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Rezensionen zu
Ein Sommer in Corona del Mar

Rufi Thorpe

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Beeindruckendes Debut!

Von: Naibenak aus Pinneberg

22.03.2018

„ ,Du musst mir einen Zeh brechen‘, erklärte ich. Lorrie Ann und ich sonnten uns auf der winzigen Terrasse meiner Mutter auf dünnen Handtüchern, die direkt auf den heißen, rissigen Steinplatten ausgebreitet waren. Wir hatten uns jeweils den Saft einer Plastikzitrone aus dem Supermarkt ins Haar gequetscht und hofften inständig, blonder zu werden, […]. In unserer kleinen kalifornischen Neunzigerjahre-Siedlung gab es kein Mädchen, das perfekter war als Lorrie Ann Swift, und zwar […] weil sie auf eine Art gewöhnlich war, die uns alle übertraf.“ Mia und Lorrie Ann sind enge Freundinnen und gehen durch dick und dünn. Die wunderschöne, aber eher zurückhaltende Lorrie Ann wächst in überbehüteten und liebevollen Verhältnissen auf. Mia hingegen hat eine Mutter, die gern etwas tiefer ins Glas schaut und zwei junge Stiefbrüder, um die sie sich als ältere Schwester nicht selten zu kümmern hat. Als sich nach der Schulzeit die Wege der beiden Mädchen –zumindest geografisch – trennen, entfernen sich auch ihre Lebenswege voneinander. Und plötzlich kommt der Tag, an dem die einst so (vermeintlich) perfekte Lorrie Ann barfuß und völlig verwahrlost vor Mias Tür in Istanbul steht. Was ist passiert? Zugegeben, das Cover und der Titel könnten den Leser Glauben machen, hier erwarte ihn ein sommerlich-frischer Urlaubsroman. Aber das Gegenteil ist der Fall. Rufi Thorpe hat einen zutiefst berührenden und feinfühligen Roman über eine Freundschaft geschrieben, der unter die Haut geht. Mit schonungsloser Ehrlichkeit schildert sie aus Mias Sicht die Ereignisse in der Jugend der beiden Mädchen und was aus ihnen geworden ist. Dabei entstehen anfangs Sympathien und Antipathien, die sich aber im Laufe der Geschichte verändern, weil sich die Personen entwickeln, weil man mitfühlt und versteht oder auch nicht versteht. Bereits in den ersten Sätzen (siehe Zitat) spüre ich als Leser eine versteckte Traurigkeit zwischen den Zeilen. Die Erzählweise wirkt wiederum sehr frisch und lebhaft auf mich. Eine Traurigkeit zieht sich jedoch durch große Teile des Romans, insbesondere, wenn es um die Lebensgeschichte von Lorrie Ann geht, denn sie muss mit mehreren Schicksalsschlägen fertig werden. Mia hat ihre Freundin jahrelang als eine Art Göttin betrachtet und tatsächlich regelrecht vergöttert. In Istanbul übersetzt Mia ein uraltes Werk über die sumerische Göttin Inanna, die sie immer wieder Parallelen zu Lorrie Ann ziehen lässt. Einige interessante Informationen über diese Gottheit hat die Autorin sehr gekonnt mit in die Geschichte einbezogen. Während Lorrie Ann nun versucht ihrem Schicksal ins Auge zu sehen und es leben zu lernen, kann Mia nicht verstehen, wie ungerecht Glück und Unglück verteilt sind. Welten treffen aufeinander und entfernen sich wieder. Gleichzeitig gibt es auch in Mias Leben Veränderungen, die sie vor große Gewissensfragen stellen. Und am Ende stehen diese einfachen Fragen im Raum: wie gut kennt man die beste Freundin eigentlich? Und wie gut kennt man sich selbst? Fazit: Ein trauriger und zugleich hoffnungsvoller Roman, der eine Frauenfreundschaft mit ihren Höhen und Tiefen thematisiert und insbesondere eindrücklich beschreibt, wie Menschen zu den Menschen werden, die sie sind. Die mitreißende und zugleich sehr feinfühlige und warmherzige Sprache der Autorin hat den Roman für mich zu einem besonderen, fesselnden Lesehighlight gemacht. Ein beeindruckendes Debüt! Rufi Thorpe ist ein Name, den ich mir merke :-)

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Es ist Sommer in der südkalifornischen Stadt Corona del Mar. Die beiden Freundinnen Mia und Lorrie Ann sind unzertrennlich. Doch als Lorrie Anns Vater stirbt, weiß Mia nicht, was sie für ihre Freundin tun kann. Und dies ist nur der erste von vielen schweren Schicksalsschlägen, die Lorrie Ann treffen werden … Jahre später steht Lorrie Ann plötzlich wieder vor Mias Tür: barfuß, hungrig und vom Leben gezeichnet. Und Mia kann nicht verstehen, wie das Leben ihrer scheinbar makellosen Freundin so aus dem Ruder laufen konnte. Kann es sein, dass sie Lorrie Ann nie wirklich gekannt hat? Ich hatte mich ja sponta in das Titelbild verliebt und dann den Klappentext nicht mehr wirklich gelesen, als es darum ging, mir im bloggerportal ein neues Rezensionsexemplar auszusuchen. Dementsprechend hatte ich gestern Morgen im Zug erwartet, ein irgendwie locker-schnuffiges Buch zu finden, vielleicht so im Stil von Stephen Kings "Th Body", so eine Teenager-Freundschaft, diein diesem Sommer ihren Zenit erlebt ... Das war es dann doch nicht. Stattdessen habe ich ein Buch bekommen, dass mich dazu veranlasst hat, die drei Kilometer vom Bahnhof zur Arbeit und wieder zurück zu laufen, statt das Fahrrad zu nehmen, damit ich während des Laufens weiterlesen kann. Mich hat das Buch von Anfang an gefangen genommen. Da sind zuerst einmal Mia und Lorrie Ann, denen man am Anfang begegnet und die so gegensätzlich sind, wie sie nur sein können. Mia, die nüchtern auf das Leben blickt und als Ich-Erzählerin durch das Leben führt, und Lorrie Ann, die Träumerin, die an die große Liebe glaubt. Von Anfang an macht Mia klar, dass es Lorrie Ann schlecht ergehen wird, aber boah, die wird im Laufe des Buchs wirklich von einer miesen Situation in die nächste geworfen! Das ganze wird von Thorpe so schonungslos und ohne jede Regung erzählt, dass man manchmal wirklich schlucken muss. Im Gegensatz macht ausgerechnet Mia einen Abschluss in Yale, wird eine renommierte forscherin und findet ganz allmählich und ohne es eigentlich zu wollen, das Glück, das sie immer finden wollte - nicht zuletzt aber auch dank Lorrie Ann. Das wird Mia aber vermulich nie zeigen, denn es stimmt, was Lorrie Ann mal feststellt - sie braucht die andere eigentlich dazu, um über sich selbst zu sprechen, letztlich ist Lorrie Anns Schicksal für Mia aber fast schon egal, sie mag es nur nicht, nicht daran teil zu haben. Diese Geschichte einer Freundschaft knüpft Thorpe dann in einem ziemlich dramatischen Hauptteildialog mit großen Fragen nach dem Mutterbild, das wir oder die Gesellschaft haben will, der Frage nach Abtreibung und Sterbehilfe, danach, ob das eigene Glück manchmal wichtiger sein darf als das Glück von anderen. Für mich war das schwere Kost zu lesen, wirklich, aber ich fand die beiden Positionen spannend vertreten, und genau deshalb konnte ich mich wie gesagt gar nicht los reißen. Ein wirklich, wirklich gutes Buch, das ich euch uneingeschränkt ans Herz lege!

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Die Zitate „Unwiderstehlich.“ und „Bezaubernd!“ von Elle und Glamour auf der Rückseite des Buches sind irreführend. Sie sind es deshalb, weil allein die bloße Nennung dieser Lifestyle-Blättchen mich sofort in eine ganz andere Richtung gelenkt hat. „Ah,“ dachte ich. „Also doch eher etwas Seichtes …“ Doch weit gefehlt! Der Erstling „Ein Sommer in Corona del Mar“ von der kalifornischen Newcomerin Rufi Thorpe war immerhin gleich mal nominiert für den International Dylan Thomas Prize und den Flaherty-Dunnan First Novel Prize und enttäuscht den mutigen Leser, der sich trotz Glamour und Elle ins Lesevergnügen stürzt, nicht! Und er ist sicher vieles, aber bestimmt nicht „bezaubernd“ … Mia und Lorrie Ann sind beste Freundinnen, wahrscheinlich vor allem deshalb, weil sie sehr unterschiedlich sind. Der Roman startet gleich voll durch, es gibt keine Einleitungsphase. Der erste Satz, um einen Eindruck zu vermitteln, was ich meine, lautet: „Du musst mir einen Zeh brechen“, erklärte ich. Mia hat nämlich ein akutes Problem. Sie ist in der 10. Klasse und schwanger, und das von einem Kerl, den sie nicht mal besonders toll findet. Daher gibt es auch nur einen Ausweg für die Fünfzehnjährige: Abtreibung in der Frauenklinik. Lorrie Ann muss sie fahren, sie ist glücklicherweise schon sechzehn und hat den Führerschein. Am Tag nach dem Eingriff, das ahnt Mia, wird sie beim Meisterschaftsspiel nicht Softball spielen können. Also soll Lorrie Ann ihr den Zeh brechen, um ihr ein Alibi zu verschaffen. Zu Beginn des Buches scheint die Freundschaft nicht im Gleichgewicht. Es wirkt, als gäbe es da ein klares Gefälle. Mia ist die verrücktere, unstetere von beiden. Sie ist chaotisch und auf Lorrie Ann angewiesen, denn diese erdet sie immer wieder. Lorrie Ann hat nicht nur eine stabiler wirkende Persönlichkeit, sie hat auch so viel, um was sie von Mia und sämtlichen Mädchen aus Corona del Mar beneidet wird: Sie sieht gut aus, sie ist nett, sie hat Eltern, die sie lieben und die sie sehr liebt, Brüder, mit denen sie sich gut versteht und die sie wiederum abgöttisch lieben. Mias eigene Mutter ist Kosmetikerin und meistens betrunken. Der Vater ist irgendwann abgehauen und die ein, zwei Male, die Mia ihn pro Jahr sieht, sind meist grauenvoll, weil sich die beiden herzlich wenig zu sagen haben und bemüht sind, dies nicht zu deutlich zu zeigen. Doch irgendwann drehen sich die Verhältnisse in der Freundschaft um hundertachtzig Grad. Bei Mia geht es bergauf, bei Lorrie Ann beginnen sich die Unglücksmomente zu häufen. Alles beginnt mit dem plötzlichen und gänzlich unerwarteten Tod ihres Vaters. Die Familie, zwischen deren Mitglieder kein Blatt passte, wird in ihren Grundfesten erschüttert und zerbricht langsam, aber sicher an diesem Schicksal. Die „Unglücksgeier“, wie Mia sie bezeichnet, lassen Lorrie Ann nicht mehr in Ruhe, sie klopfen von nun an in regelmäßigen Abständen bei ihr an. Die ganze Geschichte wird aus Mias Perspektive erzählt. Sie hat mittlerweile eine steile Unikarriere absolviert und lebt und arbeitet heute mit ihrem Freund in Istanbul. Dort erreicht sie auch aus dem Nichts heraus der Telefonanruf von Lorrie Ann, die in der Stadt ist und sich unbedingt mir ihr treffen will. Wie bei jedem Treffen nach jahrelanger Funkstille, muss Mia entsetzt feststellen, dass ihre Freundin noch ein bisschen tiefer gefallen ist. Lorrie Ann, die von ihr ein halbes Leben lang auf einen Thron gehoben und angehimmelt wurde, wirkt wie ein abgestürzter Engel. Drogenabhängig, pleite und sozial völlig am Boden – so steht ihr ehemaliges Jugendidol in Istanbul vor ihr. Was ist nur geschehen? Rufi Thorpe stellt genaue Charakterstudien an, sie skizziert feinsinnig, wie scheinbar bedeutungslose Situationen ein Leben in eine komplett andere Richtung lenken können, sei es zum Guten oder zum Bösen hin. Keine der beiden Freundinnen hat jemals wirklich eine objektiv falsche Entscheidung getroffen, sie haben immer einfach nur das getan, was ihnen in dem jeweiligen Moment – oft nach langen Gesprächen – am sinnvollsten erschien. Wie so oft ist das Leben aber einfach nicht fair. Das Schicksal hätte sich auch nochmals drehen können und Mia eine Pechsträhne verpassen können – doch sie blieb auf der sonnigen Seite des Lebens. Und doch, denkt man am Ende, ist auch bei Lorrie Ann nicht alles schlecht. Em Ende ist es doch vor allem wichtig, dass man nicht auf der Stelle tritt, dass man jeden Tag seinem Leben eine neue Chance gibt. Auch wenn bislang vieles schief lief, kann der morgige Tag ein guter werden. Man muss ihm nur eine Chance geben. Und so entwickeln sich die beiden ehemals besten Freundinnen weiter, nicht zusammen, sondern jede für sich. Und sie erkennen ihre eigene Stärke, ihre Persönlichkeit vielleicht gerade deshalb, weil sie nicht mehr zusammenglucken wie früher. Für mich ist der schonungslose Roman die Überraschung meines Bücherstapels schlechthin, hatte ich mir doch nicht viel mehr als ein paar belanglose angenehme Lesestunden von ihm erwartet – und dabei bietet er einem so viel mehr. Klarer Aufruf: Lesen!

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Zusammenfassung: Mia und Lorrie Ann verbringen ihre Kinder- und Jugendtage in Corona del Mar, Kalifornien. Während Mias Familie alles andere als durchschnittlich ist, reflektiert Lorrie Anns Familie Perfektion. Mias Eltern haben sich getrennt, als sie noch klein war. Nun lebt sie mit ihrer Mutter, ihrem Stiefvater sowie ihren beiden Brüdern zusammen. Ihre Mutter ist eine egoistische Frau, die mit den drei Kindern überfordert ist. Sie haben wenig Geld und zudem vergisst sie oft einzukaufen oder für die Kids zu kochen. So bleibt alles an Mia hängen, da auf ihren Stiefvater Paddy auch kein Verlass ist. Denn dieser fühlt sich mehr zur Flasche und zum Lotterleben hingezogen, als ein Familienvater zu sein. Dementsprechend, kommt das junge Mädchen mit Paddy auch nicht gut aus und die beiden gehen sich aus dem Weg. Lorrie Anns Eltern sind dass genaue Gegenteil. Ihre Mutter ist berufstätig und kümmert sich hingebungsvoll um ihre Kinder. Der Vater ist ein christlicher Rocksänger und hat eine eigene Band. Lorrie Ann wächst behütet und beschützt auf, sie wird von allen angehimmelt und ein sehr gutes Verhältnis zu ihre Eltern - vorallem zu ihrem Vater. Ihre Mutter Dana sammelt Zwerge, die im Wohnzimmer auf einem Regal stehen. Mia und Lorrie Ann sind die besten Freundinnen und teilen jedes Geheimnis miteinander. Der Roman beginnt damit, dass Mia ihre Freundin bittet ihr mit einem Hammer den Zeh zu brechen. Denn sie ist ungewollt schwanger mit 15 Jahren - und will eine Abtreibung. Der Termin steht schon fest und Lorrie Ann wird sie begleiten, damit sie aber am kommenden Softball Turnier nicht teilnehmen kann, müssen Knochen gebrochen werden. Doch Lorrie Ann weigert sich, und so lässt Mia den Hammer nach der Abtreibung selber auf ihren Zeh sausen. Jedoch fester als geplant und so beschädigt sie ihren kleinen Zeh irreparabel. Die kleine heile Lorrie Welt bricht jedoch entzwei, als ihr Vater bei einem Unfall getötet wird. Sie verändert sich und zieht sich komplett zurück. Mia kann ihr nicht helfen und beginnt hier schon sich auch von ihr zurückzuziehen... Mia verlässt dann Corona del Mar, um auf ein College zu gehen und Lorrie Anne wird ungewollt schwanger von ihrem Freund. Er steht jedoch zu ihr und dem Sohn, der schwer behindert zur Welt kommt. Als Mia Lorrie Anne nach der Geburt besucht, wird sie nach 2 Tagen vom Mann ihrer Freundin (Jim) hinaus komplementiert. Und sie selber hat auch das Gefühl, nur im Weg zu stehen, da sich die junge Mutter nicht um sie kümmert und auch nicht mehr nach ihr fragt. Um die Rechnungen der Krankenhäuser und Ärzte bezahlen zu können, tritt Jim der Army bei. Er wird nach kurzer Zeit im Einsatz getötet und Lorrie Anne steht alleine mit ihrem Sohn da. Nachdem die Trauerzeit vorbei ist, muss sie das Armygelände verlassen und landet in einer Sozialwohnung mit ihrem Sohn Zach... Meine Meinung: Der deutsche Titel hätte nicht unpassender sein können. Im Original heißt das Buch "The Girls from Corona del Mar", und hätte viel besser gepasst. Zwar spielt der Anfang in Corona del Mar und ja, auch im Sommer - aber der restliche Roman spielt meistens immer irgendwo anders. Ich fand das Buch sehr gut, aber ich lese generell gerne ernste Bücher oder mit problematischen Thematiken. Es war erschütternd und traurig (wieder mal) zu sehen, was das Leben aus den Menschen macht. Ein Schlag nach dem Anderen und schon befindet man sich einer Abwärtsspirale. Lorrie Anne aber auch Mia fand ich auf ihre eigenen Weisen sympathisch, keine der beiden ist die typische Sympathie Protagonistin. Lorrie Annes Leben entgleitet ihr immer mehr, während Mia versucht ihren Weg und sich selbst zu finden. Sie hebt ihre Freundin auf einen Sockel und sieht in ihr eine Heilige. Und sie sieht nicht, dass das andere junge Mädchen alles andere als perfekt ist. Im Laufe des Romans verändert sich die Lage und Mia (die sich selbst immer als die Böse und Schlechte sieht) wird die Starke, die ihr Leben meistert - trotz der zerrütteten Familienverhältnisse und der Abtreibung als Teenager. Lorrie Anne hingegen scheint ihr nie komplett vertraut zu haben. Wie sich im späteren Verlauf zeigt, hat sie Mia nie die Liebe und das Vertrauen entgegengebracht, wie diese sich das wünschte. Nur ist es ihr nicht aufgefallen.... Der Roman ist aus Mias Sicht geschrieben und wir erfahren viel über ihr Leben und ihre Gefühlswelt. "Ein Sommer in Corona del Mar" - ein Roman über den Fall und den Aufstieg zweier Menschen, die dachten sie wären Freundinnen. Ein labiles Mädchen, dass sich nicht äußern kann und auf der anderen Seite ein starkes Mädchen, dass keine Hilfe anbieten kann. Definitiv kein Buch für zwischendurch oder um es in der Sonne zu lesen. Es erschüttert, berührt, macht hilflos und macht wütend.

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Eine packende, tiefsinnige, berührende Geschichte über Freundschaft, Erwachsen werden und das (erschütterte) Gefühl, jemanden zu kennen. Zu keiner Zeit vorhersehbar lässt die Autorin Rufi Thorpe den Leser teilhaben am Zerbrechen einer Freundschaft, an der individuellen Entwicklung zweier besten Freundinnen. Mia, eine der beiden Protagonistinnen erzählt im Rückblick die Geschichte von der Freundschaft zwischen ihr und Lorrie Ann, die bereits in Kindergartentagen begann. Beide wuchsen in Corona del Mar auf, wobei ihre eigene Familie aus einer trinkenden Mutter und zwei kleinen Brüdern bestand, Lorrie Anns Familie aus einem sich und ihre Kinder liebenden Elternpaar. Die Mutter Dana Erzieherin, der Vater ambitionierter Musiker. Beide gläubig. Wohnhaft in einer kleinen, engen Zweizimmerwohnung, aber sehr glücklich. Der große Bruder versteht sich bestens mit ihr. Das pure Familienidyll, trotz widriger Umstände. Mia findet alles an ihrer Freundin perfekt: ihr Aussehen, ihren Intellekt, ihre Familie, ihre absolute Loyalität zu ihr. Die Gefühle von Lorrie Ann erfährt der Leser „aus zweiter Hand“. Diese Filter ist besonders zu Beginn des Buches so hervorragend, weil zum einen dem Leser Lorrie Ann als Quasi-Göttin vermittelt wird, zum anderen die Protagonistin Mia ihre Verbundenheit, ihre Achtung zu Lorrie Ann legitimiert. Dadurch wiegt die Erkenntnis, dass sie ihre beste Freundin wohl doch nicht so gut kannte, sie doch nicht so perfekt ist und war, umso schwerer. Auch all die Katastrophen, die Lorrie Ann aushalten und erfahren muss, treffen den Leser unmittelbar. (Um hier nichts von der Handlung vorwegzunehmen, wird auf das Benennen einzelner Schicksalsschläge der Mädchen und späteren Frauen verzichtet.) Mit wenigen Protagonisten und einer sehr unmittelbaren Erzählweise baut die Autorin eine Wörterwelt auf, die mich sofort in ihren Bann gezogen hat. Mit Analepsen wird das Bild von Corona del Mar, Yale, dem Krankenhaus und den Figuren von Kapitel zu Kapitel vollständiger. Ich hatte bald das Gefühl, die Protagonisten zu kennen. Nach dem überraschenden Schluss des Buches bin ich fast etwas traurig, dass ich die Figuren nicht weiter begleiten kann. Dem Buch merkt man an, das die Autorin Rufi Thorpe Literatur und kreatives Schreiben studiert hat, ihr Handwerk perfekt beherrscht. Die Geschichte wird wohl noch lange in mir arbeiten.

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Inhalt: Es ist Sommer in der südkalifornischen Stadt Corona del Mar. Die beiden Freundinnen Mia und Lorrie Ann sind unzertrennlich. Doch als Lorrie Anns Vater stirbt, weiß Mia nicht, was sie für ihre Freundin tun kann. Und dies ist nur der erste von vielen schweren Schicksalsschlägen, die Lorrie Ann treffen werden... Jahre später steht Lorrie Ann plötzlich wieder vor Mias Tür: barfuß, hungrig und vom Leben gezeichnet. Und Mia kann nicht verstehen, wie das Leben ihrer scheinbar makellosen Freundin so aus dem Ruder laufen konnte. Kann es sein, dass sie Lorrie Ann nie wirklich gekannt hat? Mein Lieblingszitat: Meine Meinung: Direkt am Anfang muss ich unbedingt etwas klarstellen: Der Inhalt und der Titel des Buches haben ungefähr so viel mit dem Cover zu tun, wie ein Apfel mit einem Auto; also praktisch gar nichts. Dafür ist diese Tatsache auch das einzige, was ich an dem Roman zu bemängeln habe. Die Geschichte, die über viele Jahre, auch mittels Rückblenden, erzählt wird, weist so viele überraschende Wendepunkte auf, dass ich fast auf jeder Seite geschockt von einer erneuten Schicksalswendung war. Mia und Lorrie Ann, die beiden Hauptprotagonistinnen tragen zu diesem Überraschungseffekt bei, indem sie von Rufi Thorpe sehr genau ausgefeilt wurden und mir somit super real erschienen. Zu den beiden möchte ich an dieser Stelle nicht zu viel verraten, weil euch das die ganze Spannung vermiesen würde und ihre Freundschaft ja eines der Hauptelemente des Romans ist. Aber ich kann sagen, dass ich andere Figuren, wie z.B. Lorrie Anns Mutter Dana und Mias Freund Franklin echt sympathisch fand. An Authentizität gewinnt die Handlung ebenfalls durch das Erzählen in der Ich-Perspektive durch Mia, da es mir so umso leichter fiel, mich in ihre Situation hineinzuversetzen und ihr Handeln und Denken nachzuvollziehen. In meinen Augen ist die Autorin ihr Buch mit viel Humor angegangen, sodass die Dialoge der Charaktere oft um Schmunzeln anregen. Dies gelingt ihr sehr gut, wobei sie auch ernst zu nehmende Themen wie Drogen, ungeplante Kinder und Behinderungen behandelt. Das Ende war für mich persönlich nicht ganz zufriedenstellend, weil es relativ offen war und ich glaube, dass es keine Fortsetzung geben wird. Mein Fazit: Ich bin der Meinung, dass dieses Buch jeder lesen sollte, der sich für die oftmals komplizierte Konstruktion einer Freundschaft interessiert! Vielen Dank an den btb Verlag für die Bereitstellung des Buches! Ein Sommer in Corona del Mar bekommt von mir volle 5/5 Sterne!

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Wer wir wirklich sind

Von: yellowdog aus Deutschland

20.05.2017

Ein Sommer in Corona del Mar ist ein US-amerikanischer Roman, der von der zurückerinnernden Erzählstimme lebt. Die Erzählerin Mia gefällt mir gut, da sie versucht den Dingen auf den Grund zu gehen, dabei über Ironie und auch Selbstironie verfügt. Sie erzählt die Geschichte ihrer Schulfreundin Lorrie Ann, die viel Pech im Leben hat und wichtige Passagen ihres Lebens. Da Mia viel reflektiert, erfährt man auch viel von ihr und ihren Selbstzweifeln. Die Handlung ist ´überwiegend in Kalifornien angesiedelt, obwohl es ungewöhnlicherweise auch ein paar Passagen in der Türkei und in Indien gibt, was dem Buch eine spezifische, reizvolle Atmosphäre verleiht. Komischer Titel eigentlich, da sich die Handlung über Jahre erstreckt und nicht nur über einen Sommer, die Protagonisten zudem nicht die ganze Zeit in Corona del Mar sind. Eine Geschichte einer langjährigen Freundschaft zweier jungen Frauen muss sich zur Zeit natürlich mit Elena Ferrates “Meine geniale Freundin” vergleichen und tatsächlich gibt es ein paar Parallelen, obwohl Rufi Thorpes Roman typisch amerikanisch und Ferrante europäisch geprägt ist. Es ist sicher kein sommerlich-leichter Unterhaltungsroman, wie man durch Titel und Cover vielleicht denken könnte sondern setzt sich mit den Leben auf einer ernsthafte und intensive Art und Weise auseinander, auch damit, ob wer man wirklich ist. Deshalb von mir eine Leseempfehlung!

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Mia und Lorrie Ann wachsen in Corona del Mar in Kalifornien auf und sind während ihrer Schulzeit beste Freundinnen, auch wenn sie grundsätzlich verschieden sind. Mia, aus deren Sicht der Roman geschrieben ist, ist schon immer "die Böse" gewesen. Sie ist das rebellische Mädchen, das im Gegensatz zu der zurückhaltenden, hübschen Lorrie Ann auffällt und nicht in so liebevollen, geordneten Familienverhältnissen aufwächst. Mias Mutter ist aufgrund ihres Alkoholkonsums häufig nicht ansprechbar und kümmert sich auch nicht um ihre jüngsten Söhne. "Für mich war meine Freundin Lorrie Ann die Gute, und ich war die Böse. Sie war wunderschön (geradezu skandalös, wie ein Gemälde von Vermeer), ich hingegen sexy (mit dreizehn bedurfte es nichts weiter als einer Tonne kirschfarbenem Labello). Wir waren beide schlau, aber Lorrie Ann auf die nachdenkliche Art, wohingegen ich gewieft war, sie ernst und ich verschroben. Während sie sentimental war, war ich sarkastisch." Während sich Mia mit 15 Jahren, ungewollt schwanger, für eine Abtreibung entscheidet, wird Lorrie Ann früh ungeplant Mutter. Auch wenn sie der Vater des Kindes heiratet und Jim sich sogar als Soldat verpflichtet, um seine kleine Familie zu ernähren, verläuft Lorrie Anns Leben nicht glücklich. Mia fängt an zu studieren und zieht nach Europa, weshalb sich die Freundinnen über Jahre nicht sehen und sich fremd werden. Da kommt Lorrie Ann unerwartet zu Mia nach Istanbul: ohne Mann und Kind, ohne Schuhe, aber vollgepumpt mit Drogen. Mia, die mit inzwischen 28 Jahren mit ihrer Vergangenheit in Corona del Mar abgeschlossen hat und sich ein eigenes Leben zusammen mit einem Freund, der sie liebt, aufgebaut hat, ist entsetzt über den Zustand ihrer ehemals so schönen, gutherzigen Freundin, Sie nimmt Lorrie Ann bei sich auf, in der Hoffnung, sie zu einem Entzug zu bewegen, damit sie auch wieder zu ihrem Sohn nach Kalifornien zurückkehren kann. In Rückblenden erzählt Lorrie Ann ihre Geschichte und was sich seit der Trennung der Freundinnen ereignet hat. "Ein Sommer in Corona del Mar" ist keine leichte (Urlaubs-)lektüre, wie der Titel suggeriert. Ich habe mich allerdings aufgrund der Kurzbeschreibung für den Roman entschieden und bin nicht enttäuscht worden. Es ist ein Roman über eine langjährige Freundschaft zweier junger Frauen in den 90er-Jahren, die sich, aufgrund von verschiedenen Schicksalsschlägen und letztlich auch der räumlichen Distanz über zwei Kontinente hinweg geschuldet, verläuft. Während die beiden unmittelbar nach dem Wegzug von Mia den Kontakt telefonisch halten und Mia auch noch später in Corona del Mar zu Besuch ist, haben sie sich - schon fast unbemerkt - später über Jahre nicht gesehen. Völlig hilflos und fertig mit dem Leben, taucht Lorrie Ann überraschend in Istanbul auf uns drängt sich kurze Zeit in Mias Leben, die ihrerseits ihre Freundin kaum wiedererkennt. Es scheint, als haben die beiden Protagonistinnen die Rollen getauscht: Nun ist Lorrie Ann "die Böse", die ihre Familie in Kalifornien zurückgelassen hat, um durch Indien zu reisen, und Mia diejenige, die sich zum Positiven verändert hat, erwachsen und sesshaft geworden ist. Die Schicksale beider Frauen sind unheimlich eindringlich geschildert, gehen sehr nah und stimmen traurig. Die Geschichte einer zerbröckelnden Freundschaft gleicht einer feinfühligen Charakterstudie und zeigt, in welch ganz andere Richtungen Menschen sich entwickeln können. Zu keinem Zeitpunkt vorhersehbar, ist das Debüt von Rufi Thorpe berührend und literarische Unterhaltung auf hohem Niveau - eine Geschichte, die ich so schnell nicht vergessen werde. Ein Lesehighlight!

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