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Rezensionen zu
Der Flügelschlag des Glücks

Lisa Jewell

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Ein Roman, der glücklich macht

Von: conro

17.07.2015

Der Einstieg in das Buch war sehr einfach, wenn auch erst einmal überraschend: Auffällig auf den ersten Seiten war, das erzählt wird, das das Cottage mit „Schätzen“ (Aussage von Lorelei) bzw. „Schrott“ vollgestopft sein muss. Wird es ein Messie-Buch? Ja und nein. Messietum ist ein begleitendes Element, der Roman hat aber noch viel mehr zu bieten: menschliche Tragödien, gefühlvolle und sensible Einblicke in die Gedankengänge der Familienmitglieder. Erzählt wird zu einem Teil aus der Vergangenheit, die bis zur Kindheit der Protagonisten zurückreicht, zum anderen Teil aus der Gegenwart. Emails sowie unterschiedliche Sichtweisen verweben sich immer mehr und ergeben zum Schluss ein – was den Fluss der Geschichte betrifft – perfektes Ende. Der Schreibstil ist flüssig und leicht zu lesen, die einzelnen Charaktere hervorragend herausgearbeitet – einfach ein Leseerlebnis, was man so keinesfalls erwartet hat. Fazit: „Der Flügelschlag des Glücks“ war ein Buch, was meine Erwartungen übertroffen hat. Ein sehr guter Schreibstil, eine spannende Geschichte machten dieses Buch zu einem Highlight und so vergebe ich verdiente 5/5 Sternen.

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Der Flügelschlag des Glücks ist die Geschichte einer Bilderbuch-Familie, die unerwartet aus der Bahn geworfen wird: am höchsten Familienfeiertag, dem Ostersonntag, erhängt sich das jüngste Familienmitglied mit gerade mal 16 Jahren. Eine Erklärung scheint es nicht zu geben, jedes Familienmitglied fühlt sich schuldig, geht mit seiner Schuld aber anders um. Die Familie driftet auseinander, bis alle nach dem Tod der Mutter in ihr Elternhaus zurückkehren. Lisa Jewell sei – so Wikipedia – eine bekannte Londoner Autorin von Chick Lit Fiction. Nicht gerade mein bevorzugtes Genre. Doch Inhaltsangaben und Leseproben klangen so gar nicht nach Chick Lit, sondern weckten meine Neugier. Die Geschichte einer zerbrochenen Familie. Das ruft natürlich Mitgefühl hervor, Fragen nach dem Wie und Warum, wie ist das passiert, wie gehen die Personen damit um, wie kommt es zum Happy End? Drei Erzählebenen Lisa Jewell erzählt die Geschichte der Familie Bird auf drei Ebenen: aktuell treffen sich die Geschwister nach dem Tod ihrer Mutter Lorelei, um deren Haus auszuräumen. Kurz vor ihrem Tod schrieb Lorelei Briefe an eine neue Liebe. Länger zurück liegt die Kindheit von Megan, Bethan, Rory und Rhys, die ihre Mutter zu einer Folge unvergesslicher Momente machen wollte. Glückliche Kindheit bewahren Sehr lange Zeit gleicht das Familienleben in ihrem Cottage in einem kleinen englischen Dorf wirklich einer Bilderbuch-Idylle. Besonders das Osterfest hat es Mutter Lorelei angetan, Zeremonien und Rituale – aber bloß nicht das Staniolpapier von den Ostereiern wegwerfen! So fängt es an: alle Kinderzeichnungen bewahrt Lorelei an der Küchenwand auf, das Staniolpapier, weil man vielleicht mal wieder basteln könnte, kaputte Planschbecken in der Garage… die Familie lacht über den kleinen Spleen. Vater Colin drückt nachsichtig lächelnd gleich beide Augen zu. Megan, die Vernünftige Einzig Megan, die älteste Tochter, beginnt früh, ihre Mutter zu kritisieren. Längst sei es keine nette Sammelleidenschaft mehr, sondern eine Krankheit, findet sie. Die Erklärungen ihrer Mutter, dass sie mit jedem Stück, das sie aufhebe, eine besondere Erinnerung verbinde, die sonst unwiderbringlich verloren ginge, akzeptiert Megan nicht. Sobald sie kann, distanziert sie sich von der Familie und zieht sie nach London. Das Drama hinterlässt Spuren Zu diesem Zeitpunkt hat die Familie längst einen gründlichen Knacks. Der jüngste Bird-Spross, Rhys, hatte sich kurz nach seinem 16. Geburtstag an Ostern erhängt. Keine Abschiedsbrief, keine Erklärung. Jeder fühlt sich schuldig – nur Mutter Lorelei scheint weiterzumachen als sei nichts gewesen… sie lebt bald nicht mehr mit Ehemann Colin, sondern in einer lesbischen Beziehung mit der ehemaligen Nachbarin Vicky zusammen. Rory flüchtet, sobald er eine Chance bekommt, in eine Kommune nach Spanien, Bethan versucht es erst mit künstlichem Unbeteiligtsein, innerer Immigration, und flüchtet dann ans andere Ende der Welt, nach Australien. Nur Megan, die “einzig Normale in der Familie”, wird selber vierfache Mutter, glücklich und besonders ordentlich. Die Suche nach Vergebung – oder wenigstens Vergessen Die Geschichte folgt den Kindern und auch Ex-Mann Colin über Jahrzehnte, sie hier zu erzählen würde den Rahmen sprengen und zu viel vorweg nehmen. Es sind Geschichten von Schuld und Sühne, von der Suche nach Glück und dem Glauben, es nicht verdient zu haben, romantische Abenteuer und Ehealltag, Affären und Liebe, Festhalten und Loslassen, vom Mutter- und vom Kindsein und von so vielem mehr. Gegenwart: praktische Vergangenheitsbewältigung Auf der Gegenwartsebene trudeln nach dem Tod Loreleis ihre Kinder und ihr Ex-Mann wieder am Haus ein, nach und nach, das Haus der Mutter muss ausgeräumt werden. Ihr Messietum hatte eigentlich längst das Leben im Haus unmöglich gemacht. Jeder ist geschockt, keiner hatte geholfen. Lorelei war immer glücklich, so sagte sie selber, inmitten ihrer Erinnerungsstücke. Doch ihre Briefe an “Jim” offenbaren, dass sich Lorelei kurz vor ihrem Tod doch ein anderes Leben gewünscht hat, dass sie den Versuch unternahm, etwas an ihrem Leben zu ändern. Allerdings zu spät. Drei Erzählebenen – verflochten und ergänzend Was hier vielleicht chaotisch anmutet, entfaltet sich im Roman auf seinen drei Ebenen in sich jeweils chronologisch. Dabei ist das Tempo so gut aufeinander abgestimmt, dass sich dem Leser an den passenden Stellen nach und nach die Hintergründe erschließen – und auch die Familienmitglieder lernen letztendlich dazu. Jewell erzählt in einer klaren Sprache (jedenfalls legt das die Übersetzung von Carolin Müller nahe), lässt ihre Figuren für sich selber sprechen oder agieren. Als Leser kommt man recht nah an die Menschen heran, glücklicherweise ist Megan mit ihrer Normalität niemals weit weg. Und Jewell schafft es sogar, dem Leser Lorelei näher zu bringen und ein gewisses Verständnis für ihr Messietum zu entwickeln. Lesenswerte Unterhaltung mit Anspruch Alles in allem eine schöne Familiengeschichte mit allem, was so dazu gehört, unaufgeregt und solide erzählt und ein paar tiefere Einblicke angedeutet. Gute Unterhaltung also, mit ein wenig Anspruch, ohne allerdings durch Originalität in den Bereich der Literatur vorzudringen. Das einzig wirklich Neue – vermutlich aber auch nur für mich – war die Geschichte eines Messies und seiner Familie zu erzählen. Doch das ist wirklich gut gemacht, deshalb gibt es von mir trotz meiner kritischen Anmerkungen eine klare Leseempfehlung.

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Darum geht es: Einst waren sie die große, glückliche Bird-Familie: Lorelei, Colin und ihre Kinder Megan, Bethan, Rory und Rhys. Sie lebten zusammen in einem gemütlichen Cottage in den Cotswolds. Eine große Tradition waren die Osterfeste der Familie, die Ostereiersuche für Lorelei und die Kinder das jährliche Highlight, das sie mit Familie und Freunden feierten. Doch an einem dieser Osterfeste zerbricht das Familienidyll, das schon vorher ins Wanken kam. Ein furchtbares Ereignis wirft die Familie komplett aus der Bahn und im Lauf der Jahre entfremdet sie sich. Erst Jahre später, als die Nachricht von Loreleis Tod sie erreicht, kommen Vater und Kinder wieder zusammen in dem Haus, das einst ihr Heim war. Der Schock über den Zustand des Cottages ist groß. Lorelei hat hier die letzten Jahre ihres Lebens alleine verbracht und das Haus komplett zugemüllt. Colin und seine Kinder finden nach und nach heraus, was tatsächlich geschah, an dem schrecklichen Osterfest, das der Auslöser für all die Entwicklungen danach war. Die Familie kommt sich langsam wieder näher. Ob es eine Chance gibt, sich selbst und den anderen zu vergeben? Es zeigt sich, das noch nicht alle Hoffnung vergebens ist und die Familie Bird durchaus eine zweite Chance hat. Meine Bewertung: Dieses Buch hat mich überrascht, meine Erwartungen komplett über den Haufen geworfen und mich bis zur letzten Seite gefesselt. Ich hatte zwar eine Familiengeschichte mit Höhen und Tiefen erwartet, aber keine solchen Tragödien. Die Geschichte der Birds wird auf verschiedenen Erzählebenen aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt und zieht sich über 30 Jahre. Zum einen gibt es den Briefwechsel von Lorelei und Jim, ihrer Online-Liebe, die sie kurz vor ihrem Tod noch findet, die Gegenwartsebene, in der die Familie nach und nach zusammenkommt, um das Haus auszuräumen, und die Vergangenheit, die von 1981 bis 2011 nach und nach erzählt wird. Zumeist aus der Sicht von Megan, teilweise aber auch von Bethan und Rory. Trotz der Wechsel fällt es nicht schwer, der Geschichte zu folgen, da die Briefe und die Teile der Vergangenheit immer wunderbar zusammenpassen und chronologisch aufgebaut sind. Das finde ich persönlich sehr sympathisch, denn wildes Zeitgehüpfe ist zumeist eher anstrengend und unterbricht den Lesefluss. Die Familie Bird wirkt am Anfang noch sehr glücklich, obwohl Lorelei schon da beginnt, einen Sammeltick zu entwickeln, der zumindest ihrer ältesten Tochter Megan und ihrem Mann Colin suspekt ist. Nach dem alles ändernden Osterfest verliert Lorelei jeglichen Halt, sodass sich Colin auch mehr und mehr von ihr distanziert. Die gegenseitigen Beschuldigungen und die eigenen Schuldgefühle drängen die Familie mehr und mehr auseinander. Weitere, tiefschürfende Ereignisse führen zu einem – so es scheint – endgültigen Bruch in der Familie. Es geschehen Dinge, die für einige Familienmitglieder sehr verletzend und eigentlich unverzeihlich sind. Umso überraschender ist es, dass ausgerechnet Loreleis Tod und ihre „Brieffreundschaft“ zu Jim Licht ins Dunkel bringen, und die vergangenen Jahre aufgearbeitet werden können. Es ist so schön zu lesen, dass sich Vater und Geschwister nach langer Zeit endlich wieder in die Augen schauen und verzeihen können. Sie lernen tatsächlich aus ihrer Vergangenheit und kommen ihrem persönlichen Happy End näher – auch wenn nicht mehr alle Familienmitglieder am Leben sind. Anfangs hatte ich das Gefühl, dass mich die Geschichte ziemlich runter zieht, denn es passieren einfach so viele furchtbare Dinge. Doch so nach und nach kommen auch immer wieder positive Erlebnisse und man hat immer mehr das Gefühl, es gibt ein positives Ende. Liebe, Trauer, Wut, Neid - all diese Gefühle finden sich wohl in jeder Familie, mal mehr, mal weniger stark ausgeprägt. Aber wie viele Familien sind schon durch ein einziges Ereignis in die Brüche gegangen. Offenbar liegt es in der menschlichen Natur, dass unsere Beziehungen immer etwas kompliziert sind, und das auf allen Ebenen: Familiär, partnerschaftlich, freundschaftlich... Bei der Familiengeschichte der Familie Bird kann man sich den Verlauf richtig schön bildlich vorstellen als Netz oder Geflecht: Aus verschiedenen Knoten und Fäden besteht erst ein dichtes Netz, dass dann weitmaschiger wird, die Fäden verknüpfen sich neu und laufen am Ende wieder zusammen. Okay, das Bild habe ich aus einem anderen Buch...aber davon erzähle ich euch ein anderes Mal. Ich möchte euch natürlich nicht zu viel verraten. Nur eines noch: Zum Ende hin war ich so gespannt, endlich zu erfahren, was an dem Tag vor dem tragischen Osterfest passiert ist. Ich war so neugierig und musste immer weiter lesen. Die Auflösung kommt tatsächlich erst ganz kurz vor Schluss. Gemein, aber gut. Fazit: Lasst euch nicht täuschen: Auch wenn am Anfang alles ziemlich negativ und deprimierend ist, es wird im Lauf des Buches besser, denn nach und nach versteht man die Zusammenhänge. Insgesamt ist das Buch dann doch ein ganz dickes „Ja“ zur Familie. Und die Familie Bird verbindet eine wirklich außergewöhnliche Historie. „Der Flügelschlag des Glücks“ macht auch ziemlich nachdenklich, zeigt das Buch doch, wie zerbrechlich das Verhältnis zwischen Familienmitgliedern ist. Außerdem habe ich nach Lesen des Buches direkt wieder angefangen, ein paar Dinge zu entsorgen. Kann ja nicht schaden – ich möchte mich nicht irgendwann durch ein Labyrinth von Dingen zu meinem Lesesessel kämpfen müssen. Wenn ihr dramatische Familiengeschichten mögt, seid ihr bei Lisa Jewells Buch auf der sicheren Seite. Hier findet ihr 442 Seiten voller Liebe, Dramatik, Trauer, Verrat, Schuldzuweisungen, Missverständnissen, Neuanfängen... Das volle Programm! Ich wünsche euch gute Unterhaltung und würde mich freuen, von euch zu hören, wie es euch gefallen hat.

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