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Rezensionen zu
Der Zug der Waisen

Christina Baker Kline

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€ 11,00 [D] inkl. MwSt. | € 11,40 [A] | CHF 15,90* (* empf. VK-Preis)

Klappentext New York, 1929: Mit neun Jahren verliert Vivian Daly, Tochter irischer Einwanderer, bei einem Wohnungsbrand ihre gesamte Familie. Gemeinsam mit anderen Waisen wird sie kurzerhand in einen Zug verfrachtet und in den Mittleren Westen geschickt, wo die Kinder auf dem Land ein neues Zuhause finden sollen. Doch es ist eine Reise ins Ungewisse, denn nur die wenigsten von ihnen erwartet ein liebevolles Heim. Und auch Vivian stehen schwere Bewährungsproben bevor ... Erst viele Jahrzehnte später eröffnet sich für die inzwischen Einundneunzigjährige in der Begegnung mit der rebellischen Molly die Möglichkeit, das Schweigen über ihr Schicksal zu brechen. Über die Autorin Christina Baker Kline wuchs in England und in den Vereinigten Staaten auf. Sie hat Literatur und Kreatives Schreiben unterrichtet und sich als Buchautorin und Herausgeberin von Anthologien einen Namen gemacht. Ihr Roman "Der Zug der Waisen" war in den USA ein großer Erfolg und hielt sich monatelang an der Spitze der New-York-Times-Bestsellerliste. Mit ihrem Mann und ihren drei Söhnen lebt die Autorin in Montclair, New Jersey. Meine Meinung Story Dieses berührende Buch hat mich mit seinem Charme und seinen tollen Charakteren sofort in seinen Bann gezogen. Die Story hat an sich zwei Handlungsstränge, die einmal in der heutigen Zeit und ein anderer in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts handeln. In der heutigen Zeit lernen wir die Teenagerin Molly kennen. Eine Rebellin wie es im Buche steht. Die schon etliche Pflegefamilien durch hat, halt wegen ihres aufsässigen Charakters. Doch hinter der dunklen Fassade dieses Gothik Mädchens, mit ihren etlichen Piercings und zentnerweise Make up, verbirgt sich eine sensible und einfühlsame Person, die nur darauf wartet geliebt zu werden. Da sie in der Bücherei ein Buch gestohlen hat, muss sie Sozialstunden abarbeiten. Diese soll sie bei der 91. Jährige Vivian Daly abarbeiten. Molly soll deren den Dachboden ausmisten. Die beiden unterschiedlichen Frauen schließen schon bald Freundschaft und merken das sie eigentlich garnicht so unterschiedlich sind. Der zweite Handlungsstrang umfasst dann die Erzählungen von Vivian, was sie damals als Waisenkind erlebt hat. Es wird sehr schnell deutlich, dass beide Frauen so ziemlich das Gleiche durchgemacht haben, ja sogar auf der Suche nach dem Selbigen sind, nämlich Liebe, Geborgenheit und einem Zuhause. Beide Geschichten fließen zu einem großen Ganzen zusammen und bilden eine bewegende Geschichte, die dem Leser noch lange zu denken geben wird. Schreibstil Christina Baker Kline hat einen fesselnden Schreibstil, der einen sofort begeistert und für sich einnimmt. Sie beschreibt die Geschehnisse so realistisch, dass man meinen könnte sie selbst erlebt zu haben. Charaktere Die Protagonistinnen in diesem Buch sind mir schnell ans Herz gewachsen und sofort war Sympathie vorhanden. Sie sind authentisch und ihre Handlungen lassen sich gut nachvollziehen. Ich hatte selten ein Buch, bei dem mich die Charaktere so fesseln konnten wie hier bei diesem. Mein Fazit Ein absolutes Lesehighlight für mich. Eine tolle, faszinierende Handlung mit tollen Charakteren. Von mir eine klare Leseempfehlung und volle fünf von fünf Sternen, mit einem Plus dahinter.

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Beste Unterhaltung

Von: S.D.

04.04.2015

Ich habe "Der Zug der Waisen" von Autorin Christina Baker Kline als Hörbuch gehört. Gelesen wird es von den beiden Sprecherinnen Beate Himmelstoß und Susanne Schroeder, wobei die eine die Passagen in der Vergangenheit und die andere die in der Gegenwart liest. Gefallen haben mir beide Sprecherinnen, jedoch waren mir die Stimmen der beiden zu ähnlich, als das hier für mich nur aufgrund der Sprecherin eine klare Unterscheidung beim Handlungsort möglich gewesen wäre. Ich habe das Hörbuch im Auto gehört und die Nebengeräusche haben hier eine klare Abgrenzung sicherlich erschwert. Da hier jedoch jedes Kapitel klar mit Ort und Zeit benannt ist und die Handlung der Gegenwart über die gesamte Geschichte hinweg in Spruse Harbor/Maine spielt ist eine Unterscheidung dennoch leicht möglich und ich hatte keine Orientierungsschwierigkeiten. Inhaltlich widmet sich "Der Zug der Waisen" einem eher unbekannten Kapitel der amerikanischen Geschichte. In der Zeit zwischen 1854 und 1929 wurden über 200.000 Kinder (meistens Waisen) aus den bevölkerungsreichen Städten der Ostküste mit Zügen in den Mittleren Westen der USA gebracht und dort Familien zur weiteren Fürsorge überlassen. Meist endete dies jedoch nicht in einer Adoption und als vollwertiges Familienmitglied, sondern vielmehr im Missbrauch der Kinder als billige Hilfskräfte denen man keinen Lohn zu zahlen hatte und die man bei Nichtgefallen sogar zurückgeben konnte. Mir hat in "Der Zug der Waisen" sehr gut gefallen, wie die Geschichte von Molly in der Gegenwart und von Vivian in der Vergangenheit miteinander verwebt werden und man als Leser/Hörer das Gefühl hat hier auch wirklich eine Einheit vor sich zu haben und nicht zwei unabhängig voneinander erzählte Geschichten. Ich hatte zuvor schon einmal von den Waisenzügen gehört, aber in dieser Intensität waren mir die Hintergründe nicht bewusst. Die Figuren sind sehr lebendig gezeichnet und die Emotionen und Beweggründe waren für mich jederzeit nachvollziehbar, wenn auch nicht unbedingt meinen eigenen entsprechend. Ich hatte das Bedürfnis mehr über diese so unterschiedlichen und dennoch ähnlichen Lebenswege zu erfahren und die Figuren auf ihrem Weg der Selbstfindung zu begleiten. Autorin Christina Baker Kline versteht es auch sehr gut auf die kommenden Ereignisse neugierig zu machen und dem Leser/Hörer kleine Hinweise zu geben die weiter verfolgt werden wollen. Insgesamt gesehen bietet das ungekürzte Hörbuch über 10 Stunden beste Unterhaltung die mir zu keiner Zeit langweilig oder uninteressant erschien. Empfehlen kann ich "Der Zug der Waisen" daher an alle Leser/Hörer die sich für dieses eher unbekannte Kapitel amerikanischer Geschichte interessieren und die Romane mögen die von unterschiedlichen Erzählern und auf mehreren Zeitebenen erzählt werden.

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Dies ist ein fiktiver Roman, der jedoch einen wahren Kern hat: Mehr als Hunderttausend Kinder wurden in sogenannten Waisenzügen (Orphan Trains) vom Osten der USA in den Mittleren Westen gebracht, wo sie, wie einst Sklaven vorgeführt wurden, und zum Teil unter unmenschlichen Bedingungen leben mussten. Was als "Familiensuche" für Waisen dargestellt wurde, war meistens nur der Deckmantel für billige Arbeitskräfte und Grausamkeit gegenüber Kindern. In diesem Roman erfahren wir die Geschichte von Niamh (ausgesprochen Neev), einem irischen Mädchen, das erst vor kurzem mit ihren Eltern in New York angekommen ist. Aus ärmlichen Verhältnissen und voller Hoffnung sind sie in Amerika gelandet, um bald darauf bei einem Wohnungsbrand ums Leben zu kommen. Nur die neunjährige Niamh überlebt und wird von der Childrens Aid Society in einen der Waisenzüge gesteckt, die regelmäßig elternlose Kinder aus den Großstädten aufs Land bringt, wo sie an Famlien weitervermittelt werden. Während die ganz Kleinen und die großen starken Jungs schnell Familien finden, die sie aufnehmen oder als billige Arbeitskräfte ausnutzen, ist die Neunjährige und noch dazu rothaarige Niamh, entweder zu alt oder noch zu jung und zu schwach. Doch auch für Niamh, aus der "Dorothy" und später "Vivian" wird, gibt es einen Platz.... Im zweiten Handlungsstrang lernen wir die 17-jährige Molly kennen. Es ist das Jahr 2011 und Molly lebt in einer Pflegefamilie. Als sie beim Diebstahl eines Buches in der Bibliothek erwischt wird, wird sie vor die Wahl gestellt: Gefängnis und somit eine Vorstrafe oder Sozialarbeit. Ihr Freund verschafft ihr einen Job bei der 91jährigen Vivian, die alleine in einem großen Haus wohnt und Hilfe beim Entrümpeln ihres Dachbodens braucht. Molly und Vivian mögen sich auf Anhieb und die Siebzehnjährige fühlt sich in der Villa wohl. Doch bald wird ihr klar, dass Vivian gar nicht wirklich den Dachboden entrümpeln, sondern in Erinnungen schwelgen und vergangene Zeiten nochmals Revue passieren lassen will. Dabei erzählt Vivian Molly die Geschichte der kleinen Niamh und schon bald entsteht ein Vertrauensverhältnis zwischen den Beiden, das der Beginn einer wundervollen Freundschaft wird..... Beide Handlungsstränge werde abwechselnd erzählt, wobei der Teil aus der Vergangenheit in der Ich-Form und der in der Gegenwart in der dritten Person erzählt wird. Die Autorin verknüpft geschickt Historie mit der Gegenwart und ermöglicht ein Teilhaben am Schicksal der beiden Protagonistinnen. Molly ist ein wirklich nettes Mädchen, dessen Vater nie in Erscheimung getreten ist, während die Mutter als Drogenabhängige zwischen Entzugsklinik und Gefängnis pendelt. So hatte Molly nie wirklich eine richtige Familie, außer diverse Pflegefamilien, die sie immer relativ rasch wieder verlassen musste. Bei Vivian fühlt sie sich das erste Mal so akzeptiert, wie sie ist und kommt auch endlich etwas aus sich heraus. Vivian hingegen durchlebt nochmal ihre Vergangenheit. Eine Zeit, die für das damalige kleine Mädchen alles andere als einfach war. Zuerst das fremde Land, danach der Verlust der Eltern und Geschwister und als "Höhepunkt" der Weg ins vollkommen Ungewisse.... Trotzdem ist dieser Roman in keiner Weise negativ, sondern es gibt auch humorvolle Passagen. Auch wird das Thema Freundschaft immer wieder angesprochen. Mich hat die Geschichte von Niamh sehr berührt. Das kleine Mädchen verliert alles und wird grausam behandelt bis sie endlich Menschen findet, die sich ihrer wirklich annehmen und sie fördern und lieben. Doch auch danach hat Niamh/Dorothy/Vivian ein schweres Leben. Entsetzt war ich auch von Gleichgültigkeit ihres Namens gegenüber. Einfach dem Kind einen neuen Namen zu verpassen aus allen möglichen Gründen, wo es doch schon alles verloren hat, finde ich unmenschlich. Der Schluss war mir dann doch zu viel "heile Welt" .....irgendwie typisch amerikanisch. Das passt irgendwie nicht zur Geschichte. Hätte die Autorin die letzten Seiten nicht mehr geschrieben, wäre das Buch einfach perfekt gewesen.....aber das ist auch Ansichtssache! Schreibstil: Christina Baker Kline hat sehr einfühlsam und präzise eine Geschichte stellvertretend für viele Kinder aus dieser Zeit geschrieben. Es wurde sehr gut recherchiert und die Autorin hat sich mit vielen Zeitzeugen unterhalten. Aus diesem ernsten Thema entstand keinesfalls eine langweilige Lektüre, sondern eine berührende Geschichte über ein sehr ereignisreiches Leben. Auch der Aspekt der Freundschaft zwischen der inzwischen 91-jährigen Vivian und der 17-jährigen Molly wird sehr gefühlvoll dargestellt. Es gibt auch einige sehr humorvolle Passagen. Im Anhang an die Geschichte gibt es noch einen kleinen bebilderten Teil...eine kurze Geschichte zu den Orphan Trains. Fazit: Eine sehr berührender Roman, der uns über ein dunkles und uns noch unbekanntes Stück amerikanischer Geschichte erzählt: Die Waisenzüge. Eine Geschichthe, die noch lange nachhallt und nachdenklich macht. Ein Roman über das Schicksal, Freundschaft und über Verlust. Absolut lesenswert!

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Vivian ist 9 Jahre alt, als sie 1929 bei einem Brand ihre Familie verliert. Mit anderen Waisen wird sie in einen Zug gesteckt und von New York aus in den mittleren Westen gefahren. Der Zug macht an mehreren Stationen Halt. Dort stellen sich die Kinder auf um sich von Familien oder Ehepaaren "aussuchen" zu lassen um so ein neues Heim zu finden. Auch für Vivian findet sich ein neues Zuhause. Sie wünscht sich eine Familie, die sie so annimmt, wie sie ist und findet sich in einer Näherrei wieder, in der sie von nun an arbeiten soll. 2011: Molly ist auch eine Waise und fühlt sich bei ihren Pflegeeltern nicht wirklich wohl. Ihr Pflegevater ist ganz okay aber er lässt sich von seiner Frau, die Molly offensichtlich nicht mag, unterdrücken. Molly reagiert mit Rebellion. Nachdem sie in einer Bücherei ein Buch stiehlt, muss sie Sozialstunden leisten und lernt so die nun 91jährige Vivian kennen, bei der sie den Dachboden aufräumen soll. Ich hoffe, dass ich die richtigen Worte für das Buch finde aber ich versuche es einfach mal. Ich habe noch nie von diesem Stück amerikanischer Geschichte gehört und ich glaube, dass selbst vielen Amerikanern unbekannt ist, was damals geschehen ist. Auf der einen Seite fand ich es ganz gut, dass es da eine Organisation gab, die sich um Waisen kümmert, jedoch war ich entsetzt in welcher Art und Weise die Kinder behandelt wurden In den Zügen befanden sich Kinder jeden Alters. Vom Baby bis zum Teenager waren alle Altersgruppen vertreten und die Kinder haben sich nichts sehnlicher gewünscht als einfach nur einen warmen und sauberen Platz zum Schlafen. Einen Ort an dem sie angenommen werden und zu essen bekommen. Manche dieser Kinder fanden so einen Ort andere wurden nur als billige Arbeitskräfte missbraucht. Vivian arbeitet in dieser Näherrei von morgens bis abends, bekommt wenig zu essen, hat es aufgrund ihrer Herkunft - sie ist Irin - und ihrer roten Haare sehr schwer und ihr Name, der eigentlich Niamh ist, wird einfach mal so geändert. Mich hat es sehr beeindruckt, mit welcher unbändigen Kraft und Hoffnung, sich ein kleines Mädchen durchschlägt. Sehr schnell begreift sie, dass sie am Weitesten kommt, wenn sie einfach das, was ihr aufgetragen wird erledigt und nur selten traut sie sich, sich zaghaft dagegen zu wehren. Vivian wurde teils behandelt wie Vieh und das Mädchen hat mir so leid getan. Auf der anderen Seite ist da Molly, deren Geschichte einige Paralellen zu Vivian`s vorweist. Als sie Vivian für die Schule interviewt beginnt diese dem Mädchen ihr Geschichte, über die sie sonst nie ein Wort verloren hat, zu erzählen. Schnell wird klar, dass es um weit mehr geht, als Vivian`s Dachboden aufzuräumen! Die Geschichte hat mich sehr berührt und ab und zu lief auch mal die ein oder andere Träne. Nach Beendigung des Buches habe ich mich über die sogenannten "Orphan Trains" kundig gemacht und so einige Stunden im Internet verbracht. "Der Zug der Waisen" ist eine Geschichte über ganz viel Mut, Freundschaft und Schicksal. Einiges wäre Vivian verwehrt und erspart geblieben, wäre sie nicht im Waisenzug gelandet und ich habe mich oft gefragt, wie es Vivian ergangen wäre, wenn dieser Brand nie geschehen wäre, wie ihr Leben dann ausgesehen hätte. Das Buch wird mich gedanklich noch lange beschäftigen und ich bin wirklich dankbar, dass ich dieses Buch lesen und rezensieren durfte! Hier ein dickes Dankeschön an den Goldmann Verlag Ich weiß nicht, was ich noch weiter von diesem wundervollen Buch erzählen soll nur soviel - unbedingt lesen und selbst überzeugen lassen!!

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Christina Baker Kline unterrichtete Literatur und Kreatives Schreiben und wurde als Buchautorin und Herausgeberin von Anthologien bekannt. Ihr Roman “Der Zug der Waisen” war ein Mega-Erfolg in den USA und hielt sich monatelang an der Spitze der New-York-Times-Bestsellerliste. Im November 2014 erschien das Buch im Goldmann Verlag in deutscher Sprache. Die Überetzung ins Deutsche stammt von Anne Fröhlich. New York anno 1929 Vivian Daly, die neunjährige Tochter irischer Einwanderer, überlebt einen Wohnungsbrand als einzige ihrer Familie. Man verfrachtet die Kleine zusammen mit anderen Waisen in einen Zug, der in den Mittleren Westen fährt. Dort sollen die Kinder auf dem Land ein neues Zuhause finden. Nur wenige Kinder finden in der Fremde ein liebevolles Zuhause. Und auch Vivian stehen schwere Zeiten bevor … Erst im hohen Alter von 91 Jahren bricht Vivian, in der Begegnung mit der 17jährigen Molly, ihr Schweigen über ihr bewegendes Schicksal. Fazit In ihrem bewegenden Roman “Der Zug der Waisen” thematisiert Christina Baker Kline ein trauriges Kapitel der amerikanischen Geschichte. Es geht um die sogenannten „Orphan Trains“, in denen zwischen den Jahren 1854 und 1929 unzählige Waisenkinder in den Mittleren Westen gebracht wurden, um dort in neuen Familien zu leben. Oftmals waren die neuen Familien eher an billigen Arbeitskräften interessiert und beuteten die Kinder dementsprechend schamlos aus. Vivian verlor 1929 bei einem Wohnungsbrand ihre ganze Familie und gehörte zu den bedauernwerten Kindern, die auf eine Reise ins Ungewisse geschickt wurden. Dem Leser begegnet Vivian im Jahr 2011 – sie ist mittlerweile 91 Jahre alt. Ihr wird die 17jährige Halbwaise Molly zugeteilt, die zur Leistung von Sozialstunden verurteilt wurde. Molly soll Vivian dabei helfen, Ordnung in die unzähligen Kisten auf ihrem Dachboden zu bringen. Beim Sichten und Aufräumen der Kartons erinnert sich Vivian wieder an ihre turbolente Vergangenheit. Je länger die beiden so ungleichen Protagonistinnen Zeit miteinander verbringen, desto mehr Vertrauen bauen sie auf. Und schließlich erzählt Vivian der jungen Molly Unglaubliches aus ihrer Kindheit. Erzählt wird der Roman in wechselnden Perspektiven und Zeitebenen. Einmal in der Gegenwart und dann in den Jahren 1929 bis 1943. Die Autorin besitzt einen wunderbaren gefühlvollen Erzählstil, der mich von Anfang bis Ende total gefesselt hat. Ohne kitschig zu sein, ist der Roman voller Emotionen und Tragik. Ein sehr lesenswertes Buch über ein sehr dunkles Kapitel der amerikanischen Geschichte, das mich sehr berührt hat. Dieser Roman gehört für mich zu einem der besten, den ich in letzter Zeit gelesen habe! “Der Zug der Waisen” – Roman von Christina Baker Kline, erschienen im November 2014 im Goldmann Verlag, gebunden, 352 Seiten, 19,99 Euro, ISBN 978-3442313839 Herzlichen Dank an den Goldmann Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.

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Bis zu „Der Zug der Waisen“ von Christina Baker Kline war mir nichts über die Waisenzüge oder Orphan Trains in den USA bekannt. In ihren Hintergrundinformationen berichtet Christina Baker Kline, über den geschichtlichen Hintergrund der Orphan Trains, die für einige Kinder ein Glücksfall waren und für andere in die Sklaverei führten. Die Geschichte dieser Orphan Train Kinder erzählt sie anhand der fiktiven Lebensgeschichte, des neunjährigen irischen Waisenmädchen Niamh. Sie verlor ihre Eltern und Geschwister bei einem Brand 1929 und wurde zu einem der Kinder des Orphan Train. Ein weiterer Handlungsstrang ist die Geschichte um die Waise Molly. Sie ist indianischer Abstammung und nach dem Tod des Vaters und einem Gefängnisaufenthalt der Mutter wird sie von einer Pflegefamilie zu der nächsten geschoben. Nirgendwo ist sie heimisch und erlebt Ablehnung. 2011 in dem Jahr in dem ein Teil der Handlung spielt lebt sie bei Dinah und Ralph. Dinah arbeitet als Einsatzkoordinatorin bei der Polizei in Howard Spruce und ist streng religiös konservativ. Dadurch hat es Molly, die gänzlich anders ist – sie sit ein Goth und rebellisch – nicht leicht. Durch eine Dummheit bekommt Molly Sozialstunden aufgebrummt. Diese kann sie durch Unterstützung ihres Freundes Jack bei der 91jährigen Vivian ableisten, die ihren Speicher entrümpelt haben will. Zunächst ist sie skeptisch, aber dann findet sie zusammen mit Vivian wichtige Dinge aus deren Vergangenheit und Vivian beginnt ihre Lebensgeschichte nach und nach zu erzählen. Ich kann noch nicht einmal sagen, welcher Teil mir besser gefallen hat. Die Lebensgeschichte von Niamh und wie sie zu Vivian wurde, oder die Gegenwart von Molly und ihre Auseinandersetzungen mit Dinah. Letztere sind von Intoleranz Dinahs gegenüber Molly gekennzeichnet. Sie akzeptiert sie einfach nicht und stellt nur Regeln auf, an die Molly sich zu halten hat. Es gab keinen Moment in diesem Buch in dem ich Dinahs furchtbares Verhalten nachvollziehen konnte. Allein die Episode mit dem vegetarischen Essen fand ich so daneben von ihrer Seite, dass die Person, die mir vorher schon unsympathisch war, nun auch den letzten Kredit bei mir verspielte. Ebenso erging es mir mit Ralph, der scheinbar wirklich keine eigene Meinung hat und für mich ziemlich blass blieb. Die anderen beiden Nebencharaktere Jack und Terry, in Mollys Handlungsstrang, kann ich wirklich als solche bezeichnen, sie tauchen immer wieder mal in der Handlung auf und unterstützen teilweise Dinah oder Vivian. Wobei Terry auch skeptisch gegenüber Molly ist und dies auch gelegentlich zum Ausdruck bringt, aber dabei noch human bleibt. Auch Niamh oder Vivians Handlungszweig tauchen einige Nebencharaktere auf die auch gut dargestellt sind. Da ist zum einen die Betreuerin des Waisenzugs, die von ihrer charakterlichen Einstellung, sehr stark Dinah nahe kommt. Aber es gibt nicht nur negative oder neutrale Nebencharaktere. So sind Miss Larsen, Mrs Murphy und Mrs. Nielsen, die sich alle im Laufe der Handlung einen wichtigen Anteil an Niamh bzw. Vivians Leben haben, positive Charaktere, die im Rahmen ihrer Möglichkeiten versuchen Vivian das Leben positiv zu gestalten und das sie Hoffnung hat. Auch wenn der Grundtenor von „Der Zug der Waisen“ traurig ist und ein nicht so glückliche Zeit der amerikanischen Geschichte – Orphan Trains, Weltwirtschaftskrise und Zweiter Weltkrieg – beschreibt, gibt es auch schöne Momente im Buch in denen Molly und auch Vivian Anerkennung und Liebe erfahren. Christina Baker Klines Schreibstil ist dabei immer sanft und berührend, wobei es teilweise auch durch die kurzen Sätze wie ein Bericht in Teilen rüber kam. Aber ich habe während der gesamten Handlung mit Vivian und Molly gefiebert. Teilweise über die Nebencharaktere den Kopf geschüttelt und auch Molly hätte ich in manchem Moment gerne mal geschüttelt, wenn sie wieder ihre Anwandlungen hatte. Auch wenn ich ihre Handlungsweisen nach dem ich ihre Geschichte kennen gelernt habe, auch etwas verstehen konnte. Mit einer Handlungsweise von Vivian hatte ich während des Lesens meine Schwierigkeiten und habe sie immer noch. Verstehen kann ich es nicht, aber über das Ende des Buches bin ich dennoch glücklich. Obwohl ich noch sehr gerne mehr aus Vivians Leben nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erfahren hätte. Dieser Bruch kam mir zu abrupt, auch wenn zu diesem Zeitpunkt der Orphan Train keine Rolle mehr gespielt hat. Das Ende hat mich mit Bruch wieder versöhnt, da einige offene Fragen, die sich mir während des Buches gestellt habe – was ist aus den anderen Kinder des Zugs der Waisen geworden – beantwortet wurden. Gerade die kleinen Begebenheiten aus Vivians Geschichte wiederholen sich auch in Mollys, wenn man genau liest erkennt man sie und mich haben sie sowohl bei Vivian als auch bei Molly berührt. Geschichte wiederholt sich also doch und ist manches Mal gar nicht so weit auseinander, wie man denkt. Damals wie heute gibt es Menschen, die die Notlage von anderen ausnutzen und davon profitieren, auch diese Begebenheit zeigt Christina Baker Kline auf. Ein gefühlvolles und gut recherchiertes Werk über ein Stück Geschichte, das nicht überall bekannt sein wird und mich immer noch nachdenken lässt. Eine absolute Leseempfehlung.

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Der Roman handelt über zwei Protagonistinnen. Die eine Protagonistin ist die junge Molly, deren Vater früh starb als sie noch ein Kleinkind war, und nun bei Pflegeeltern lebt, weil ihre Mutter mit sich genug Probleme hat. Die zweite Protagonistin ist die dreiundneunzigjährige Vivian, die alleine in einem großen Haus im Bundesstaat Maine lebt wie Molly. Vivians ursprünglicher Name war Niamh, gegeben von ihren irischen Eltern, die mit ihr und ihren Geschwistern von Irland nach Amerika im Jahre 1927 auswanderten, um in Amerika ein besseres Leben führen zu können. Denn Niamhs Vater hatte keine beruflichen Perspektiven in Kinvara im County Galway, um eine fünfköpfige Familie zu ernähren. Christina Baker Kline ist eine amerikanische Buchautorin, die sich intensiv über Literatur und Zeitzeugen mit diesem historischen Kapitel der „entwurzelten“ Waisenkinder aus den Jahren 1854 bis 1929 beschäftigte, die zum größten Teil Kinder aus irisch-katholischen Einwandererfamilien stammen. Diese Kinder wurden in örtlichen Gemeinden bei einem Versammlungstermin im Auftrag von nationalen oder regionalen Waisenorganisationen vorgestellt, und an die Familien vor Ort vermittelt, indem diese Familien sich die jeweiligen Kinder vom Säuglings- bis zum Teenageralter heraus gesucht haben - je nachdem wie diese Kinder auf den Farmen oder in den gut bürgerlichen Familien eingesetzt werden konnten. Häufig besuchten diese Kinder kaum eine Schule, sondern wurden als Kinderarbeiter eingesetzt. Wurden keine Kind bei dem ersten örtlichen Treffen vermittelt oder eine Familie war unzufrieden mit den Kindern, so wurden diese Kinder in den sogenannten Waisenzug gesetzt und ihre Betreuer versuchten es im nächsten Ort, diese Kinder an eine andere Familie zu vermitteln. Christina Baker Kline hat eine kleine unbekannte, amerikanische Geschichte anrührend, unterhaltsam und interessant in einen Roman umgesetzt. Man stellt beim Lesen fest, dass die Autorin gut für dieses Buch recherchiert hat, was sie am Ende des Romans in einem kleinen Kapitel erläutert. Wer sich für Geschichte - amerikanische Geschichte ebenso - und für Familiengeschichten sowieso, kann ich dieses Buch nur ans Herz legen.

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Zug ins Ungewisse

Von: C. Jordan aus Barsinghausen

21.02.2015

Anfang des 20. Jahrhunderts werden Waisenkinder in Zügen von der Ostküste in den mittleren Westen der USA gebracht und an neue Familien vermittelt. Die Kinder reisen ins Ungewisse und kommen oft nicht in ein neues, liebevolles Haus, sondern werden als billige Arbeitskräfte missbraucht. So ergeht es auch der erst neunjährigen Niamh, die mit ihren Eltern aus Irland einwandert und diese dann bei einem Wohnungsbrand verliert. Im Laufe ihrer Geschichte wird auch ihr Namen geändert und man lernt sie als Vivian kennen. Sie trifft als alte Frau auf die junge Molly und erzählt ihre Geschichte. Denn Molly wird in der heutigen Zeit von Pflegefamilie zu Pflegefamilie gereicht. Vivian und Molly erzählen ihre Geschichte in der Ich-Form, ohne gefühlsduselig zu sein. Gerade diese unsentimentale Art lässt einen als Leser voll in die Geschichte eintauchen, lässt einen mitfühlen und man kann sich die Situationen sehr gut vorstellen. Nachfühlen ist da schlechter, wie kann man sich auch nur annähernd so etwas vorstellen. Hier wird ein eher wenig bekannter, nicht sehr rühmlicher, Teil der jüngeren Geschichte der USA erzählt. Mir hat dieser Roman einfach nur sehr gut gefallen und ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Die Schreibweise ist sehr ansprechend, schnörkellos und gut. Eine totale Leseempfeh-lung von mir.

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