und übereilt war und nicht einmal mehr einen kleinen Ausblick auf das zukünftige Schicksal der Charaktere gewährte, einfach ein zu abruptes, weswegen das Buch von mir 4.5 von 5 Sternen und eine große Leseempfehlung bekommt!

Lesen Sie weiter

"Die im Rauchzimmer des Crown Hotel versammelten zwölf Männer wirkten, als hätten sie sich dort zufällig eingefunden. Aus ihrem Betragen und ihrer Kleidung zu folgern - Gehrock, Frack, Seemannsjacken mit Gürtel und Beinknöpfen, gelber Moleskin, Kammertuch und Serge -, hätten sie zwölf Fremde in einem Eisenbahnwaggon sein können, jeder von ihnen auf dem Weg zu einem anderen Viertel einer Stadt mit genug Nebel und Wasserläufen, um sie voneinander zu trennen; und wahrhaftig bewirkte die absichtsvolle Absonderung jedes Einzelnen, wie er über seiner Zeitung brütete, sich vorbeugte, um seine Tabakasche in den Kamin zu schnipsen, oder die gespreizte Hand auf den grünen Flanell legte, um den nächsten Billardstoß abzuwägen, ebenjene Art geradezu greifbarer Stille, wie sie spätabends in der Eisenbahn eintritt - doch hier nicht vom Schnaufen und Rattern der Wagen übertönt, sondern vom lauten Prasseln des Regens. Diesen Eindruck gewann Mr Walter Moody, als er in der Tür stand, die Hand am Türrahmen." (S. 15) Welch vielversprechender Beginn (hier gelesen von der Autorin selbst: https://www.youtube.com/watch?v=J6tm6s89qqQ)! Und welch bezeichnender. Ausführliche, lange Sätze, gelegentlich ein wenig umständlich und eine Erzählerfigur, die sich immer wieder einmischt. Denn der eigentliche Beginn ist kursiv vorangestellt und fasst die Handlung des ersten Kapitels, "Merkur im Schützen", zusammen: "In welchem Kapitel ein Fremder nach Hokitika kommt, eine geheime Versammlung gestört wird, Walter Moody seine neuesten Erinnerungen verbirgt und Thomas Balfour eine Geschichte zu erzählen beginnt." Diese Geschichte dauert bis Seite 441, dem nächsten "Merkur im Schützen" betitelten Kapitel, mit dem wir ins Hier und Jetzt, also der auf Seite 15 geschilderten Situation im Rauchersalon des Crown Hotels zurückkehren. In der Zwischenzeit hat jedoch nicht nur Thomas Balfour eine Geschichte erzählt, nein, fast alle der Anwesenden 12 Männer hatten ihre Blickwinkel bereits in den Fokus gerückt. Das ist nicht wirklich linear, sondern eher wie eine Serie, die zwischen verschiedenen Figuren hin- und her schneidet. (Montage im Film) Stilistisch irritierend, da bislang (ich bin auf Seite 450) noch nicht aufgelöst, finde ich die Angewohnheit, Figuren durch den auktorialen Erzähler zu charakterisieren. Auf dieses Stilmittel - das in einigen englischsprachigen Rezensionen explizit gelobt wird - hätte ich oft verzichten können, da es meist beschrieb, statt zu zeigen. Persönliche Eigenschaften der Figuren wurden vom Erzähler behauptet, um den sich meist im Zwiegespräch Befindlichen mehr Tiefe zu geben. Das ermüdete mich doch nach einiger Zeit sehr. Die Sprache (übersetzt von Melanie Walz) ist nach dem kalten, klaren "Flammenwerfer" (Rachel Kushner, übersetzt von Barbara Abarbanell) und dem sprachlich harmlosen "Ruf des Kuckucks" (Robert Galbraith, übersetzt von Wulf Bergner) überbordend bis gelegentlich antiquiert (allein die Thomas Mann Länge der Sätze!), passt jedoch zur Zeit (27. Januar 1866) und zum Erzähler. Trotz dieser minimalen Störfaktoren hat mich das Buch schnell in seinen Bann gezogen und sehr überrascht. Nun, da ich das Buch beendet habe, ist die Verblüffung eher noch gewachsen. Bis fast zur Hälfte des Buches blickt man auf Ereignisse zurück, die in der Vergangenheit liegen, danach wird linear nach vorne erzählt - und in einem großartigen Gerichtsverfahren durch Walter Moody für Gerechtigkeit gesorgt. Danach springt das Buch erneut zeitlich und erzählt nun die Geschichte, die den von Seite 15 bis 441 geschilderten Ereignissen zuvor liegen - zugleich eine zarte Liebesgeschichte. Wie Elizabeth Knox (ebenfalls Autorin und Ehefrau des neuseeländischen Verlegers von Eleanor Catton), die in Neuseeland die Rede zur Veröffentlichung von "The Luminaries" hielt, feststellte (Link zu ihrer Rede), kommt der Name "Die Gestirne" von der astrologischen Erzählordnung, die Catton dem Buch gibt: Das Buch besteht aus 12 Kapiteln, jedes davon ist halb so lang wie sein vorhergehendes Kapitel (das fällt vor allem im letzten Viertel des Buchs auf, wo die kursiven Einleitungen bzw. Kapitelzusammenfassungen irgendwann genau so lang wie der eigentliche Kapiteltext werden). Erzählerisch eingebunden wird diese formale Vorgabe auch - wie ich fand, fast unnötig, da nicht vollends überzeugend (für mich). Leider bin ich in der viktorianischen Literatur nicht bewandert genug, um die Leseeindrücke der Goodreads-Rezensentin Rebecca Foster aus eigener Erfahrung zu bestätigen: "It has all the elements of a pitch-perfect Dickensian mystery novel: long-lost siblings, forgeries, opium dens, misplaced riches, a hidden cache of letters, illegitimate offspring, assumed identities, a séance, a witty and philosophical omniscient narrator’s voice, and so on. If this was a Victorian paint-by-numbers competition, Catton would have top marks." Danach kommt sie jedoch zum Schluss, dass dem Buch ein Herz fehle - und dem kann ich nur widersprechen. Ein faszinierendes Leseerlebnis, das mich zwar nicht komplett überzeugen konnte, das mich aber umso intensiver beschäftigt hält. Die Gestirne: Roman von Eleanor Catton übersetzt von Melanie Walz btb-Verlag, Hardcover, November 2015 (Das Buch wurde mir netterweise als Rezensionsexemplar vom Bloggerportal zur Verfügung gestellt)

Lesen Sie weiter

Wie erreicht man es, den Spannungsbogen über 1000 Seiten lückenlos zu halten? Eleanor Catton schafft es! Mit dem Monumentalroman “Die Gestirne” ist ihr ein wahrer Geniestreich gelungen. Neuseeland im Januar 1866. Walter Moody, Anwalt und noch etwas grün hinter den Ohren, reist von Schottland nach Neuseeland, um dort als Goldgräber sein Glück zu versuchen. Soll ja schnell gehen, hat man gehört, hier ein Goldnugget und da noch eins und dann nur noch in seidenen Bettlaken schlafen oder so ähnlich. Doch im beschaulichen Städtchen Hokitika gerät der Jüngling – eigentlich wollte er im Raucherzimmer seines Hotels nur eine Gute-Nacht-Pfeife rauchen – unversehens in einen Kriminalfall, wie er ihn noch nie gesehen hat: Kurz zuvor hatte man einen eigenbrötlerischen Einsiedler namens Crosbie Wells tot in seiner Hütte aufgefunden – war es der Alkohol oder steckt mehr dahinter? Warum fand man an den unglaublichsten Stellen seiner schäbigen Behausung Gold im Wert von über 4.000 Pfund? Und warum zum Himmel ist Emery Staines verschwunden, Besitzer einer lukrativen Goldmine und jugendlichem Übermut? Welche Rolle spielt die Prostituierte Anna Wetherell, die am Abend des Verschwindens von Staines mit ihm zusammen war, später dann aber im Opiumrausch und bewusstlos von der Straße gekratzt wurde? Und welchen Plan verfolgt der Schurke Francis Carver, der immer wieder erwähnt wird, bis er nach rund 600 Seiten endlich mal selbst zu Wort kommt? Jede Fluse zählt Wer bei meiner kleinen Zusammenfassung wesentlicher Fragen aus dem Roman bereits den Überblick verloren hat, für den könnte die Lektüre von “Die Gestirne” zu einer echten Herausforderung werden! Denn Eleanor Catton weiß es auf geschickte und gewitzte Art, die einzelnen Biographien der Menschen in Hokitika (und davon gibt es einige) so miteinander zu verweben, dass ein riesiger Teppich entsteht, von dem sozusagen jede einzelne Fluse eine Rolle spielt. Catton_EDie_Gestirne_156650Jedes Wort, dass Person X zu Person Y im Vertrauen sagte, jeden Brief, den sie sich schrieben, jeden Blick den sie sich zuwarfen und natürlich jede Handlung, die sie begingen, ist wichtig für den Verlauf der Geschichte. Eine literarische Meisterleistung, möchte ich behaupten – und eine Meisterleistung des Lesers, wenn er bei dieser Detailwut nicht die Geduld verliert! Letzteres ist aber für Geübte Bücherwürmer kein Problem, denn auch wenn sich der Roman nur ganz selten aus dem Goldgräberstädchten Hokitika herausbewegt und sich in erster Linie um die Alltagsangelegenheiten der Städter dreht, so verliert der Spannungsbogen jedoch nie an, äh, Spannung. Die Autorin kann mit einem Ideenreichtum brillieren, der seinesgleichen sucht – und schafft es trotzdem, den Leser so in den Kosmos des wilden Neuseelands hineinzuziehen, dass man nach dem Beenden der letzten Seite am liebsten gleich wieder von vorne anfangen würde! //Geeignet für// Alle, die sich von einem ziegelsteinschweren Buch nicht abschrecken lassen; auf filmreife Geschichten stehen; gerne in der Zeit reisen & Rätsel lösen

Lesen Sie weiter

Ein aussergewöhnlicher Roman mit viel Raffinesse

Von: Wolly aus Kempten

30.12.2015

Inhalt: 1866 - Der Schotte Walter Moody macht sich auf den langen und beschwerlichen Weg nach Neuseeland, um dort ein neues Leben zu beginnen. Angesteckt vom dortigen Goldrausch möchte er sein Glück finden. Nach seiner Ankunft in der kleine Hafenstadt Hokitika, begiebt er sich zu seinem Hotel und gerät dort unversehens in eine geheime Versammlung, die viele Überraschungen bereithält. Nach und nach erfährt er von den 12 anwesenden Männern den Grund für das Treffen und das stillschweigen darüber. Es gibt einige Geschehnisse in der Stadt die den Herren Kopfzerbrechen bereiten. Ein versuchter Selbstmord einer opiumsüchtigen Hure, ein plötzlich verschwundener reicher Goldsucher, ein toter Einsiedler mit einem Haufen Gold. Wie passt das alles zusammen und wer weiss mehr über die Ereignisse als er zugibt? Meinung: Mit "Die Gestirne" schafft Eleanor Catton ein aussergewöhnliches Buch. In über 1000 Seiten erzählt die junge Autorin eine komplexe Geschichte die sehr vieles vereint. Die Suche nach dem Glück, nach Liebe und Frieden, die Gedanken an Rache, Tod und Einsamkeit, Neubeginn und Vergangenheit. Ein wirklich umfangreicher Plot mit sehr vielen Figuren und einzelnen kleinen Geschichten die alle Teil der Großen werden. Die vielen Figuren des Romans und ihre Schicksale verwirren anfangs etwas, werden aber im Laufe der Geschichte greifbarer und authentischer. Besonders Moody als Erzähler weckte Sympathien. Der Aufbau des Buches ist speziell und reizvoll. Einleitende Kapitelüberschriften beschreiben, womit es der Leser im jeweiligen Abschnitt zu tun bekommt. Eine Wir-Erzählweise schafft Bindung und das Thema Sternbilder zieht sich als Gerüst durch das komplette Buch. Besondere Betonung verdient aber der Schreibstil. Dem Jahrhundert der Spielzeit sehr gut angepasst schreibt die Autorin klangvoll, bildhaft, aber nicht kitschig oder umständlich. Es macht Spaß zu lesen, erfordert aber Konzentration. Kein Buch für nebenbei. Negativ fällt vor allem das Ende auf. Es wirkt etwas hastig, manche wichtige Figur geht unter, manches ist überflüssig. Generell gibt es zwischendurch ab und an Passagen die sich ziehen und damit den Lesefluss ein wenig einschränken. Nichtsdestotrotz muss man den Hut vor der Autorin ziehen für diesen Roman. In dem Alter ein derartiges Buch zu schreiben wurde zu Recht mit dem Bookerpreis belohnt. Fazit: Eine Leseempfehlung für alle, die sich auch gerne mal an komplexere Geschichten heranwagen möchten und mit einem aussergewöhnlichen Buch belohnt werden wollen.

Lesen Sie weiter

Ein Meisterwerk!

Von: aus Frankfurt

29.12.2015

„Die Gestirne“ spielt in Neuseeland zur Goldgräberzeit im 19. Jahrhundert. In Hokitika stößt Moody auf eine Versammlung von 12 Personen. Thema sind ungelöste Kriminalfälle, zu denen jeder eine eigene Sichtweise hat. Vieles kommt dabei ans Licht und Moody steht vor der schwierigen Aufgabe, aus den vielen Erzählvarianten die Wahrheit herauszudestillieren. Eleanor Catton hat diesen Roman meisterhaft komponiert. Der Roman besteht aus 12 Teilen. Diese nehmen Bezug auf Planeten und Sternen, die am Nachthimmel von Neuseeland zu sehen sind und die als Vorlage für die Einteilung und Charakterisierung der Personen im Roman dienen. Sie entsprechen den 12 astrologischen Häusern der Tierkreiszeichen. Die Logik dahinter ist bestechend, wenn auch nicht immer leicht zu erkennen. Der Roman ist sehr anspruchsvoll und nicht leicht zu lesen. Moody und der Leser werden mit zahlreichen Detailinformationen gefüttert. Rund 1000 Seiten hat das Werk und doch wird es auf keiner davon langweilig. Die Geschichte war spannend und hat mich bis zum Schluss gefesselt, auch wenn ich die Logik der Autorin nicht immer vollständig erschließen konnte. Mich hat fasziniert, wie die einzelnen Puzzleteile zusammengetragen werden und am Ende eine stringente Auflösung ergeben. Als Buch für zwischendurch ist es nicht zu empfehlen, wohl aber allen, die anspruchsvollen, spannenden Lesestoff suchen.

Lesen Sie weiter

sehr komplexe und verstrickte Geschichte

Von: Thea Schnell aus Ihlow

29.12.2015

Die Gestirne von Eleanor Catton ist in diesem Jahr 2015 ein wirklich tolles Buch für mich gewesen. Das Buch spielt in Neuseeland zu Zeiten des Goldrausches und handelt vom Zufall und Schicksal zweier Liebenden und vieler Menschen, die manchmal zur falschen Zeit am falschen Ort waren. Walter Moody trifft bei seiner Ankunft in der Hafenstadt Hokitika zufällig auf eine Versammlung und wird so Teil der Geschichte und der Aufdeckung merkwürdiger Ereignisse in Hokitika. Die Autorin hat mich mit ihrer Sprache in den Bann ziehen können. Am Anfang war ein bisschen Eingewöhnung notwenig, aber nun möchte ich am liebsten mehr von ihr lesen. Hier finde ich muss man auch die Übersetzerin Melanie Walz ein großes Lob zusprechen, denn sie hat ein Meisterwerk und etwas Gutes für deutsche Leser mit einem Sinn nach komplexen Geschichten getan. Trotz der Vielzahl an teilnehmenden Personen war es zu kaum einem Zeitpunkt schwierig den Überblick zu bewahren. Ich habe durch die gute Schreibweise wenig überlegen müssen um welche Charaktere es sich jeweils handelte. Ich konnte nicht alle fünf Sterne geben, da ich zeitweise Schwierigkeiten mit der Komplexität der literarischen Schreibweise hatte. Hierbei waren vor allem zu Beginn die unglaublich langen Kapitel ohne Unterbrechung und am Ende die sehr kurzen Kapitel etwas womit ich Schwierigkeiten hatte. Ein weiterer Aspekt, der mir Schwierigkeiten bereitete war die astrologische Komponente der Geschichte. Da ich keinerlei astrologische Kenntnisse habe, hatte ich beim Lesen das Gefühl einige wichtige Dinge zu verpassen. Und dennoch würde ich auch Lesern, die in diesem Bereich wenig Interesse oder Kenntnisse haben das Buch empfehlen. Catton hat bewiesen, dass sie für die Gestirne nicht unverdient einen Preis gewonnen hat. Mit einer unglaublichen Geschichte aus Intrigen, Zufall und Schicksal hat sie eine Geschichte von etwa 1040 Seiten geschrieben, die die Zeit nur so dahinfliegen lässt. Dieses Buch ist wirklich zu empfehlen.

Lesen Sie weiter

Goldschürfen

Von: Reich

28.12.2015

Um das Goldschürfen geht es unter anderem in Eleanor Cattons kühnem Roman "Die Gestirne". Und zum Goldschürfer kann und sollte auch der Leser dieses über 1000seitigen Werkes werden. Dabei kann er nur ein wenig oberflächlich kratzen und wird dann mit einer Kriminalhandlung unterhalten, rund um den rätselhaften Tod eines einsam lebenden ehemaligen Goldsuchers, dem spurlosen Verschwinden des reichen Jünglings Emery Staines, der mysteriösen Verbindung, die nicht nur die Beiden zu der Prostituierten Anna hatten und zahlreichen Intrigen und nicht immer ganz sauberen Verstrickungen, in die eine Vielzahl der Einwohner der eher öden Goldgräbersiedlung Hokitika an der rauen Westküste Neuseelands im Jahre 1866 verwickelt sind. Überraschende Wendungen, die Vorfälle werden nur nach und nach geklärt und etliche bleiben auch am Ende der Lesestrecke noch nebulös oder offen. Dabei gelingt es Catton auf beeindruckende Weise, nicht nur im richtigen Moment die Spannungsschraube anzuziehen, sondern auch bei der Fülle der Ereignisse und handelnden Personen bis zum Ende die Fäden fest in der Hand zu halten. Zudem hat der Text einen unterschwelligen, sehr schönen Humor. Trotzdem wäre es schade, sich als Leser nur auf dieser Ebene zu bewegen. Das eigentliche Vergnügen an den "Gestirnen" macht nämlich deren formale Gestaltung aus. Da ist zum einen die wunderbare Sprache, die Eleanor Catton verwendet. Sie ist leicht altertümelnd, viktorianisch, gleichsam als sei sie direkt dem von ihr geschilderten Zeitalter entsprungen. Auch in der Ausführlichkeit, der Zeit, die sie sich mit dem Erzählten nimmt, erinnert die Geschichte mehr an Romane aus der Feder Charles Dickens als an moderne Romankost. Typisch dafür sind auch die kurzen Zusammenfassungen der folgenden Handlung zu Beginn eines jeden Kapitels. Dabei ist die Sprache bei aller Authentizität immer leicht ironisch, ließe sich auch als liebevolle Satire auf gerade diese viktorianischen Romane und ihre Neigung zum romantischen Schauer lesen. Ganz besonderes Augenmerk wird auf die vorsichtige Heranführung des Lesers an die Protagonisten gelegt. Diese werden fast filmisch umkreist, von der genauen äußeren Beschreibung nähert man sich ihren Eigenheiten immer mehr. Ebenso behutsam werden die unterschiedlichen Handlungsfäden entwickelt, verwirrt und dann gegen Ende souverän entrollt. Diese Langsamkeit des Textes geht soweit, dass im ersten Teil über Hunderte von Seiten einzig vom Zusammentreffen der zwölf Hauptprotagonisten mit dem Neuankömmling Walter Moody im Rauchzimmer eines Hotels und ihren unterschiedlichen Schilderungen der Ereignisse berichtet wird. Dabei ist die Zahl Zwölf von großer Bedeutung. Denn der Roman besitzt einen strengen, extrem kunstvollen Aufbau, der sich an den zwölf Sternzeichen, denen jeweils ein Protagonist zugeordnet ist, an Planetenkonstellationen - auch die Planeten werden von verschiedenen Personen vertreten - und dem Verhältnis der "Gestirne" zueinander orientiert. Eleanor Catton bedient sich dabei der exakten Positionen, wie sie 1866 am neuseeländischen Himmel auftraten. Dieser Aufbau, dem die Handlung in jedem Moment folgt, ist stark konstruiert, und diese Künstlichkeit verleugnet der Roman auch an keiner Stelle. Dennoch gelingt es der Autorin, eine spannende Krimihandlung hinein zu packen, die zum Ende auch perfekt aufgeht. Darüber hinaus bietet sie aber auch interessante Einblicke in die Astronomie, verleitet den Leser, sich näher mit Astrologie zu beschäftigen und stellt schließlich auch philosophische Fragen, etwa die vom Verhältnis von Vorbestimmtheit und Zufall. Nebenwege, die der Leser beschreiten kann, aber nicht muss. Die aber den großen Reiz dieses absolut ungewöhnlichen Buches ausmachen.

Lesen Sie weiter

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.