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Rezensionen zu
Die Gestirne

Eleanor Catton

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Rätselhafte Verbrechen, Geheimnisse und die Suche nach der Wahrheit... Neuseeland im Jahre 1866: Es ist die Zeit der Goldgräber. So ist das Küstenstädtchen Hokitika inzwischen ein begehrter Anlaufpunkt für viele Goldsucher. Eines Tages trifft auch der junge Walter Moody dort ein. Nach einer anstrengenden Überfahrt möchte er eigentlich nur noch etwas Ruhe im Hotel genießen. Doch der erste Abend in der Hafenstadt gestaltet sich anders als erwartet: Im Rauchzimmer des Crown-Hotel trifft er auf zwölf Männer, die sich nicht zufällig dort getroffen haben. Sie wollen sich über einige rätselhafte Verbrechen, die sich in kürzester Zeit in Hokitika ereignet haben, unterhalten. Nach und nach erfährt Moody die ganze Geschichte und wird, eher er sich's versieht, mitten in die Geheimnisse und mysteriösen Verstrickungen hineingezogen... "Die im Rauchzimmer des Crown Hotel versammelten zwölf Männer wirkten, als hätten sie sich dort zufällig eingefunden. Aus ihrem Betragen und ihrer Kleidung zu folgern - Gehrock, Frack, Seemannsjacken mit Gürtel und Beinknöpfen, gelber Moleskin, Kammertuch und Serge -, hätten sie zwölf Fremde in einem Eisenbahnwaggon sein können, jeder von ihnen auf dem Weg zu einem anderen Viertel einer Stadt mit genug Nebel und Wasserläufen, um sie voneinander zu trennen." -Seite 19, eBook ...mit diesem Satz beginnt die besondere und umfangreiche Geschichte von Eleanor Catton, die im 19. Jahrhundert während der Goldgräberzeit angesiedelt ist. Schon auf den ersten Seiten merkt man, das dieser Roman sehr ausführlich und mit vielen kleinen Details ausgestattet ist - wie beispielsweise Walter Moodys erster Eindruck von den zwölf so unterschiedlichen Personen, die die sich im Rauchzimmer des Hotels versammelt haben - Ihr Aussehen, ihre Handlungen und ihre Position im Raum wird genauestens beschrieben. Gerade dieses hat mir unheimlich gut gefallen und gibt einen ersten Einblick in die außergewöhnliche Schreibweise der Autorin. Die erste Hälfte des 1.040 Seiten starken Roman erfährt man aus vielen Blickwinkeln alles über die rätselhaften Verbrechen und Vorkommnisse, die sich jüngst in Hokitika ereignet haben. Man lernt die zwölf Männer und auch Walter Moody sehr gut kennen, bekommt einen informativen Einblick in deren einzelner Leben. Und auch über die Zeit des Goldrauschs, der in diesen Jahren auf dem Höhepunkt ist, gibt es ein paar interessante Fakten. Das Besondere an diesem Roman: Man weiß lange überhaupt nicht, in welche Richtung die Geschichte gehen könnte und was noch so alles passieren wird. Ich möchte nicht zu viel verraten, aber sie nimmt aufgrund der ganzen Verstrickungen einen wirklich sehr interessanten Verlauf... Damit man bei der umfangreichen Handlung nicht den Überblick verliert, gibt es immer wieder hilfreiche Zusammenfassungen der Geschehnisse, dieses fand ich sehr gut. Dazu gibt es auch ein kleines Personenregister am Anfang des Buches. Wie schon gesagt, sticht hier die einzigartige Schreibweise hervor: Lange verschachtelte Sätze, bildhafte, ausführliche Beschreibungen und durch die ungelösten Verbrechen auch ein kleiner Krimi - Gerade durch diese ganzen Elemente ist dieser Roman etwas besonderes. "Im Rauchzimmer des Crown Hotel trat Schweigen ein - ein Schweigen, das wirkte, als hielte für einen Augenblick jeder Anwesende den Atem an und als verharrte sogar der Rauch, der von den Pfeifen, Zigaretten und Zigarren aufstieg." - Seite 331, eBook Mein Fazit: Ein außergewöhnlicher und atmosphärisch sehr dichter Roman, der mir sehr gut gefallen hat! Es ist unheimlich spannend zu sehen, wie sich die Geschichte entwickelt. Es gibt anfangs viele lose Fäden - wie sich einiges dann zusammensetzt, ist völlig überraschend. Nach und nach kommt man schließlich hinter so manches Geheimnis. Toll geschrieben, doch es ist kein Buch für zwischendurch - es erfordert an vielen Stellen vollste Konzentration und vielleicht auch etwas Durchhaltevermögen - doch es lohnt sich auf jeden Fall! Auch wenn es zwischendurch immer mal kleinere Längen gab, hat "Die Gestirne" mir sehr gefallen und kann es allen empfehlen, die mal ein etwas anderes Buch lesen wollen. Von mir gibt es hierfür 4,5 Sterne.

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Walter Moody ist nur einer von vielen, die Ende des 19. Jahrhunderts dem Ruf des Goldes folgen. Er landet im neuseeländischen Hokitika, will dort sein Glück versuchen. Doch bevor er überhaupt mit der Suche begonnen hat, trifft er auf zwölf Männer, die zunächst unscheinbar wirken, deren Geschichten aber viel mehr zu bedeuten haben, als ich anfänglich vermutete. Man Booker Prize Trägerin Eleanor Catton – die bisher jüngste Preisträgerin dieses Preises – entwirft in ihrem umfangreichen Werk von fast epischem Ausdruck, viele verschiedene, interessante, vom Leben gezeichnete Charaktere, die ich auf ihrem Weg begleiten durfte. Manche mochte ich mehr, als andere, aber jeden einzelnen abzuhandeln würde hier den Rahmen sprengen. Sie alle sind in irgendeiner Form miteinander verbunden. Stehen wie Gestirne in einem Kontext eines großen Ganzen. All ihre Schicksalsfäden laufen auf einen Mittelpunkt zu, der Klarheit in manch mysteriöse Handlung bringt, die mir zuvor undurchsichtig erschien. Die über 1000 Seiten lassen sich nur schwer in Worte fassen, aber umso leichter zu lesen. Verantwortlich dafür ist Cattons Schreibe, die flüssig und von einnehmendem Ton ist. Dennoch sollte der Leser etwas Zeit und Geduld mitbringen, denn die Bekanntschaft mit all den vielen Charakteren gleicht ein wenig dem Besuch eines Volksfestes, auf dem man an manchen Attraktionen auch gern mal länger verweilt. Allerdings ist die Atmosphäre in „Die Gestirne“ deutlich niveauvoller, als auf oben genanntem. Eleanor Catton hat es geschafft mich durch ihren üppigen Roman durchzuziehen. Mich mitzureissen und in eine Zeit zurück zu versetzen, die raubeinig und erbarmungslos ist. Mit ihrem Erzählton, der einem spannenden Abend am Lagerfeuer gleicht, an dem viele Männer unterschiedlichster Herkunft und mit Lebenswegen, an die ich nicht mal zu denken wagte, zusammen sitzen und ihre Geschichten erzählen, hat sie eine Art Abenteuerlust geweckt. Eine Begeisterung für starke Romane wie diesen.

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Sternbilder

Von: wal.li

06.02.2016

Am 27.Januar 18966 betritt der junge Walter Moody den Aufenthaltsraum seines Hotels. Er hat die lange Reise nach Hokitika in Neuseeland auf sich genommen, weil er sein Glück machen will. Etliche weitere Männer sind bereits in dem Raum versammelt, Walter bemerkt allerdings nicht, dass er stört. Die Männer haben sich Mühe gegeben, dafür zu sorgen, dass sie ungestört bleiben. Doch den Gast im Hotel haben sie vergessen. Um das Gespräch in Gang zu bringen erzählt Walter von seiner Überfahrt auf der rauen See und auch einen Teil der Geschichte, die ihn bewogen hat, den beschwerlichen Weg auf sich zu nehmen. Mit dieser Eröffnung gelingt es Walter, das Eis zu brechen und den Männern ihre Erzählungen der Ereignisse zu entlocken, die zu diesem Treffen geführt haben. Ein Buch, das in Koordinaten der Tierkreiszeichen am Himmel gegliedert ist, das über 800 Seiten hat, das zwar in zwölf Teile untergliedert ist, wobei die ersten beiden schon über 500 Seiten umfassen. Eine schwere Aufgabe, bei der man überlegt, ob man sich heranwagen soll. Doch die Begebenheiten, um die es geht, sind so verschachtelt, aber auch so geschickt geschildert, dass die Neugier auf die nächste Seite mit jedem Blättern wächst. Kleinste Hinweise fügen ein kompliziertes und fesselndes Puzzle zu einem Bild, von dem am Anfang nichts zu ahnen war. Jedes Wort, jeder Schritt, jede Tat - alles ist zu einem Netz verwoben, von dem sich der Leser mit Begeisterung gefangen nehmen lässt. Wenn auch durch die der Vergangenheit angepasste Sprache nicht ganz leicht zu lesen, ist man doch von der Lektüre gebannt und kann kaum erwarten, zu erfahren, welche Pläne das Rad des Schicksals noch ins Rollen bringen wird. Zwar wird der größtenteils positive Eindruck auf den letzten Seiten durch einen gewissen Wechsel etwas eingeschränkt. Dennoch kann das Buch wegen seiner außerordentlich beeindruckenden Komposition sehr empfohlen werden. Soll man es Western nennen oder Eastern oder Southern? Auf jeden Fall ein tolles Werk über den Goldrausch in Neuseeland, dem hier eine mitreißende Geschichte gewidmet ist.

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Dieses Buch ist vermutlich nicht nur das dickste Buch, das ich seit längerem gelesen habe, es ist gleichzeitig möglicherweise auch eines der brillantesten, die ich überhaupt je gelesen habe – auch wenn ich es nicht einmal vollständig durchdrungen habe, denn die astronomischen Grafiken und teilweise auch die Ausführungen dazu riefen in mir das ein oder andere Fragezeichen hervor, haben mich in meinem Lesevergnügen jedoch absolut gar nicht gestört.Würde man mich allerdings fragen, worum es in dem Buch denn ginge und ob ich nicht mal kurz schildern könne, was genau passiert – ich könnte es nicht. Auf diesen 1040 Seiten passiert so unfassbar viel, es tauchen zahlreiche Schlüsselfiguren auf und alles und jeder ist so miteinander verwoben und verflochten, dass es mir einfach nicht möglich ist, die Geschichte richtig zu fassen und in wenigen Sätzen wiederzugeben – ich will es aber trotzdem einmal versuchen. Die Geschichte der Gestirne spielt zur Goldgräberzeit in Neuseeland – viele junge Männer machten sich zu der Zeit auf den Weg dorthin, in der Hoffnung auf Gold und damit einhergehendem Wohlstand. Auch der Schotte Walter Moody ist einer dieser erwartungsfrohen Männer, der sich Anfang 1866 in Hokitika einfindet, hier aber nicht wie erwartet auf eine Goldader stößt, sondern auf eine scheinbar willkürliche Versammlung von zwölf Männern, die dabei sind, all die Geheimnisse und Verbrechen, die ihre kleine Stadt in der letzten Zeit heimgesucht haben, aufzuklären und eine plausible Lösung für all das zu finden – für den Tod eines scheinbar bedeutungslosen Säufers und dem plötzlichen Auftauchen seiner unbekannten Witwe, über die Tatsache, dass sich in seiner Hütte ein unerklärliches Vermögen befunden hat, über das Verschwinden eines jungen Mannes und die Mysterien, die sich um eine opiumsüchtige Hure ranken, um den fragwürdigen und durchtriebenen Kapitän eines Schiffes und über noch so vieles mehr. Im Laufe der Geschichte finden sich zwar immer wieder Antworten auf all diese Geheimnisse, aber die Fragezeichen werden deswegen nicht weniger, weil es gleichzeitig auch immer wieder neue Erkenntnisse gibt und ach, es fällt mir so schwer, Worte zu finden für diese unglaublich dicht gestrickte Geschichte, in der nahezu jeder mit jedem verbunden ist und sich jeder Handlungsstrang immer und immer und immer wieder mit denen der anderen verwebt und letztendlich ein undurchdringliches Gefüge ergibt, das dem Leser wirklich auf jede Frage eine Antwort bietet. Für mich sticht allerdings nicht nur die Grandiosität dieser dichten Geschichte hervor, sondern insbesondere der Schreibstil – Eleanor Catton ist noch eine so junge Frau und Autorin und dennoch hat sie einen unheimlich ausgereiften und wunderbaren Schreibstil, der sehr ausführlich und malerisch und einfach gekonnt ist und den Anschein erweckt, als hätte dieses Buch ein erfahrener Autor und nicht eine so junge Frau, wie sie es ist, geschrieben. An dieser Stelle muss auch ein großes Lob an die Übersetzerin, Melanie Walz, ausgesprochen werden, der eine fantastische Übersetzung gelungen ist. Das ganze Buch ließ sich angenehm lesen und war vor allem auch dank der ausgeschmückten Sätze so schön zu lesen – es hat einfach richtig Spaß gemacht und sich wie ein echtes Meisterwerk angefühlt! Dabei spielt wohl auch die Wahl eines auktorialen Erzählers für die Schilderung dieses Romans eine große Rolle – denn bei einer so großen Palette an Protagonisten wäre es wirklich schade gewesen, immer nur in den Kopf eines einzigen schauen zu dürfen. Dadurch blieben die Figuren auch nicht nur oberflächlich, sondern gewannen an Tiefe, was gerade bei der Vielzahl an Figuren half, den einen vom anderen unterscheiden zu können und nicht den Faden zu verlieren. Besondere Erwähnung verdient an dieser Stelle auch die Tatsache, dass jeder der Charaktere unglaublich individuell und authentisch war und stets nachvollziehbar handelte. Speziell war auch der Aufbau des Buches: Eingeteilt in zwölf Teile und diese auch nochmal unterteilt in mehrere Abschnitte, waren diese zu Beginn des Buches noch unfassbar lang (allein der erste Teil dehnt sich über fast 500 Seiten aus) und nahmen dann von Teil zu Teil immer mehr an Länge ab (- mathematisch gesehen verkürzte sich die Seitenzahl von Teil zu Teil immer um die Hälfte). Zu Anfang eines jeden Kapitels wurde außerdem kursiv kurz darauf hingewiesen, worum es im jeweiligen Kapitel gehen würde – war diese Anmerkung zu Beginn immer sehr knapp, wurde sie in den letzten Teilen sogar länger als das eigentliche Kapitel. Gerade die letzten Teile und Kapitel wirkten durch ihre Kürze sehr abgehetzt und hektisch, vieles wurde nur noch angedeutet, ergab sich aber stets aus den Ausführungen aus den vorangegangenen Teilen, sodass der Leser nicht mit Fragezeichen zurückgelassen wurde. Ganz sicher bin ich mir nicht, ob ich die astronomischen Aspekte verstanden habe. Es hat dem Verständnis der Geschichte keinen Abbruch getan, aber ich wünschte trotzdem, ich wäre schlauer aus den Kreisdiagrammen zu Beginn des jeweiligen Teiles und auch aus den Überschriften der Kapitel – “Merkur im Schützen” beispielsweise – geworden. Fazit “Die Gestirne” ist ein außergewöhnliches und komplexes Buch, das mit einer fesselnden Geschichte und einem noch fesselnderem Schreibstil aufwartet und das einen mit interessanten Charakteren und noch interessanteren Handlungssträngen in seinen Bann zieht. Dieses Buch ist Krimi und historischer Roman in einem und wirkte auf mich unfassbar authentisch. Die 1040 Seiten wirken anfangs zwar bedrohlich – zum Schluss hätte ich mir aber gerne sogar noch mehr Seiten gewünscht, weil ich mich aus dem Neuseeland des 19. Jahrhunderts und den von Eleanor Catton geschaffenenen Figuren einfach nicht verabschieden wollte. Trotz allem war mir das Ende, das zwar keine Fragen offen ließ, aber trotzdem einfach so hastig und übereilt war und nicht einmal mehr einen kleinen Ausblick auf das zukünftige Schicksal der Charaktere gewährte, einfach ein zu abruptes, weswegen das Buch von mir 4.5 von 5 Sternen und eine große Leseempfehlung bekommt!

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"Die im Rauchzimmer des Crown Hotel versammelten zwölf Männer wirkten, als hätten sie sich dort zufällig eingefunden. Aus ihrem Betragen und ihrer Kleidung zu folgern - Gehrock, Frack, Seemannsjacken mit Gürtel und Beinknöpfen, gelber Moleskin, Kammertuch und Serge -, hätten sie zwölf Fremde in einem Eisenbahnwaggon sein können, jeder von ihnen auf dem Weg zu einem anderen Viertel einer Stadt mit genug Nebel und Wasserläufen, um sie voneinander zu trennen; und wahrhaftig bewirkte die absichtsvolle Absonderung jedes Einzelnen, wie er über seiner Zeitung brütete, sich vorbeugte, um seine Tabakasche in den Kamin zu schnipsen, oder die gespreizte Hand auf den grünen Flanell legte, um den nächsten Billardstoß abzuwägen, ebenjene Art geradezu greifbarer Stille, wie sie spätabends in der Eisenbahn eintritt - doch hier nicht vom Schnaufen und Rattern der Wagen übertönt, sondern vom lauten Prasseln des Regens. Diesen Eindruck gewann Mr Walter Moody, als er in der Tür stand, die Hand am Türrahmen." (S. 15) Welch vielversprechender Beginn (hier gelesen von der Autorin selbst: https://www.youtube.com/watch?v=J6tm6s89qqQ)! Und welch bezeichnender. Ausführliche, lange Sätze, gelegentlich ein wenig umständlich und eine Erzählerfigur, die sich immer wieder einmischt. Denn der eigentliche Beginn ist kursiv vorangestellt und fasst die Handlung des ersten Kapitels, "Merkur im Schützen", zusammen: "In welchem Kapitel ein Fremder nach Hokitika kommt, eine geheime Versammlung gestört wird, Walter Moody seine neuesten Erinnerungen verbirgt und Thomas Balfour eine Geschichte zu erzählen beginnt." Diese Geschichte dauert bis Seite 441, dem nächsten "Merkur im Schützen" betitelten Kapitel, mit dem wir ins Hier und Jetzt, also der auf Seite 15 geschilderten Situation im Rauchersalon des Crown Hotels zurückkehren. In der Zwischenzeit hat jedoch nicht nur Thomas Balfour eine Geschichte erzählt, nein, fast alle der Anwesenden 12 Männer hatten ihre Blickwinkel bereits in den Fokus gerückt. Das ist nicht wirklich linear, sondern eher wie eine Serie, die zwischen verschiedenen Figuren hin- und her schneidet. (Montage im Film) Stilistisch irritierend, da bislang (ich bin auf Seite 450) noch nicht aufgelöst, finde ich die Angewohnheit, Figuren durch den auktorialen Erzähler zu charakterisieren. Auf dieses Stilmittel - das in einigen englischsprachigen Rezensionen explizit gelobt wird - hätte ich oft verzichten können, da es meist beschrieb, statt zu zeigen. Persönliche Eigenschaften der Figuren wurden vom Erzähler behauptet, um den sich meist im Zwiegespräch Befindlichen mehr Tiefe zu geben. Das ermüdete mich doch nach einiger Zeit sehr. Die Sprache (übersetzt von Melanie Walz) ist nach dem kalten, klaren "Flammenwerfer" (Rachel Kushner, übersetzt von Barbara Abarbanell) und dem sprachlich harmlosen "Ruf des Kuckucks" (Robert Galbraith, übersetzt von Wulf Bergner) überbordend bis gelegentlich antiquiert (allein die Thomas Mann Länge der Sätze!), passt jedoch zur Zeit (27. Januar 1866) und zum Erzähler. Trotz dieser minimalen Störfaktoren hat mich das Buch schnell in seinen Bann gezogen und sehr überrascht. Nun, da ich das Buch beendet habe, ist die Verblüffung eher noch gewachsen. Bis fast zur Hälfte des Buches blickt man auf Ereignisse zurück, die in der Vergangenheit liegen, danach wird linear nach vorne erzählt - und in einem großartigen Gerichtsverfahren durch Walter Moody für Gerechtigkeit gesorgt. Danach springt das Buch erneut zeitlich und erzählt nun die Geschichte, die den von Seite 15 bis 441 geschilderten Ereignissen zuvor liegen - zugleich eine zarte Liebesgeschichte. Wie Elizabeth Knox (ebenfalls Autorin und Ehefrau des neuseeländischen Verlegers von Eleanor Catton), die in Neuseeland die Rede zur Veröffentlichung von "The Luminaries" hielt, feststellte (Link zu ihrer Rede), kommt der Name "Die Gestirne" von der astrologischen Erzählordnung, die Catton dem Buch gibt: Das Buch besteht aus 12 Kapiteln, jedes davon ist halb so lang wie sein vorhergehendes Kapitel (das fällt vor allem im letzten Viertel des Buchs auf, wo die kursiven Einleitungen bzw. Kapitelzusammenfassungen irgendwann genau so lang wie der eigentliche Kapiteltext werden). Erzählerisch eingebunden wird diese formale Vorgabe auch - wie ich fand, fast unnötig, da nicht vollends überzeugend (für mich). Leider bin ich in der viktorianischen Literatur nicht bewandert genug, um die Leseeindrücke der Goodreads-Rezensentin Rebecca Foster aus eigener Erfahrung zu bestätigen: "It has all the elements of a pitch-perfect Dickensian mystery novel: long-lost siblings, forgeries, opium dens, misplaced riches, a hidden cache of letters, illegitimate offspring, assumed identities, a séance, a witty and philosophical omniscient narrator’s voice, and so on. If this was a Victorian paint-by-numbers competition, Catton would have top marks." Danach kommt sie jedoch zum Schluss, dass dem Buch ein Herz fehle - und dem kann ich nur widersprechen. Ein faszinierendes Leseerlebnis, das mich zwar nicht komplett überzeugen konnte, das mich aber umso intensiver beschäftigt hält. Die Gestirne: Roman von Eleanor Catton übersetzt von Melanie Walz btb-Verlag, Hardcover, November 2015 (Das Buch wurde mir netterweise als Rezensionsexemplar vom Bloggerportal zur Verfügung gestellt)

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Wie erreicht man es, den Spannungsbogen über 1000 Seiten lückenlos zu halten? Eleanor Catton schafft es! Mit dem Monumentalroman “Die Gestirne” ist ihr ein wahrer Geniestreich gelungen. Neuseeland im Januar 1866. Walter Moody, Anwalt und noch etwas grün hinter den Ohren, reist von Schottland nach Neuseeland, um dort als Goldgräber sein Glück zu versuchen. Soll ja schnell gehen, hat man gehört, hier ein Goldnugget und da noch eins und dann nur noch in seidenen Bettlaken schlafen oder so ähnlich. Doch im beschaulichen Städtchen Hokitika gerät der Jüngling – eigentlich wollte er im Raucherzimmer seines Hotels nur eine Gute-Nacht-Pfeife rauchen – unversehens in einen Kriminalfall, wie er ihn noch nie gesehen hat: Kurz zuvor hatte man einen eigenbrötlerischen Einsiedler namens Crosbie Wells tot in seiner Hütte aufgefunden – war es der Alkohol oder steckt mehr dahinter? Warum fand man an den unglaublichsten Stellen seiner schäbigen Behausung Gold im Wert von über 4.000 Pfund? Und warum zum Himmel ist Emery Staines verschwunden, Besitzer einer lukrativen Goldmine und jugendlichem Übermut? Welche Rolle spielt die Prostituierte Anna Wetherell, die am Abend des Verschwindens von Staines mit ihm zusammen war, später dann aber im Opiumrausch und bewusstlos von der Straße gekratzt wurde? Und welchen Plan verfolgt der Schurke Francis Carver, der immer wieder erwähnt wird, bis er nach rund 600 Seiten endlich mal selbst zu Wort kommt? Jede Fluse zählt Wer bei meiner kleinen Zusammenfassung wesentlicher Fragen aus dem Roman bereits den Überblick verloren hat, für den könnte die Lektüre von “Die Gestirne” zu einer echten Herausforderung werden! Denn Eleanor Catton weiß es auf geschickte und gewitzte Art, die einzelnen Biographien der Menschen in Hokitika (und davon gibt es einige) so miteinander zu verweben, dass ein riesiger Teppich entsteht, von dem sozusagen jede einzelne Fluse eine Rolle spielt. Catton_EDie_Gestirne_156650Jedes Wort, dass Person X zu Person Y im Vertrauen sagte, jeden Brief, den sie sich schrieben, jeden Blick den sie sich zuwarfen und natürlich jede Handlung, die sie begingen, ist wichtig für den Verlauf der Geschichte. Eine literarische Meisterleistung, möchte ich behaupten – und eine Meisterleistung des Lesers, wenn er bei dieser Detailwut nicht die Geduld verliert! Letzteres ist aber für Geübte Bücherwürmer kein Problem, denn auch wenn sich der Roman nur ganz selten aus dem Goldgräberstädchten Hokitika herausbewegt und sich in erster Linie um die Alltagsangelegenheiten der Städter dreht, so verliert der Spannungsbogen jedoch nie an, äh, Spannung. Die Autorin kann mit einem Ideenreichtum brillieren, der seinesgleichen sucht – und schafft es trotzdem, den Leser so in den Kosmos des wilden Neuseelands hineinzuziehen, dass man nach dem Beenden der letzten Seite am liebsten gleich wieder von vorne anfangen würde! //Geeignet für// Alle, die sich von einem ziegelsteinschweren Buch nicht abschrecken lassen; auf filmreife Geschichten stehen; gerne in der Zeit reisen & Rätsel lösen

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Ein aussergewöhnlicher Roman mit viel Raffinesse

Von: Wolly aus Kempten

30.12.2015

Inhalt: 1866 - Der Schotte Walter Moody macht sich auf den langen und beschwerlichen Weg nach Neuseeland, um dort ein neues Leben zu beginnen. Angesteckt vom dortigen Goldrausch möchte er sein Glück finden. Nach seiner Ankunft in der kleine Hafenstadt Hokitika, begiebt er sich zu seinem Hotel und gerät dort unversehens in eine geheime Versammlung, die viele Überraschungen bereithält. Nach und nach erfährt er von den 12 anwesenden Männern den Grund für das Treffen und das stillschweigen darüber. Es gibt einige Geschehnisse in der Stadt die den Herren Kopfzerbrechen bereiten. Ein versuchter Selbstmord einer opiumsüchtigen Hure, ein plötzlich verschwundener reicher Goldsucher, ein toter Einsiedler mit einem Haufen Gold. Wie passt das alles zusammen und wer weiss mehr über die Ereignisse als er zugibt? Meinung: Mit "Die Gestirne" schafft Eleanor Catton ein aussergewöhnliches Buch. In über 1000 Seiten erzählt die junge Autorin eine komplexe Geschichte die sehr vieles vereint. Die Suche nach dem Glück, nach Liebe und Frieden, die Gedanken an Rache, Tod und Einsamkeit, Neubeginn und Vergangenheit. Ein wirklich umfangreicher Plot mit sehr vielen Figuren und einzelnen kleinen Geschichten die alle Teil der Großen werden. Die vielen Figuren des Romans und ihre Schicksale verwirren anfangs etwas, werden aber im Laufe der Geschichte greifbarer und authentischer. Besonders Moody als Erzähler weckte Sympathien. Der Aufbau des Buches ist speziell und reizvoll. Einleitende Kapitelüberschriften beschreiben, womit es der Leser im jeweiligen Abschnitt zu tun bekommt. Eine Wir-Erzählweise schafft Bindung und das Thema Sternbilder zieht sich als Gerüst durch das komplette Buch. Besondere Betonung verdient aber der Schreibstil. Dem Jahrhundert der Spielzeit sehr gut angepasst schreibt die Autorin klangvoll, bildhaft, aber nicht kitschig oder umständlich. Es macht Spaß zu lesen, erfordert aber Konzentration. Kein Buch für nebenbei. Negativ fällt vor allem das Ende auf. Es wirkt etwas hastig, manche wichtige Figur geht unter, manches ist überflüssig. Generell gibt es zwischendurch ab und an Passagen die sich ziehen und damit den Lesefluss ein wenig einschränken. Nichtsdestotrotz muss man den Hut vor der Autorin ziehen für diesen Roman. In dem Alter ein derartiges Buch zu schreiben wurde zu Recht mit dem Bookerpreis belohnt. Fazit: Eine Leseempfehlung für alle, die sich auch gerne mal an komplexere Geschichten heranwagen möchten und mit einem aussergewöhnlichen Buch belohnt werden wollen.

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Ein Meisterwerk!

Von: aus Frankfurt

29.12.2015

„Die Gestirne“ spielt in Neuseeland zur Goldgräberzeit im 19. Jahrhundert. In Hokitika stößt Moody auf eine Versammlung von 12 Personen. Thema sind ungelöste Kriminalfälle, zu denen jeder eine eigene Sichtweise hat. Vieles kommt dabei ans Licht und Moody steht vor der schwierigen Aufgabe, aus den vielen Erzählvarianten die Wahrheit herauszudestillieren. Eleanor Catton hat diesen Roman meisterhaft komponiert. Der Roman besteht aus 12 Teilen. Diese nehmen Bezug auf Planeten und Sternen, die am Nachthimmel von Neuseeland zu sehen sind und die als Vorlage für die Einteilung und Charakterisierung der Personen im Roman dienen. Sie entsprechen den 12 astrologischen Häusern der Tierkreiszeichen. Die Logik dahinter ist bestechend, wenn auch nicht immer leicht zu erkennen. Der Roman ist sehr anspruchsvoll und nicht leicht zu lesen. Moody und der Leser werden mit zahlreichen Detailinformationen gefüttert. Rund 1000 Seiten hat das Werk und doch wird es auf keiner davon langweilig. Die Geschichte war spannend und hat mich bis zum Schluss gefesselt, auch wenn ich die Logik der Autorin nicht immer vollständig erschließen konnte. Mich hat fasziniert, wie die einzelnen Puzzleteile zusammengetragen werden und am Ende eine stringente Auflösung ergeben. Als Buch für zwischendurch ist es nicht zu empfehlen, wohl aber allen, die anspruchsvollen, spannenden Lesestoff suchen.

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