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Rezensionen zu
Die Rückkehr

Hisham Matar

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Von Hisham Matar, dem in New York und London lebenden Autor libyscher Herkunft, sind mit „Im Land der Männer“ (2007) und „Geschichte eines Verschwindens“ (2011) bereits zwei Romane erschienen, doch ist „Die Rückkehr“ das erste Buch, das ich von ihm gelesen habe. Immer geht es um seinen Vater, Jaballa Matar, der in den Fängen der libyschen Diktatur von Muammar al-Gaddafi verschollen ist, dieses Mal ganz direkt und in Form einer (Auto-)Biografie. Ausgangspunkt für „Die Rückkehr“ ist die erste Reise Hisham Matars in die Heimat nach 33 Jahren Exil im März 2012, nicht lange nach Gaddafis Tod im Herbst 2011, als Demokratie und Gesetzlichkeit vorübergehend in greifbarer Nähe schienen. Der Aufenthalt diente vor allem dazu, das ungewisse Schicksal seines Vaters zu klären, was letztlich nicht gelang: „Seit einem Vierteljahrhundert schwindet meine Hoffnung kontinuierlich, und so kann ich heute sagen, dass ich so gut wie frei davon bin. Es bleiben nur noch ein paar vereinzelte Fünkchen.“ Jabbala Matar wurde 1939 geboren, als Libyen während der kolonialen Unterdrückung durch Mussolini einen Genozid erlebte. Sein Vater Hamed, Hishams Großvater, kämpfte gegen die seit 1911 bestehende italienische Besatzung, bis er 1919 mit seiner Familie für 20 Jahre nach Alexandria floh. Jabbala Matar liebte Gedichte, wurde mit dem Import von japanischen und westlichen Waren in den Nahen Osten sehr reich und diente nach der Unabhängigkeit Libyens 1951 unter König Idris als Offizier. Mit dem Putsch Gaddafis verband er zunächst Hoffnungen auf eine neue, republikanische Zeit, erkannt jedoch bald die wahre Natur des neuen Machthabers, der die Schulen militarisierte, Bücher, Musik und Filme verbot, Theater und Kinos schließen ließ, Fußball zur ungesetzlichen Tätigkeit erklärte und Gegner massenhaft hinrichten ließ. 1979 floh Jaballa Matar mit seiner Frau und den beiden Söhnen und organisierte von Kairo aus den militärischen Widerstand. 1990 wurde er mit Wissen des ägyptischen Geheimdienstes und Hosni Mubaraks entführt und nach Tripolis ins berüchtigte Gefängnis Abu Salim gebracht. Drei Briefe konnte er heimlich an seine Familie schicken, nach den Massenhinrichtungen 1996 verliert sich seine Spur. Hisham Matar, besessen von dem Wunsch, das Schicksal seines Vaters aufzuklären, mobilisierte führende Mitglieder des britischen Oberhauses und den Außenminister David Miliband, den Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu, Menschenrechtsgruppen und NGOs und erstaunte mit diesem „Lärm“ selbst den Gaddafi-Sohn Said al-Islam, doch kamen lediglich vier andere Familienmitglieder nach 21 Jahren Haft frei. Die Rückkehr wurde 2017 mit dem Pulitzer-Preis für Biografie oder Autobiografie und mit dem Geschwister-Scholl-Preis ausgezeichnet. Mir haben Hisham Matars bewegendes Zeugnis der Liebe zu seinem Vater und seiner Heimat gut gefallen, genauso wie das gezeigte Spannungsfeld zwischen dem Wunsch nach Wahrheit und der Angst davor, alles in klarem Stil verfasst und ohne sich in den Vordergrund zu spielen. Allerdings hätte ich mir neben den sehr persönlichen Aspekten mehr Information zur Geschichte des Landes gewünscht. Aber vielleicht schreibt Hisham Matar darüber ja noch ein weiteres Sachbuch, ich würde es auf jeden Fall gerne lesen.

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„Auf der Suche nach meinem verlorenen Vater“ lautet der Untertitel dieses Buches, das eindeutig autobiografisch ist. Bereits in seinen beiden vorhergehenden Büchern erzählt Hisham Matar, mehr fiktional, von der Suche nach dem Vater und von dem was dieser Suche vorausging. Nun kommt der Autor, der aus einer gebildeten und wohlhabenden lybischen Familie stammt, zum ersten Mal seit der Kindheit wieder in sein Heimatland zurück und setzt sich vor Ort den Geschehnissen der Vergangenheit aus. Mit seiner Frau Diana, einer Amerikanerin, und seiner Mutter besucht Matar all die Verwandten, die in Lybien zurückgelassen wurden, die Verwandten, die teilweise ebenso wie Matars Vater Jaballa unter der Herrschaft Gaddafis als Regimegegner verhaftet wurden. Im Gegensatz zum Onkel, wurde der Vater, ein ehemaliger Diplomat und ärgster Widerstandskämpfer gegen Gaddafi nicht wieder freigelassen. Er verschwand spurlos. Hisham Matars Leben ist seither geprägt von der Suche nach dem Vater, doch jegliche Recherche läuft ins Nichts. Eine Ungewissheit, die für Hoffnung kaum Platz lässt und die schwer erträglich ist … Als die Familie nach der Machtübernahme Gaddafis zunächst in New York, wo auch Hisham 1970 geboren wird, danach im Exil in Agypten lebt, fühlt sie sich einigermaßen sicher. Doch wird der Vater aus Kairo entführt und 1990 nach Lybien ausgeliefert. Er landet im berüchtigtesten Gefängnis in Tripolis. Einige wenige Briefe erhält die Familie von ihm. Seit dem Massaker in Abu Salim, in dem über 1000 Gefangene, überwiegend Reigimegegner ermordet wurden, kommt kein Lebenszeichen mehr. „Gaddafi hatte seine größten Gegner gern nahe bei sich, um sie sich von Zeit zu Zeit ansehen zu können, die Lebenden wie die Toten. Gefriertruhen mit Leichen lange verstorbener Dissidenten wurden gefunden.“ Matar zeichnet in seinem Buch auch die wechselhafte Geschichte des Landes auf und dessen unruhige politische Entwicklung. Schwerpunkt ist jedoch die Vatersuche mit all der Hoffnung und all dem Zweifel. Er, der mittlerweile mit seiner Frau in England lebt, setzt von dort aus, später sogar mit Hilfe von Menschenrechtsorganisationen und des Parlaments, alle Hebel in Bewegung. Die Ungewissheit bleibt … „Die Suche wurde zur Besessenheit, ich verlor jede Zurückhaltung und war bereit zu kontaktieren, wer immer, wie ich dachte, helfen konnte.“ Matar schreibt sehr gut, er findet eine Sprache in seiner Sprachlosigkeit, die wiederum mich sehr eindringlich anspricht. Er erzählt oft in beinahe poetischen Bildern über die eigentlich schrecklichen Ereignisse. Sicher lohnt es sich, auch die beiden vorherigen Romane des Autors zu lesen, die alle um das Thema kreisen. Matar ist einer der Autoren, dem das Schwierige gelingt: aus Biografischem Literatur zu machen.

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Der aus Libyen stammende Schriftsteller Hisham Matar hat mich 2011 mit seinem Roman "Geschichte eines Verschwindens“ in den Bann geschlagen. Sein aktuelles Werk "Die Rückkehr“ knüpft an diesen Roman oder besser an das lebenslange Trauma von Hisham Mater und seiner Familie an. Sein Vater, ein politischer Gegner Gaddafis, wurde 1990 mit Hilfe des ägyptischen Regimes von Gaddafis Geheimdienst aus seinem Kairoer Exil nach Libyen entführt. Bis 1996 erhielten die Angehörigen drei aus dem Gefängnis geschmuggelte Briefe des Vaters. Seit 1996 wird die Familie mit gegenläufigen Gerüchten über den Zustand und den Aufenthaltsort des Vaters konfrontiert. Eine solche Geschichte ist leider symptomatisch für Diktaturen. Aber die Opfer erhalten selten ein Gehör. Doch Hisham Matar, der seit Jahrzehnten in Großbritannien lebt und einen britischen Pass besitzt, ist ein angesehener Schriftsteller. Er machte sich jahrzehntelang bis zu den politischen Spitzeninstitutionen in UK lautstark für seinen Vater und die Aufklärung des Verbrechens an ihm stark. Eindrücklich schildert Hisham Matar in seinem Buch "Die Rückkehr" mit dem Untertitel "Auf der Suche nach meinem verlorenen Vater“ diesen lebenslangen Kampf um Klarheit und Gerechtigkeit. Doch mit der Rückkehr im Jahr 2012, dem erstmaligen Besuch Libyens seit Kindertagen, wird immer deutlicher, dass das Schicksal des Vaters nicht mehr geklärt werden kann. Noch viel erschreckender ist Matars Erkenntnis, dass es nie im Interesse Großbritanniens oder Ägyptens lag, Gerechtigkeit für die Opfer der libyschen Diktatur zu erlangen. Im Gegenteil: Beide Regierungen unterstützten aus politischem Kalkül Gaddafi und seine Mörderbande. "Die Rückkehr“ liest sich wie ein Krimi. Eine bedrückende Lektüre, da es sich nicht um eine Fiktion, sondern um unsere bittere politische Realität handelt. Luchterhand ISBN 9783630874227

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