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Rezensionen zu
Jahre wie diese

Sadie Jones

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Es geht um vier junge Menschen im London der 70iger Jahre. Als Luke Kanowski beschließt, vom Land in die Weltstadt London zu gehen, lernt er Paul, einen angehenden Produzenten kennen und dessen Freundin Leigh. Luke will erfolgreich als Dramaturg arbeiten. Alle drei zusammen gründen eine Theaterkompagnie, erfolgreich. Doch dann tritt die Schauspielerin Nina in Lukes Leben. Noch bevor ihm klar wird, was da auf ihn zukommt, ist es zu spät. Denn die temperamentvolle, aber sehr labine Nina ist wie ein Klammeraffe und lässt Luke nicht los. Das hat gravierende Auswirkungen auf die Freundschaft des Trios, welche darunter zu zerbrechen droht. Im Grunde genommen alles seine sehr komplexe Handlung, in die viele Themen einfließen. Hervorzuheben ist der Blick hinter die Kulissen, der damaligen Theaterszene und dem Leben. Und dass das Leben einen Menschen prägt, zeigt sich wiederum auch hier in der Handlung, den Charaktere sehr bestimmen. Wir werden in unserer Kindheit auf das Leben vorbereitet und gleichzeitig prägt es uns auch. Vieles bleibt haften und kann nicht so einfach abgeschüttelt werden. Und so sind alle Charaktere im späteren Leben auf der Suche nach Liebe, dem Erfolg, doch allem voran auf der Suche nach sich selbst. "Jahre wie diese" lebt durch die Sprache der Autorin. Sie beschreibt die Personen lebendig, zeigt Gefühle. Und irgendwie ist alles auch ein Drama. Wie wird Luke sich entscheiden? Wie wird es mit dem Trio weitergehen? Die Geschichte ist gut erzählt und bringt dem Leser die damalige Zeit näher. Manche Verhaltensweisen sind dennoch nur teilweise nachvollziehbar. Allerdings war ich nicht ganz zufrieden. Irgendwie fehlte mir etwas. Anmerkung: Es ist nicht das erste Buch von Sadie Jones, welches ich gelesen habe. Aber die vorherigen haben mir besser gefallen. Dass die Autorin ein Schreibtalent besitzt, steht außer Frage. Doch bei diesem Buch fehlte mir der rote Faden, der mich von Anfang bis zum Ende durch die Seiten leitete. "Jahre wie diese" ist kein Buch, was sich konstant in einem Rutsch lesen lässt. Jedenfalls erging es mir so. Sadie Jones hat sicherlich wieder ein exzellentes Buch geschrieben. Nur irgendwo hatte sie für mich eine Stolperfalle eingebaut, an der ich gescheitert bin. Auch jeden Fall werde ich es noch einmal lesen, das steht außer Frage. Irgendwann, nicht gleich, aber ich werde auch nicht zu lange warten. Trotz meiner Kritik lest es, es lohnt sich auf jeden Fall. Von Katja Ebstein gibt es das Lied "Theater", in dem es heißt: Theater Theater der Vorhang geht auf dann wird die Bühne zur Welt. … Und so spielen wir alle eine Rolle im Theater des Lebens.

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Die 70er-Jahre gehören für mich zu den spannendsten Abschnitten des letzten Jahrhunderts. Seit ich 15 bin verschlinge ich Romane und Sachbücher über diese Zeit – Stichworte Studentenproteste, RAF, Deutscher Herbst, Olympische Spiele 1972 –, und habe damals auch gleich ihre Musik und Mode zu lieben gelernt. Klar, dass mich da auch das neue Buch von Sadie Jones sehr neugierig gemacht hat… Worum geht es? Ich glaube, eine normale Zusammenfassung des Inhalts wird diesem Roman bei Weitem nicht gerecht. Aber damit ihr dennoch mal die groben Eckdaten habt: es geht um Luke Kanowski, der sein Elternhaus im dörflichen Seston verlässt, um in London als Dramatiker zu arbeiten. Mit Paul, einem angehenden Produzenten, und dessen Freundin Leigh, gründet er eine Theaterkompanie, die bald erste Erfolge feiert. Und er trifft auf Nina, eine tolle aber auch sehr zerbrechliche Schauspielerin, die ihn nicht mehr loslässt. Es geht also um Luke, Paul, Leigh und Nina und das Theaterleben im London der 70er Jahre. Stimmt, vordergründig ist das so. Aber unterschwellig geht es um so viel mehr: es geht um die Beziehungen zu unseren Eltern und auf welche Weise diese uns prägen. Es geht um Freundschaften und wie angreifbar diese werden, wenn die Liebe ins Spiel kommt. Es geht um Partnerschaften und wie viel man bereit ist, ihnen zu opfern. Es geht darum, seinen Platz im Leben und in der Liebe zu finden – mit all den „Vorbelastungen“, die wir durch unsere Erziehung und frühere Erlebnisse mitbringen. Und vor allem geht es um Charaktere, die überaus komplex und vielschichtig angelegt sind und jeder für sich etwas Hochinteressantes haben. Ich hatte beim Lesen öfter den Eindruck, dass ich diesen Roman mehrmals lesen und bei jedem Lesedurchgang den Fokus auf eine andere Figur legen müsste, um sie wirklich komplett erfassen zu können. Es steckt so wahnsinnig viel drin, dass man immer den Eindruck hat, alles nur oberflächlich streifen und analysieren zu können. Ähnliches gilt für die Beziehungen, die die Figuren untereinander eingehen, für die unterschiedlichen Eltern-Kind-Beziehungen ebenso wie für die zwischenmenschlichen (in sämtlichen erdenklichen Zweier- und Dreierkombinationen) – und selbst die Beziehung zwischen Ninas Mutter und ihrer Tante, eigentlich zwei Nebenfiguren, hat etwas Komplexes. Wie die Autorin das alles konstruiert und gezeichnet hat, hat mich beim Lesen wirklich sehr beeindruckt. Auch der Einblick ins Theatermilieu ist sehr spannend, gerade für Leute, die gerne lesen: denn auch das Theater befasst sich ja mit der Frage, wie Texte aufgefasst und interpretiert werden können und wie man bloßen Worten durch eine Inszenierung Leben einhauchen kann. Wenn ich nun eine Bewertung mittels Punkten ausdrücken möchte, muss ich dennoch einen Abstrich machen. Das hat zum einen mit der oben bereits erwähnten Vielschichtigkeit zu tun. Auch wenn Sprache und Plot einfach zu verstehen sind, hat man als Leser dennoch oft ein kleines Gefühl der Überforderung: so viele komplexe Charaktere, so viele Beziehungskonstellationen – es ist beinahe von allem ein wenig zu viel. Mit Ausnahme einer elementaren Sache: das 70er-Jahre-Flair. Dafür, dass der Roman in allen Werbetexten und vom Cover her so auf die 70er-Jahre-Schiene gesetzt wurde, bleibt er in der Hinsicht für mich etwas blass, als habe die Autorin vor lauter Charakterzeichnung und Beziehungskonstellationen dieses Detail manchmal aus dem Auge verloren. Das fand ich wirklich schade, gerade weil ich mich auf diesen Aspekt so besonders gefreut hatte. Dennoch möchte ich eine klare Leseempfehlung für diesen Roman aussprechen – nehmt euch Zeit dafür, es lohnt sich!

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William Shakespeare sagte einst: Die Welt ist eine Bühne und alle Frauen und Männer bloße Spieler, sie treten auf und gehen wieder ab. Immer, wenn ich einen Roman lese, der von der glitzernden Welt des Theaters handelt, muss ich an dieses berühmte Zitat denken. Für mich bedeutet es auch, dass die größten Dramen, die eigentlichen Geschichten abseits der Theaterbühne passieren. Das Leben selbst ist ein großes Schauspiel und wir alle suchen nach unserer Rolle darin. Diesen Gedanken vermittelt Sadie Jones in ihrem neuen Roman perfekt. "London in den Siebzigern: Luke, Leigh und Paul sind jung, talentiert und voller Hoffnungen. Sie gründen eine eigene Theaterkompagnie, um den großen Produktionen im glitzernden West End Konkurrenz zu machen, und feiern bald auch erste Erfolge. Doch dann lernt Luke Nina kennen, den neuen Stern am Londoner Theaterhimmel. Als er der labilen Schauspielerin mehr und mehr verfällt, droht nicht nur seine Freundschaft zu Leigh und Paul zu zerbrechen …" Buch beginnt mit einem Ausschnitt aus Lukes Kindheit: Gemeinsam mit seiner psychisch labilen Mutter plant er deren Ausbruch aus der Anstalt, um für einen Tag nach London zu reisen. Unbemerkt und vollkommen unspektakulär gelingt es ihnen die Anstalt zu verlassen. In London angekommen gerät Lukes Mutter zunehmend in Panik – zu viele Menschen, Geräusche, Eindrücke, dass sie schließlich vor der National Gallery zusammenbricht. Genau in diesem Moment verlässt die junge Nina gemeinsam mit ihrer Mutter das Museum. Es wirkt wie eine schicksalhafte Begegnung, doch Luke und Nina nehmen sich kaum wahr, sie sprechen nicht, sehen sich nur aus der Entfernung.Es ist mehr ein Fingerzeig für den Zuschauer/Leser, der Erwartungen auf Großes aufbaut. Erst Jahre später begegnen sie sich zum ersten Mal richtig, als Nina bereits ihren Durchbruch gefeiert hat und Luke an seinen ersten eigenen Stücken schreibt. Auch wenn der zu Romantik neigende Leser nun überzeugt ist, dass ihre Wege vorherbestimmt sind, eine große romantische Liebesgeschichte folgt und alles recht vorhersehbar ist, wird überrascht werden. Der neue Roman von Sadie Jones ist vor allem eins: Vielschichtig. Nicht umsonst spielt das Buch in einer Zeit des Umbruchs und der Unsicherheit. Die Londoner Theaterwelt der 70er Jahre scheinen vor Energie und arnarchischem Denken förmlich zu vibrieren. Neue Kunstformen und Themen werden ausprobiert, kleine alternative Theater – wie das von Luke und seinen Freunden – entstehen und junge Schauspieler und Theatermacher drängen in den Vordergrund. Man richtet sich nicht mehr ausschließlich an ein elitäres Bildungsbürgertum, sondern auch ganz bewusst an die Arbeiterklasse. In genau diese dynamische Zeit setzt die Autorin den talentierten jungen Arbeiter aus der Provinz, der in Paul einen besten Freund und angehenden Produzenten findet und Leigh, eine willensstarke Feministin, die sich selbst noch nicht gefunden hat, doch von der Theaterwelt magisch angezogen wird. Sie und Luke verbindet eine ganz besondere Freundschaft und als sie schließlich mit Paul zusammenkommt, bilden die drei eine ungewöhnliche wie auch kreative Wohngemeinschaft. Diese drei kreativen jungen Menschen bilden das Zentrum des Romans. Sie probieren sich aus, versuchen neue Wege in einer jahrtausendealten Theatertradition zu finden, nähern sich einander an und verlieren sich wieder. Die junge Schauspielerin Nina wirkt dabei wie eine Kraft von Außen auf diese Freundschaft ein, wie eine Naturgewalt ohne Willen und doch zerstörerisch. Wenn man das bei 400 Seiten überhaupt sagen darf: Der Roman war mir an einigen Stellen zu kurz. Gefühlt erfährt man enorm viel über Ninas Vergangenheit, obwohl ihr Verhalten recht schnell aus der emotionalen Abhängigkeit zur lieblosen Mutter erklärt werden kann. Weitaus komplexere Charaktere, wie Leigh, die ebenfalls stark von ihrer von der Männerwelt enttäuschten Mutter geprägt wurde, aber mit der Zeit ein ambivalentes Verhalten zu den Einstellungen der Mutter entwickelt, rückt zu oft in den Hintergrund. Über ihre Figur, ihre Kindheit, aber auch ihr Träume und ihren beruflichen Werdegang hätte ich gern mehr gelesen. Auch musste ich mich etwas über die Darstellung des mehr oder wenig latent homosexuellen Ehemann von Nina wundern. Während alle anderen Figuren sehr differenziert und facettenreich dargestellt wurden, bleibt sein gequälter Charakter fast unbeleuchtet. Dass er seine eigenen Qualen und seinen Selbsthass an Nina abarbeitet erscheint dadurch fast sadistisch. Er wirkt dadurch wie das Klischee des bösen (gehörnten) Ehemanns. Sehr schade. Fazit Ein Roman über die Theaterwelt im Umbruch und die Freundschaft junger kreativer Menschen, die ihren Platz auf der Bühne der Welt suchen. Selbstdarsteller, Exzentriker, verwundete Seelen und Rebellen treffen hier aufeinander und erzählen auf sehr unterhaltsame Weise von einem pulsierenden London der Siebziger. Eure Mareike

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