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Rezensionen zu
Der Sündenfall des Rechtsstaats

Tilman Jens

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Eine gute Grundlage für eine neue Debatte

Von: Charlene Otremba aus Berlin

02.06.2013

Die Zirkumzision aus religiösen Motiven gehört noch immer zum Alltag vieler muslimischer und jüdischer Gemeinden. Interesse an diesem Thema zeigten bis zum Jahr 2012 weder die deutsche Bevölkerung noch die politische Führung des Landes. Erst ein Kölner Gerichtsurteil vom 07. Mai 2012, in welchem die Beschneidung als Körperverletzung eingestuft wurde, führte zu einer Debatte. Obwohl man gleich sagen muss, dass das Wort Debatte den Kern nicht wirklich trifft. Es gab ein sehr großes Medienecho und politische Konsequenzen, die übereilt wirkten. Eine konstruktive und ausreichende Diskussion kann man aber im Nachhinein nicht erkennen. Diese Problematik greift Tilman Jens auf und stellt die wichtigsten Aussagen, die von religiöser, politischer und medizinischer Seite angebracht wurden gegenüber. Das Thema der Beschneidung sieht er als symptomatischen Ausdruck unseres modernen Verhältnisses zu den Religionen. In seinem Werk macht er von Beginn an keinen Hehl aus seiner Einstellung und sagt klar und deutlich, dass er die Beeinflussung der Gesellschaft und der damit zusammenhängenden Grundwerte durch die Religionen sehr bedenklich findet. Aus seiner Sicht werden religiöse Werte und Vorstellungen über Menschenrechte gestellt. Dabei bezieht er die drei großen monotheistischen Religionen ein und betrachtet die Vorgehensweise ihrer Vertreter genau. Er unterscheidet weiterhin liberale und konservative Strömungen und bringt verschiedene Betrachtungsweisen an. So entsteht ein sehr umfangreiches Bild und man kann sich ansatzweise ein eigenes Urteil über das Thema erlauben. So sinnvoll sein Ansatz auch ist und so fruchtbar das Buch für eine kommende Diskussion sein kann, die sprachliche Qualität hebelt einige Argumente fast aus. Ich hatte bereits nach den ersten Seiten das Gefühl, dass ein aggressiver Grundton deutlich herausragt. Es ist verständlich, dass der Autor endlich seine Meinung preisgeben möchte und sein Wissen über das Thema weitergeben will. Aber er ist am Anfang zu aufgeregt. Der Leser hat den Eindruck, dass die Worte geradezu aus dem Mund des Verfassers stolpern und dabei an Klarheit verlieren. Und so ist es nicht verwunderlich, wenn man in den ersten Kapiteln eine gewisse Stringenz vermisst. Es ist ein wenig so, als ob Tilman Jens uns im Kreis dreht und irgendwann anhält. Wir brauchen dann aber noch eine gewisse Zeit bis wir wieder vernünftig laufen können. Wenn man diesen Punkt erreicht hat, fügen sich die ganzen Informationen zusammen und man fragt sich, warum der Autor nicht noch viel mehr aus seinem Werk gemacht hat. Sicherlich ist es nur als kurze Streitschrift gedacht. Aber wäre es nicht sinnvoll, wenn daraus ein Sachbuch erwächst, das in einer leicht verständlichen Sprache die Problematik in einem größeren Zusammenhang bespricht? Um ernsthaft wahrgenommen zu werden, müsste der Autor aber wie gesagt ein wenig seine Wut unterdrücken und die eigene Meinung geringfügig zurückstecken. Beziehungsweise glaube ich, dass abgeänderte Formulierungen schon einen großen Fortschritt darstellen würden. Der ein oder andere Satz erinnert einfach zu stark an ein bockiges Kind, das endlich einmal erhört werden will. Insgesamt kann man sagen, dass das Werk einen guten Anstoß für eine neuerliche und notwendige Debatte bietet, da interessante und teilweise unbekannte Argumente vorgestellt werden. Die sprachliche Qualität und der Sinnzusammenhang konnten mich leider nicht vollkommen überzeugen.

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