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Rezensionen zu
Ein Sturm wehte vom Paradiese her

Johannes Anyuru

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Johannes Anyuru - Ein Sturm wehte vom Paradiese her „Er weiß nicht mehr, was er erlebt hat, was er in diesem Zug macht. Der Vollmond steht tief über dem Horizont, eine graue Scheibe. Er sieht die Krater, die sandigen Meere. Er erinnert sich nicht mehr, wer er ist. Der Mond, er ruft ihm etwas ins Gedächtnis. Die Wolken. Den Wind. Er erinnert sich nicht. Er erinnert sich nicht an die Geschichte.“ Heute möchte ich euch ein etwas ernsteres Buch vorstellen, in Zukunft möchte ich ab und zu auch mal über solche Themen schreiben, sie gehören vielleicht nicht unmittelbar zu unserem Leben, aber nur weil Dinge nicht in unserem Umfeld geschehen, heißt es nicht, dass sie nirgendswo geschehen. Bücher wie Biographien, Erfahrungsberichte und interessante Sachbücher können uns zum Nachdenken anregen und unseren Horizont erweitern. Gerne könnt ihr mir auch Tipps zu solchen Büchern geben, ich interessiere mich sehr für sowas und bin offen für alle möglichen Themen. In unserem Buch heute geht es um einen jungen Mann, der in einem unterirdischen Raum irgend-wo in Ostafrika vernommen wird. Noch vor kurzem erhielt er die Chance Kampfpilot in der ugan-dischen Luftwaffe werden. Er studierte an der entsprechenden Akademie in Athen, er marschierte in einer weißen Uniform, er entfernte sich von einer Kindheit voller Gewalt als er noch in Uganda in elenden ärmlichen Verhältnissen aufwuchs, sowie vom Bruder regelmäßig verdroschen wurde und wollte seinen Weg zu einer Zukunft in den Wolken beschreiten. Doch dann, wenige Monate vor seinem Examen, kommt es in Uganda zu einem Staatsstreich. Idi Amin ergreift die Macht. Sein Regime wird zu einem der blutigsten des afrikanischen Kontinents werden. Und genau in diesem Moment trifft der Mann eine folgenschwere Entscheidung: Er wird nicht zurückkehren ins brutale Uganda, obwohl es ihm befohlen wird. Er reist mit der Fähre nach Rom, wo eine Cousine mit einem Italiener verheiratet ist. Die beiden raten ihm zu bleiben, er aber vermisst den Himmel. Er will fliegen und nimmt ein Angebot aus Sambia an. Er achtet nicht darauf, dass dieses Land eine sozialistische Regierung hat, die dem Putsch in Uganda feindlich gesinnt ist und somit jeden Ugander beargwöhnt. Für ihn beginnt mit der Reise ein mehrjähriger Leidensweg durch Instanzen, Kellerlöcher und armselige Lager. Er wird zu einem Vertriebenen, einem Flüchtling, dessen Leben auch in Schweden, wo er dann als letzte Station ankommen wird, durch Einsamkeit und Heimatlosigkeit geprägt. Es ist ein Buch über persönlichen Mut Entscheidungen zu treffen, die ein ganzes Leben verändern können. Es erzählt die Tragik eines Menschenlebens, das exemplarisch für das Leben so vieler Getriebener und Vertriebener steht. Der Sohn dieses jungen Mannes, der 1979 geborene Johannes Anyuru hat einen unglaublich fesselnden und berührenden Roman über seinen Vater geschrieben, sowie auch darüber, wie ein Mensch von den Stürmen der Vergangenheit erfasst und gezwungen werden kann, alles zu riskieren, um dem Tod zu entfliehen. Diese Situation ist bei kurzem Nachdenken nicht mal selten, wenn wir bedenken, wie viele noch im 21. Jhd. aus ihren Heimatländern fliehen müssen um sich und ihre Familien zu retten, wenn sie es denn überhaupt schaffen.. Johannes Anyuru gilt in Schweden als Schriftsteller, der sich gerne in Debatten einmischt. Als Sohn einer schwedischen Mutter und eines ugandischen Vaters erhebt er des Öfteren seine Stimme, wenn es um Ausgrenzung und Rassismus geht. Er ist kritisch engagiert und versucht sich weder von der Literaturbranche noch von der Politik vereinnahmen zu lassen, dies scheint jedoch nicht einfach zu sein, wie er einmal äußerte: „Wie sehr man auch versucht, das System zu sezieren“, also Ausgrenzung, Kapitalismus, die Festung Europa, „man bleibt dennoch ein Teil dessen und somit darin gefangen“. Diese Aussage machte er 2012 in der Zeitung Svenska Dagbladet, als sie ihm ihren Literaturpreis für den Roman Ein Sturm wehte vom Paradiese her verlieh. Mit Bezug auf Walter Benjamins Geschichtsphilosophische Thesen findet Anyuru in dessen „En-gel der Geschichte“ eine Metapher für das väterliche Schicksal: „Aber ein Sturm weht vom Para-diese her und hat sich in seinen Flügeln verfangen und hindert ihn daran, sie zu schließen, und zwingt ihn, unaufhaltsam in die Zukunft zurückzuweichen. Dieser Sturm, schreibt Benjamin, ist der Fortschritt.“ Und ein solcher Sturm hat auch den heimatlosen Vater P unaufhaltsam von Lager zu Lager und schließlich nach Schweden geweht – sein Blick aber blieb gebannt an seine zurückliegende Lei-densgeschichte und dahinter an seinen paradiesischen Traum geheftet. Warum bloß war er nach Afrika zurückgekehrt? Diese Frage demütigte P ein Leben lang. Es gab keine Antworten darauf. Und auch wir als Leser fragen uns dies fortwährend in dem Roman, wa-rum, warum nur ist er zurückgekehrt, er hätte doch alles wunderbar sein können.. Aber ich persön-lich bin der Meinung, dass alles was passiert, aus einem bestimmten Grund geschieht, den wir einfach nicht erfassen können oder erst sehr spät begreifen. Auf das wir unseren Träumen hinterherjagen, auch wenn uns unsere Entscheidungen auf dem Weg dorthin manchmal Schwierigkeiten bereiten können. Liebe Grüße Feyza (_FOEZ_)

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