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Rezensionen zu
Boardwalk Empire

Nelson Johnson

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Jubel, Trubel, Heiterkeit: In den 20er Jahren erreichte das gesetzlose Treiben im US-amerikanischen Atlantic City seinen Höhepunkt. Den Aufstieg und Fall der Stadt schildert Nelson Johnson in „Boardwalk Empire – Aufstieg und Fall von Atlantic City“. Der Autor schildert die Trockenlegung der überwucherten Düneninsel vor der Küste New Jerseys, die zu Beginn des 18. Jahrhunderts nur von einigen Bauern besiedelt wird und in deren Ausbau zu einem Luxus-Strandbad Unmengen von Geld gesteckt werden. Das Land wird aufgekauft, nach und nach entstehen Eisenbahnlinien auf die Insel – doch der Traum der Investoren vom Nobel-Urlaubsort stellt sich schnell als reines Wunschdenken heraus. Durch die Eisenbahn und die immer komfortabler werdenden Möglichkeiten zu reisen, ist es besonders das städtische Proletariat aus Philadelphia, das Atlantic City als Tagesausflugsziel ansteuert und auf das schnelle (und günstige) Vergnügen aus ist. Der Name „Boardwalk Empire“ leitet sich von der befestigten Strandpromenade der Stadt her, die in der Anfangszeit als Attraktion galt und an deren Rand sich luxuriöse Hotels und Geschäfte ansiedelten. So kam doch nach und nach das Geld in die Stadt, die weniger Kurort, als vielmehr Wochenendvergnügung mit Schaustellern und Casinos wurde. Nelson Johnson greift sich die drei führenden Persönlichkeiten der Stadt im 20. Jahrhundert heraus und betrachtet den Aufstieg der Stadt unter dem „Kommodor“ Kuehnle, die Goldenen Zwanziger unter Enoch „Nucky“ Johnson und den rasanten Abstieg unter „Hap“ Farley. Atlantic City sei unter seinen drei „Bossen“ durch und durch von Korruption geprägt gewesen, die Verschwendungssucht der Touristenströme sei zelebriert worden, so der Autor. Da ist es kein Wunder, das sich die Stadtgeschichte ausgezeichnet für eine TV-Serie eignet. Anders als die Serie, setzt die Buchvorlage aber früher an, legt zwar einen Schwerpunkt auf die zwanziger Jahre unter „Nucky“ Johnson, geht dann aber zeitlich weit darüber hinaus. Der Autor beschreibt auch den Niedergang der 70er Jahre, den Verfall der Luxushotels und das Versiegen der Casino-Quellen; dann den Wiederaufstieg, der mit dem Bau neuer Casino-Hotels und Investoren wie den Hiltons und Donald Trump begann. Nelson Johnson arbeitete als Anwalt des Stadtplanungskomitees von Atlantic City und kennt sich besonders mit den Genehmigungsverfahren der Kasinos in den letzten Jahrzehnten aus – was man seinen Beschreibungen ohne Zweifel anmerkt. Der Leser sollte sich neben den zahlreichen Skandalen der letzten hundert Jahre auch für Geldflüsse und bürokratische Prozesse begeistern können, denn sonst erscheinen diese besonders zum Ende hin ausführlichen Beschreibungen sehr langatmig. Das Buch liefert eine detaillierte Chronologie der Stadtgeschichte von Bauvorhaben, Großinvestitionen, den wichtigsten Hotels, der Bevölkerungsstruktur, Korruptionsprozessen, dem Ansehen der Stadt im Wandel der Zeit und vielem mehr. Müsste man es einer Kategorie zuordnen, so wäre es aber eher Sachbuch als Roman; es finden sich sogar einige Fußnoten. Deshalb passt auch das an die HBO-Serie angelehnte Cover nur bedingt, denn es weckt nicht die Erwartung auf eine Chronologie. Das Buch lebt von den Zeitzeugeninterviews, die den beschriebenen Politikern und Unternehmern Leben einhauchen. So findet sich zu fast jedem Namen, den der Autor fallen lässt, noch eine kleine Anekdote und obwohl einige der „Gestalten“ durchaus Wiedererkennungswert haben, wäre ein Namensregister am Ende sehr hilfreich gewesen. Alle Handlanger, Geschäftspartner, Lokalpolitiker werden namentlich genannt; das Namedropping ist informativ, erschwert aber das Lesen, zumal die meisten Personennamen nicht wieder aufgegriffen werden. Stellenweise kommt man sich selbst vor wie beim Aktenstudium, wenn Vertragsschlüsse über Bauvorhaben ausführlich rekapituliert werden. Gelungen sind aber die Bewertungen des Autors, in denen er sowohl Abscheu als auch Bewunderung für diese Stadt der Exzesse durchblicken lässt. Bemerkenswert ist, dass „Boardwalk Empire – Aufstieg und Fall von Atlantic City“ in beide Richtungen funktioniert: Es ist für Fans der Serie geeignet, die mehr Hintergrundinformationen über die Stadt haben möchten, macht aber auch Lust, sich die schon sprachlich gut illustrierten Protagonisten der Stadtgeschichte als Serienfiguren anzuschauen.

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