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Rezensionen zu
Der Zug der Waisen

Christina Baker Kline

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Die 17 jährige Molly wächst bei Pflegeeltern auf. Sie gilt als rebellisch, schützt sich selbst mit ihrem "Goth-Image" und scheint nirgendwo richtig hinzugehören oder rein zu passen. Als sie bei einem Buchdiebstahl in der hiesigen Bibliothek erwischt wird, wird sie zu Sozialstunden verdonnert. Diese kann sie bei der 91 jährigen Vivian Daly ableisten, indem sie ihr dabei helfen soll, den Dachboden zu entrümpeln. Die beiden Frauen verbindet bald mehr, als das vermeintliche Aufräumen des Dachbodens. Sie öffnen sich einander und trotz des großen Altersunterschiedes haben beide etwas gemeinsam: sie beide mussten ihren Weg durch die Welt finden. Vivian kam 1929 als Tochter irischer Einwanderer nach New York. Als sie bei einem Wohnungsbrand ihre Familie verlor, wurde sie mit einem Zug in den Mittleren Westen geschickt. Als Waisenkind sollte sie dort - als Teil eines Wohlfahrtsprogramms - ein neues Zuhause finden. Doch was auf sie wartete, waren schwere Bewährungsproben und alles andere, als eine neue Heimat. Erst in der Begegnung mit Molly öffnet sich die alte Dame und mit jedem Gegenstand, welchen sie aus den alten Kartons fischen, erzählt Vivian ihre Geschichte. "Ein bewegender Roman über ein vergessenes Kapitel amerikanischer Geschichte und eine unerwartete Freundschaft." (Klappentext) Genau so ist es, denn indem Christina Baker Kline in ihrem Roman "Zug der Waisen" Vivian Dalys Geschichte schildert, greift sie genau diese weniger bekannten, unschönen und harten Aspekte des vermeintlichen Wohlfahrtprogramms "Orphan Trains" auf. Die eine oder andere von ihr geschilderte Szene erinnert mehr an einen Sklavenhandel. So werden die Kinder nach einer vorangegangenen Ankündigung (wie die eines Zirkus', der in die Stadt kommt), alle auf eine große Bühne gestellt und potentielle Interessenten konnten sich per vorgeschobenem Adoptivvertrag je nach Bedarf eines der Kinder heraussuchen und mitnehmen. Die Autorin schildert diese Szenen sehr authentisch. Betrachtet man die damalige politische Lage, mit der dazugehörigen Zeit der Schwarzen Pädagogik (die sich mit dem Gründer des Wohlfahrtprogramms deckt), dass harte Arbeit, Bildung und strenge Erziehung ausschlaggebend seien, um Kinder vor Sittenlosigkeit und Armut zu schützen, dann braucht es nicht viel, um sich vorzustellen, dass nicht alle Kinder in eine gelungene Adoption mit einem fortlaufend schönen Leben gestartet sind. Mit eindrücklichen Worten beschreibt Baker Kline eine sowohl bewegende als auch mitreissende Geschichte, über Schicksal, Mut, Stärke und Freundschaft. Denn auch in Molly bewegt sich etwas.... Hätte ich dieses Buch erst einmal durchgelesen, bevor ich anfing nach Hintergrundinfos zu suchen, hätte ich es einfacher gehabt. Die Autorin war nämlich so nett, diese am Ende direkt mit zu schreiben und einen kleinen Überblick zur Geschichte der "Orphan Trains" - inklusive sieben s/w-Abbildungen - zu geben. Doch macht nicht genau das ein gutes Buch aus, dass man schon während des Lesens so von der Geschichte mitgezogen wird, dass man mehr zum Hintergrund wissen möchte und danach sucht? Ohne dieses Buch hätte ich mich bestimmt nicht so mit diesem Thema auseinander gesetzt.

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Das Buch in drei Worten? Bewegend, berührend, emotional. Wie ist das Cover? Das Cover ist passend gewählt, auch wenn es in Bezug auf den Inhalt des Buchs beinahe wie ein Schlag ins Gesicht der Betroffenen wirkt. Das Cover ähnelt einem Schawrz-Weiß-Foto, auf dem zwei spielende und glücklich aussehende Kinder zu sehen sind. Im Hintergrund fährt ein Zug, der der Zug der Waisenkinder hätte sein können. Gerade in Bezug auf die Thematik des Buchs, Waisenkindheit und die Schwierigkeiten, die eine solche Kindheit nach sich ziehen, bilden die zu sehenden, glücklichen Kindern einen krassen Gegensatz. Wie war die Handlung? Die Geschichte hat zwei Erzählebenen. Die eine von Molly, die die Rahmenhandlung bildet, und die von Vivian (oder Niamh, wie sie eigentlich heißt), die die eigentliche Geschichte stellt und die Binnenhandlung darstellt. Vivian erzählt der ebenfalls elternlosen Molly ihre Lebensgeschichte. Und diese ist unglaublich traurig und emotional. Mehrmals hatte ich Tränen in den Augen und war dankbar, weder in der damaligen Zeit unter den damaligen Umständen, noch überhaupt elternlos aufgewachsen zu sein. Niamhs Geschichte hat mich berührt und bewegt. Niemals hätte ich gedacht, dass es für Kinder in den 1930er Jahren so schwer war, eine Familie zu finden. Ein trauriger Themenkomplex, der sehr gut rübergebracht wurde. Wie waren die Figuren? Es gibt zwei Figuren, die mir ans Herz gewachsen sind. Niamh und Molly. Beide könnten unterschiedlicher nicht sein und haben dennoch ihre Gemeinsamkeiten. Beide teilen das Schicksal der Elternlosigkeit, wissen um die Probleme des Lebens in Pflegefamilien und haben sich schlussendlich gesucht und gefunden. Niamh ist eine Kämpfernatur, die trotz all dem, was ihr passiert ist, nie aufgegeben hat. So viele Tiefschläge, die sie zu erleiden hatte, hätten andere Menschen gebrochen. Die Nebenfiguren der Rahmenhandlung waren eher blass, mussten aber auch nicht schillernder gezeichnet sein. Immerhin kamen sie nur marginal vor. Die Nebenfiguren der Binnenhandlung waren da schon detaillierter, wenn auch nicht immer sympathisch. Wie war der Schreibstil? Der Schreibstil war sehr angenehm. Je nachdem in welchen Teil der Geschichte man sich befand, als in Mollys oder Niamhs, veränderte sich der Schreibstil ein wenig. Bei Niamh waren die Worte gewählter, distinguierter und wirkten (passenderweise) ein wenig angestaubt. Bei Molly war es dagegen impulsiver, sprunghafter und frischer. Beides zusammen konnte mich sehr gut unterhalten. Was war gut? Mir hat gut gefallen, dass die Thematik ohne Romantisierung rübergebracht werden konnte. Die Lebensgeschichte einer Waisen der 1930er Jahre wurde nicht geschönt oder übertrieben gezeichnet – so fühlt es sich jedenfalls für mich an. Gut ist auch, wie sich die Handlung entwickelt. Von Beginn an verlaufen beide Handlungsstränge parallel zueinander, erst etwa in der Mitte des Romans erfährt der Leser, wie es dazu kam. Auch wenn das Ende, das ich mir insgeheim gewünscht hatte, ein wenig vorhersehbar war, habe ich mich nicht daran gestört. Es war einfach schön. Gibt es etwas Außergewöhnliches? Ich habe zwar schon oft Protagonisten gehabt, die Waisen sind, man denke nur an „Harry Potter“, doch nie wurde ein realistischer, historisch möglicher Lebensweg geschildert. Die Bedingungen, unter denen die Kinder damals durch das Land reisten und in Familien gebracht wurden, lassen mich aus heutiger Sicht nur den Kopf schütteln. Es hat sich zwar einiges getan, aber problemfrei funktioniert das System noch immer nicht. Kann ich das Buch weiterempfehlen? Auf jeden Fall. Die Geschichte hat mich berührt und zum Nachdenken angeregt. Innerhalb eines Tages und ein paar Stunden hatte ich das Buch beendet. Es ließ mich einfach nicht mehr los. Die Thematik der Elternlosigkeit ist mir – Gott sei Dank – fremd. Dennoch fehlt es mir nicht an Empathie, mich in die Figuren hineinzufühlen. Lest dieses Buch, es erweitert euren emotionalen Horizont. Ich danke dem Goldmann Verlag herzlich für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von „Der Zug der Waisen“.

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ZUM INHALT: Ein bewegender Roman über ein vergessenes Kapitel der amerikanischen Geschichte New York, 1929: Mit neun Jahren verliert Vivian Daly, Tochter irischer Einwanderer, bei einem Wohnungsbrand ihre gesamte Familie. Gemeinsam mit anderen Waisen wird sie kurzerhand in einen Zug verfrachtet und in den Mittleren Westen geschickt, wo die Kinder auf dem Land ein neues Zuhause finden sollen. Doch es ist eine Reise ins Ungewisse, denn nur die wenigsten von ihnen erwartet ein liebevolles Heim. Und auch Vivian stehen schwere Bewährungsproben bevor ... Erst viele Jahrzehnte später eröffnet sich für die inzwischen Einundneunzigjährige in der Begegnung mit der rebellischen Molly die Möglichkeit, das Schweigen über ihr Schicksal zu brechen. MEINE MEINUNG: Dies ist so ein Buch, was ich eher durch Zufall für mich entdeckt habe, denn ich muss sagen, so auf den ersten Blick hat mich das Cover nicht ganz so angesprochen, doch durch einen Zufall, habe ich mir mal die Beschreibung durchgelesen und dieses hat mich total angesprochen und ich wollte es unbedingt lesen und jetzt muss ich sagen, mir gefällt das Cover doch sehr gut und es ist sehr passend zum Buch. Ich habe schon einmal ein Buch gelesen, was so in eine ähnliche Richtung geht und daher war ich sehr gespannt wie mir nun das so gefallen wird und ich bin begeistert. Wir finden hier die Gegendwart und die Vergangenheit vor und sowas liebe ich ja total. Das Buch beginnt im Jahr 2011 und wir lernen Vivian kenne, die in die Jahre gekommen ist und Molly, ein Teenager, der der alten Dame helfen soll, ihren Dachboden zu entrümpeln, nur Vivian will nichts wegwerfen, sondern eher die ganzen Kisten durchsehen und sich erinnern. Am Anfang ist Molly nicht begeistert, aber im Laufe der Geschichte ändert sich das doch und sie hört Vivian zu, was diese zu erzählen hat, nämlich ihre Geschichte. Dann lesen wir aus dem Jahr 1929 und das ist die Geschichte von Vivian, die mit neun Jahren Waise wird und mit einem Zug mit anderen Kindern nach Westen verschickt wird um dort eine neue Familie zu finden, nur ist dies immer alles nicht so einfach, denn nicht alle habe Glück und Vivian muss ziemlich tapfer sein und vorallem kämpfen. Mir hat es richtig gut gefallen, ich liebe Bücher in denen es um Rückblenden geht wie bei Vivian, ich finde es spannend zu erfahren, was damals so passiert ist, wie Leben geprägt wurde und wie man so etwas durchsteht. Und die Autorin konnte mich absolut mitreißen, mich in die Geschichte abtauchen lassen. Mir verdeutlichen, wie das Leben damals so war, was diese Kinder so mitmachen mussten. Normal gefällt mir meistens die Vergangenheit am besten, doch hier ist die Gegenwart auch ein großer Bestandteil und man erfährt auch so einiges über Molly und warum sie so ist wie sie ist und ich muss sagen, auch dies fand ich toll und auch hier wollte ich einfach mehr erfahren. Ich finde es Wahnsinn was die Autorin hier geschaffen hat, man merkt das sie sich gut informiert hat, es aber so umgesetzt hat, dass es jeder gut verstehen und nachvollziehen kann und dazu mit zwei Charakteren die die Geschichte zudem machen was sie ist, nämlich einzigartig und begeisternd. Ich kann jedem das Buch ans Herz legen, gerade wer sich für die Grundidee interessiert und der einfach eine Geschichte zum abtauchen braucht. 5/5 Sterne

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Klappentext: New York, 1929: Mit neun Jahren verliert Vivian Daly, Tochter irischer Einwanderer, bei einem Wohnungsbrand ihre gesamte Familie. Gemeinsam mit anderen Waisen wird sie kurzerhand in einen Zug verfrachtet und in den Mittleren Westen geschickt, wo die Kinder auf dem Land ein neues Zuhause finden sollen. Doch es ist eine Reise ins Ungewisse, denn nur die wenigsten von ihnen erwartet ein liebevolles Heim. Und auch Vivian stehen schwere Bewährungsproben bevor ... Erst viele Jahrzehnte später eröffnet sich für die inzwischen Einundneunzigjährige in der Begegnung mit der rebellischen Molly die Möglichkeit, das Schweigen über ihr Schicksal zu brechen. Molly ist Halbwaise und hat einen Teil ihres Lebens bereits bei einigen Pflegefamilien verbracht. Zu ihrer drogensüchtigen Mutter hat die Siebzehnjährige keinen Kontakt. Als Molly in einer Bücherei ihr Lieblingsbuch stiehlt muss sich das Mädchen zwischen dem Jugendgefängnis oder dem Ableisten von Sozialstunden entscheiden. Molly entscheidet sich wiederwillig für die 50 Sozialstunden. Sie wird mit dem Entrümpeln eines Dachbodens betraut, der mit den Erinnerungen und Andenken - verpackt in vielen Dutzend Kisten - der über 90-jährigen Vivian vollgestopft ist. Bei der Durchsicht der alten Erinnerungsstücke kommen sich Vivian und Molly näher. Die alte Frau erzählt dem Mädchen die Geschichte ihres Lebens und die beiden Frauen stellen fest, dass sie ein ähnliches Schicksal teilen. Der Roman „Der Zug der Waisen“ von Christina Baker Kline erzählt eine wahre Begebenheit - ein Stück traurige und tragische amerikanische Geschichte. Es geht um die sogenannten Waisenzüge, in denen mehr als 250.000 eltern- oder heimatlose Kinder zwischen 1854 und 1929 per Eisenbahn aus den Slums von New York in den Mittleren Westen gebracht wurden um dort eine neue Familie zu finden. Aber statt auf Liebe und Zuwendung trafen viele Kinder nur auf kühle Berechnung und Eigennutz. Viele wurden als billige Arbeitskräfte ausgebeutet, misshandelt, vernachlässigt. Im Mittelpunkt stehen die Geschichten zweier Mädchen: zum einen das Leben des aus Irland stammenden Mädchens Niamh, welches 1929 bei einem Brand ihre Familie verliert und als Waise von Pflegefamilie zu Pflegefamilie herumgereicht wird, wo sie letztlich nicht mal mehr ihren Namen behalten darf. Zum anderen das Schicksal von Molly, eine Siebzehnjährige im Jahr 2011, die ebenfalls bei diversen Pflegefamilien Station gemacht hat und die ihre Frustration und Traurigkeit durch ihre Andersartigkeit zum Ausdruck bringt. Das ähnliche Schicksal dieser beiden Mädchen hat mich berührt und tief bewegt. Der Autorin gelingt es wunderbar die Geschehnisse von damals authentisch und einfühlsam zu beschreiben und trotz all der traurigen und dramatischen Bilder, die das Thema zwangsläufig beim Leser heraufbeschwört, verbreitet es doch auch die Hoffnung, dass auch nach einer schweren Kindheit ein schöner Lebensabend folgen kann. Ein wunderbares gut recherchiertes Buch, mit schön gezeichneten Charakteren und tollem Schreibstil, flüssig und gut zu lesen. Für mich bereits ein Lesehighlight 2015. Leseempfehlung? Auf jeden Fall!

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Dieses Buch habe ich in einem Rutsch durchgelesen, um zu erfahren wie die Geschichte ausgeht. Auf der einen Seite die 17-jaehrige Molly, die Halbwaise ist und in verschiedenen Pflegefamilien aufwächst, auf der anderen Seite die 91-jährige Vivien, die ebenfalls als Waisenkind in mehreren Familien wohnte. Vivien wurde mit dem sogenannten Zug der Waisen von New York aus, wo ihre Familie ums Leben kam, in den mittleren Westen Amerikas gebracht um von einer Familie, meist als billige Arbeitskraft, ausgewählt zu werden. Hier treffen sich dann die Geschichten von Molly und Vivien und damit prallen 2 unterschiedliche Welten aufeinander, die im Laufe der Erzählung immer ähnlicher werden. Molly lernt durch Vivien ihr selbstzerstörerisches Verhalten zu mildern, Vivien durch Molly sich zu öffnen und einige ihrer Wunden zu heilen. Der Roman ist nüchtern und klar geschrieben, vermochte mich aber sofort zu fesseln. Bekommt somit von mir eine uneingeschränkte Empfehlung. Diesen Post per E-Mail versendenBlogThis!In Twitter freigebenIn Facebook freigebenAuf Pinterest teilen

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Der Zug der Waisen

Von: Manuela Hahn

22.05.2015

Inhalt: Als Molly vor der Wahl steht, 50 Sozialstunden abzuleisten oder ins Jugendgefängnis zu gehen, weil sie ein Buch aus einer Bücherei gestohlen hat, entscheidet sich die 17jährige für die Sozialstunden die sie bei Vivian ableistet. Molly soll der alten Frau helfen ihren Dachboden aufzuräumen, einem Dachboden voller Erinnerungsstücken aus einem langen nicht immer leichten Leben. Während der Arbeit nähern sich die Frauen immer mehr aneinander an und eine ungewöhnliche Freundschaft entsteht. Meine Meinung: Der Zug der Waisen von Christina Baker Kline, ist ein beeindruckendes Buch, es erzählt von einem mir bisher völlig unbekannten Kapitel der amerikanischen Geschichte, den Waisenzügen. Hundertausende von Kindern wurden zwischen 1854 und 1929 aus den Städten aufs Land verfrachtet, wo sie wie auf dem Viehmarkt vorgeführt wurden und aus den unterschiedlichsten Gründen von Farmern oder Geschäftsleuten aufgenommen wurden, häufig um als billige und rechtslose Arbeitskräfte zu enden, seltener um in einer Familie ein liebevolles Zuhause zu finden. Die Geschichte Vivians, die im Laufe ihrer Pflegekindlaufbahn nicht einmal ihren Namen behalten darf, geboren wurde sie als Niamh ( ausgesprochen Neev), berührte mich tief. Ebenso wie Mollys Leben, die als Pflegekind nirgends wirklich willkommen ist und ihre Traurigkeit darüber ausdrückt in dem sie sich gegen die *Norm* kleidet, inklusive Piercings und Tatoos. Schnell wird dem Leser allerdings klar, das sie im Grunde genauso heimatlos ist, wie es einst Vivian war. Die Autorin schafft ein klares Bild der damaligen Verhältnisse, ihre Charaktere sind realistisch beschrieben, das Leben der Waisenkinder ist gefühlvoll beschrieben ohne allzu sehr ins kitschige abzugleiten, ein klein wenig Kitsch, besonders gegen Ende, ist bei dem Thema sicher erlaubt. Besonders gefallen hat mir das Nachwort, in dem man noch einige Informationen über die Waisenzüge erhält und die mich zu eigenen Recherchen inspiriert haben. Für dieses Buch kann ich eine absolute Leseempfehlung aussprechen.

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Der Zug der Waisen

Von: Manuela Hahn aus Haigerloch

22.05.2015

Inhalt: Als Molly vor der Wahl steht, 50 Sozialstunden abzuleisten oder ins Jugendgefängnis zu gehen, weil sie ein Buch aus einer Bücherei gestohlen hat, entscheidet sich die 17jährige für die Sozialstunden die sie bei Vivian ableistet. Molly soll der alten Frau helfen ihren Dachboden aufzuräumen, einem Dachboden voller Erinnerungsstücken aus einem langen nicht immer leichten Leben. Während der Arbeit nähern sich die Frauen immer mehr aneinander an und eine ungewöhnliche Freundschaft entsteht. Meine Meinung: Der Zug der Waisen von Christina Baker Kline, ist ein beeindruckendes Buch, es erzählt von einem mir bisher völlig unbekannten Kapitel der amerikanischen Geschichte, den Waisenzügen. Hundertausende von Kindern wurden zwischen 1854 und 1929 aus den Städten aufs Land verfrachtet, wo sie wie auf dem Viehmarkt vorgeführt wurden und aus den unterschiedlichsten Gründen von Farmern oder Geschäftsleuten aufgenommen wurden, häufig um als billige und rechtslose Arbeitskräfte zu enden, seltener um in einer Familie ein liebevolles Zuhause zu finden. Die Geschichte Vivians, die im Laufe ihrer Pflegekindlaufbahn nicht einmal ihren Namen behalten darf, geboren wurde sie als Niamh ( ausgesprochen Neev), berührte mich tief. Ebenso wie Mollys Leben, die als Pflegekind nirgends wirklich willkommen ist und ihre Traurigkeit darüber ausdrückt in dem sie sich gegen die *Norm* kleidet, inklusive Piercings und Tatoos. Schnell wird dem Leser allerdings klar, das sie im Grunde genauso heimatlos ist, wie es einst Vivian war. Die Autorin schafft ein klares Bild der damaligen Verhältnisse, ihre Charaktere sind realistisch beschrieben, das Leben der Waisenkinder ist gefühlvoll beschrieben ohne allzu sehr ins kitschige abzugleiten, ein klein wenig Kitsch, besonders gegen Ende, ist bei dem Thema sicher erlaubt. Besonders gefallen hat mir das Nachwort, in dem man noch einige Informationen über die Waisenzüge erhält und die mich zu eigenen Recherchen inspiriert haben. Für dieses Buch kann ich eine absolute Leseempfehlung aussprechen.

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Die rebellische, 17-jährige Molly mit indianischen Wurzeln hat ihren Vater verloren, ihre Mutter sitzt im Gefängnis und sie selbst ist in einer Pflegefamilie untergebracht, wobei das Verhältnis als nicht gerade herzlich bezeichnet werden kann. Die Lage spitzt sich zu, als Molly in einer Bibliothek beim Diebstahl erwischt wird und zu 50 Stunden Sozialdienst verurteilt wird. Durch Zufall kann sie diese bei der 91-jährigen Vivian ableisten, die eine Hilfe zum Ausmisten ihres Speichers benötigt. Was zunächst wie eine unangenehm staubige und dreckige Arbeit aussieht, entpuppt sich bald als Fundgrube an spannenden Erinnerungen, denn nach jeder staubigen Kiste öffnet Vivian ihren Geist ein wenig mehr und gewährt Molly immer tiefere Einblicke in ihre Lebensgeschichte, für die Molly immer größeres Interesse zeigt, denn sie haben trotz des Altersunterschiedes eine Gemeinsamkeit: ein Leben in Pflegefamilien. Vivian verliert im Jahre 1929 bei einem Wohnungsbrand ihre ganze Familie und strandet in einer neuen Welt, in die ihre Familie erst kurz zuvor aus Irland eingewandert ist. Gemeinsam mit anderen Waisen wird Vivian mit einem Zug in den Westen geschickt und an Bahnhöfen fast wie Waren als Haushalts- oder Farmersgehilfen angepriesen. Dabei verliert sie nicht nur neu gewonnene Freunde, sondern auch die Hoffnung auf eine glückliche Zukunft, denn ein liebevolles Heim können nur die wenigsten Waisen erwarten. Für die junge Vivian wird es eine Reise ins Ungewisse, verbunden mit Bitterkeit, Enttäuschungen und Schicksalsschlägen. Ihre Begegnung mit Molly hilft Vivian, nach vielen Jahren ihr Schweigen zu brechen und die Vergangenheit zu verarbeiten. Dieses Buch berührt unser Herz. Wir können es nicht einfach nach dem Lesen zuklappen und in den Schrank stellen, sondern halten es in den Händen und denken uns, dass es einen ganz besonderen Platz verdient hat, im Bücherschrank als auch in unseren Erinnerungen. Nicht, dass dieser Roman in besonders ausgefeilter Sprache geschrieben wäre oder uns mit reißerischer Spannung überrascht. Nein. Es ist ein eher “leises” Buch, das zum Nachdenken anregt und uns ohne kitschig zu werden, emotional so sehr berührt, dass wir auf den letzten Seiten feuchte Augen bekommen. Die Rahmenhandlung – Mollys rebellisches Leben, ihre Schwierigkeiten mit den Pflegeeltern und ihre Sozialstunden – ist harmonisch und plausibel im Kontext verankert und scheint gewissermaßen durch ein ähnliches Schicksal, wenn auch ein weniger dramatisches, mit Vivians Leben verbunden zu sein. Und während Anfangs Vivians Erinnerungen Mollys Erlebnisse regelrecht durchbrechen und der Leser noch nicht erfährt, warum sie das eigentlich tun, nähern sich die Rahmenhandlung und Vivians Episoden immer weiter an, bis sie sich zu einem Zeitpunkt im Roman treffen, an dem Molly ein solch großes Interesse an Vivians Schicksal gewinnt, dass sie durch aktive Nachforschungen selbst die Lücken in Vivians Biografie zu schließen versucht. In etwa hier erfährt auch der Leser, dass durch die beim Speicherausräumen zufällig gefundenen Andenken bei Vivian Erinnerungen auslösen, die letztendlich zu einer Projektarbeit von Molly für die Schule münden, mit der sie einen fast vergessenen Teil von Amerikas Geschichte neu beleuchten will. Jene Geschichte ist erschütternd, traurig, teilweise unmenschlich und aus heutiger Sicht nur schwer begreifbar. Zwar sind Vivian und Molly nur fiktive Gestalten, aber dennoch ist gerade Vivians Schicksal ein eher dunkles Kapitel der US-amerikanischen Geschichte. Zwischen 1853 und 1929 wurden mit sogenannten “Orphan Trains” ca. 250.000 Waisenkinder aus östlichen Großstädten der USA in den mittleren Westen geschickt, um dort an Familien vergeben zu werden. Doch suchten diese kein Kind zum Liebhaben, sondern unbezahlte Arbeitskräfte für ihr eigenes Heim, die Farm oder den Betrieb. Zwar war die Aufnahme eines Kindes mit der Verpflichtung verbunden, es in die Schule zu schicken, doch daran hielten sich die wenigsten Pflegefamilien. Eine kontrollierende Instanz oder eine soziale Absicherung der Kinder gab es nicht, so dass ein Großteil von ihnen unter unmenschlichen Bedingungen leben musste. Verstärkt wurde das Missfallen gegenüber den Kindern durch die Tatsache, dass sie fast alle als rebellische und schlecht erzogene Kinder von Flüchtlingsfamilien galten. Ihre “Haltung” als regelrechte Sklaven erfolgte daher auch aus einem Gedanken von einer korrekten, christlichen Erziehung mit fragwürdigen Werten und Methoden zur Wiedereingliederung eines “verdorbenen” Kindes in die Gesellschaft. Nur die jüngsten Waisen im Babyalter hatten vermutlich eine Chance darauf, tatsächlich als Familienmitglied akzeptiert zu werden und in einem entsprechend sozial stabilen Gefüge mit Liebe aufzuwachsen. Um den Rest scherten sich die Wenigsten. So finden wir in "Der Zug der Waisen" dann auch jede Menge Traurigkeit und Bitterkeit, aber auch Hoffnung und Glück in unerwarteten Momenten. Ein wirklich sehr lesenswertes Buch, das sehr zum Nachdenken über Werte und Nachforschen über Schicksale anregt, vielleicht – oder besser – gerade deswegen auch für die jüngere Generation sehr gut geeignet. Christina Baker Kline ist eine bei uns recht unbekannte Autorin. Sie hat Literatur und Kreatives Schreiben unterrichtet und sich als Buchautorin und Herausgeberin von Anthologien einen Namen gemacht. Ihr Roman “Der Zug der Waisen” war in den USA ein großer Erfolg und hielt sich monatelang an der Spitze der New-York-Times-Bestsellerliste. Mit ihrem Mann und ihren drei Söhnen lebt die Autorin in Montclair, New Jersey. Ursprünglich kam sie aus England.

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