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Rezensionen zu
In der Ferne der Fuji wolkenlos heiter

Wakayama Bokusui

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Mit einer beeindruckend authentischen Note, die allen voran seiner subjektiven Sicht und die Teilnahme an seinem Leben zu verdanken sei, trifft jedes von Wakayama Bokusui Gedichten den Leser mitten ins Herz. Es erschüttert, wie nah er seine Leser an sich heran lässt. Durch die Gedichtsform des Tanka, die den Augenblick festhalten soll, lässt uns der Autor tief in seine Gedanken blicken. Es fasziniert wie nah er uns in sein Leben lässt, fast als lese man sein persönliches Tagebuch, in Momenten festgehalten. Auch heute dichte ich Verse weiß nicht warum getrieben von Sehnsüchten Traurigkeit. Obwohl seine Worte meist trister Natur sind, so ziehen die Gedichte den Leser nicht in einen dunklen Sog hinein, sondern lassen einen eher die Perfektion der Worte bewundern. Denn so kurz die Gedichte auch sind, ebenso zielgenau rufen sie die erwünschte Wirkung hervor. Die Auswahl die durch den Übersetzer und den Verlag getroffen wurden, spiegeln sowohl das Leben von Wakayama Bokusui wieder als auch ein breites Spektrum an Emotionen. Obwohl die Tristesse überwiegt, so begleiten wir ihn auch durch seine großen Momente und erleben, wie er liebte, verlassen wurde und schließlich Schmerz und Trauer durchlitt. Mit Wehmut denke ich zurück an meine Gedichte Jedes einzelne ein Fußabdruck den ich auf diese Erde hinterlasse. Die Themen, die behandelt werden, entsprechen meist einer Sparte, wodurch sich schnell ein gewisser Trab einstellt. Aus dem Grund ist es eher ratsam, sich die Tanka eher nach und nach und für zwischendurch zu Gemüte zu führen, als sie an einem Stück zu lesen. Auf diese Art ist diese Sammlung hingegen auch. eher gedacht: Für bestimmte Momente sollen sie Situationen spiegeln, in denen man sich selbst unerwartet entdecken wird. Fazit Ein faszinierender und vor allem lebensnaher Eindruck der Dichtung des Tanka. Zurecht zählt Wakayama Bokusui zu den besten Dichtern des Tanka. Mit ausdrucksstarken Worten und einer emotionalen Tiefe, verschafft er uns einen höchst intimen Einblick in sein Leben, oder vielmehr das Leben von allen.

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Inhalt: 31 Silben und 5 Zeilen, die die Welt anhalten Tanka, diese älteste Gedichtform Japans, bannt den Augenblick zu einem lyrischen Schnappschuss des Lebens. Ursprung des Haiku, schließen sich auch beim Tanka Spontanität und tiefe Allgemeingültigkeit nicht aus, wie die vorliegende Auswahl eindrücklich beweist: Sie folgt in über 250 Fünfzeilern dem japanischen Tanka-Großmeister Wakayama Bokusui, zeugt von dessen intensiven Naturbegegnungen, von gelingender und vergehender Liebe und tiefen seelischen Krisen. Radikal subjektiv, doch angenehm unpathetisch im Ton, lassen seine 100 Jahre alten Gedichte einen modernen Zeitgenossen erkennen. Mein Lieblingszitat: Meine Meinung: Für dieses kleine Büchlein habe ich mich erwärmen können, weil ich mich sehr für japanische Kultur und Literatur interessiere. Über einige Jahre (Anfang des 20. Jahrhunderts) schrieb Wakayama Bokusui Tankas, fünfzeilige Gedichte, von denen eine kleine Auswahl hier abgedruckt werden. Thema seiner Gedichte ist meist die Natur, die die jeweilige Jahreszeit wiederspiegelt. So tauchen die Motive Berg, Wald und Fluss sehr oft in seinen Fünfzeilern auf. Eduard Klopfenstein, der die Gedichte auswählte und übersetzte hat klugerweise das zugehörige Datum der Werke beigefügt, sodass erkennbar wird, dass die Literatur Bokusuis nicht nur die Natur, sondern ebenfalls seine entsprechende Lebenssituation zeigt. So wird sichtbar, wenn für ihn eine Liebe zuende geht, wenn seine Kinder geboren werden oder er lange andauernd Reisen unternimmt. Die Sprache und die Satzstellung unterscheiden sich von herkömmlichen Gedichten, machen das ganze aber noch interssanter. Beim Lesen konnte ich über viele Zeilen nachdenken und habe erst einmal inne gehalten. Gefallen hat mir außerdem, dass der Band in fünf Kapitel eingeteilt wurde, um einen besseren Überblick in das Leben des Autors zu bringen. Auch wurden teilweise die Originalfassung der Gedichte abgedruckt, sowohl als Schriftzeichen, als auch als Wortlaut, was die Stimmung der Werke japanischer gefärbt hat. Zum Schluss gibt der Autor eine Zusammenfassung des Lebens von Wakayama Bokusui und zeichnet ein kleines Porträt der damaligen Kultur Japans nach, sodass auch ein bisschen Hintergrundswissen beim Leser ankommt. Mein Fazit: Für Interessenten der japanischen Kultur absolut zu empfehlen! Vielen Dank an den Manesse Verlag für die Bereitstellung des Buches! In der Ferne der Fuji wolkenlos heiter bekommt von mir volle 5/5 Sterne!

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Vor einigen Jahren begann ich, mich mit der an den Universitäten abseits der Sinologie leider sträflich vernachlässigten chinesischen Literatur auseinander zusetzen. Ein Leseerfahrung, wie man sie sonst eigentlich nur in den frühen Zwanzigern hat, wenn man herausfindet, was die literarische Welt abseits dröger Schullektüre, Scott O'Dell, Böll und Grass noch so alles zu bieten hat. Besonders die klassische chinesische Lyrik dürfte in großer Breite Werke hervorgebracht haben, die zu den ästhetisch gelungensten der gesamten Weltliteratur gehören. Folgendermaßen umschrieb ich die Erfahrung der Auseinandersetzung einmal gegenüber der Literaturzeitschrift Experimenta: „Wie kann ein Ganzes sein, ohne dass dem Einzelnen Gewalt angetan wird“, formuliert Adorno die „Frage aller Musik“. Ich denke man kann das auf alle Künste übertragen. Mir scheint die strenge Form klassischer chinesischer Lyrik, die doch so frei schwebende Klänge hervorbringt (was dann ja auch zum Beispiel vor allem englischsprachige europäische Modernisten und den Beat inspirierte – so schließen sich Kreise), gibt zumindest eine Ahnung davon, was das heißen könnte. Das stellt dann natürlich wieder Fragen an das eigene Schreiben, die man ästhetisch so gut es geht zu beantworten versucht.“ Sehr grundlegende Übersetzungsproblematik Zuletzt habe ich versucht, ob sich ähnliches auch für japanische Literatur wiederholen lässt. Bisher, auch jetzt mit dem Neuübersetzungen der Tanka von Wakayama Bokusui, weitgehend erfolglos. Das mag in einer besonderen Form von lyrischer Sprachbarriere begründet liegen. Auch die chinesische Literatur leidet fast zwangsläufig unter entstellender Übersetzung, sei es durch typisch deutsche Leierreime oder durch formlose, an Glückskekssprüche gemahnende Übertragung. Doch mit etwas Mühe kann sich auch der, der der chinesischen Sprache nicht mächtig ist, zumindest den Reiz der gleichzeitig so streng gewebten und so frei klingenden Klangstrukturen erarbeiten. Etwa durch die Kombination aus Übertragungslektüre, Annotationen, Hörbeispiele und Mitlesen der Umschrift. Über das japanische Dichtungsideal aber berichten übereinstimmend die Norton Anthologie of international Literature und Wikipedia, dass der Reim nicht nur ein irrelevantes, sondern sogar ein verachtetes Stilmittel sei. Stattdessen geschätzt wurden ursprünglich Spiele mit der Bedeutung der aus dem chinesischen entlehnten Zeichen und ihrer neueren Bedeutung im Japanischen sowie später allgemein Wortspiele. Das lässt sich nicht nur kaum übertragen, da hilft auch das Hören auf Klangstrukturen im Original nicht weiter und selbst erklärende Fußnoten würden dem Ganzen höchstens den Reiz eines erklärten Witzes verleihen – also keinen. Erschwerend kommt allerdings hinzu, dass die Umschriften von Haiku und Tanka mir als nicht Kundigem durchaus immer wieder nahe legen, dass Klang eben doch eine größere Bedeutung haben könnte. Etwa das in der Wakayama-Ausgabe von Manesse dem Buch vorangestellter Gedicht: Shiratori wa kanashikarazu ya sora no ao umi no ao ni mo somazu tadayou Selbst wenn man voraussetzt, dass aufgrund mir unbekannter Ausspracheregeln hier tatsächlich keine Reime vorkommen, sollte man nicht zumindest voraussetzen, dass das dichte Netz der Assonanzen eine literarische Funktion hat, der sich auch der muttersprachliche Leser nicht entziehen kann, selbst wenn offiziell der Reim in der japanischen Lyrik keine Rolle spielen soll? Und wie kann eine Übersetzung damit umgehen? Zwiespältiges Bild Entsprechend möchte ich diesen Text auch nicht als Rezension begriffen wissen. Der Band In der Ferne der Fuji wolkenlos heiter enthält mehr als 250 Tanka des Dichters Wakayama Bokusui, der im ausführlichen und instruktiven Nachwort als der vielleicht bedeutendste Dichter der frühen japanischen Moderne vorgestellt wird. Tanka unterscheiden sich von dem viel später entstandenen Haiku durch ihre größere Länge, wobei die letzten beiden Zeilen in der typischen Übersetzungsschreibweise (im japanischen werden die Texte oft in einer Zeile geschrieben) das ursprüngliche Bild in vielen Fällen überraschend wenden. Einige der in diesen kurzen Gedichten entworfenenen Bilder sind wirklich stark und die Wendungen sehr gelungen. So etwa das sicher nicht zufällig für den Klappentext ausgewählte: Den Fluss hinunter geht es zum Meer: blauwogende Wellen – die Stadt gefärbt von aufbrechenden Knospen der Bergkirschbäume Viele andere Texte aber kommen in der deutschen Übersetzung kaum über Tagebucheinträge und Sinnsprüche heraus. Das ist, wie gesagt, glaube ich, weder Schuld des Dichters, noch des Übersetzers, sondern der „(lyrischen) Sprachbarriere“. So wirklich empfehlen kann ich den Band daher allerdings nur Lesern, die wissen, worauf sie sich einlassen, sowie solchen, die bereit sind zahlreiche nette Betrachtungen nach einigen auch im deutschen leuchtenden Perlen zu durchforsten.

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Japan In der Ferne der Fuji wolkenlos heiter Autor: Wakayama Bokusui Verlag: Manesse Übersetzung und Nachwort: Eduard Klopfenstein Genre: Tanka, Lyrik Vor beinahe exakt 3 Jahren hatte ich 2015 mit "Japanische Jahreszeiten" einen ähnlichen Titel besprochen. Der unterschied zum hier vorliegenden Band ist aber signifikant genug. Bei "Japanische Jahreszeiten" sammelte man Haikus und Tankas diverser Autoren gleichermaßen. Bei "In der Ferne der Fuji wolkenlos heiter" vereint der Manesse Verlag diesmal die Tankas von Wakayama Bokusui. Der Unterschied zwischen Tankas und Haikus (die Tankas waren als erstes da) ist die Länge. Handelt es sich bei Haikus um die weltbekannten Dreizeiler, so sind die im Westen weniger bekannten Tankas Fünfzeiler. Das Konzept hinter dieser alten japanischen Gedichtform ist ungefähr das selbe (ich hoffe, einen Laien der Dichtkunst wird man nun nicht steinigen sofern ich falsch liege). Man beschreibt eine Momentaufnahme. Schon in meiner letzten Besprechung habe ich angemerkt, dass ich mich für die allgemeine Dichtkunst nie begeistern konnte. Bis heute hat sich da nichts geändert, die Ausnahme sind jedoch besagte Tankas und Haikus aus Japan. Die Kunst dieser wunderschönen Gedichte besteht darin, in wenigen Zeilen etwas alltägliches zu beschreiben und es außergewöhnlich erscheinen zu lassen. Bei den Tankas ist das selbstverständlich nicht anders als bei den Haikus. An der Kunst der Haikus habe ich mich sogar für die auf NHK World ausgestrahlte Sendung "Haiku Masters" selbst einmal versucht und habe schnell meine Grenzen der Kreativität aufgezeigt bekommen, als ich ein eigenes Werk eingesandt habe. Der japanische Poet Wakayama Bokusui (1885-1928) war damals daran beteiligt, die etwas angestaubte japanische Dichtkunst wieder zu modernisieren. Bokusuis Reisen führten in durch ganz Japan und Korea und die meisten seiner Schöpfungen sind Andenken an seinen Reisen. Bokusui verstarb bereits in einem recht jungen Alter was vermutlich auch seiner Liebe zum japanischen Reiswein Sake geschuldet war. "Vogelgezwitscher wie plätscherndes Wasser Bergkirschen blühen zur Mittagszeit zwischen Kiefern in Waldestiefe" Wie bei dieser Dichtkunst üblich haftet den Tankas gerne eine melancholische Atmosphäre an. Nichts tragisches oder deprimierendes, es ist eine sehr angenehme Stimmung und bei so manchem Werk kann man beinahe das Meer im Hintergrund rauschen hören. Diese kleinen Fünfzeiler befassen sich mit der Schönheit der Natur und passen besonders jetzt zum Frühling ausgezeichnet gut. Übersetzt (und mit einem ausführlichem Nachwort versehen) wurden die Tankas vom erfahrenen Japanologe Eduard Klopfenstein (geb. 1938). Neben den ausgezeichnet übersetzten Tankas in eine moderne deutsche Sprache findet sich im Nachwort noch viel wissenswertes über Wakayama Bokusui und der Entstehungsgeschichte seiner Tankas. Versehen sind alle Tankas zusätzlich mit der Jahreszahl ihrer Entstehung. Die einzelnen Abschnitte sind im Buch unterteilt und jeweils Kalligrafien von Bokusui versehen, die in ihrer Originalform abgedruckt wurden und zusätzlich in lateinischer Schrift (aber weiterhin in japanischer Sprache) hinzugefügt wurden. Die Tankas selbst befinden sich allerdings nur in deutscher Sprache im Buch. Manesse präsentiert hier eine herrliche bibliophile Ausgabe, gebunden mit Schutzumschlag aus einem wie immer hochwertigem Material. Ein Buch, welches zwar zum mitnehmen einlädt, aber man sollte es ausreichend schützen während des Ausflugs. Kleiner Makel: Es gibt leider kein Lesebändchen. Empfehlung Erstmals in deutscher Sprache präsentiert Manesse hier einen wundervollen Sammelband, der über 250 Tankas aus Wakayama Bokusuis Schaffenskraft beinhaltet. Sammler von Gedichtbänden aber auch besonders Freunde der japanischen Literatur werden mit "In der Ferne der Fuji wolkenlos heiter" ein kleines Juwel für ihr Geld erhalten. Und da alle guten Dinge bekanntlich drei sind, so hoffe ich, wird Manesse die Reihe der japanischen Dichtkunst fortsetzen. "Kleine Imbissbude an der Hafenmole Ich schaue mir die Schiffe an beiße in einen Apfel da rieselt der Ruß..."

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Bei Tanka handelt es sich um eine der ältesten japanischen Gedichtformen. "Tanka" bedeutet so viel wie "das Kurze Lied" oder "Kurzgedicht". Ein solches Gedicht besteht aus 31 Moren (das sind kurze Sprechtakte / Lauteinheiten, die nicht mit deutschen Silben identisch sind), gegliedert in 5-7-5-7-7. Im 9. Jahrhundert dominierte diese Gedichtform die höfische Lyrik in Japan, während es im 18./19. Jahrhundert als überholt und steif galt. Eine Gruppe junger Dichter verhalf der Form im ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhundert zu neuer Beliebtheit, die bis heute andauert. Wakayama Bokusui (1885 - 1928) gilt bis heute als einer der bedeutendsten Tanka-Dichter Japans. Bokusuis Tankas sind in den meisten Fällen scharfsinnige Naturbeobachtungen; oft durchstreifte der Dichter monatelang die japanische Natur und brachte seine Eindrücke in Versform zu Papier. So sind literarische Momentaufnahmen entstanden, die in fünf Zeilen ganze Jahreszeiten abzubilden vermögen: Vogelgezwitscher wie plätscherndes Wasser Bergkirschen blühen zur Mittagszeit zwischen Kiefern in Waldestiefe Immer wieder findet sich auch Biographisches in Bokusuis Gedichten, was durch den Übersetzer und Herausgeber Eduard Klopfenstein teilweise in kurzen Anmerkungen zu Beginn eines Gedichts vermerkt ist und auch im Anhang noch einmal umfassend erläutert wird. Das wird auch durch Auswahl und Anordnung der Tanka verdeutlicht, die Klopfenstein in fünf Schaffensperioden geordnet hat: "Frühwerk" (1904 - 1910), das insbesondere durch die intime Naturverbundenheit des Dichters geprägt ist. "Dunkle Jahre des Übergangs" (1910 - 1912), entstanden in Jahren des Geldmangels und einer wachsenden (und anhaltenden) Alkoholsucht, die sich in vielen Texten wiederfindet. Die Beziehung zu einer verheirateten Frau zerbricht. "Stabilität & Selbstironie" (1913-1917), eine Epoche, die sich an Bokusuis Hochzeit anschließt und in deren Verlauf auch die Kinder des Paares geboren werden. Zugleich stirbt der Vater des Dichters und er sieht sich mit Druck durch die Familie konfrontiert, um seiner Rolle als Erstgeborener gerecht zu werden. "Gereifte Sensibilität" (1918-1920), hier schreibt ein etablierter Mann, der den Widrigkeiten des Lebens deutlich gelassener gegenübersteht als noch einige Jahre zuvor. "Die letzten Jahre" (1921 - 1928): In den Jahren vor seinem plötzlichen Tod lebt Bokusui hauptsächlich komfortabel; dank der Einkünfte aus seiner Dichtung kann er für die Familie ein Haus auf dem Land kaufen und gründet eine moderne Poesie-Zeitschrift für Japan. Doch damit mutet er sich zu viel zu - überschuldet stirbt er mit 43 Jahren wahrscheinlich an den Folgen seiner Alkoholsucht. Mit diesen Informationen lassen sich die Tanka im Kontext von Bokusuis Leben verordnen. Doch ihre Stärke liegt darin, dass sie dank ihrer reduzierten Form automatisch zu etwas Exemplarischen werden, zu Szenen, die im Kopf des Leser direkt Erinnerungen an eigene Erfahrungen wecken können. Im Japanischen werden Tanka meistens in einer Zeile und ohne Satzzeichen geschrieben. In deutschen Übersetzungen werden sie in der Regel in fünf Zeilen dargestellt. Der Übersetzer Eduard Klopfenstein hat nach Möglichkeit ebenfalls auf Satzzeichen verzichtet um den Fluss von Bokusuis Worten nicht zu stören. Bewusst hat er sich dennoch für den Einsatz von Fragezeichen und Ausrufezeichen entschieden, die im Japanischen in Partikelform platziert werden und so in der deutschen Übersetzung untergehen würden. Auch mit sparsam platzierten Gedankenstrichen und Abständen prägt Klopfenstein den Lesefluss - durch die so forcierten Pausen entfalten die Konstruktionen erst ihre volle Wirkung. So wohnt selbst augenscheinlichen Banalitäten ein gewisser Zauber inne: Das Wetter ganz wie's in der Zeitung stand: vom Sprühregen gestern Abend ein feuchter Glanz über den Buschkleeblüten Bei den Tankas von Wakayama Bokusui handelt es sich um wunderschöne Poesie, die den Leser durch alle Jahreszeiten, durch Stadt und Land und durch ganz unterschiedliche Lebens-Phasen hindurch begleitet.

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